Donnerstag, 31. Dezember 2009

Fertich jeworden

Ich war mal mit einem amerikanischen Pastor, Sam Fields, befreundet, inzwischen wohnt der gute Mann nicht mehr in Berlin. Egal. Es geht ja um damals: Dieser Freund meinte oft, ich sei höchstwahrscheinlich hoffnungslos verloren, weil ich ja wicked sei. Schließlich sei die Bibel eindeutig: The wicked know no peace. Da ich auch an Wochenenden und zu anderen Gelegenheiten, bei denen andere ruhten, oft etwas zu tun hatte, war für ihn die Sache klar: No peace, sondern Arbeit, also wicked.

Ich pflegte mit Bibelversen zu antworten, in denen Müßiggang und Faulheit gegeißelt werden. Wir hatten viel Spaß miteinander, der Pastor und ich.

An seinen Spruch the wicked know no peace dachte ich eben, als ich um 15 Uhr am 31. Dezember 2009 nach drei Stunden Arbeit am letzten Projekt für das Jahr das Dokument speicherte und abschickte. Die Zeitschrift, für die ich einen Artikel zu schreiben mich bereit erklärt hatte, nannte seinerzeit als Redaktionsschluss Ende Dezember. Heute ist Ende Dezember, falls mein Kalender stimmt. Und der Artikel ist fertich jeworden. Na siehste.

idee im kopf

Die Idee für den Einstieg in den Text kam mir gestern beim Bierchen in einem Kellergewölbe. Ich schaute zwar in das Buch, das meine Hand hielt, aber ich las gar nicht. Statt dessen hatte ich ein längst vergessenes Kinderlied im Kopf. Und damit den Einstieg in den Artikel, in dem es um Sünde und Gesellschaft geht. Das war der Grund für die erfreute Mine (obwohl auch Bier und Buch gut waren / sind). Ähnlich erfreut schaue ich jetzt drein, denn nun gibt es nichts mehr zu tun in diesem Jahr 2009.

Allen meinen Blogbesuchern wünsche ich einen ähnlich friedlichen und fröhlichen Übergang in ein neues Kalenderjahr, ob das nun irgendwie besonders gefeiert wird oder (wie bei uns hier im deshalb aufgesuchten Urlaubsexil) nicht.

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Der Herr Klaus

herr_klaus_und_gjm Der Herr Klaus, demokratischer König von Tschechien, schaute etwas nachdenklich und ernst, als ich ihm heute (in einer Ausstellung in Český Krumlov) erklärte, dass ich als Tourist die Einführung des Euro statt der tschechischen Krone sehr begrüßen würde.

Es wäre weniger erschreckend für mich, die Preise in Cafés, an Tankstellen oder sonstwo zu betrachten.

Andererseits schult es natürlich das Kopfrechnen. Ein Glas Bier im Restaurant kostet beispielsweise 38,00. Da kann man schon innerlich Zweifel am eigenen Durst bekommen. Doch dann setzt die Rechenkunst im Kopf ein: Ein Euro ist etwa 28 Kronen wert. Also ist der halbe Liter köstliches Nass doch nicht ganz so unerschwinglich - und ich bestelle froh ein pivo. Zum Wohl, jawohl!

herr_chaplin_und_eva

Die beste aller Ehefrauen plauderte derweil mit Herrn Chaplin über die Filmkunst an und für sich. Er sah so traurig aus, dass sie nicht umhin konnte, ihn versuchsweise etwas aufzuheitern. Sie erklärte ihm, dass es ihm womöglich besser stünde, den unsäglichen Schnurrbart zu rasieren.

Er jedoch blieb wehmütig wie er war - offensichtlich hängt er an seiner Gesichtsbehaarung.

Na ja. Künstler sind nun mal Künstler, und Politiker sind Politiker. Und wir sind nur Touristen, die den Urlaub genießen.

Was ja der Sinn der Reise war und ist. Gute Nacht, liebe Welt.

Handgeschriebenes...

...sieht man heutzutage selten, und´mit so viel Sorgfalt zu Papier gebrachtes schon gar nicht. Daher freue ich mich, dass Jan Hus sich die Zeit genommen hat, diesen Blogbeitrag mit sauberen Buchstaben so makellos zu gestalten. Ich wünsche angenehme Lektüre.

handschrift

(Fotografiert im Historischen Museum Budweis)

Montag, 28. Dezember 2009

Je nachdem, wie man es betrachtet...

PC270554...hätte es schlimmer kommen können oder es ist eine kleine Katastrophe.

Auf der Fahrt in den Silvesterurlaub kam ich gestern etwa 20 Minuten nach der tschechischen Grenze in einer Kurve ins Schleudern (Eisschicht auf einer sonst trockenen Straße) und rutschte trotz ABS und so weiter unkontrolliert auf ein entgegenkommendes Fahrzeug zu. Dem Zusammenprall entgingen wir um geschätzte 20 Zentimeter, rutschten aber ungebremst mit der Nase des Autos mit etwa 60 Stundenkilometer in die Böschung.

Das Ergebnis: Keine Scheinwerfer mehr vorne, keine Blinker, das Nummernschild unauffindbar - aber andererseits niemand verletzt und keine Kollision mit dem entgegenkommenden Fahrzeug.

Der ACE kümmerte sich nach unserem Notruf um ein Ersatzfahrzeug, damit wir die Reise fortsetzten konnten, lieferte es bei uns in der kleinen Stadt Kynsperk nad Ohri ab und ließ den beschädigten Windstar zurück in eine Werkstatt in Deutschland schleppen.

PC280574Von dort erhielten wir heute einen Anruf, der jede Hoffnung auf eine Reparatur zunichte macht, die würde nämlich runde 7.000 Euro kosten, was ein absoluter Unfug wäre bei einem so alten Auto. Es ist viel mehr kaputt, als der Augenschein vermuten ließ.

Nun sind wir einerseits froh und dankbar, dass niemand zu Schaden kam, dass wir (mit einem ZITRÖHN!!! - allerdings wenigstens inkognito mit Hamburger Nummernschild) auf Kosten des Automobilclubs (den ich in jahrelanger Mitgliedschaft bisher nichts gekostet hatte) den Urlaub fortsetzen beziehungsweise überhaupt antreten konnten, andererseits ist ein Totalschaden natürlich eine vorher nicht kalkulierte finanzielle Belastung.

Doch erst mal versuchen wir, den Schreck und Schock (seit 1974 habe ich den Führerschein, und dies war mein erster und einziger Unfall) zu vergessen. Es ist nur Blech kaputt - Blech kann man ersetzten. Und Budweis ist eine romantische, schöne und urlaubsfördernde Stadt...

Sonntag, 27. Dezember 2009

Don’t be evil…

image …ist seit der Gründung / Erfindung das Motto von Google.

Der Leitsatz zielt normalerweise auf den Umgang mit den Kunden, aber das Google-Weihnachtsgeschenk zeigt, dass das längst nicht alles ist.

Ein Klick aufs Bild führt zum Weihnachtsgeschenk, falls einige meiner Leser keine Google-Kunden sind und die Weihnachtpost nicht bekommen haben.

Gefällt mir sehr, das Google-Geschenk. Sehr. Sehr sehr.

Samstag, 26. Dezember 2009

Stephen King: Under the Dome

A used car dealer with a fierce smile and no warmth, he’d given his heart to Jesus at age sixteen and had little left for his customers, his neighbors, or his dying wife and deteriorating son. The town’s Second Selectman, he’s used to having things his way. He walks like a man who has spent his life kicking ass.

Wir lernen diesen Gebrauchtwagenhändler zur Genüge kennen. Besser, als uns lieb ist. Big Jim ist – excuse my French – ein Arschloch. Wir kommen jedoch nicht darum herum, ihm immer wieder zu begegnen, denn Chester’s Mill ist nun mal eine Kleinstadt., in der wir uns eine ganze Weile aufhalten. 1074 Seiten lang, um genau zu sein. Das ergibt wahrlich kein dünnes Buch. So etwas könnte ermüden, abschrecken, einschüchtern. Es könnte dazu verleiten, Seiten zu überblättern, während man auf dem langen Weg von Seite 1 zum Ende ist. Doch dieses Buch ist noch nicht einmal lang genug. Warum? Weil mein Lesevergnügen viel zu schnell vorüber war.

imageAllerdings nicht zu schnell für die Menschen, die den Roman bevölkern. Einige von ihnen, die ich kennen und schätzen lernte, schafften es nicht, bis zu den letzten Seiten zu überleben. Das war zu erwarten, aber manches Mal wünschte ich doch, der eine oder die andere hätte noch eine Chance – oder überhaupt eine Chance – bekommen.

In manchen Kritiken habe ich mit Verwunderung gelesen, das Buch hätte kürzer sein können oder sollen. Vermutlich bevorzugen solche Leser eine Tüte Pommes Frittes im Stehen statt eines Mahls am festlich gedeckten Tisch, einen 3-Minuten Song statt eines Albums, einen Sketch statt eines Spielfilmes? Natürlich hätte die Handlung ganz kurz umrissen und berichtet werden können: Eine Kleinstadt in Maine wird eines Vormittags vom Rest der Welt isoliert. Selbst die Versuche des Militärs, mit modernsten Waffen die Barriere zu durchdringen, scheitern…. – wie langweilig das doch wäre! Das wäre keine Erzählung, das wäre keine Reise in die Köpfe und Herzen der Menschen, denen solch ein Schicksal widerfährt. Gute Menschen und böse Menschen, mit allem, was ihr Leben ausmacht.

Stephen King hat seinen Leser mit Under the Dome ein weiteres Meisterwerk in die Hand gegeben, das zwar nicht ganz an The Stand heranreicht, das aber doch viele andere Bücher übertrifft. Von den 1074 Seiten hat mich keine einzige gelangweilt, nicht einmal ein kleiner Abschnitt war mir zu lang. Jeder Satz ist notwendig und jeder Satz hält die Spannung aufrecht, so dass man gelegentlich vergisst, wer und wo man ist. Im Nachwort gibt der Autor die Loorbeeren für den nicht abreißenden Sog der Erzählung weiter an seine Lektorin:

Nan Graham edited the book down from the original dinosaur to a beast of slightly more manageable size; every page of the manuscript was marked with her changes. … Whenever I weakened she jammed her foot on top of mine and yelled (in the margins, as editors are wont to do), “Faster, Steve! Faster!”

