Montag, 21. April 2008

Sechs Wochen mit dem Pinguin...

...liegen nun schon hinter mir. Eins steht fest: Meine Vorurteile bezüglich Linux (dauernd kryptische Befehle notwendig, kaum mit Windows kompatible Anwendungen, optische Katastrophe...) habe ich in dieser Zeit beerdigt. Es ist zwar anzumerken, dass die Linux-User-Gemeinschaft es mit den unüberschaubar vielen Foren und Wikis dem Einsteiger einerseits leicht macht, an jegliche benötigten Informationen zu kommen, aber andererseits doch eine gewisse Hochnäsigkeit im Tonfall an manchen Orten unverkennbar ist. Da liest man dann »...mache ein apt-get...« und muss erst einmal herausfinden, wie man das denn macht.
Aber: Gerade für den Eee-PC - und die meisten Käufer dürften Linux-Neulinge sein - gibt es einige Stellen im Netz, die wirklich verständliche und nützliche Anleitungen und Antworten anbieten, ohne dass man sich doof vorkommen muss (unten sind dann die drei Links zu finden, die mir wirklich geholfen haben).

Doch nun zu ein paar beerdigten Vorurteilen beziehungsweise Erkenntnissen aus der Praxis.

1. Die optische Erscheinung lässt sich genauso anpassen, wie bei Windows, samt Transparenz der Leisten und Icons. Ganz wie es beliebt, nüchtern grau oder fröhlich bunt, oder jeden Tag was anderes. Zur Zeit lacht mich mein Desktop nach dem Hochfahren (33 Sekunden!) so an:


2. Software ist für jeden auch nur denkbaren Anwendungs- und Unterhaltungsfall zu finden, und das - im Gegensatz zur Windows-Welt - so gut wie immer kostenlos. Ohne nervende Klick-mich-und-kauf-mich-endlich-popups, ohne Einschränkungen in der Funktion oder Laufzeit. So kann ich mit dem Eee zum Beispiel auch im Urlaub oder unterwegs die Fotos von der Kamera holen, bearbeiten, veröffentlichen, speichern... - alles geht.


3. Ob mp3 oder wav, ob wmv oder avi, die Unterhaltung kommt nicht zu kurz. Von Festplatte, über USB von DVD und CD oder aus dem Internet: Es gibt nichts, was sich nicht anzeigen beziehungsweise abspielen lässt. Auch Spiele gibt es in Hülle und Fülle, und wiederum: So gut wie alles wirklich kostenlos.


4. Die Arbeit geht auch unterwegs vonstatten, denn die gängigen Excel- und Worddateien, die ich so brauche, lassen sich mit OpenOffice verlustfrei öffnen, bearbeiten, drucken, speichern. So kann ich auch fern vom Schreibtisch Rechnungen erstellen und dem Kunden per E-Mail zuschicken. Oder an einem Projekt arbeiten. Oder an meinen Erzählungen und Sachtexten. Und das auch fern der Steckdose. Drei Stunden sind die normale Laufzeit, mit Sparfunktionen geht's auch länger. Und dann zu Hause auf dem »Großen« ohne Konvertierungen oder ähnliche Mühen weitermachen.



5. Da ist manches rot unterstrichen... aber was er nicht kennt, lernt er dazu, der kleine Eee. Beispielsweise ist ihm frommes Vokabular anfangs etwas fremd gewesen (vielleicht, weil in Linux dauernd irgenwelche »Daemons« werkeln?), aber von Tag zu Tag bekehrt er sich mehr zur biblischen Terminologie.



6. Es gibt Linux-Varianten wie Sand am Meer. Ich hatte zwischendurch eine Alternative installiert, eeexubuntu genannt, die musste aber wieder dem mitgelieferten Xandros (im Full Desktop Modus) weichen, denn die Verbindung zum heimischen Netzwerk war denn doch zu störanfällig und manches klappte einfach grundsätzlich nicht, wie der Zufgriff auf den Eee vom Windows-Rechner aus. Aber mit Xandros: Kein Problem. Nichts einstellen, nichts ver-oder entschlüsseln, einfach nur hinnavigieren, wo ich hin will. Dateien öfffnen, ändern, speichern... alles geht. Plug & Play eben. Einfach so.



7. Immer dabei: Meine Bibel. Kopieren, Suchen, mehrere Übersetzungen, mehrere Sprachen, Lexika... - alles da. Und wiederum: Kostenlos. Ohne Haken und Ösen, Crosswire sei Dank.



8. Stets aktuell, Netzwerk oder W-Lan vorausgesetzt natürlich: Meine abonnierten RSS-Feeds und meine E-Mails. Auf einen Klick weiß ich, wer was zu sagen hatte.



9. Der Mini-Bildschirm setzt natürlich gewisse Grenzen, aber keine, an denen ich bisher gescheitert wäre. Für den Firefox gibt es etliche Themes, die den Platz für Menüs und Leisten so minimieren, dass man recht gut damit arbeiten kann. Die nächste Generation des Eee hat einen etwas größeren Bildschirm und mehr Speicher, aber andererseits: Der Kleine soll und wird ja nicht den »richtigen« Computer ersetzen.


Ein guter Freund, der sehr viel unterwegs und überall online ist (mit USB-Dingsbums und Mobil-Flatrate), sagte mir neulich: »Seit ich den Eee habe, ist mein Leben um ein Kilogramm leichter geworden.« Oder waren es zwei Kilo?
Der Eee wiegt jedenfalls nur 900 Gram, um die mein Leben seit sechs Wochen schwerer geworden ist. Aber die 900 Gramm sind eine höchst willkommene Bereicherung.

Zuerst war ich noch unsicher, ob nicht irgendwann Windows auf dem Kleinen landet - inzwischen hat der Pinguin mich überzeugt und ein dauerhaftes Bleiberecht erworben.

Und - vielleicht das Beste an der Sache: 300 Euro hat der Eee gekostet. Die meisten Kollegen, Freunde und sonstige Menschen, die mich mit dem Gerät sehen und nachfragen, haben mit diesem geringen Preis erhebliche Verständnisschwierigkeiten. »Nur 300 Euro? Kann nicht sein.« Aber es ist und bleibt dabei. Mehr hat er wirklich nicht gekostet.


P.S.: Der Pinguin ist von Hasos Tafel entführt worden - Haso hat mich nämlich überhaupt erst auf den Eee aufmerksam gemacht. Danke, Haso!

P.P.S.: Zur Zeit ist er sogar lieferbar. Der Eee, nicht der Haso. Logisch, oder? Hier: Der Eee bei Amazon

P.P.P.S.: Die erwähnten hilfreichen Adressen für Linux-Neulinge wie mich: Asus Eee Community /// EEE-PC Wiki /// Eee-User Forum (englisch)