Sonntag, 31. Januar 2010

Gastbeitrag Franz Kafka: Der Mord

image Es ist erwiesen, daß der Mord auf folgende Weise erfolgte:

Schmar, der Mörder, stellte sich gegen neun Uhr abends in der mondklaren Nacht an jener Straßenecke auf, wo Wese, das Opfer, aus der Gasse, in welcher sein Bureau lag, in jene Gasse einbiegen mußte, in der er wohnte. Kalte, jeden durchschauernde Nachtluft. Aber Schmar hatte nur ein dünnes blaues Kleid angezogen, das Röckchen war überdies aufgeknöpft. Er fühlte keine Kälte, auch war er immerfort in Bewegung. Seine Mordwaffe, halb Bajonett, halb Küchenmesser, hielt er ganz bloßgelegt immer fest im Griff. Betrachtete es gegen das Mondlicht; die Schneide blitzte auf; vielleicht nicht genug für Schmar; er hieb mit ihr gegen die Backsteine des Pflasters, daß es einen Funken gab; bereute es vielleicht; und um den Schaden gutzumachen, strich er mit der Schneide violinbogenartig über seine Stiefelsohle, während er, auf einem Bein stehend, vorgebeugt, gleichzeitig dem Klang des Messers an seinem Stiefel, gleichzeitig in die schicksalsvolle Seitengasse lauschte. Warum duldete das alles der Private Pallas, der in der Nähe aus seinem Fenster im zweiten Stockwerk das alles beobachtete? Ergründe die Menschennatur! Mit hochgeschlagenem Kragen, den Schlafrock um den weiten Leib gegürtet, kopfschüttelnd blickte er hinab. Und fünf Häuser weiter, ihm schräg gegenüber, sah Frau Wese, den Fuchspelz über ihrem Nachthemd, nach ihrem Manne aus, der heute ungewöhnlich lange zögerte. Endlich ertönt die Türglocke vor Weses Bureau, zu laut für eine Türglocke, über die Stadt hin zum Himmel auf, und Wese, der fleißige Nachtarbeiter, tritt, in dieser Gasse noch unsichtbar, nur durch das Glockenzeichen angekündigt, aus dem Haus; gleich zählt das Pflaster seine ruhigen Schritte. Pallas beugt sich weit hervor, er darf nichts versäumen; Frau Wese schließt, beruhigt durch die Glocke, klirrend das Fenster. Schmar aber kniet nieder; da er augenblicklich keine anderen Blößen hat, drückt er nur Gesicht und Hände gegen die Steine: wo alles friert, glüht Schmar. Gerade an der Grenze, welche die Gassen scheidet, bleibt Wese stehn, nur mit dem Stock stützt er sich in die jenseitige Gasse. Eine Laune. Der Nachthimmel hat ihn angelockt, das Dunkelblaue und das Goldene. Unwissend blickt er es an, unwissend streicht er das Haar unter dem gelüpften Hut; nichts rückt dort oben zu Buchstaben zusammen, um ihm die allernächste Zukunft anzuzeigen; alles bleibt an seinem unsinnigen, unerforschlichen Platz. An und für sich sehr vernünftig, daß Wese weitergeht, aber er geht ins Messer des Schmar. »Wese!« schreit Schmar, auf den Fußspitzen stehend, den Arm aufgereckt, das Messer mit der Spitze scharf gesenkt: »Wese! Vergebens wartet Julia!« Und rechts in den Hals und links in den Hals und drittens tief in den Bauch sticht Schmar. Wasserratten, aufgeschlitzt, geben einen ähnlichen Laut von sich wie Wese. »Getan,« sagt Schmar und wirft das Messer, den überflüssigen, blutigen Ballast, gegen die nächste Hausfront. »Seligkeit des Mordes; Erleichterung, Beflügelung durch das Fließen des fremden Blutes! Wese, alter Nachtschatten, Freund, Bierbankgenosse, versickerst im dunklen Straßengrund. Warum bist du nicht einfach eine mit Blut gefüllte Blase, daß ich mich auf dich setzte und du verschwändest ganz und gar? Nicht alles wird erfüllt, nicht alle Blütenträume reiften, dein schwerer Rest liegt hier, schon unzugänglich jedem Tritt. Was soll die stumme Frage, die du damit stellst?« Pallas, alles Gift durcheinanderwürgend in seinem Leib, steht in seiner zweiflügelig aufspringenden Haustür. »Schmar! Schmar! Alles bemerkt, nichts übersehn.« Pallas und Schmar prüfen einander. Pallas befriedigt's, Schmar kommt zu keinem Ende. Frau Wese, Volk zu ihren beiden Seiten, eilt mit vor Schrecken ganz gealtertem Gesicht herbei. Der Pelz öffnet sich, sie stürzt über Wese, der nachthemdbekleidete Körper gehört ihm, der über dem Ehepaar sich wie der Rasen eines Grabes schließende Pelz gehört der Menge. Schmar, mit Mühe die letzte Übelkeit verbeißend, den Mund an die Schulter des Schutzmanns gedrückt, der leichtfüßig ihn davonführt.