Eine der großen Stärken des Erzählers Stephen King ist zweifellos sein virtuoser Umgang mit der Sprache, wodurch die Charaktere lebendiger werden als durch bloße Beschreibungen. Ich fürchte, dass auch bei diesem Buch, oder vor allem bei diesem Buch, die Übersetzung in andere Sprachen einiges von dem Zauber auslöschen wird, der diesen Roman so lesenswert macht. Es mag immer noch besser sein, Under the Dome auf Deutsch zu lesen als gar nicht, aber schon der dämliche Titel Die Arena, den der Verlag gewählt hat, lässt überwiegend ungute Ahnungen in mir aufkommen. Ich will nicht behaupten, dass ich selbst mich an eine Stephen King Übersetzung herantrauen würde, obwohl ich mittlerweile schon etliche Bücher übersetzt habe. Höchstens für sehr viel Geld mit anschließendem Übersetzerschutzprogramm (Asyl, neue Identität…). Ich wäre nämlich an manchen Stellen ratlos, wie ich das Gelesene in meiner Muttersprache adäquat wiedergeben könnte.

Wie auch immer. Wer sich das Abenteuer gönnt, Under the Dome zu lesen, der wird von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt sein, und zwar auf eine Art, von der man wünscht, sie würde nicht enden. Das Ende kommt allerdings, und zwar – nun ja. Das Ende eines Romans ist bei Stephen King mitunter nicht ganz nach meinem Geschmack. Bei Duma Key ging es mir so, bei Cell, bei Lisey’s Story. Auch bei diesem aktuellen Roman wünschte ich, der Autor hätte sich, was die Ursache der Isolation von Chester’s Mill betrifft, etwas anderes ausgedacht. Ich will niemandem die Spannung verderben, daher sage ich hier nichts zur schrittweisen Auflösung des Geheimnisses auf den letzten etwa 50 bis 60 Seiten. Oder 100. Immer mehr deutet Seite für Seite darauf hin, und beim Lesen hatte ich noch gehofft, auf eine falsche Fährte gelockt zu werden, eine starke statt einer schwächelnden Auflösung zu bekommen – vergeblich. Aber gut, zugegeben: eine andere Lösung fällt mir auch nicht ein. Und es geht letztendlich in diesem Roman kaum um das warum, sondern darum, wie die Menschen mit dem umgehen, was ihnen zustößt. Um das, was manche dabei ihren Mitmenschen zufügen, wenn Masken plötzlich fallen und das Böse entblößen. Wie andere über sich selbst hinauswachsen, wodurch das Gute, bislang unsichtbar verborgen oder vom Leben verschüttet, wirksam werden kann. Under the Dome ist ein moralisches Buch, das nicht moralisiert. Es hält unaufdringlich einen Spiegel vor die Seele des Lesers. Man kann hineinsehen oder wegblicken. Wer es wagt, sich darauf einzulassen, wird nach der Lektüre bemerken, dass einer der Sätze im letzten Kapitel des Buches während der Lektüre wahrgeworden ist:

For we saw as through a glass darkley, but now we see as if face to face.

Doch auch ohne in den Spiegel zu schauen ist Under the Dome vor allem eins: Gnadenlos spannende, hervorragende Unterhaltung. Vielleicht sogar Stephen Kings zweitbestes Buch.

Freitag, 25. Dezember 2009

Gastbeitrag Dietrich Bonhoeffer: Weihnachtsbrief aus dem Gefängnis an die Eltern

Es bleibt mir wohl nichts übrig, als Euch für alle Fälle schon einen Weihnachtsbrief zu schreiben. Ich brauche Euch nicht zu sagen, wie groß meine Sehnsucht nach Freiheit und nach Euch allen ist. Aber Ihr habt uns durch Jahrzehnte hindurch so unvergleichlich schöne Weihnachten bereitet, dass die dankbare Erinnerung daran stark genug ist, um auch ein dunkleres Weihnachten zu überstrahlen.

In solcher Zeit erweist es sich eigentlich erst, was es bedeutet, eine Vergangenheit und ein inneres Erbe zu besitzen, das von dem Wandel der Zeiten und Zufälle unabhängig ist. Das Bewusstsein von einer geistigen Überlieferung, die durch die Jahrhunderte reicht, getragen zu sein, gibt einem das sichere Gefühl der Geborgenheit.
Vom Christlichen her gesehen kann ein Weihnachten in der Gefängniszelle ja kein besonderes Problem sein. Wahrscheinlich wird in diesem Hause hier von vielen ein sinnvolleres und echteres Weihnachten gefeiert werden als dort, wo man nur noch den Namen dieses Festes hat.

Dass Elend, Leid, Armut, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Schuld vor den Augen Gottes etwas ganz anderes bedeuten als im Urteil der Menschen, dass Christus im Stall geboren wurde, weil er sonst keinen Raum in der Herberge fand, - das begreift ein Gefangener besser als ein anderer, und das ist für ihn eine wirklich frohe Botschaft.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Vom Niveau und von Badewannen

PC220533 Die Fortsetzung der gestrigen /vorgestrigen Geschehnisse gestaltete sich wie folgt. Als wir etwa eine Stunde vor der vereinbarten Zeit bei der kleinen Werkstatt ankamen, strahlte uns der Mechaniker oder Meister an: »Es hat alles gepasst, ich will nur noch schnell eine Probefahrt machen.« Allerdings war der gute Mann etwas ratlos, warum das Auto über Nacht erheblich an Bodenfreiheit verloren haben könnte. Ich wusste Rat und legte den Schalter im Kofferraum um, der konstantes Niveau ein- und ausschaltet, den hatte ich nämlich (ich lese Gebrauchsanweisungen, auch von Automobilen) vor dem Anheben des Fahrzeuges entsprechend betätigt.

Brav wie er ist, unser Windstar, hob er sich sogleich wieder in die Höhe und die Probefahrt des Meisters oder Mechanikers  konnte erfolgen. Der gute Mann war anschließend restlos begeistert von unserem Fahrzeug, er meinte: »So etwas hätte ich auch gerne mal…« Uns blieb dann noch zu tanken, in die Waschanlage hinein und sauber wieder herauszufahren und schließlich zu bezahlen.

Wir waren dann um 12 Uhr wieder auf dem Weg nach Berlin, und siehe da: Die Autobahnen waren trocken, meist nicht allzu voll und so konnten wir noch vor 17 Uhr zu Hause erleichtert sagen: »Geschafft.« Zu Hause haben wir zwar keine so große Badewanne wie das Hotel in der NRW-Provinz (siehe Foto), aber wie sagt doch der Volksmund so richtig: Home sweet Home. Und nun kann Weihnachten kommen.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Metall auf Metall

Aus gegebenem Anlass sind wir gestern trotz Wind und Wetter quer durch mehrere Bundesländer gefahren und sogar, abgesehen von Brandenburg und Sachsen-Anhalt, auf gut befahrbaren, weil von Schnee und Eis gereinigten Autobahnen. Niedersachsen hat übrigens fast durchgehend irgend einen magischen Fußbodenbelag auf der Autobahn, der trotz Regen und Schnee so gut wie trocken ist. Somit wirbeln die Reifen kein Wasser in die Luft und das Fahren wird zur reinen Freude für klein und groß Danke, Niedersachsen!

Allerdings trübte die Freude auch vor und nach Niedersachsen ein unangenehmes, grummelndes, irgendwie Unheil verheißendes Geräusch beim Bremsen. Das war in den letzten Wochen gelegentlich zu hören, aber es verschwand wieder. Nun jedoch war es so laut und so penetrant, dass ich den Verdacht hatte, links vorne sei kein Bremsbelag vorhanden, sondern Metall schleife beim Bremsen auf Metall.

Das Hotel, das wir gebucht hatten, hatte eine Überbuchung erfahren. Man hatte uns per E-Mail darüber informiert, dass wir in einem anderen Hotel untergebracht würden, aber wer liest schon E-Mails gründlich? Wir landeten aösp zunächst an der falschen Rezeption, von dort wurden wir zum Ausweichhotel geschickt. Auf dem Weg kamen wir an einer Tankstelle mit kleiner Werkstatt und dem Schild KFZ-Service vorbei. Der Gedanke, zumindest zu fragen, ob jemand mal nach der Bremse vorne links schauen könne, war sofort da, und nachdem wir das Gepäck abgeladen hatten spazierten wir zur Tankstelle und fragten das Nämliche.

Die Freundlichkeit der Menschen in einer Kleinstadt bewies sich sogleich. Der Mechaniker oder Meister oder was er auch sein mag schickte mich das Auto holen, obwohl er nicht sicher war, dass seine Hebebühne es mit einem Ford Windstar würde aufnehmen können. Man sei eher auf Klein- und Mittelklassewagen eingestellt, vielleicht auch mal einen Mercedes, aber er wolle es zumindest versuchen. Und siehe da - die Hebebühne ächzte zwar und die Schwenkarme waren an irgend einem Maximum angelangt, aber das Auto passte irgendwie dann doch und wurde emporgehoben.

Um es kurz zu machen: Ich bremste mit Metall auf Metall, die Bremsscheibe hatte ein hübsches Rillenmuster. Und heute, am 23. Dezember, wollen wir zurück nach Berlin, wegen Weihnachten und so. Es war mittlerweile fast 17 Uhr, eine Zeit, bei der so manche Menschen an den Feierabend anstatt an Kundendienst denken. Und in der nordrhein-westfälischen Provinz Bremsscheibe und Bremsbeläge für ein grundsätzlich hierzulande recht seltenes Auto zu finden, auf die Schnelle und sofort, das schien sehr unwahrscheinlich. Die Freundlichkeit der Menschen in einer Kleinstadt bewies sich erneut. Der Meister oder Mechaniker telefonierte mit Hinz und auch mit Kunz und versicherte uns dann fröhlich, dass die Ersatzteile am 23. um 10:30 Uhr bei ihm eintreffen würden, dass er dann noch eine gute Stunde brauchen würde und wir gegen Mittag zurück in die Hauptstadt fahren könnten.

