Dienstag, 3. Juni 2008

Demuts-Preis 2008

Ich wurde mal wieder mit einem Blogstöckchen beworfen, der Wurf war gut gezielt und wäre beinahe ins Auge gegangen. Aber nur beinahe. Er traf mich nur am Kopf und verursachte leichte Schwindelgefühle. Daher ist mein Adlerauge ungetrübt und ich kann ein messerscharfes Urteil abgeben.

Die Frage von Don Ralfo war, welcher Blogger diesen Preis verdient haben könnte. Mich schloss der Unhold von vorne herein aus, na so was. Da hört sich doch alles auf.
Damit hat er allerdings einen Fehler gemacht, der gute Don Ralfo. Unwissentlich, denn seine Information, ich würde aus narzistischen Beweggründen bloggen, hat er (laut eigenem Bekenntnis) ja nur aus zweiter Hand. So sei ihm dieser Fauxpas verziehen.

Da ich ja bekanntlich ein Sprachwissenschaftler erster Güte bin, habe ich die Antwort auf die Frage nach dem würdigsten Preisträger natürlich schnell parat gehabt. The winner is:

Günter J. Matthia

Nun soll das, Don Ralfos Vorgaben gemäß, auch wissenschaftlich nachvollziehbar begründet werden. Bittesehr, nichts leichter als das:

Der Begriff Demut (von althochdeutsch diomuoti »dienstwillig«, also eigentlich »Gesinnung eines Dienenden«) beschreibt Ergebenheit, die in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründet ist.

Die Notwendigkeit ist dabei schnell definiert: Es muss gebloggt werden. Diese Gegebenheit hat Günter J. Matthia zweifellos willig hingenommen, fast täglich verrichtet er den Dienst des Bloggens und an manchen Tagen sogar mehrfach.

Das tut außer dem Preisträger auch noch der Storch mit vergleichbarer Regelmäßigkeit und Dienstwilligkeit, so dass ich zunächst zögerlich war, ob nicht doch jenem dieser Pokal zustehen würde. Jedoch: Nach Erich Fromm (Die Kunst des Liebens) ist »Demut die der Vernunft und Objektivität entsprechende emotionale Haltung als Voraussetzung der Überwindung des eigenen Narzissmus«. Um den eigenen Narzismus zu überwinden, muss man ihn selbstverständlich zuerst erkennen. Günter J. Matthia, unser Preisträger, tut dies bereits mehrfach. Storch dagegen hat sich mit dem Thema noch gar nicht öffentlich auseinandergesetzt. Daher ist Günter J. Matthia ihm wohl doch eine Zehntelsekunde auf der Zielgeraden voraus. Dem Storch allerding gebührt ein ehrenvoller zweiter Platz, es sei denn der Preis kann auch zwei Siegern gleichzeitig zuerkannt werden. Dann rückt Günter J. Matthia dem Vernehmen nach gerne trotz der anhaltenden Schwindelgefühle ein wenig zur Seite, damit Platz für beide auf dem Treppchen ist.

Bento, ein ebenfalls von Don Ralfo beworfener Leidens- und Dienstgenosse, erklärte in seiner (abweichenden) Laudatio: »Da man sich ja nicht selber wählen kann ohne die Frage ad absurdum zu führen, bin ich mal gespannt...« Denkste, Bento. Man kann!

Quod erat demonstrandum.

P.S.: Meine demütige Haltung verbietet es mir, das Stöckchen weiterzuwerfen. Außerdem deucht mich, dass Haso es bereits in die haargenau richtige Richtung in Bewegung gebracht hat.

P.P.S.: Meine demütige Haltung gebietet es, dass ich auf den Ursprung der sprachwissenschaftlichen Forschungsergebnisse bezüglich des Wortes »Demut« hinzuweisen nicht unterlasse. Fündig wird auch der Laie bei Wikipedia.

Berlin ist viel mehr...

...als Currywurst und Bulette. Was ich so alles am vergangenen Wochenende erlebt habe, berichte ich gerne hier und andernorts, aber heute noch nicht. Aus mehreren Seiten handschriftlicher Notizen soll eine Chronik werden, die zu schreiben braucht jedoch ein wenig Zeit. Voraussichtlich morgen gibt es den ersten Teil zu lesen: Käsebrot mit Aussichten.

Don Ralfo hat mich mit einem Stöckchen beworfen, auch dem widme ich mich zu gegebener Zeit, falls ich nicht zu demütig sein sollte. Diesbezüglich muss ich noch in mich gehen, mal sehen, ob ich dort jemanden finde...

Damit jedoch der geneigte Blogbesucher heute hier nicht völlig leer ausgeht, erlaube ich mir, angesichts der Berliner Temperaturen von über 30 Grad folgende Weisheit zum Besten zu geben:
Ich habe bei Menschen nie an Kälte geglaubt. An Verkrampfung schon, aber nicht an Kälte. Das Wesen des Lebens ist Wärme. Selbst Hass ist gegen ihre natürliche Richtung gekehrte Wärme. - Peter Høeg, Fräulein Smillas Gespür für Schnee
In diesem Sinne bis morgen. Einen schönen Tag allerseits und denkt daran: Stay safe, stay out of the sun!