Quelle: Projekt Gutenberg

Freitag, 29. Januar 2010

The Catcher in the Rye




Jerome David Salinger litt unter dem Ruhm, den ihm sein Roman einbrachte. Seit 1965 hat er nichts mehr veröffentlicht, lebte zurückgezogen.
The Catcher in the Rye wurde in einigen angelsächsischen Ländern zunächst verboten – das Buch enthält 255 mal den Ausdruck »goddam« sowie 44 »fuck«. Das jedoch macht noch keine gute Erzählung aus, ist kein Qualitätsmerkmal. Es ist aber einem guten Buch auch nicht hinderlich, wie dieser große Roman bewiesen hat.
Darüber zu schreiben, halte ich für müßig. Man muss The Catcher in the Rye nur lesen, um den Zauber zu entdecken, dem sich wohl niemand entziehen kann.
Wie zufrieden Salinger mit seinem zurückgezogenen Leben war, weiß ich nicht. Gestern wurde bekannt, dass er im Alter von 91 Jahren in seinem Haus verstorben ist. Er hat die Welt und mich mit einem wunderbaren Roman beschenkt (seine Kurzgeschichten muss ich demnächst noch lesen) - dafür sei ihm posthum gedankt.
Rest in peace, Mr. Salinger.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Ich weiß,

dass so manche meiner treuen und untreuen Blogbesucher auf neuen Lesestoff warten. Jedoch gilt: Zuerst die Arbeit, dann das Bloggen. Erstere erlaubt gegenwärtig kein allzu kreatives Letzteres.

Immerhin kann ich vermelden, dass unsere Hertha (=die Guten) gegen Bochum (=die Bösen) gewinnen wird. Das habe ich aus gut unterrichteter Quelle heute erfahren.
Ob sich das Ergebnis meines bisher einzigen Stadionbesuches wiederholen wird, vermag ich nicht zu sagen, aber fest steht: Die Berliner werden die Bochumer sozusagen niedermähen.

Ich kann auch noch vermelden, dass es sich nicht empfiehlt, mich bei leerer Batterie im eigenen Fahrzeug um Starthilfe (englisch jump start) zu bitten, seit ich das neue Auto habe. Die Folgen wären eher unangenehm, wie dieser Tatsachenbericht mit einem baugleichen Dodge Nitro zeigt:



Alles klar? Na klar!

Dienstag, 26. Januar 2010

Mädchen erschossen?



Ja ja, Online-Redakteure und das Sprachvermögen... - ein endloses Glücksspiel. Das Mädchen wurde erschossen, nachdem* offenbar der Angriff** des Wildschweins nicht zum Ziel geführt hat.

Womöglich wurde aber auch das Kaufhaus erschossen - falls so was geht.

Oder wie? Oder was?

*vermutlich ist mit dem Wort »Darufhin« ja »Daraufhin« gemeint.
** vermutlich ist mit dem Wort »attakiert« ja »attackiert« gemeint.

Montag, 25. Januar 2010

Black or White

Am gestrigen Nachmittag galt es, den Geburtstag eines Enkels zu feiern. Zahlreiche der Geburtstagsgäste wurden von meiner Kamera festgehalten, darunter auch diese beiden Teenager. Die Fotos beweisen, dass Michael Jackson recht hatte: Makes no difference if your black or white.

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Schön ist, was gefällt. Mir gefallen beide. Ich würde mir zwar persönlich keinen Ring in die Lippe einbauen lassen wie die junge Dame und auch die Frisur des jungen Mannes ist eher nicht für meine Art von Haaren geeignet, aber was macht das schon. Gerade in der vielfältigen Erscheinungsform der Menschen liegt ja ein großer Teil der Schönheit der Welt begründet.

Freitag, 22. Januar 2010

Pro und Kontra Fleiß und Faulheit

fleissig Ich werde am Samstag und Sonntag etliche Stunden Arbeit (zum Beispiel in der rechts im Bild zu betrachtenden Weise) verrichten, wie neulich hier schon angedeutet, bleibt es vorerst dabei, dass der Blog mit wenig neuen oder aufwändigen Inhalten zu rechnen hat. Ich werde anderweitig Fleiß üben.
Mancher sagt ja, dass zu viel Arbeit gar nicht gesund sei. Also habe ich mal in einem weisen Buch nach dem Pro und dem Kontra gesucht:
Pro: Wer mit lässiger Hand schafft, wird arm; aber die Hand der Fleißigen macht reich. Die Hand der Fleißigen wird herrschen, aber die lässige wird fronpflichtig sein. Nicht erjagt der Lässige sein Wild; aber kostbares Gut eines Menschen ist es, wenn er fleißig ist. Die Seele des Faulen begehrt, und nichts ist da; aber die Seele der Fleißigen wird reichlich gesättigt. Die Gedanken des Fleißigen führen nur zum Überfluss; und jeder, der hastig ist, es ist nur zum Mangel.
Kontra: Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise. Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und eine lässige Seele wird hungern. Bis wann willst du liegen, du Fauler? Wann willst du von deinem Schlafe aufstehen? Wie der Essig den Zähnen, und wie der Rauch den Augen, so ist der Faule denen, die ihn senden. Die Seele des Faulen begehrt, und nichts ist da; aber die Seele der Fleißigen wird reichlich gesättigt. Der Weg des Faulen ist wie eine Dornhecke, aber der Pfad der Aufrichtigen ist gebahnt. Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und eine lässige Seele wird hungern. Der Faule spricht: Ein Löwe ist draußen; ich möchte ermordet werden mitten auf den Straßen! Die Begierde des Faulen tötet ihn, denn seine Hände weigern sich zu arbeiten.
Klar. Die Pro-Argumente gefallen mir besser. Also werde ich fleißig sein. Andererseits sind doch gewisse Bedenken dabei: Der Autor der meisten dieser Weisheiten, ein gewisser König Salomo, endete in Wahnsinn und Ausschweifungen recht jämmerlich, so etwa wie es heutzutage manchen Popstars oder Millionenerben ergeht. Hm. Hm hm. Vielleicht waren ja all der Überfluss, sein Herrschen, seine annähernd 1.000 Frauen gar nicht so gut für ihn? Ist er wirklich ein weiser Ratgeber? Oder war sein Rat weise, er selbst hat ihn jedoch ignoriert? Hm Hm. Hm