Nun bin ich gespannt, ob alles klappt, wie vorgesehen. In Berlin, da bin ich sicher, hätte sich keine Werkstatt finden lassen, die so schnell Abhilfe schafft. Man hätte vermutlich einen Termin im Januar angeboten...

Ich werde meine Blogleser wissen lassen, ob und wann wir wieder zu Hause sind...

Montag, 21. Dezember 2009

Von relativer Kälte und Bilderbuchwetter

Wer nun irrt, Wikipedia oder die aufgestellten Schilder am Uferweg, sei dahingestellt. Der Weg um den Schlachtensee ist laut Wikipedia 5,5 Kilometer lang, laut Beschilderung 5,6 Kilometer. Gestern haben wir uns aufgemacht, der sibirischen Kälte trotzend, den Schlachtensee zu Fuß zu umrunden. Das ist eine uns nicht ungewohnte Übung bei normalen Temperaturen, die gestrige Umwanderung war jedoch die kälteste, an die ich mich erinnern kann.

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Wir hatten bei der Fahrt zum See noch gemutmaßt, die einzigen Berliner zu sein, die so tapfer sind, aber weit gefehlt. Zu Hunderten marschierten die Menschen – so gut wie alle schnellen Fußes wie wir – um den See. Einige Jogger waren auch zu sehen. Und etliche fröhliche Hunde. Vor allem aber belohnte die Natur diejenigen, die sich ihr aussetzten, mit herrlich klarer Luft und freundlichen Sonnenstrahlen. Weil Bilderbuchwetter zum Bilder anfertigen einlädt, hatte ich die Kamera dabei.

PC200513 

Nach knapp über einer Stunde hatten wir die 5,5 oder 5,6 Kilometer geschafft und waren wieder an der Fischerhütte angelangt, wo sich zur Zeit auch das einzige Entenrefugium des Sees befindet. Für die Wasservögel gab es dort einen Schwimmplatz, für uns im Biergarten Kakao bzw. Glühwein. Zum Aufwärmen? Nein. Aus reinstem Genussstreben. Uns war kein bisschen kalt, so sehr auch die ersten ein oder zwei Kilometer von der Kälte erschwert worden waren – nach einer Weile wird man durch die Bewegung warm und kann nur noch die Menschen bemitleiden, die auf Kälte und Winter schimpfend auf ihrem Sofa sitzen, anstatt sich hinauszuwagen und zu bewegen, obwohl sie gesund sind.

PC200519

Logisch: Die Kälte ist nicht relativ, sondern messbar. Aber wie der Körper sie empfindet, hat durchaus mit dem Verhalten zu tun. Und wenn man dann hinterher zu Hause auf dem Sofa sitzt, ist die Entspannung eine ganz andere als ohne vorangegangene Schnee- und Eiswanderung.

Freitag, 18. Dezember 2009

Ein Aufsatz mit Auslegung und Vision: Die Hasowolke

image Don't follow leaders, watch the parkin’ meters. -Bob Dylan

1. Der Aufsatz
Den einen Menschen erwischt es früher, eine andere Person nur, wenn sie will, aber dann gleich, nämlich jetzt. Heute habe ich mich aufgerafft, diesen Text zu schreiben, man soll sich ja NICHT drücken vor solchen Aufgaben. Auch dass man nach der Nacht nicht weiterschläft, sondern die Arbeit früh beginnt, ist noch wichtig.

2. Die Auslegung
Die fettgedruckten Worte stammen aus der, nein, sie sind die Haso-Twitter-Wolke. Meine selbst gestellte Fleißaufgabe, aus den Wolkenworten einen sinnvollen Kurzaufsatz mit philosophischer Tiefe zu erstellen, ist hiermit erfolgreich bewältigt. Es sind sogar theologische Bezüge darin enthalten. Die Auslegung im Einzelnen möge der Leser selbst vornehmen, nur so viel: Es hat mit Zeit zu tun.

3. Die Zukunft
Ich werde der Aufforderung des Haso nicht folgen, sein Follower zu werden. Twittern scheint zwar vielen Menschen Spaß zu machen, das Wort hat es gar in die Liste der Worte des Jahres geschafft (wo es sich in unrühmlicher Gesellschaft befindet), aber ich bleibe renitent und füge mich nicht. Das hat nichts mit Haso zu tun, der ist mein Freund. Ich reihe mich auch bei keinem anderen an. Das obige Zitat von Herrn Dylan bleibt auch künftig Teil meines individuellen Lebensregelwerkes.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Der Sturm

Schön, Sie zu treffen. Ja, setzen Sie sich ruhig, ein Becher Wein wird wohl noch für Sie da sein. Setzen Sie sich, dann erzähle ich Ihnen gerne, was damals passiert ist. Aber eines sage ich Ihnen gleich. Ich kann Ihnen nur erzählen, was passiert ist. Erklären kann ich es Ihnen nicht. Nachdem jetzt eine Weile vergangen ist, sehen wir alle die Geschichte mit größerem Abstand, etwas weniger aufgeregt, nüchterner. Völlig ungerührt allerdings kann ich sie immer noch nicht betrachten.

Eigentlich war es ein ganz normaler, langweiliger Tag wie so viele. Ja, genau, so wie heute. Nicht viel los hier in unserem Dorf, da haben Sie Recht. Ich will Sie auch gar nicht damit aufhalten, wie wir den Vormittag verbracht hatten, das tut nichts zur Sache. Aber ich sollte Ihnen wohl erst einmal verraten, wer wir eigentlich sind, wenn Sie schon hier bei uns in der Schenke Platz nehmen und die Episode hören wollen.

Wir sind, was unsere Väter schon waren. Fischer. Wir kennen unseren See, seine Tiefen und Untiefen, wir kennen das tückische Wetter, und doch sind auch wir immer wieder überrascht, wenn ein Unwetter sozusagen aus heiterem Himmel hereinbricht. Das kommt ab und zu vor. So war es auch an jenem Tag.

Der Himmel war kaum bewölkt, warm war es, keineswegs zu heiß, nichts Ungewöhnliches zu erwarten. Man kann sich jedoch, wie ich schon sagte, mit dem Wetter hier nie sicher sein.

Das Getümmel am Ufer haben wir uns aus der Entfernung angesehen, wir halten uns aus solchen Volksaufläufen heraus. Das ganze Geschiebe und die nervöse Aufregung, das ist nichts für uns, die wir hart arbeiten und mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Wanderprediger kommen und gehen, jeder hat so seine Spezialität, da muss man ja nicht mittendrin sein, nur weil wieder ein neuer Rabbi auftaucht. Ich wette, Sie haben auch schon solche Leute getroffen, die irgendeine neue Erkenntnis oder Vision verkünden, ob man nun zuhören will, oder nicht.

Wir saßen also auf dem sonnigen Platz vor unseren Häusern und sahen zu, wie die Volksmenge wuchs und wuchs, den Mann, um den es ging, konnte man in dem ganzen Tumult kaum noch ausmachen. Dass er irgendwann wohl genug von dem Trubel hatte und mit einem Boot verschwand, konnten wir gut verstehen. Er kletterte mit seinen Freunden in das kleine Fischerboot, das der Familie von Andreas gehört. Andreas selbst ist ja kein Fischer mehr. Der hat sich dem Rabbi verschrieben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Das Unwetter zog sich unglaublich schnell zusammen, nachdem sie abgelegt hatten. Sagen wir, fünfzehn Minuten hat es gedauert. Vielleicht zwanzig, aber mehr bestimmt nicht. Das Boot mit dem Prediger und seinen Gefolgsleuten war von unserem Platz aus noch zu sehen.

Wir beobachteten, was sich am Himmel zusammenbraute und erwarteten, dass die Männer auf dem See umkehren und Schutz suchen würden, schließlich waren einige dabei, die sich auskennen mussten. Simon und Andreas zum Beispiel. Sie waren Fischer wie wir, bevor sie sich dem Rabbi angeschlossen haben. Andreas habe ich ja schon erwähnt. Sie saßen in seinem kleinen Schiff. Ich kenne Andreas und seinen Bruder Simon, seit wir zusammen als Kinder mit unseren Rindenkähnen am Bach gespielt haben.

Aber das Boot zielte weiter geradeaus auf das weit entfernte Ufer gegenüber zu, als hätte niemand an Bord auch nur einen Blick auf die drohenden Wolkenmassen verschwendet. Dass solche Wolken einen gewaltigen Sturm mit sich bringen würden, stand für uns außer Frage. Dass die kleine Barke von Andreas dem nicht standhalten würde, war genauso klar. Und wie gesagt, Andreas und Simon zumindest mussten das wissen. Aber das Boot kehrte nicht um. Wir machten nicht viele Worte sondern brachen auf. Selbst wenn es nur Fremde gewesen wären, hätten wir selbstverständlich alles getan, um ihnen zu helfen. Andreas und Simon, in diesem Fall unter den Gefährdeten, hätten nicht anders gehandelt.

Haben Sie noch Wein im Becher? Gut so. Es ist noch mehr da, und unser Wirt ist heute in Spendierlaune. Das muss man ausnutzen, kommt nicht allzu oft vor. Also zieren Sie sich nicht.

Wir vier, die wir hier mit Ihnen Wein trinken, machten also mein Schiff los, das stabilste und größte in unserer Gegend, um den Rabbi und seine arglosen Gefährten möglichst rechtzeitig vor dem Ertrinken aus dem Wasser ziehen zu können. Ob wir beizeiten bei ihnen anlangen würden, war fraglich, aber wir wollten es zumindest versuchen.

Mein Schiff ist schnell, es hat schon manchem Sturm getrotzt und ich weiß, dass ich mich darauf verlassen kann, schließlich habe ich beim Bau selbst mit Hand angelegt. Wenn Sie mögen, zeige ich es Ihnen nachher. Ein Prachtstück von Fischkutter. Als das Gewitter losbrach, bekam ich aber doch Angst. Die Wellen schlugen so hoch, dass wir alle Hände beziehungsweise Eimer voll zu tun hatten, den Wasserstand im Boot halbwegs niedrig zu halten.

