Mittwoch, 25. März 2009

Emergent grandpas and grandmas

Es ist ja kein Geheimnis: Ich bin am emergenten Dialog interessiert und nach Möglichkeit beteiligt. Manch einem in »meiner« Gemeinde ist das suspekt, aber das macht nichts. Mir ist auch manches in »meiner« Gemeinde suspekt. Die perfekte Gemeinde gibt es sowieso nicht, abgesehen von den Jesus-Freaks in Remscheid, dem Vernehmen nach. Bisher hatte ich keine Gelegenheit, die selbst in Augenschein zu nehmen und mit meinem Auftauchen die Perfektion zumindest besuchsweise zu unterbrechen. Doch ich schweife ab ...

Ist der emergente Dialog eher etwas für junge Leute? Der Eindruck scheint bei manchen Beobachtern vorzuherrschen, jedenfalls sagte mir neulich jemand: »Bist du nicht zu alt für solche Experimente?« Ich verneinte.

In Albuquerque trafen sich kürzlich über 900 Menschen zur »Emerging Church Conference«. Jonathan Brink berichtet:
This was not your Guiness swilling, cool glasses wearing, hip, urban crowd. This was your grandpas and grandmas, parents and friends. The average age in the room was at least 50.
Schön, sehr schön. Jonathan Brink zeigte sich auch beeindruckt von einer Gesprächsrunde. Diese Passage habe ich übersetzt:
Was dann folgte, hat mich wirklich überrascht. Wir verbrachten fast 30 Minuten in einer Gesprächsrunde. Das Durchschnittsalter an meinem Tisch lag bei 50 Jahren, überwiegend Katholiken. Es war unglaublich, was die Stimmen aus der katholischen Kirche über ihre Sicht der protestantischen Reformation sagten. Einige Zitate:

1. Wir sind dermaßen wegen der Abtreibungsfragen besorgt, dass wir die Tatsache überhaupt nicht beachten, dass Kriege stattfinden.
2. Unsere Kirche stürzt durch die GLBT-Debatte (GLBT: Gay, Lesbian, Bisexual Transgender) ins totale Chaos.
3. Die emergente Bewegung bewegt sich vom Ausschließen ausgesuchte Beispiele auf das Ziel zu, kein Beispiel auszuschließen.
4. Wie wir uns fühlen: hoffnungsvoll, begeistert, suchend, menschlich, sehr aufgeregt, energiegeladen, dankbar.
5. Euch Protestanten empfinden wir als Menschen, die während der letzten 500 Jahre abgelenkt waren.
6. Wir entdecken gerade, dass wir die Bibel selbst lesen können.
7. Ich lerne, die Mythen meines eigenen Glaubens zu entlarven.
8. Es ist schön, darüber zu reden, wer die zentrale Autorität ist: Jesus.
Nichts ausschließen, auch nicht die Katholiken, Pfingstler, Evangelikalen, Charismatiker, Protestanten und was es noch so alles in Gottes buntem Völkchen gibt - finde ich prima. Das heißt ja nicht, alles gut zu heißen. Das heißt erst einmal lediglich, Respekt vor der Einzigartigkeit des anderen zu haben.
Und dass ich als post-charismatisch-post-pfingstlerisch-post-moderner Opa noch einiges von meinen katholischen Glaubensgeschwistern lernen kann, ist mir schon seit einigen Jahren klar.

Hier der Originalbericht vom ersten Tag der Konferenz: The Emerging Church Conference - Day 1

2 Kommentare:

Thomas-BDD hat gesagt…

Lieber Günter,
deinen Satz "Das heißt erst einmal lediglich, Respekt vor der Einzigartigkeit des anderen zu haben" finde ich sehr gut. Der hätte auch das Motto einer Konferenz sein können, die viel näher stattfand als die von Dir geschilderte, nämlich in Friedrichroda/Thüringen. Das war die 2. Gebetskonferenz für Deutschland mit (vorsichtig) geschätzten 800 Teilnehmern am vorvergangenen Wochenende. Von der GadW waren auch welche da.
Viele Grüße
Thomas

Günter J. Matthia hat gesagt…

Hallo Thomas,

ich fand es erfreulich zu hören, dass in Thüringen so viele Teilnehmer beisammen waren. In Zeiten wie diesen ist das einmütige Gebet not-wenig.