Donnerstag, 21. Januar 2010

Ich darf Thüringen helfen!

toofast Gestern bekam ich Post aus Thüringen. Selten erreicht mich ein Brief vergleichbaren Inhaltes, der letzte ist so viele Jahre her, dass ich nicht mehr weiß, wann und weshalb ich ihn damals bekommen habe.

Jedenfalls bietet mir dieser Brief die Gelegenheit, dem Land Thüringen mit 20 Euro zu helfen. Wobei? Laut Amtsblatt ist mein Geld vernünftig verplant:

Die Angaben über die Zuweisungen an gemeinnützige Einrichtungen sind aufgegliedert in folgende Bereiche:

Straffälligen- und Bewährungshilfe,
allgemeine Jugendhilfe,
Hilfe für gesundheitsgeschädigte und behinderte Kinder,
Hilfe für Suchtgefährdete,
Alten- und Hinterbliebenenhilfe,
allgemeines Sozialwesen,
Verkehrserziehung und Verkehrssicherheit,
Natur- und Umweltschutz,
Sonstiges.

Nun könnte man trefflich darüber streiten, ob der Herr im Bild, das von zweifelhafter Qualität ist, mir ähnlich sieht oder nicht. Man könnte auch sagen, dass der Herr im Bild, der mir so ähnlich sieht, einen Dodge Nitro fährt und nicht das abgebildete Fahrzeug, bei dem es sich, dem Begleitbrief zum Foto zufolge, um einen »FORD (USA)« handelt. Ford USA – da gibt es ja den Explorer, den Taurus, den Mustang… – von einem Windstar ist jedenfalls im Brief nicht die Rede.

Aber wer würde nicht für die oben aufgezählten guten Zwecke 20 Euro spenden wollen? Man soll ja nicht kleinlich sein, wenn es um so viel Hilfe geht, für Suchtgefährdete, für Alte, für Hinterbliebene, für die Jugend und gar für Kinder…

Na ja. Es ist eines der letzten Fotos vom Ford Windstar, und das einzige in so mieser Qualität. Ich bekomme, da ich mich an Geschwindigkeitsbegrenzungen meist zu halten pflege, so selten Gelegenheit, etwas für die Straffälligenhilfe, allgemeines Sozialwesen oder den Natur- und Umweltschutz zu tun, dass ich dem Land Thüringen in den nächsten Tagen 20 Euro zukommen lassen werde, ohne zu murren.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Haiti die Schulden erlassen - wenn nicht jetzt, wann dann?

Das Unglück und die Not in Haiti haben Millionen Menschen sehr erschüttert. Das Ausmaß der Katastrophe wird immer deutlicher. Einige Berichte sprechen von über 50.000 Toten und hundertausenden Obdachlosen. In Zeiten wie diesen müssen wir zusammenstehen. Wir alle können und müssen unseren Beitrag leisten. Viele Menschen weltweit spenden - das ist in der akuten Not notwendig. Aber es gilt auch, über diese Tage hinaus zu denken.

Die entwicklungspolitische Organisation ONE fordert 890 Millionen US-Dollar für Haiti in Form eines Schuldenerlasses. 890 Millionen US-Dollar - so viel schuldet Haiti dem Internationalen Währungsfonds, der Interamerikanischen Entwicklungsbank und einer Handvoll weiteren Gläubigern.

Unterzeichne ONEs Petition und bitte Haitis Gläubiger, rasch zu handeln und Haiti seine Schulden zu erlassen.




Haiti steht vor einem schwierigen Wiederaufbau. Wir können helfen, indem wir das Land von seiner Schuldenlast befreien. Unser Ziel: 100.000 Unterstützer für die Petition. Einfach auf das Bild oder hier http://www.one.org/de/mitmachen/haiti/ klicken.

Danke für Deine Mithilfe!

Dienstag, 19. Januar 2010

Keine Beschwerde

Manche meiner treuen Blogbesucher wundern sich, dass hier in letzter Zeit wenig bis gar nichts Neues zu lesen ist. Das liegt - nicht zum ersten Mal - daran, dass ein Tag lediglich eine begrenzte Anzahl Stunden zur Verfügung stellt und die zu verrichtenden Tätigkeiten zu umfangreich sind, um auch noch Zeit für das Schreiben von Blogeinträgen zu finden.

Nun wäre es Torheit, sich über zu viel Arbeit zu beschweren, denn Arbeit bedeutet Einkommen und ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich vor den Mühen des Broterwerbes scheuen, wenn die Möglichkeit besteht, einen solchen zu verwirklichen.