Wir waren auf etwa fünfhundert Meter an den Kahn mit dem Rabbi herangekommen, dessen Insassen einen aussichtslosen Kampf gegen die Fluten kämpften. Meine drei Freunde hier schöpften, ich steuerte, so gut das bei dem Ungestüm der Naturgewalten noch möglich war. Das andere Boot wurde überhaupt nicht mehr gesteuert, die Leute waren kopflos und manche von ihnen erwarteten wohl bereits ihr sicheres Ende. Wir kamen näher. Als wir Einzelheiten erkennen konnten, glaubte ich, der Wanderprediger sei tot oder verletzt. Er lag hinten im Boot auf einer Matte, rührte sich nicht, während seine Begleiter, je nach Temperament, schufteten, schrieen oder heulten. Verstehen konnten wir ihre Worte nicht, dazu war das Getöse des Gewittersturmes zu laut.

Was wir dann beobachteten, verstanden wir noch weniger: Zwei von den Männern traten an den Liegenden heran, rüttelten ihn, als schlafe er und sie wollten ihn wecken, und der Rabbi richtete sich halb auf, als würde er tatsächlich aus einem Schlummer aufwachen. Das ist, obwohl die Leute später erzählten, er habe tatsächlich ein Schläfchen gemacht, unvorstellbar. Bei diesem Sturm, völlig durchnässt, mit solch einem Krawall ringsherum, wer könnte da schlafen? Hin und her geworfen von den Wellen, die mit dem Boot spielten wie mit einer Nussschale. Wer dabei schläft, der muss entweder so müde sein, dass ihn nichts mehr wecken kann, oder irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Berauscht bis zur Bewusstlosigkeit? Oder vom Sturm umgeworfen und beim Fall mit dem Kopf aufgeschlagen? Irgend so etwas kann ich mir vorstellen, aber nicht, dass er tatsächlich geschlafen hätte.

Doch ich will bei dem bleiben, was wir selbst gesehen und erlebt haben, Spekulationen sind nichts für uns hier. Wir glauben, was wir sehen, nicht was andere gesehen haben oder gesehen haben wollen. Dieser Wanderprediger also lehnte sich auf seinen Ellenbogen, wobei er sich an den Aufbauten festhalten musste, um nicht über Bord gefegt zu werden, und er sprach mit seinen Leuten. Die schauten ihn an, als erwarteten sie, dass er irgendetwas an ihrer Lage ändern konnte. Dann sah er sich um, blickte auch in unsere Richtung. Ich frage mich bis heute, ob die Männer uns bis dahin überhaupt bemerkt hatten, es kann gut sein, dass sie so mit ihrem drohenden Untergang beschäftigt waren, dass sie gar keine Augen mehr für ihre Umgebung und unseren Rettungsversuch hatten. Wir kamen kaum näher, weil das Boot des Predigers ohne Kurs dahintrieb, von Wind und Wellen hierhin und dorthin geworfen, während ich nach wie vor das Steuer in der Hand hielt. Ich dachte gar nicht daran, mein Schiff womöglich mit der Breitseite dem Sturm auszuliefern. Das wäre unser sicheres Ende gewesen. Unser Abstand vom Boot des Andreas schwankte ständig.

Als der Mann in dem anderen Boot schließlich aufstand, waren wir wieder weiter entfernt. Er schien etwas zu rufen und dann geschah das Unfassbare. Sie werden es nicht glauben, ich weiß, ich glaube ja auch nur, was ich selbst gesehen habe. Aber erzählen darf ich es trotzdem, ja? Deshalb sind Sie doch da, um diese Geschichte zu hören. Hier, bitteschön, ein frischer Becher Wein. Nicht dass Sie verdursten, während Sie mir zuhören. Zum Wohl. Auf Ihre Gesundheit.

Also, weiter. Ein Sturm kann sich legen, wenn er ausgetobt hat, der Seegang kann sich beruhigen, nachdem der Wind nachlässt, aber es ist reinweg ausgeschlossen, dass so etwas von einer Minute zur nächsten passiert. Werfen Sie mal einen Stein ins stille Wasser, es dauert eine Weile, bis die Wellenringe wieder völlig verschwunden sind. Und das waren die höchsten Brecher gewesen, die ich jemals auf diesem See erlebt habe. Bis solch ein tobendes Wasser wieder zur Ruhe kommt, dauert es Stunden. Nicht Minuten. Das geht überhaupt nicht. Trotzdem ist genau das geschehen.

Es dauerte länger, zu begreifen, was vor sich ging, als der Vorgang selbst an Zeit in Anspruch nahm. Als der Mann aufgestanden und etwas auf den See hinausgerufen hatte, war der Sturm augenblicklich still, kein Lüftchen regte sich mehr, und der Seegang, der eben noch selbst unsere hohen Bordwände mühelos überspült hatte, verwandelte sich in eine unbewegte Wasseroberfläche. Wie gesagt, das geht überhaupt nicht, aber es ist nun mal so gewesen.

Wir vier haben uns angeschaut und keiner von uns war sich sicher, ob er träumte oder wachte. Aber wir waren nach wie vor nass bis auf die Haut, in unserem Schiff stand kniehoch Wasser und meine drei Freunde hielten Eimer in den Händen, mit denen sie noch einen Atemzug vorher geschöpft hatten. Ich sah auf meine Hände, die um das Steuer verkrampft waren, das sich eben noch wild gegen meinen Griff gewehrt hatte. Dann sah ich hinüber zu dem anderen Boot und bemerkte, wie der Rabbi uns zuwinkte, bevor er sich zu seinen Leuten umdrehte, die ihn anstarrten, wie man ein Gespenst anstarrt.

Das war alles, was ich Ihnen erzählen kann. Den Rest lassen Sie sich von anderen Leuten berichten, wenn Sie deren Sicht hören wollen. Wie gesagt, erklären kann ich Ihnen die Geschichte nicht. Erlebt habe ich sie so sicher, wie ich hier neben Ihnen sitze und diesen Becher Wein in der Hand halte.

Was ich darüber denke wollen Sie wissen? Das kann ich Ihnen sagen. Ich glaube, dass dieser Jesus, so hieß der Prediger, das Wunder verursacht hat. Wie er das gemacht hat, weiß ich aber beim besten Willen nicht. Ich weiß nur, dass sich kein Lüftchen mehr regte, so dass wir zurück zum Ufer rudern mussten. Das hat gedauert, kann ich Ihnen sagen. Einen leichten Wind zur Unterstützung hätte ich nicht verachtet. Aber es herrschte absolute Flaute.

Wollen Sie jetzt mal mein Schiff anschauen? Gut, kommen Sie mit, es ist nicht weit.

P.S.: Diese Erzählung ist schon recht betagt. Zuerst wurde sie in den 90ger Jahren in der Zeitschrift »Entscheidung« abgedruckt, dann in leicht überarbeiteter Form in einem inzwischen eingestellten literarischen Magazin, schließlich fand sie wiederum überarbeitet den Weg in das Buch Liebe und Alltag. Diese Version hier und heute ist nun erneut überarbeitet worden, also die bisher letzte Station auf dem langen Lebensweg dieser Erzählung.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Honi soit qui mal y pense.

lady1 Das Motto des britischen Hosenbandordens, Honi soit qui mal y pense, heißt verdolmetscht: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Was ein Hosenbandorden sein soll, erfährt man nicht hier, sondern bei Wikipedia, falls man es noch nicht wissen sollte. Der aktuelle Prince of Wales, auch als Charly bekannt, müsste beispielsweise ein Hosenband haben, falls die Traditionen da drüben auf der Insel noch funktionstüchtig sind.

Doch mich deucht, ich schweife ab. Zurück zum Thema: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

lady2

Das Motto kann ein Nichtschelm bezüglich dieses Bildes aus einer Fußbodenbelagwerbung in zweifacher Weise anwenden.

Erstens: Was soll denn daran böse sein? Die Dame tut doch nichts ungehöriges.

Zweitens: Ich sehe nur ein umgedrehtes Bild und dann einen Ausschnitt desselben. Der Sinn des Bildumdrehens bleibt mir verborgen.

lady3Der Schelm jedoch, er wird… – ach nein, das können ja gegebenenfalls Schelme, die dieses Beitrages angesichtig werden, als Kommentar darunterschreiben.

Alles schön bunt bei Nina Hagen

Vieles erinnert mich an unsere Jesus-People Zeit. Anstecknadeln und Aufkleber, Jesus mit E-Gitarre, überall Bibelzitate, und alles schön bunt. Wenn sie was macht, dann mit ganzem Herzen und spürbarer Begeisterung, die Nina Hagen.
Heute ist sie in Berlin, sie feiert eine Jesus is the Rock Party.
Es wird das einzige Konzert 2009 in Deutschland mit der Nina Hagen Band sein, und nicht nur die Band ist dabei, sondern auch etliche mehr oder weniger bekannte Freunde.
So der Pastor, der im Sommer Nina Hagen in seiner Kirche getauft hat, und auch Martin Dreyer, Autor der Volxbibel, um aus selbiger vorzulesen. Nina Hagen meint auf ihrem Blog: Die Volxbibel muss unter's Volk! Sicher kann der Abend dazu beitragen.
Ich werde leider diese Party versäumen, da die Eintrittskarten schon ausverkauft waren, als ich von der Veranstaltung erfuhr.
Man kann ja nicht überall sein.

Ich wünsche denen, die das Glück haben, teilzunehmen, einen ganz tollen Abend und freue mich, dass Berlin diese Party geschenkt bekommt. Nina Hagen wohnt nicht mehr hier, aber sie mag unsere Stadt immer noch. Und das ist auch gut so.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Vom Tanzen, von metaphorischen Händen und von der Zeit, die ist

sponcom[1] Ich mag Musik. Gerne. Sehr gerne. Ich singe auch mehr oder weniger gekonnt mit, wenn mir ein Lied gefällt (und ich den Text kann). Ich habe jedoch häufig ein Problem mit »Anbetungszeiten«.

