Mittwoch, 1. April 2009

Heute wird er 80: Milan Kundera

Entdeckt habe ich diesen Schriftsteller durch die beste aller Ehefrauen, die ihn bereits kannte und schätzte. Schon die Lektüre von »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« faszinierte mich, noch besser gefielen mit dann »Die Langsamkeit« (mein Lieblingsbuch von diesem Autor) und »Die Unwissenheit« sowie »Die Unsterblichkeit«.

Milan Kundera wurde in Brno (Tschechien) geboren, er lebt seit 1975 in Frankreich und schreibt auch seine Literatur in französischer Sprache. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen wurde ihm in der tschechischen Heimat seinerzeit zuerst seine Dozentur als Professor an der Prager Akademie für Musik und Dramatik aberkannt, dann folgte die Verbannung seiner Bücher aus allen öffentlichen Bibliotheken und 1970 ein Publikationsverbot. Er war bereits in Paris tätig, als ihm schließlich auch noch die tschechische Staatsbürgerschaft entzogen wurde.
Ich denke, daß man das Leben mit allem Für und Wider annehmen muß. Das ist das erste Gebot, noch vor den zehn anderen. Alle Ereignisse liegen in Gottes Hand, und wir wissen nicht über ihr morgiges Schicksal, womit ich sagen will, das Leben mit allem Für und Wider anzunehmen bedeutet, auch Unvorhergesehenes anzunehmen. (Aus dem Buch »Abschiedswalzer«)
Seine Heimat, die Tschechische Republik, besuchte er, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus politisch rehabilitiert und wieder in den Bibliotheken zu finden, nur selten und ausschließlich anonym. Womöglich fällt es ihm doch schwer, »das Leben mit allem Für und Wider« tatsächlich anzunehmen? Darüber mögen sich diejenigen ein Urteil anmaßen, die selbst Vertreibung, Berufsverbot und Verfolgung erlitten haben; ich enthalte mich der Wertung.

Im Jahr 2008 gab es Schlagzeilen um Milan Kundera. Es wurde ein Dokument entdeckt, das belegen soll, er habe als junger Reformkommunist am 14. März 1950 einen Kurier der Amerikaner, Miroslav Dvorácek, an die tschechische Version der Stasi verraten.
Dass er in jungen Jahren Kommunist mit großen Hoffnungen auf Gerechtigkeit war, hat Milan Kundera nie bestritten. Zu den Vorwürfen des Verrats gab er 2008 und seither allerdings keinen Kommentar ab. Der von den Medien ziemlich aufgebauschte Fall, der sich auf ein einziges Dokument stützt, in dem Kunderas Name erwähnt wird, bleibt letztendlich ungeklärt, da keine Zeugen mehr verfügbar sind.
Günter Grass hat mittlerweile erzählt, wie er in jungen Jahren von der Nazi-Propaganda angesteckt wurde. Heute wird ihm niemand vorwerfen, mit braunem Gedankengut umzugehen. Genauso kann heute niemand ernsthaft Milan Kundera unterstellen, dem linken Extremismus zuzuneigen.

Ich schätze Milan Kundera als einen der Autoren, die mich mit ihren Werken stets gut unterhalten, gefesselt und bereichert, häufig auch amüsiert haben. Anlässlich seines heutigen 80sten Geburtstages bedanke ich mich für die wunderbaren Stunden, die mir seine Werke schon geschenkt haben und - bei erneuter Lektüre - wieder schenken werden. Seine Bücher zählen zu denen, die man wiederholt lesen möchte.

P.S.: Foto von einer polnischen Fanseite - was da so alles geschrieben steht, kann ich nicht entziffern.

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