Da gestern ein sehr kurzfristiges CD-Projekt hereinkam und gleichzeitig in meinem »normalen« Job umfangreiche zusätzliche Arbeiten durch viele Änderungen der Gesetze und Vorschriften im Personalwesen (Stichworte Elena / Steuerentlastungsgesetz / Wasnochalles) und die damit verbundenen Änderungen in der Software und den Stammdaten anstehen, wird auch in den nächsten Tagen dieser Blog relativ brach liegen.

Ich bin also nicht faul, dann müsste ich ja zur Ameise gehen, sondern wieder mal ausgelastet. Jedoch gilt nach wie vor, was der liebenswerte rosarote Panther zu sagen pflegte: Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage!

Sonntag, 17. Januar 2010

Weil der Pastor viel zu tun hat…

…meldet sich bei Anruf auch in frommen Unternehmungen heutzutage zunächst der Telefoncomputer:

Guten Tag und vielen Dank für Ihren Anruf bei der Seelsorgehotline der Gemeinde für alle Fälle. 1170300_important_call

Bitte wählen Sie aus dem folgenden Telefonmenü:

Wenn Sie eine Zwangsneurose haben, drücken Sie mehrfach die 1.
Wenn Sie abhängig sind, bitten Sie jemanden, die 2 für Sie zu drücken.
Wenn Sie multiple Persönlichkeiten haben, drücken Sie 3, 4, 5 und 6.
Wenn Sie paranoid sind, wissen wir wer Sie sind und was Sie wollen; bleiben Sie in der Leitung, damit wir Ihren Anruf zurückverfolgen können.
Wenn Sie unter Wahnvorstellungen leiden, drücken Sie 7 und Ihr Anruf wird an das Mutterschiff durchgestellt.
Wenn Sie schizophren sind, hören Sie aufmerksam hin und eine leise Stimme wird Ihnen verraten, welche Nummer Sie drücken sollen.
Wenn Sie manisch-depressiv sind, ist es egal, welche Nummer Sie drücken, es wird Sie sowieso nichts glücklich machen.
Wenn Sie Legastheniker sind, drücken Sie 9696969696969696.
Wenn Sie bipolar sind, hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton oder vor dem Signalton oder nach dem Signalton. Bitte warten Sie auf den Signalton.
Wenn Sie an Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leiden, drücken Sie 9. Wenn Sie an Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leiden, drücken Sie 9. Wenn Sie an Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leiden, drücken Sie 9.
Wenn Sie Minderwertigkeitskomplexe haben, legen Sie bitte auf, unsere Mitarbeiter sind zu beschäftigt, um mit Ihnen zu reden.
Wenn Sie klimakterisch sind, legen Sie die Pistole weg, beenden den Anruf, schalten den Ventilator ein, legen sich hin und weinen. Sie werden nicht andauernd verrückt bleiben.
Wenn Sie blond sind, drücken Sie keine Tasten, Sie würden nur alles kaputt machen.

Vielen Dank für Ihren Anruf. Wir freuen uns, dass wir Ihnen helfen konnten. Unsere Bankverbindung lautet…

Freitag, 15. Januar 2010

Klaus-Peter, Wolfgang, Mario und die Meerjungfrau


Klaus-Peter, Wolfgang und Mario, die einen Angelausflug geplant hatten, sind auf einer Insel gestrandet. Das Boot, mit dem sie unterwegs waren, liegt in Trümmern am Strand, aber immerhin sind sie mit dem Leben davon gekommen. Ihre Ausrüstung ist verloren, lediglich das Fischnetz hängt an einem Nagel fest und sie haben ein kurzes Stück der Segelleine im seichten Uferwasser gefunden.
Sie werfen das Netz aus, in der Hoffnung ein paar Fische zu fangen, wenngleich sie nicht recht wissen, wie man gegebenenfalls den Fang zubereiten kann, so ganz ohne Ausrüstung, Feuer und Kochbuch.
Wenige Minuten später ist ihnen eine Meerjungfrau ins Netz gegangen. Dass man sie nicht verzehren kann, ist den drei Männern klar, aber immerhin könnte die Beute auf Ebay reichlich Geld einbringen, wenn - falls - es ein Zurück in die Zivilisation geben sollte. Flugs binden sie dem zitternden Wesen die Hände zusammen, damit es nicht entfliehen kann, glitschig, wie solche Meeresbewohner nun mal sind.
Die Meerjungfrau bittet sehr herzlich darum, freigelassen zu werden. Sie verspricht, jedem der drei Männer einen Wunsch zu erfüllen, falls sie davonschwimmen darf.
Klaus-Peter, der nicht daran glaubt, dass dieses Wesen tatsächlich in der Lage ist, Wünsche zu erfüllen, meint: »Wenn du wirklich etwas derartiges kannst, dann wünsche ich mir, dass mein IQ sich verdoppelt.«
Die Meerjungfrau sagt: »Erledigt.«
Im gleichen Augenblick begreift Klaus-Peter, was er tun kann, um von der Insel zu entkommen, und er schwimmt hinüber zum Festland.
Nun ist Wolfgang höchst erstaunt und von den Fähigkeiten des rätselhaften Wesens überzeugt. Er sagt: »Ich wünsche mir, dass mein IQ sich verdreifacht.«
»Okay«, lächelt die Meerjungfrau.
Wolfgang hat sofort die Lösung für seine Lage im Kopf. Er baut aus den Bootstrümmern mit Hilfe des Netzes ein Floß und paddelt zum Festland.
Mario ist sprachlos angesichts der Veränderung seiner beiden Freunde und beschließt, aufs Ganze zu gehen. »Ich wünsche mir«, erklärt er, »einen fünffach vergrößerten IQ. Dann darfst du zurück in die Freiheit.«
Die Meerjungfrau schaut ihn nachdenklich an und runzelt ihre makellose Stirn. Sie sagt: »Normalerweise kommentiere ich die Wünsche nicht, aber in diesem Fall würde ich wirklich empfehlen, dass du dir das noch einmal überlegst.«
Mario schüttelt energisch den Kopf. »Nein. Ich will einen verfünffachten IQ, andernfalls lasse ich dich nicht frei.«
»Bitte, lieber Mann, denk noch einmal nach. Du weißt ja nicht, was du dir damit antust. Dein gesamtes Leben, deine Sicht auf alles würde sich vollkommen ändern. Willst du nicht lieber eine Million Euro, drei hübsche Gespielinnen, irgend etwas anderes?«
Doch Mario bleibt dabei. Er hat sich entschieden. Sein IQ muss sich verfünffachen.
Schließlich seufzt die Meerjungfrau und sagt resigniert: »Na gut, wie du willst. Erledigt.«
Aus Mario wird auf der Stelle eine Frau. Sie löst die Fesseln der Gefangenen und geht über die Brücke von der Insel zum Festland hinüber.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Gastbeitrag: Hans Peter Royer über einen Abend bei McDonalds