Es geht schon mit ganz irdischen Dingen los: »...denn du schenkst die Freiheit, die mich wieder tanzen lässt ... vor deinem Thron tanze ich nun...« - Ich tanze überhaupt nicht gerne. Ergo wäre mir eine Freiheit, die mich womöglich gegen meine Neigung tanzen lässt, höchst unwillkommen. Und deshalb will ich auch nicht singend behaupten, dass ich nun »vor seinem Thron«, den man meinetwegen metaphorisch deuten kann, tanzen würde.
Also lasse ich solche Textzeilen – in der Regel gleich das ganze Lied – aus und höre nur zu. Leider findet sich im Repertoire vieler freikirchlicher Gemeinden selten mal ein Lied, bei dem ich tatsächlich lückenlos mitsingen kann, weil ich das, was gesungen wird, auch meine.
Es scheint auch metaphorische Hände zu geben. »Wir heben die Hände, auf zu dir Herr...« - und wenn es hoch kommt, sieht man hier und dort einen zaghaft halberhobenen Arm, die Hand ungefähr auf Schulterhöhe. Aber nur hier und dort, die Mehrzahl der Anwesenden hebt normalerweise nur die Stimme, während sie von erhobenen Händen singt…
Mir scheint, dass die überwiegende Anzahl der gängigen Lieder nur noch ein sehr einseitiges Wohlfühlpotenzial für die seelische Erhebung haben, es ist sehr viel von ich, mir, mich, mein, uns die Rede. Sicher ist es nicht falsch, auch im Gesang Dankbarkeit auszudrücken, Gott zu loben - das ist ja der Sinn der Anbetung. Aber wenn gesungen wird »komm in uns're Mitte o Herr«, ist das nicht ein klares Bekenntnis, dass man den Worten Jesu nicht glaubt? Soweit ich die Sache verstehe, ist er bereits bei uns, in unserer Mitte.
Manches ist mir auch zu sehr sprachverhunzend. »Komm, jetzt ist die Zeit...« - im Englischen mag es angehen, dass die Zeit ist, hierzulande ist das eine (inzwischen weit verbreitete) Vergewaltigung der Grammatik. Eine bestimmte Zeitspanne mag kommen und gehen, und während sie da ist, kann jetzt die Gelegenheit bestehen, oder der richtige Moment sein. Aber die Zeit ist nicht.

Alles Äußerlichkeiten, es käme auf das Herz an, meinen manche. Nur frage ich mich, was in den Herzen vor sich geht, während von den Lippen allerlei Sonderliches tönt. Vielleicht hat Jon Birch mit dem obigen Bild (Quelle: ASBO Jesus) recht? Da steht: »Der Sonntag, an dem die Lobpreisband plötzlich verbrannte... - das war der Tag, an dem ich begriff, dass es einen Gott gibt.«

Montag, 14. Dezember 2009

Temporäres Bleiberecht

Seit Samstag hat in unserem Wohnzimmer, wie jedes Jahr üblich, ein Baum temporäres Bleiberecht. Da Bäume in Wohnzimmern nichts zu suchen haben, musste er sich allerdings wie seine Artgenossen in den Jahren zuvor verkleiden lassen, damit er wenigstens nicht auf Anhieb als Baum erkennbar ist. Er gibt nun vor, eine Lampe zu sein (indem er zu leuchten vermag) oder auch ein Kunstobjekt (wegen des an seinen Zweigen befindlichen und farblich zur Einrichtung passenden Schmuckes).

PC120491

Der Baum genießt allerdings nur temporäres Bleiberecht, weil er eine Aufgabe als Orientierungspunkt zu erfüllen hat. Unter ihm sammeln sich bis zum Heiligabend erfahrungsgemäß nach und nach allerlei Päckchen an, die für uns Familienmitglieder bestimmt sind. Eines, der Aufschrift zufolge für die beste aller Ehefrauen, lehnte schon am Samstag Abend unter dem Baum, als ich dieses Foto machte. Wenn der Baum nicht da stünde, dann müsste man womöglich in der ganzen Wohnung nachschauen, ob irgendwo ein Geschenk liegt – nicht auszudenken! So ist und bleibt alles schön übersichtlich.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Gastbeitrag (zum Zeitvertreib): Bob Dylan hat Besinnliches zum 3. Advent

Neulich auf diesem Blog gab es Must be Santa. So ziemlich das schnellste Stück auf irgend einem Bob Dylan Album. Aber er kann natürlich auch anders: Von der gleichen CD heute was Besinnliches zum dritten Advent.




Come they told me (Pa-rum-pum-pum-pum)
our new born King to see (Pa-rum-pum-pum-pum)
our finest gifts to bring (Pa-rum-pum-pum-pum)
to lay before the King (Pa-rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum)
So to honour him (Pa-rum-pum-pum-pum)
When we come.

Baby Jesus (Pa-rum-pum-pum-pum)
I am a poor boy too (Pa-rum-pum-pum-pum)
I have no gift to bring (Pa-rum-pum-pum-pum)
that's fit to give our King (Pa-rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum, rum-pum-pum-pum)
Shall I play for you (Pa-rum-pum-pum-pum)
on my drum?

Mary nodded (Pa-rum-pum-pum-pum)
The ox and lamb kept time (Pa-rum-pum-pum-pum)
I played my drum for him (Pa-rum-pum-pum-pum)
I played my best for him (Pa-rum-pum-pum-pum)
Then he smiled at me (Pa-rum-pum-pum-pum)
Me and my drum.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Gastbeitrag (zum Zeitvertreib): Loriot weiß Besinnliches zum Advent

Es naut die Blacht – Verzeihung.
Advent.
Es blaut die Nacht. Die Sternlein blinken.
Schneeflöcklein leis hernieder sinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den dunklen Tann' ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.

So kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muss es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,

erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase.

Und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
- was der Gemahl bisher vermied -
behält ein Teil Filet zurück,
als festtägliches Bratenstück,

und packt zum Schluss - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt’s von fern wie Silberschellen.
Im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!

»Heh, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?«
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:

»Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann!«
Die Silberschellen klingen leise.
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

Im Försterhaus die Kerze brennt.
Ein Sternlein blinkt: Es ist Advent.

P.S.: Hier noch eine andere Video-Version, Dank Juppis Hinweis: Loriots Advent Version 2

Gastbeitrag (zum Zeitvertreib): Herr Goethe schreibt eine Horrorstory

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

»Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?«
»Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?«
»Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.«

»Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand;
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«

»Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?«
»Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.«

»Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«

»Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?«
»Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.«

»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«
»Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!«

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Blaurotbraunschwarz

html Quelltext

Weil mit schöner Regelmäßigkeit eine neue CD-ROM zu einem Schulbuch das Licht der Welt das Licht des Laserabtasters erblicken soll, sehe ich zur Zeit wieder mal so viel Quelltext in blau, schwarz und rotbraun, dass ich nicht dazu komme, für meine geschätzten Blogbesucher selbst etwas halbwegs Vernünftiges zu schreiben. Oder etwas Unvernünftiges. Na ja. Trübe Aussichten für die nächsten Tage, was diesen Blog betrifft. Vielleicht jedoch finde ich hier und dort etwas, was den Blogbesuchern die Zeit vertreiben hilft?

Aber: Wenn die Zeit vertrieben wird, was bleibt dann eigentlich zurück? Eine Unzeit? Eine Auszeit? Oder wie? Oder was?

Dienstag, 8. Dezember 2009

Haso schreibt zwei Sätze...

...zum stattgehabten Fest der Erscheinung: Bericht aus Friedrichshain

Was ich mich schon am Samstag Abend gefragt habe: DJ steht ja für Diskjockey. Ist ein Jockey mit Computern statt Discs nicht eher ein CJ?

Montag, 7. Dezember 2009

Tom Waits - endlich 60

Heute wird er endlich so alt, wie er schon lange klingt (wenn ihm gerade danach ist): 60.
Sechzig Jahre und kein bisschen leise. Sehr gut so. Die Rede ist von Tom Waits, dem Mann mit der Stimme, die ihresgleichen sucht und nie finden wird.



Meinereiner gratuliert und hofft, dass der gute Mann mal in absehbarer Zeit einen konzertösen Abstecher nach Berlin macht.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Joel

Gestern folgten wir der Einladung zum erscheinungsFEST von beziehungsweiseLEBEN, oder wie immer man das richtig formatiert. Dabei lernte ich einen neuen Freund kennen. Joel. Meine Brille verrutschte etwas, aber das war nur temporär der Fall. Joel ist Fußballfan und hat eine Zahnlücke. Ich habe ihm erzählt, dass ich durch meine Zahnlücken spucken konnte, als ich in seinem Alter war. Ob er das zu Hause ausprobiert?

Joel S. und Günter J.
Mehr zum Fest demnächst bei Haso; mehr zum Buch, wenn ich es gelesen haben werde. Die zur Vorlesung gelangten Ausschnitte lassen bereits darauf schließen, dass eine interessante Lektüre auf mich wartet.

Jetzt jedoch fahren wir gleich los, um eine Methodistengemeinde kennen zu lernen.

Freitag, 4. Dezember 2009

And in the end the love you take is equal to the love you make.

Heute darf ich mit Fug und Recht etwas müde durch den Tag gehen, denn die Nacht war, was den Schlaf betriff, eher kurz. Schuld ist niemand, ich bin ja freiwillig hingegangen. Wohin? Na in eines der schönsten Konzerte, die Berlin in den letzten Jahren zu bieten hatte.

Keine Spur von alt: Paul in Berlin Er ließ runde 30 Minuten auf sich warten, der Sir Paul, eine Unart, die ich bei Musikern überhaupt nicht schätze. Van Morrison oder Bob Dylan beispielsweise beginnen ihre Auftritte pünktlich. Das signalisiert Wertschätzung und Achtung für das Publikum.

Jedoch: das Wartenlassen war schnell verziehen, denn die 2 Stunden und 40 Minuten Musik, die ich zu hören und sehen bekam, waren eines der schönsten Konzerte meines doch eher konzertreichen Lebens.

Dass er 67 Jahre alt ist, hört man seiner Stimme kaum an, und die Bühnenpräsenz ist die eines wesentlich jüngeren Mannes. Er war fit, er hatte offenbar prächtige Laune, und seine Begleitmusiker sind ganz herausragende Meister ihrer Instrumente. Ihre Stimmen vermögen sogar meist wettzumachen, was wegen des Todes von John Lennon und George Harrison verloren ist: Die Lieder der Beatles live, so wie sie heute klingen würden, wenn alle vier noch lebten.

