Samstag, 20. Dezember 2008

Mitten im Fettnäpfchen

Es wird ihn nicht stören, den Marcel Reich-Ranicki, wenn er sich in einem Fettnäpchen wiederfindet. Hat er sich doch selbst hineinbegeben. Da fragte ein Leser:
Beim Blick auf Ihren Kanon und auch auf meinen Bücherschrank fällt auf, dass die von Frauen produzierte Literatur unterrepräsentiert ist. Woran liegt das?
Reich-Ranicki war um eine Antwort nicht verlegen:
Das hat einen einfachen Grund: Hochbedeutende Romane, Dramen, Opern oder Symphonien von Frauen gibt es überhaupt nicht oder ganz selten (eventuell Romane, zumal englische). Man überlege sich, ob es einen Bach, Mozart oder Beethoven weiblichen Geschlechts gibt, einen Dante, Shakespeare, Goethe oder Tolstoi, einen Michelangelo, Leonardo oder Dürer. Und man sei nicht gleich beleidigt, wenn man eine derartige Frage stellt. (Quelle: Fragen Sie Reich-Ranicki)
Ei ei ei! Wenn das mal nicht Schimpfe gibt, von weiblicher Seite. Ich will mit meiner Deutung des Phänomens versuchen, die Wogen zu glätten:

Wir Männer sind weder so attraktiv, dass man uns dauernd malen müsste, noch lohnt es sich sonderlich, über uns irgendwelche Oden zu verfassen. Ganz anders ist es mit den Frauen: Sie sind so wunderbare Geschöpfe, dass wir Männer nicht umhin können, ihnen auf alle erdenkliche Weise zu huldigen - ob nun im Lied, im Gemälde oder in der Literatur.