Du bist von einem Freund zum Essen eingeladen und dieser weiß: du liebst McDonalds. Du kommst zu ihm und er sagt: ich lade dich ein. Wir können zum Thailänder gehen, zum Italiener und von mir aus auch zu McDonalds. Du überlegst, denn du magst alles, entscheidest dich aber für McDonalds. Ihr fahrt hin, der Laden ist rappelvoll. Aber hinten in einer Ecke ist ein Tisch reserviert und du stellst fest: schon seit einer Woche. So hat dein Freund aus seinem Vorherwissen einen schönen Abend bei McDonalds vorherbestimmt, dir aber trotzdem die Freiheit gelassen, eine andere Wahl zu treffen.

Wer nun neugierig ist, was das soll, der schaue sich den sehr lesenswerten Zusammenhang an: Wegbegleiter über  Vorherbestimmung und freien Willen

Dienstag, 12. Januar 2010

Ein globalisiertes Vehikel

Der Nachfolger unseres in Tschechien auf unrühmliche Weise von hinnen gegangenen Automobils sorgt seit Montag Abend dafür, dass wir wieder mobiler sind. Zahlreiche Kollegen haben mir heute, da unser Neuzugang (der, was man ihm nicht ansieht, nicht neu, sondern zwei Jahre alt ist) vor der Firma auf der Straße geparkt ist, diese und jene Fragen gestellt, auf die ich meist keine Antwort wusste. Wie viele Zylinder er denn hätte, und wie groß der Hubraum sei, und ob das Differentialgetriebe abschaltbar sein, falls man im Schlamm festsitzt und wie groß denn der Tank sei...
Ich wusste nicht, ob er überhaupt Zylinder oder Hubräume hat, lediglich dass ich Dieselkraftstoff tanken soll und dass der Vierradantrieb auf Wunsch zugeschaltet werden kann. Letzteres war mir bei den derzeitigen Zuständen auf den Berliner Nebenstraßen (die werden überhaupt nicht von den Räum- und Streudiensten besucht)  schon recht nützlich. Die meisten Antworten ließen sich jedoch aus der Bedienungsanleitung finden und der Wissensdurst meiner Kollegen konnte gestillt werden.

Das Automobil stammt aus der schönen Stadt Toledo im amerikanischen Bundesstaat Ohio. Ausschließlich dort wird dieser Fahrzeugtyp gebaut. Sein Motor wurde jedoch von einem italienischen Hersteller gefertigt, der auch für Alfa Romeo Triebwerke herstellt. Das Fünfgang-Automatikgetriebe steuerte Mercedes Benz bei. Beides gelangte vermutlich per Frachtschiff nach Amerika, es sei denn, die Italiener und die Deutschen haben da entsprechende Produktionsstätten. Das Auto, als es zusammengeschraubt war, wanderte jedenfalls per Schiff nach Europa.

Er (ich nenne das Fahrzeug heimlich und nur für mich The Road Virus, nicht weitersagen, wäre ja peinlich!) hat tatsächlich Zylinder, irgendwo, nämlich vier. Und einen Hubraum, dachte ich, hätte er auch, aber mein Chef hat mir erklärt, dass es vier Hubräume zu je 0,7 Litern sind, was zusammen dann die 2,8 Liter ergibt. Das Differntialgetriebe lässt sich in der Schlammfalle bei zugeschaltetem Vierradantrieb tatsächlich deaktivieren, was man aber im normalen Fahrbetrieb sein lassen sollte, da das Lenken dann zu einem Abenteuer wird. Und runde 70 Liter passen in den Tank, der Bedienungsanleitung zufolge.

Findige Blogbesucher könnten aus diesem Puzzle von Informationen und einem kürzlich genannten Stichwort auf das Fahrzeug schließen...