Selbst einige historisch als unaufführbar geltende Lieder spielte die Band gestern Abend, darunter A Day in the Life mit der sich auftürmenden und dann unvermittelt bei woke up, fell out of bed zusammenbrechenden Klangwoge und I Have Got a Feeling mit den schwierigen gegenläufigen Gesangs- und Instrumentalsätzen am Schluss oder Helter Skelter, das auch Jahrzehnte später für blisters on my fingers sorgen muss. Lediglich mit Eleanor Rigby in der dargebotenen Form war ich nicht sonderlich zufrieden, hier fehlte ein echtes Streichquartett doch allzu deutlich. Und – ehrlich gesagt – auf Yesterday hätte ich verzichten können, aber die Geschmäcker sind nun mal verschieden, und das ist auch gut so.

Paul McCartney hatte eine gelungene Mischung von Liedern, von antiken Beatles-Tagen bis zur Filmmusik von heute, zusammengestellt und mit recht aufwändiger Licht- und Videotechnik dargeboten, bei Live and Let Die sogar mit beeindruckenden Brandbomben, Flammenwerfern und Feuerwerk. Die Gefahr, dass die Show von der Musik ablenkt, bestand keinen Moment, sondern das ganze Konzert war ein Kunstwerk aus einem Stück mit sehr viel guter Stimmung, ein paar berührenden Momenten, etwa wenn Paul McCartney Something von George Harrison oder Give Peace a Chance von John Lennon anstimmte. Und mit viel Humor – beispielsweise einem Oooops, als er sich auf der Gitarre vergriff und ihr einen falschen Akkord entlockte. Ich habe ja den Verdacht, dass das bei einem Profi wie Sir Paul reine auflockernde Absicht war.

Und nun bin ich heute eben etwas müde, denn zu Hause waren wir erst nach Mitternacht und auf einen Wein nach der wunderschönen Reise durch Jahrzehnte Musikgeschichte haben wir hinterher auch nicht verzichtet.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Endlich enthüllt: Das Ziel der Bielefeldverschwörung

Hilft ein Schutzprogramm? Neulich auf dem Weg nach Bad Sassendorf widerfuhr uns Unheimliches. Es scheint, als rücke der Tag X näher, an dem SIE ihre finsteren Pläne umsetzen wollen.
Als die ersten Hinweisschilder auf das angebliche Bielefeld an der Autobahn auftauchten, vertrübte sich der bis dahin sonnige Tag zunehmend, bis wir links und rechts der Autobahn nurmehr grau-düstere Nebelbänke sehen konnten. Ein Wetterphänomen? Kaum. Denn es geschah gleichzeitig Unerhörtes:
Unser Navigationssystem, immerhin ein FALK Gerät der F-Serie, verlor den Kontakt zu sämtlichen Satelliten. Auf dem Bildschirm befand sich unser Auto plötzlich weitab jeglicher befestigter Wege, im grauen Nichts. Zwar rollten wir noch immer über den Asphalt, jedoch ohne eine Spur von Orientierung.
Ich ahnte, dass SIE womöglich gerade ihre dämonischen Pläne vorantrieben und beschleunigte, so gut es der Verkehr zuließ. Jedoch häuften sich die Fahrzeuge mit den gefälschten BI-Kennzeichen, was ein Entkommen aus der Falle zu einem schwierigen Unternehmen machte. Die beste aller Ehefrauen bemerkte vom Beifahrersitz: »Was hat der denn vor?«, als uns ein solches Fahrzeug überholte und dann ziemlich dicht vor uns auf die rechte Spur wechselte. Es war ein grauer Opel. Kaum eingeschert, bremste der Unhold am Steuer.
Das Navigationssystem suchte weiter vergeblich nach Orientierung, SIE haben offensichtlich inzwischen so starke Kraftfelder entwickelt, dass selbst der Satellitenempfang in IHRER Nähe unmöglich ist.
Ich wechselte auf die linke Spur und gab Gas. Sofort setzte ein anderes mausgraues Vehikel mit gefälschtem BI-Kennzeichen zur Verfolgung an. Ich sah im Rückspiegel, dass der Fahrer des PKW ein Mobiltelefon ans Ohr gepresst hielt und hektisch redete. Vermutlich orderte er eine Straßensperre, um unser Entkommen zu vereiteln, doch da er nur in einem Volkswagen saß und sein Kumpane in einem Opel, gelang uns dann doch die Flucht. Nicht auszudenken, was geschehen hätte können, wenn die Verschwörer richtige Autos gefahren hätten.
Angst vor Strafzetteln hatte ich nicht, denn eine nicht existierende Stadt kann natürlich auch kein Polizeipräsidium haben.
Schließlich lichtete sich der Nebel und die Sonne durfte wieder die Erdoberfläche beleuchten. Ich verlangsamte auf 140 Stundenkilometer und war gar nicht mehr überrascht, als das Navigationsgerät nach etwa 30 Kilometern Irrfahrt am angeblichen Bielefeld vorbei plötzlich wieder wusste, wo wir waren.
»Haben die uns gejagt?«, fragte ich.
Der Beginn des Krieges gegen die Hauptstadt Die beste aller Ehefrauen gab zu bedenken: »Wir sind die einzigen weit und breit mit Berliner Kennzeichen.«
Und da wurde mir endlich klar: SIE haben die Hauptstadt im Visier. Schon längst läuft der Vernichtungsplan!

Eigentlich war es klar, dass die Unstadt uns Berlinern den Krieg erklärt hat. Der Auftakt zum Vernichtungsfeldzug begann in der Bundesliga, als die angebliche Mannschaft im Februar 2009 unsere Hertha um den wohlverdienten Meisterschaftsgewinn brachte. Da ich mit Fußball wenig Berührungspunkte habe, fiel mir das jedoch nicht auf. Ich glaube, wie so viele Berliner, an Pech. Inzwischen ist jedoch selbst den Fußballverächtern klar, dass unsere Hertha unter IHREM Bann liegt und deshalb nicht mehr gewinnen kann. Der letzte Platz in der Bundesligatabelle ist noch lange nicht die Endstation.

Öffentlicher Auftritt? Geht ja gar nicht. Unsere Bundeskanzlerin scheint eingeweiht in die finstere Verschwörung. Sie weigerte sich zunächst im Wahlkampf, in der nicht existierenden Stadt aufzutreten, ließ sich dann aber unter IHREM Druck zu einem Scheinauftritt vor geladenem Publikum überreden. Die billige Kulisse, die auf den Fotos zu sehen ist, erkennt jedes Kind als solche.

Am Sonntag Abend nun berichtete mir eine Person, deren Identität ich natürlich nicht enthüllen kann, weil SIE sonst unbarmherzig zuschlagen, von einer Zugfahrt durch das angebliche Bielefeld. Einige Bahnhöfe zuvor gab es einen längeren Aufenthalt, weil angeblich beim Zusammenkoppeln zweier Züge Probleme auftraten. Runde 40 Minuten Verspätung waren die Folge. Dann fuhr der Zug weiter in Richtung Berlin und hielt sogar in der Kulisse, die den Bahnhof von Bielefeld vorspiegeln soll. Die vertrauenswürdige Person versuchte mich aus dem Zug anzurufen, sie hatte einen Sitzplatz mit Mobiltelefongarantie gebucht. Jedoch: Nur Knacksen und Rauschen, keine Verbindung. Der Akku des Mobiltelefons, vor der Fahrt voll aufgeladen, leerte sich binnen weniger Minuten.
Als der Zug Berlin erreichte, hielt er für runde 20 Minuten am Bahnhof Zoo, den er eigentlich nur durchfahren sollte, um zum Hauptbahnhof zu gelangen. Lautsprecherdurchsagen verbreiteten die Mär eines Gegenzuges, den man abzuwarten habe. Die Türen des Zuges blieben verschlossen, obwohl viele Fahrgäste angesichts der bereits 40minütigen Verspätung liebend gerne ausgestiegen wären, anstatt bis zum Hauptbahnhof weiter zu fahren.
Meine Erkenntnis nach Abwägung aller Tatsachen: Bei den 40 Minuten Aufenthalt vor der Fahrt durch das Phantasie-Bielefeld und dann vor der Ankunft am Ziel, in den 20 Minuten am Bahnhof Zoo, wurden am Zug technische Vorrichtungen angebracht beziehungsweise entfernt, mit deren Hilfe SIE den Reisenden vorgaukeln, die Reise ginge tatsächlich durch eine Stadt, mit sich bewegenden Autos und Fußgängern und so weiter.

SIE sind in Wirklichkeit bereits dabei, ihre Truppen aufzustellen und demnächst in Richtung Hauptstadt in Bewegung zu setzen. Dieser Aufmarsch soll verborgen bleiben, daher all der Aufwand mit Nebelbänken an der Autobahn und optischen Vorrichtungen bei Zugdurchfahrten.

Mit allen Mitteln: Bielefeld in die Medien gebracht. Es wird Zeit, dass die Öffentlichkeit aufwacht und dem finsteren Treiben ein Ende bereitet. Auf die Politik können wir uns nicht verlassen, die Kanzlerin selbst spielt ja das Theater mit. Die Polizei ist auch schon infiziert, SIE haben beispielsweise kürzlich verbreitet, ein entflohener Straftäter würde in Bielefeld gesucht, als könne in der Phantomstadt jemand untertauchen. Natürlich wurde er ganz woanders verhaftet. Aber SIE haben wieder den Tarnnamen IHRER Verschwörungsstadt in den Medien untergebracht, damit vielleicht noch ein paar Menschen auf die Täuschung hereinfallen und glauben, dass Bielefeld existiert. Sehr geschickt übrigens, denn die Polizei darf ja nicht lügen, also sprach man vom »Raum Bielefeld«.

Unsere Fußballmannschaft wurde im Februar 2009 beim vorgetäuschten Spiel einem lähmenden Gift ausgesetzt, dessen Wirkung bis heute anhält. Und zwar als Versuchskaninchen, demnächst wird der teuflische Stoff über ganz Berlin verteilt!

Mit Grausen blicken wir aus der Hauptstadt in die Zukunft und rufen mit letzter Kraft um Hilfe: Völker der Welt, ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!

