Donnerstag, 24. April 2008

Vor 25 Jahren: Kujau ist Hitler. Oder so ähnlich.

Meine Oma, treue und begeisterte Stern-Leserin, brachte die (wegen der Sensation!) um zwei Tage vorverlegte Ausgabe vom 25. April 1983 nach Hause und schimpfte: »Was sind denn das für Idioten? Da steht FH, nicht AH!« Sie hatte mit einem Blick auf das Titelbild die Hitler-Tagebücher als Fälschung entlarvt. Ohne chemische Analysen, ohne Gutachten. Ganz einfach, weil sie die deutsche Schrift noch kannte - im Gegensatz zu den Herren Kujau, Nannen und anderen.
Auch mir, ich war damals 27 Jahre jung, fiel das F sofort ins Auge. Aber ich überlegte noch: Könnte ja sein, dass da »Führer Hitler« abgekürzt wurde, oder »Für Hitler« oder wer weiß was für eine Abkürzung. Vielleicht hieß der Buchbinder »Friedrich Hildesheimer« und das war sein Firmenzeichen? Es konnte doch nicht sein, dass der Stern über 9 Millionen Mark für eine so plumpe Fälschung bezahlt hatte...
Als ich dann aber in dieser und (vor allem) der nächsten Ausgabe las, was Hitler da notiert haben sollte, glaubte ich schon nicht mehr an die Echtheit der Tagebücher. Der Hitler aus dem Geschichtsunterricht und den Dokumentationen, die ich gesehen hatte, passte überhaupt nicht mit diesem Schreiberling zusammen, dessen Notizen der Stern da abdruckte. Doch erst am 6. Mai verbreitete sich die Bestätigung: Alles nur gefälscht. Und das - schon das »FH« verrät es - nicht einmal besonders gut. Da hatte Herr Kujau schlampige Arbeit für sehr viel Honorar abgeliefert.

Und die Moral von der Geschicht?
  1. Glaube nicht alles, was die Medien so verlauten lassen. Da sind Irrtümer (Global Warming) genauso zu finden wie bewusst gesteuerte Falschmeldungen (Barak Obama = Moslem).
  2. Wenn Du es noch nicht gelernt hast, hole es schnellstens nach: Neben den lateinischen Buchstaben sollte man - selbst nach der Abschaffung der traditionellen Überschriften in der FAZ - auch Sütterlin und Fraktur beherrschen. Falls Hitler mal wieder ein Tagebuch schreiben sollte.