Montag, 11. Januar 2010

Schlecker, Lidl und Co.


Ich weiß nicht recht, was besser ist. Meiden oder nicht?

Wir kaufen schon lange nicht mehr bei Lidl oder Schlecker ein, weil uns bekannt ist, dass die Beschäftigten dort nicht nur schlecht bezahlt werden, sondern auch unter mittelalterlich anmutenden Arbeitsbedingungen zu leiden haben. Solche Läden haben wir gemieden, um deren Geschäftsmodelle nicht durch unsere Einkäufe zu unterstützen.
Aber wenn man genauer nachdenkt, gibt es immer zwei Sichtweisen, mindestens.
  • Wenn bei solchen Geschäften nicht mehr eingekauft wird (50% der Bundesbürger beispielsweise meiden inzwischen Schlecker [Link]), gehen die Umsätze zurück. Das führt jedoch nicht dazu, dass die Geschäftsführung umdenkt, sondern zu noch schlechteren Arbeitsbedingungen und niedrigeren Löhnen (auf dem Umweg der Leiharbeit) und womöglich irgendwann zur Entlassung der Beschäftigten. Ergebnis: Mehr Arbeitslose...
  • Wenn man bei solchen Geschäften einkauft, unterstützt man die Sicherheit der Arbeitsplätze (so mies sie auch sein mögen [Link]). Wenn die Unternehmen höhere Umsätze erzielen, könnte es sein, dass sie irgendwann bereit sind, ihre Geschäftsmodelle arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten. Aber das garantiert niemand und das ausbeutend-menschenverachtende Verfahren könnte von anderen Unternehmen als Vorbild betrachtet werden...
Natürlich ist klar, dass nicht alle Verbraucher es sich leisten können, bei anderen Läden, die in der Regel teurer sind, einzukaufen. Die Qualität der Waren mag vergleichbar sein, und viele Menschen sind gezwungen, das jeweils günstigste Angebot zu suchen, ohne Rücksicht darauf nehmen zu können, welche Geschäftsmodelle sie damit unterstützen.

Sonntag, 10. Januar 2010

Von Autos, Schnee und elektrischen Büchern

P1100781 Unser Balkon lädt momentan nicht gerade dazu ein, es sich daselbst gemütlich zu machen. Mal sehen, ob unser Olivenbäumchen und andere Gewächse im Frühjahr meinen, dass ihnen der Berliner Winter nichts anhaben konnte.
Dem Wetter trotzend haben wir uns gestern aus dem Haus getraut, um – allerdings mit öffentlichem Nahverkehr – ein zwei Jahre altes Automobil zu besichtigen, das womöglich Nachfolger unseres von Bloglesern mit spöttischen Bemerkungen bedachten Ford Windstar werden könnte.
Welche Sprüche den Besuchern hier beim Stichwort Dodge einfallen, können sie ja schon mal überlegen, aber noch ist nichts entschieden. Nur so viel: Es wird auf jeden Fall wieder ein Amerikaner, das nächste Automobil.
Denn:
  • Jeder Popel fährt ‘nen Opel.
  • Siehst Du die Toten dort im Schnee? Das sind die Fahrer von VW.
  • Siehst Du einen Zi-tro-ehn, lass ihn lieber gleich dort stehn.
  • Mercedesfahrer = Bauer mit Hut.
P1100778 Außer dem Ausflug zum Autobeschauen habe ich fleißig ein paar Stunden an einer weiteren CD-Produktion gearbeitet, aber auch Musik-hörend (Electric Ladyland) auf dem Sofa entspannt und später Kindle gelesen, was mir seit dem vergangenen Weihnachtsfest vergönnt ist.
Zuwachs an Büchern aus Papier wird es bei uns zweifellos weiter geben, aber das Lesen mit dem Gerätchen macht auch Spaß, wie ich inzwischen festgestellt habe. Vor allem, wenn man etwas liest (Foto links), was überhaupt nicht gedruckt erschienen ist oder erscheinen wird.
Und manches Buch ist einfach unschlagbar preiswert, so haben die kompletten Erzählungen von Ernest Hemingway mich 17,48 Dollar gekostet – in Euro kann sich das jeder selbst ausrechnen. Einige Bücher habe ich nicht gekauft, sondern – auch sehr schön beim Kindle – nur das erste Kapitel geladen, was kostenlos ist, um dann festzustellen, dass mich der Stil oder Inhalt nicht so fesselt, dass ich weiterlesen möchte.
Und nun liegt ein Sonntag vor uns, der im Zeichen der Faulheit stehen darf, wenn ich in etwa einer Stunde die CD-Produktion fertig habe. Na denn: Einen schönen Wintertag, liebe Welt!