P.S.: Falls jemand bisher noch im Dunkeln tappte, was SIE da im Geheimen für finstere Werke tun, hier die wichtigsten Fakten (bevor SIE zuschlagen und die Seite löschen): Die Bielefeldverschwörung

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Geht es vielleicht auch miteinander?

image Kann ein Artikel auferstehen? Na ja, wohl eher nicht. Aber er kann entfernt, überarbeitet und wieder veröffentlicht werden.

Die Daseinsberechtigung mancher Gemeinde wird so definiert, dass sie für die gläubig gewordenen Menschen Auferbauung, Lehre und Gemeinschaft bereitstellt. Punkt. Nichts sonst. Man schaut »christliche Fernsehsender«, hört Anbetungs-CDs, liest fromme Bücher.

Die Probleme der Stadt, in der man sich befindet, das Elend in den Familien ringsherum, rufen allenfalls ein Seufzen hervor: »Herr, hilf!« Und damit hat sich das Problem erledigt. Dafür ist ja schließlich Gott zuständig.

Das ist ein Ausschnitt aus einem Beitrag über das Ende der charismatischen Bewegung, den ich vor einiger Zeit zurückgezogen habe, weil er von bestimmter Seite missbräuchlich verwendet wurde.

In den vergangenen Wochen habe ich den Text so überarbeitet, dass er zu derartig böswilliger Verwendung untauglich wird. Unter anderem nenne ich den Namen eines bestimmten Pastors nicht mehr und verlinke auch nicht auf seine (inzwischen sowieso nicht mehr vorhandene) Quelle, aus der ich ursprünglich zitiert hatte. Auch die wörtlichen Zitate sind natürlich, da der Autor sie mittlerweile von der Internetseite seiner Gemeinde entfernen ließ, verschwunden.

Gleichzeitig habe ich beim Überarbeiten erheblich gekürzt, weil manches doppelt oder überflüssig war und festgestellt, dass die jetzt entfernten Zitate und Bezüge gar nicht notwendig waren, um meinen Punkt klarzumachen: Der Beitrag Charismatisch versus emergent – muss das eigentlich sein? ist eine Hoffnungserklärung, dass ein Miteinander statt eines Gegeneinanders gelingt.

… Ich kann mir noch immer vorstellen, dass eine Veränderung der kirchlichen Landschaft gelingt, ohne dass wieder der eine den anderen verteufelt. Die Kirchen in Deutschland wird Gott reformieren – oder auch nicht. Aber vielleicht hat er, wenn er es tut, dafür mehr als nur ein einziges Modell im Sinn? Schließlich hat er den Menschen auch nicht als uniformes Fließbandprodukt geschaffen. Warum sollte nicht jeder die Form von Glaubenspraxis finden dürfen, in der er sich wirklich zu Hause fühlen kann? …

Zu finden auf meinem textlastigen Blog nebenan.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Lob für der Polizei

Die WELT-Online ist auch nicht mehr mit Redakteuren gesegnet, die das Sprache beherrschen, in die sie zu schreiben versuchen...

Von adventlichen Kalendern und einer weihnachtlichen CD

Schlagzeile der B.Z. vom 01.12.09

Ich kann niemandem empfehlen, die B.Z. zu lesen. Wirklich nicht. Es handelt sich (meinem Empfinden nach) um ein ganz und gar geschmackloses Boulevardblatt. Allerdings ist dieses niveaulose Periodikum Berlins größte Zeitung. Sagt uns das etwas über den typischen Berliner? Hmmm... Wie auch immer: Offenbar kann man mit »Ich war Polanskis Lolita-Geliebte«, »25 Fakten über den Orgasmus« oder »Ehemann verdächtigt - Elch war der Mörder« und »Igitt-Alarm: Zigaretten rappelvoll mit Bakterien!« (alles Schlagzeilen der B.Z.-Internetseite vom 30. November) ganz erkleckliche Umsätze erzielen.

Nun hat die B.Z. jedoch vor zwei Jahren tatsächlich mal ein erwähnenswertes Projekt gestartet, zusammen mit dem Dr. Ronald Henss Verlag. Letzterer hat Niveau und lesenswerte Bücher im Programm. Im zugehörigen Kurzgeschichtenforum tausche ich mich gerne mit anderen Schreibenden aus. Einige dieser Autoren haben auch advent1Weihnachtliches geschrieben.

Und damit habe ich fast schon den umständlichen Bogen geschlagen, von der B.Z. zur weihnachtlichen CD. Doch wir verweilen kurz beim Adventskalender (von dem auch Gehörlose etwas haben, da die Geschichten vorgelesen und in Gebärdensprache dargestellt werden). Wenige Zeilen weiter unten gelingt mir dann auch der Bogen zum Weihnachtshörbuch auf CD, das etwas mit der B.Z. zu tun hat. Dieser Adventskalender hat mit der B.Z. nichts zu tun, aber mit Geschichten aus dem besagten Verlag - die Quelle der meisten Beiträge.

Den Adventskalender findet man pünktlich zum 1. Dezember an dieser Stelle: Adventhören - der eine Adventskalender.
Jeden Tag lässt sich ein weiteres Türchen öffnen - ach, was rede ich da, jeder weiß doch sowieso, wie ein Adventskalender funktioniert. Mitmachen kann man auch noch, indem man eine eigene Weihnachtsgeschichte einreicht, Näheres auf der Webseite.
Natürlich muss man zum Hören beziehungsweise Sehen vor dem PC sitzen oder stehen oder die Audiodateien herunterladen und dann nach Belieben damit verfahren. Oder ein sogenanntes Smartphone besitzen.

Aber das Hörbuch, und da ist er endlich, der Bogen zum Ziel, das Hörbuch mit Geschichten aus dem Verlag kommt als Audio-CD ins Haus beziehungsweise auf den Gabentisch. Die CD ist vor zwei Jahren als Kooperation zwischen B.Z. und Dr. Ronald Henss Verlag entstanden, Berliner Prominente haben vorgelesen:

Anita Kupsch: Der stille Herr Jakob (Von Sabine Ludwigs, aus Weihnachtsgeschichten Band 2)
Dagmar Frederic: Gennaros Weihnachtskarte (Von Patricia Koelle, aus Der advent2Weihnachtswind)
Dieter Hallervorden: Der zweite Nikolaus (Von Manuel Hilmer, aus Weihnachtsgeschichten Band 2)
Klaus Hoffmann: Der verkehrte Engel (Von Patricia Koelle, aus Der Weihnachtswind)
Jochen Kowalski: Marzipankartoffeln (Von Eva Markert, aus Weihnachtsgeschichten)
Brigitte Grothum: Der Weihnachtspinguin (Von Norbert Sindelek, aus Weihnachtsgeschichten)
Anna Loos: Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt (Von Wiebke Dickfeld, aus Weihnachtsgeschichten Band 2)
Barbara Schöne: Ein Weihnachtself auf Abwegen (Von Irmela Nau, aus Weihnachtsgeschichten)

Das Allerbeste: Einen Restposten dieser CD gibt es umsonst! Man muss dazu lediglich ein Buch direkt beim Verlag bestellen - egal welches - und den Vermerk »plus CD« dazuschreiben. Zur Bücherauswahl und Bestellung geht es hier: Dr. Ronald Henss Verlag

Na, wer könnte da widerstehen?

Und wem das immer noch nicht reicht, der kann den Adventskalender aus dem genannten Verlag besuchen, da gibt es nicht viel zu lesen oder gar zu hören, aber etwas zu gewinnen. Manches wird ganz schön knifflig... Neugierig? Bittesehr: Der andere Adventskalender

Montag, 30. November 2009

Wer sagt denn…

…dass der Mensch bei einigermaßen kreativer Arbeit nur soundso lange oder soundso viel schaffen kann? Wenn ich ein Tagebuch führte, dann stünde da für das vergangene Wochenende, dass der Samstag mit 7 Stunden und der Sonntag mit 10,5 Stunden Arbeit gefüllt waren.

Daher bleibt bezüglich des Bloggens Schmalhans erst mal Küchenmeister. Aber wie wäre es mit ein paar Bildschirmfotos?

Zum Beispiel waren Samstag und Sonntag weitere schier endlose Wortlisten zu produzieren, die irgendwann Lehrern helfen werden, Schülern zu erklären, wie kompliziert Grammatik und Rechtschreibung sind.

Schier endlos, aber mit Ende

Da ich diese Arbeit gestern fertig bekommen habe, waren die Wortlisten letztendlich doch endlich. Und das ist auch gut so.

Dann fing ich mit dem nächsten CD-Projekt an, Navigation erstellen, Einführung bearbeiten und allerlei weitere erste Schritte auf dem Weg zur fertigen CD-ROM.

Aus 7 mach 8 - das wär doch gelacht!

Ich habe es dabei relativ gut, da ich schon Ausgabe 7 produziert habe und diese nun als Vorlage für die 8 nehmen kann – statt manches Rad neu erfinden zu müssen. Die Bezahlung leidet nicht darunter, dass ich einiges nur kopieren muss. Und das ist auch gut so.

Außerdem habe ich gestern, wie diesbezüglich immer pro bono, die deutsche und englische Ausgabe einer monatlichen Publikation als PDF und für das Internet formatiert, korrigiert und produziert, um sie dann (mit Foto vom U2-Konzert) ins Netz zu stellen und an hunderte Abonnenten zu verschicken.

Tor für die englische Ausgabe Regierungsviertel für die deutsche Ausgabe

Übrigens: Wer nichts pro bono macht ist ein oller Egoist und sollte sich was schämen. Eher praktisch veranlagte Menschen könnten zum Beispiel jemandem das Fahrrad reparieren oder beim Einkaufen helfen oder was auch immer… – es gibt genug Möglichkeiten. Und das ist auch gut so.

Nun liegen bis Ende Dezember die Fertigstellung der CD, das Schreiben eines Leitbildes und das Schreiben eines Artikels für eine Zeitschrift vor mir – ganz abgesehen vom normalen Bürojob mit der 40-Stunden-Woche, den ich ja auch noch habe. Und das ist auch gut so.

Da man besonders bei so viel Arbeit keinesfalls die Entspannung und das Vergnügen vergnüglicher Höhepunkte vergessen darf, freuen wir, die beste aller Ehefrauen und meine Wenigkeit, uns auf einiges. Zum Beispiel Sir Paul McCartney, dann zwei Tage später ein Erscheinungsfest

Nur noch ein paar Tage bis zum Konzert

…und vor allem unsere nächsten schon fast traditionellen dem-Großstadt-Silvestertrubel-entfliehen-Tage im beschaulichen und liebenswerten Budweis. Und das ist auch gut so.

