Donnerstag, 16. Oktober 2008

Der Eklat

Der Eklat war diese ganze grauenvolle Veranstaltung. Reich-Ranicki war der Lichtblick.
Mit diesen Worten schließt der Kommentar von Elke Heidenreich »Reich-Ranickis gerechter Zorn«.

Ich habe die Sendung nicht gesehen, und ich kann auch nichts verpasst haben, wenn ich erfahre, dass »Deutschland sucht den Superstar« als beste Unterhaltungssendung ausgezeichnet wurde, dass ein gewisser Atze Schröder und diverse Köche für die Gestaltung sorgen durften.

YouTube sei Dank konnte ich mir ansehen, was die womöglich einzig lohnenden rund 8 Minuten dieser Sendung gewesen sind. Marcel Reich-Ranicki nimmt diese Zumutung nicht hin:



Thomas Gottschalk hat versucht, das beste aus der Situation zu machen. Musste er auch, denn er will wohl weiter erhebliche Honorare durch Fernsehauftritte in den von Marcel Reich-Ranicki zu Recht gescholtenen Medien verdienen. Ob Gottschalk das noch nötig hat, sei dahingestellt, seine Bankkonten dürften ausreichend gefüllt sein. Vielleicht hat er ja Spaß an seinem Beruf? Immerhin ließ er erkennen, was er von RTL und Sat.1, Mitstifter des Fernsehpreises, hält:
Gottschalk: Ich glaube nicht, dass RTL und Sat.1 gerne etwas über das Kulturverständnis von Reich-Ranicki hören wollen. Das könnte bei einigen Mitarbeitern zu Identifikationskrisen führen. Und die Fans von ,DSDS‘ werden sich den Termin auch nicht in den Blackberry tippen. 
Nun ist es ja nicht so, dass nur bei RTL und Sat.1 Müll gesendet wird. Die ganze Fernsehlandschaft spiegelt wieder, was aus unserer Gesellschaft geworden ist. Auch bei ARD und ZDF geht es immer häufiger darum, möglichst viele Tabus zu brechen, um zu beweisen, wie modern man doch ist...

Es gibt offensichtlich erhöhten Bedarf an niveaulosen Sendungen und sogenannten Stars, Geschmacklosem und Peinlichkeiten, denn anderenfalls würden gerade die werbefinanzierten Privatsender schleunigst ihre Programmgestaltung ändern. 

Man darf gespannt sein: Morgen (Freitag) um 22:30 Uhr will das ZDF ein Gespräch über das Fernsehen mit Gottschalk und Reich-Ranicki ins Programm nehmen, »aus gegebenem Anlass«.

P.S.: Foto oben: Screenshot aus der Sendung, vermutlich (C) ZDF oder so.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

charaktervolle mutige Worte von Reich-Ranicki und auch von Elke Heidenreich!

Dem ist nichts hinzuzufügen...
außer, dass heutzutage Menschen mit Charakter, die für die Wahrheit öffentlich einstehen, leider selten geworden sind!
Das sollte um so mehr eine Aufforderung sein, auch selbst Farbe zu bekennen...

Anonym hat gesagt…

Heute Mittag habe ich im Deutschlandradio einen Kommentar zum gestrigen Fernsehgespräch zwischen
Gottschalk und Reich-Ranicki gehört.

Hierbei wurde Reich-Ranicki in die "Seniorenecke" gestellt mit der Bemerkung, ob das Fernsehprogramm auf die Ansprüche eines 88-jährigen abgestimmt sein müsse...

Dabei macht man es sich ja wieder einmal leicht, in dem man Herrn Reich-Ranickis alters unabhängige Kritik als Altersstarrsinn abtut und sie damit weiterhin überhaupt nicht ernst nehmen und zulassen muss!

Was zählt heute noch Altersweisheit
und Ratschläge aus dieser Generation...?

Günter J. Matthia hat gesagt…

Ich empfand die halbe Stunde Gespräch zwischen MRR und TG als durchaus wertvoll.

Einerseits hat TG erklärt, warum er als intelligenter und gebildter Mensch allerlei niveauloses und geistloses Spaktakel mitmacht, andererseits wurde für mich deutlich, dass MRR kein sonderliches Interesse am Fernsehen an und für sich (mehr) hat.

Der eine lebt eben vom und für das Fernsehen, der andere lebt von der und für die Literatur.

Anonym hat gesagt…

@günter:
Du meinst,dass sich beides ausschließt?
Das kann man so nicht sagen, denn
Elke Heidenreich (als Vertreterin einer anderen Generation)lebt für die Literatur und braucht das Fernsehen, um Bücher vorzustellen.

Da sie MRR verteidigt hat bzw. er ihr aus der Seele sprach, bekommt sie nun in Folge selbst Ärger mit dem ZDF.

Meiner Meinung nach lässt die Qualität des Fernsehens zu wünschen übrig!
Daraus kann man selbst natürlich die Konsequenz ziehen, indem man wenig oder gar nicht "fernsieht"...

Günter J. Matthia hat gesagt…

Natürlich lässt die Qualität des Fernsehens zu wünschen übrig.

Aber auch Elke Heidenreich ist in einer völlig anderen Position als MRR, sie ist nun mal wie TG in erster Linie Moderatorin und Medienschaffende, die Liebe zur Literatur hat sie erst seit den 1990er Jahren zunehmend erkennen lassen. Nach ihrem Studium war sie von Anfang an freie Autorin für Presse, Funk und Fernsehen, während MRR eine ganz und gar andere Biographie hat. Das Fernsehen bzw. sein »Literarisches Quartett« war mehr Nebenprodukt als Lebenszweck, von Anfang an bis zum Ende.

Anonym hat gesagt…

stimmt!-Natürlich gibt es auch interessante niveauvolle Sendungen,leider oft spät nachts.

Auf Phoenix habe ich vor ein paar Tagen eine sehr gute Nachtsendung über die Jesus Freaks gesehen u.a.aus Berlin.