Freitag, 8. Januar 2010

Das Geheimnis der alten Dame

imageIch schlenderte gestern in der Mittagspause eines Seminars (Softwareschulung) durch die Straßen (Berlin Friedrichshain) und sah eine alte Dame mit einer Krone auf einer Bank (S-Bahnhof Warschauer Straße) sitzen. Sie rauchte eine Zigarette und sah sehr zufrieden aus. Neugierig setzte ich mich neben sie und meinte: »Sie sehen so glücklich aus. Was ist ihr Geheimnis?«

»Ich rauche zwanzig Zigaretten pro Tag«, erklärte sie, »und am Abend vor dem Schlafengehen einen schönen großen Joint. Über die Woche verteilt trinke ich eine Flasche Jack Daniels, eine Kiste Bier und gelegentlich ein Wasser. Ich esse nur Junk Food bei McDonalds. Am Wochenende nehme ich Party-Pillen, lege mich auf mein Sofa und tue gar nichts.«

»Das ist also das Geheimnis eines langen glücklichen Lebens«, wunderte ich mich und wollte wissen: »Wie alt sind Sie denn?«

»Vierunddreißig«, antwortete sie.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Kerstin Hack: Die Hütte und ich

In dem hier betrachteten Buch geht es um Glauben, den Glauben an einen Gott, der sich kümmert und einmischt. Einen Gott, der persönlich erfahrbar ist. Kerstin Hack, die Autorin, machte sich für eine knappe Woche auf in eine fremde Stadt, um Gott zu begegnen. Sie hatte ihn in den Monaten und Jahren vor dieser Reise aus den Augen - oder aus dem Empfinden? - verloren. Das Buch beschreibt die sechs Tage ihrer Suche und was sie dabei gefunden hat.

Wer sich um Doktrinen sorgt oder jeglichen Zweifel an diesem Gott für unverzeihlich hält, der wird Anstoß an dem Buch nehmen. Wer erwartet, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Begegnung mit Gott zu erhalten, wird enttäuscht sein. Wer meint, unerschütterliche Antworten auf große Glaubensfragen erwarten zu dürfen, muss am Ende feststellen, dass es auch in diesem Buch keine gibt.
Dennoch – oder gerade deshalb – empfehle ich die Lektüre.
  • Warum will Gott, dass ich ihn um etwas bitte, wenn er das Gebet dann doch nicht erhört?
  • Warum spricht Gott und sagt mir Dinge zu, wenn er sie dann doch nicht erfüllt?
  • Wie kann ich ihm wieder neu vertrauen?
Diese Fragen bewegen (mit gutem Grund) die Autorin, ihnen spürt sie nach in Antwerpen. Allerdings nicht in einer Hütte, wie der Titel des Buches vermuten lässt, sondern in der Wohnung von Freunden.
Es sei zur ihrer Ehrenrettung der Autorin zugestanden, dass der Roman »Die Hütte« von William P. Young ihr offensichtlich bei der Suche nach einer Begegnung mit Gott hilfreich war, sie zitiert aus ihm, zieht Parallelen zwischen ihrer Woche in Antwerpen und dem im Roman geschilderten Wochenende. Letztendlich mag die Lektüre der Erzählung von Young überhaupt erst die Resultate ihrer persönlichen Gottsuche ermöglicht haben. Die Hütte darf als Symbol für einen Ort der Begegnung gelten, auch wenn dieser Ort ganz anders aussieht.
Dennoch verursacht mir der Titel »Die Hütte und ich« Stirnrunzeln, da die Reise eben keineswegs in eine Hütte geht, ein Anhängen an die Erfolgswelle des Romans von Young scheint mir unübersehbar. Der Untertitel »Gott neu vertrauen - eine Reise« ist da schon treffender und hätte meinem Geschmack nach dem Buch besser gestanden. Doch sei es, wie es ist, wir alle wissen ja: Don't judge a book by its cover!

Entscheidend ist der Inhalt: Kerstin Hack hat ein ehrliches Buch geschrieben. Sie schildert ihre Erfahrungen mit nicht erhörten Gebeten, mit nicht eingetroffenen Verheißungen, mit einem Gott, der sich nicht einmischt in den Alltag des Menschen, obwohl der Mensch Grund zu haben meint, das erwarten zu dürfen.
Dieser Zustand kann den meisten Menschen, die sich ernsthaft Gedanken über ihren Glauben machen, nicht fremd sein.
Nick Cave hat den Zwiespalt in einem Lied so ausgedrückt: I don't believe in an interventionalist God. But if I did, I would kneel down and pray... Es gibt vieles, worum er Gott gerne bitten würde, aber er zweifelt an dessen Interesse, auf die Bitten auch zu reagieren. Er zweifelt nicht an Gott selbst, sondern an Gottes Einmischung in unsere hiesigen Belange, auch wenn wir genau darum bitten würden.
In dem Roman »Die Hütte« geht es um das gleiche Dilemma: Die Tochter des Protagonisten Mack wird ermordet; Gott greift nicht bewahrend ein. Mack will dennoch gläubig bleiben, er weiß bloß nicht, was er von diesem unbeteiligten Gott halten, wie er mit seinem nunmehr zerstörten religiösen Weltbild zurechtkommen kann. Wie der Mann im Song von Nick Cave glaubt er nicht mehr an einen interventionalist God.