Samstag, 28. November 2009

Fischauge

Zur Zeit muss der Blog etwas stiefmütterlich behandelt werden, weil ich einfach zu viel anderes zu tun habe, was meine Zeit und Energie beansprucht. Zum Beispiel ist ein Schulbuch zu produzieren, bei dem ich gelegentlich Fischaugen bekomme, weil es schier endlose Wortlisten enthält, bei denen es auf Genauigkeit nicht nur ankommt – sie ist vielmehr entscheidend. Denn anhand dieses Buches sollen später Menschen Deutsch lernen.

Wenn der Bildschirm Dir so entgegenkommt, ist es dann Zeit für eine Pause?

Vermutlich gibt es Lehrer und Schüler, die solche Wortlisten lesen und benutzen, sonst würde der Verlag das Buch nicht so haben wollen. Ich kann mich allerdings aus der eigenen Schulzeit nicht an Dinge wie dreierlei Auslautverhärtungen erinnern…

Donnerstag, 26. November 2009

Milchmädchenrechnung in Kopenhagen verhindern

zur Petition bei ONE Liebe Blogbesucher,

ich bitte Euch wieder mal herzlich um Unterstützung. Es geht um eine Petition an den dänischen Premierminister und Gastgeber des Kopenhagener Klimagipfels Lars Løkke Rasmussen.

Der Klimawandel trifft die ärmsten Menschen der Welt am härtesten. Angesichts dieser Tatsache versprechen viele Politiker, den Entwicklungsländern dabei zu helfen, die Folgen des Klimawandels abzufedern und den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken. Das klingt sehr schön.

Auf den zweiten Blick stellt sich leider heraus, dass ein Großteil dieser Gelder mit der bereits zugesagten Entwicklungshilfe doppelt verbucht werden könnte. Eine solche Milchmädchenrechnung wäre gefährlich, denn sie setzt sowohl die nachhaltige Entwicklung als auch das Zustandekommen des globalen Klimaabkommens aufs Spiel.

Daher sammeln wir Unterstützer für diese Petition an Herrn Rasmussen:

Bitte stellen Sie sicher, dass das Kopenhagener Klimaabkommen folgende Forderungen enthält:

1. Die bestehenden Entwicklungshilfezusagen werden eingehalten.
2. Die zusätzlichen Kosten, die den Menschen in Armut durch den Klimawandel entstehen, werden durch zusätzliche Gelder getragen.
3. Die Geberländer legen transparent dar, wie viele Gelder zur Armutsbekämpfung für die Anpassung an den Klimawandel umgewidmet werden.

Je mehr Menschen weltweit diese Petition unterzeichnen, desto mehr Gewicht haben wir. Zur Petition an Rasmussen bitte hier (oder oben auf das Bild) klicken.

Vielen Dank fürs Mitmachen!

Mittwoch, 25. November 2009

Na dann sind wir ja wenigstens zu zweit.

Ich dachte bisher, ich sei der einzige Mann, der sich des Schnarchens nicht erwehren kann. Ich meinte, all die tausend teuren unwirksamen Mittelchen wie Kissen, Tees und Nasenklammern hätten die Hersteller nur für mich auf den Markt gebracht. Nur meinetwegen, meinte ich, gibt es Millionen Internetseiten über das und gegen das Schnarchen. Aber gestern hat Martin Dreyer bekannt gegeben, dass auch er, immerhin Namensvetter des Herrn Luther und Erfinder der Volxbibel, der Sünde des Schnarchens verfallen ist. Hier der Beweis: Martin Dreyer Blogspot: Hurra, ich schnarche...

Es ist ja tröstlich, wenn man mit einem derartigen Laster nicht allein ist. Es ändert nichts an der Tatsache, aber es beruhigt die Nerven. An der Tatsache ändert, zu dem Schluss bin ich durch lange und häufige Recherchen gekommen, sowieso nichts etwas. Man kann Tausende ausgeben, sich Operationen unterziehen und in Schlaflabors nächtigen, Fasten, Beten, Klimmzüge machen… eine Abhilfe scheint es nicht zu geben.

Ich habe es der besten aller Ehefrauen schon häufig bekannt: Wenn es eine Pille oder sonst ein Mittel gäbe, das ihr, der vom Lärm Geplagten, hülfe, indem es das Schnarchen unterbindet, würde ich nicht zögern, selbiges Mittel zur Anwendung zu bringen. Aber es gibt eben nichts.

Es muss sich ja beim Schnarchen um eine Sünde handeln, denn der Schnarchende fügt sich selbst (durch wenig erholsamen Schlaf) und seiner Bettnachbarin (durch Hinderung am Schlaf) Schaden zu. Obwohl… Moment mal… Martin Dreyer und Sünde? Nee. Kannjanichtsein.

Was meinen denn die Leserinnen dieses geistreichen Eintrages? Oder sollte es gar mutige Leser geben, die ein Bekenntnis ablegen? Gibt es außer Martin und mir noch einen dritten Menschen auf der Welt, der schnarcht?

P.S.: Bild ergoogelt.

Montag, 23. November 2009

Ein traumhafter Mord

Ich habe über etliche Jahre immer mal wieder einen ungeschriebenen Aufsatz verfasst. Ungeschriebene Aufsätze, das sind die Aufsätze, die Schülerinnen und Schüler schreiben würden, wenn sie sich trauten, die Wahrheit zu schreiben.

Für den Blog habe ich heute ein solches Exemplar ausgebuddelt, das meinen Notizen zufolge eine Ina S., 14 Jahre alt, geschrieben hätte, wenn sie die Wahrheit...

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Ein Traum

„Ich sage es mal so herum. Wenn die Hoffnung auf Besserung nicht bestünde, wären die Maschinen bereits ausgeschaltet worden.“ Doktor Drews deutete auf die Monitore an der Wand der Intensivstation. „Es sieht zwar aus, als seien da nichts als flache Linien, aber irgendwie möchte ich die Hoffnung noch nicht endgültig aufgeben. Die Hirnströme sind noch immer aktiv. Man kann nie wissen.“

Ich lächelte. Hätte mich jemand gesehen, wäre ihm das eher wie ein Grinsen vorgekommen, aber natürlich sah mich niemand. Das ist ja das Gute an diesem Zustand. Im Traum ist man unsichtbar, wenn man will, man kann fliegen, durch Wände gehen, was immer man benötigt.

Die Angehörigen standen in sterile Kittel gehüllt mit Atemschutzmasken am Bett des Verletzten. Eigentlich war der Verletzte ja bereits eine Leiche, nur die Apparate versorgten den Körper noch mit künstlichem Leben. Und an diesem bisschen Leben hingen die Verwandten wie die Kletten am Hund, der aus dem Gebüsch kommt. Der Arzt war natürlich daran interessiert, seinen Patienten zu retten, das war schließlich sein Job. Ansonsten wäre es ihm wohl ziemlich egal gewesen, ob dieser Herr weiterlebte oder nicht.

Dieser Herr verdankte sein hoffentlich bald eintretendes Ableben mir. Er hatte es nicht anders verdient, das ist eine unumstößliche Tatsache. Was zu viel ist, ist zu viel.

120px-Hazard_T.svg[2] Eine Krankenschwester kam mit einer Infusionsflasche, die sie über dem Bett aufhängte und an das verwirrende System von Schläuchen anschloss. In dem Behälter hätte eigentlich Kochsalzlösung sein sollen, ein probates Allerweltsmittel in Krankenhäusern. Als die ersten Tropfen in der maschinell bewegten Blutbahn des Patienten zirkulierten, dauerte es nicht mehr lange, bis auch die Hirnstromkurve keine Kurve mehr sondern ein Strich wie mit dem Lineal gezogen war. Die ätzende Säure hatte ihren Zweck erfüllt.

Ich hatte – im Traum ist so etwas ja glücklicherweise kein Problem – dafür gesorgt, dass entgegen der Beschriftung in der Flasche ein Urinsteinentferner in höchster Konzentration darauf wartete, in alle Winkel des Körpers gepumpt zu werden.

Das Opfer…  halt! Eigentlich bin ja ich das Opfer, und er hat nur meine notwendige und unumgängliche Vergeltung zu spüren bekommen. Also sage ich lieber: Der Patient war mein Deutschlehrer gewesen. Er hatte es gewagt, meinen letzten Aufsatz mit „ungenügend“ zu bewerten, bloß weil ich seiner Meinung nach das Thema verfehlt hatte. In Wirklichkeit hatte ich nicht das Thema verfehlt, sondern einfach nicht in Übereinstimmung mit der Meinung des Lehrers geschrieben.

Also musste ich ihm im Chemiesaal auflauern und das in mühsamer Kleinarbeit zusammengebastelte Gasgemisch entweichen lassen, als er dort – wie er meinte – auf seine angebetete Kollegin, unsere Musiklehrerin, wartete. Die Einladung zum Tête-à-tête war natürlich von mir geschrieben worden. Im Schriftennachmachen bin ich so gut wie im Aufsatzschreiben.

Er atmete meine spezielle Mischung etwa 30 Sekunden ein, dann fiel er hin. Ich ließ das Gas noch eine weitere Minute auf ihn einwirken, bevor ich die Fenster öffnete, für Durchzug sorgte und meine Atemschutzmaske wieder in den Schrank verstaute.

Im Traum ist der Patient also dank meiner Nachhilfe nunmehr von seinen irdischen Leiden – wie oft hat er vor der Klasse gestöhnt „Wie lange muss ich euch bloß noch ertragen…“ – erlöst. Was die Realität betrifft, warten wir noch auf die entsprechende Nachricht aus der Klinik. Vielleicht hätte ich noch eine weitere Minute abwarten sollen?

Nun hoffe ich für unseren neuen Deutschlehrer, dass er mir eine gute Note für diesen Aufsatz gibt. Das Thema lautet zwar „Ein Traum“ und ich habe zum Teil auch über die Wirklichkeit berichtet, aber das war doch notwendig, um den Traum zu erklären, oder?