Und Kerstin Hack? Auch sie will an einen persönlichen Gott glauben, einen, der eingreift, sich kümmert, der nicht nur von Liebe redet, sondern sie praktiziert - und hat doch der Tatsache ins Auge zu sehen, dass klar formulierte Zusagen nicht eingetroffen sind. Wie sie damit umgegangen ist und nach der Woche in Antwerpen künftig umgehen will, das erzählt sie in diesem Buch.
Glaubwürdig wird die Beschreibung der sechs Tage für mich dadurch, dass es am Ende keine endgültigen Antworten oder wundersamen Wendungen des Schicksals gibt. Die Situation ist die gleiche wie am Anfang, gewandelt hat sich lediglich die Sicht der Autorin auf die schmerzhaften Fragen in ihrem Leben und Glauben - so wie Mack am Ende des Romans von Young noch immer damit leben muss, dass seine Tochter brutal ermordet wurde.
Kerstin Hack schreibt zwar am Schluß »ich fand Antworten auf meine drei großen Fragen. Gott ist mir begegnet und hat mir in der Begegnung mit ihm Antworten gegeben, die weit über meine Fragen hinausgingen«, aber das ist eben eine ganz subjektive Interpretation ihrer Woche in Antwerpen. Der Leser mag einen anderen Eindruck gewinnen, die »Antworten« als ungenügend empfinden. So ging es mir beim Lesen, aber ich konnte nachvollziehen, dass für die Autorin die Antworten tatsächlich gültig und hilfreich waren.

»Die Hütte und ich« regt dazu an, sich eigenen offenen Fragen zu stellen. Was die Autorin schildert, ist, wie sie selbst sehr deutlich schreibt, nicht zum Nachmachen gedacht, sondern als Anregung für den eigenen Weg zu einer Begegnung mit Gott.
Kersin Hack halfen Träume und innere Dialoge, Zeiten der Besinnung und Gespräche mit Menschen, sogar Kunst und Kultur bei ihrer Suche. Das ermutigt, eigene Versuche zu unternehmen, sich dem unbeteiligten, fernen Gott persönlich (wieder) zu nähern. Dass solche Versuche erfolgreich sein werden, kann dieses Buch nicht versprechen, will es gar nicht versprechen. Aber wie so oft im Leben mag das Beispiel eines fremden Erlebens die Tür zum eigenen Entdecken aufstoßen. Dieses Potential hat das Buch.

Mein Fazit: Eine lohnende Lektüre für alle, die in ihrem Glaubensleben auf Tatsachen gestoßen sind, welche nun dem Vertrauen auf einen eingreifenden, beteiligten Gott im Wege stehen. Wahrscheinlich findet der Leser nicht die erhoffte Aufklärung bezüglich seiner Enttäuschungen und Krisen, aber er kann miterleben, wie die Autorin mit ihren offenen Fragen umzugehen lernt. Vielleicht macht das Mut, eigene Wege zu suchen.
Und das ist allemal besser als billige Rezepte, die nur zu tieferer Enttäuschung führen würden.

Das Buch gibt es für 12,80 Euro direkt beim Verlag: Die Hütte und ich - Gott neu vertrauen

Dienstag, 5. Januar 2010

Normalbetrieb

image Nein nein. keine Angst. Es gibt uns noch. Wir sind am Sonntag Abend nach schneereich-schwieriger Fahrt (von Budweis nach Berlin in zwei Etappen: 14 Stunden) wohlbehalten zu Hause angekommen, haben das Mietfahrzeug von unseren Koffern und Taschen entleert und haben es dann zur Rückgabestation gebracht.

Gestern, am Montag, habe ich telefonisch um einen weiteren Tag Urlaub nachgesucht, da ich unseren in Zwota (so heißt das Kaff mit dem Abschleppdienst wirklich, man mag es kaum glauben, dass ein Ort Zwota heißen kann, aber er heißt nun mal so) verbliebenen Windstar abmelden musste, was mit nur einem Nummernschild und nicht hier vorzeigbarem Fahrzeug relativ schwierig wurde. Der Ford bekam für etwa zwei Minuten eine neue Autonummer zugeteilt, bloß damit er stillgelegt werden konnte. Na ja. Beamte denken sich so was aus, und vermutlich wissen sie ja, was sie tun…

Außerdem waren die Umsatzsteuervoranmeldung und die damit verbundenen Buchhaltungsarbeiten fällig. Mag ich nicht, mache ich aber trotzdem. Sonst gibt es Schimpfe vom Finanzamt.

Am späten Nachmittag haben wir dann noch ein Autohaus besucht, bei dem wir nach diesem Besuch jedenfalls keinen Nachfolger für den Windstar erwerben werden. Der Verkäufer hatte sichtlich kein Interesse an Kundschaft – vermutlich bekommt er keine Provision, sondern Festgehalt. Anders kann ich mir das nicht erklären:

»Wir würden gerne eine Probefahrt mit einem ähnlichen Modell machen.«

»Hmmm… ähhh… da haben wir zur Zeit keines angemeldet. Man kann ja nicht alle Modelle anmelden. Das wird also nicht gehen.«

»Den Preis könnte man doch sicherlich dadurch mindern, dass Sie das Navigationssystem herausnehmen und statt dessen ein normales Radio einbauen? Ich habe ein Navigationssystem, zwei brauche ich nicht.«

»Ach nein, wissen Sie, das ist zu schwierig mit der Verkabelung. Das würde Stunden dauern. Nein nein, das geht nicht.«

Und so ähnlich ging es weiter. Preisnachlass? Nee. Rabatt? Nee. Extras umsonst? Nee. Jahreswagen in Sicht? Nee.

Na gut. Es gibt ja noch andere Autohäuser in und um Berlin. Viele sogar.

So. Nun ist der Normalbetrieb des Alltages wieder dran, und die geschätzten Blogleser, die sich schon Sorgen machen, können aufatmen. Wie gehabt wird es beinahe täglich dieses und jenes hier zu finden geben.