Mittwoch, 8. Dezember 2010

John Lennon

John-Lennon-Marke der Deutschen BundespostEin Heiliger war er nie, wollte er nie sein. Ein Visionär war er schon eher, aber sicher kein Prophet. Auf jeden Fall wusste er zu provozieren - oder hat er einfach manchmal nicht nachgedacht, bevor er Antworten gab? Auf die Frage, wie er es bewerten würde, dass die Einschaltquoten eines Beatles-Konzertes die einer Sendung mit Billy Graham, dem großen amerikanischen Evangelisten, übertroffen hatten, erklärte er:

Christianity will go. It will vanish and shrink. I needn't argue about that; I'm right, and I will be proved right. We are more popular than Jesus now; I don't know which will go first -- rock'n'roll or Christianity. (Interviev mit dem Evening Standard am 4. März 1966)

Diese Sätze haben zu Schallplattenverbrennungen in Amerika geführt, was eigentlich voraussehbar war. Aber John Lennon war kein Politiker, der auf irgendwelche Wählerstimmen spekulierte und seine Worte entsprechend abwägte. Er entschuldigte sich immerhin später bei einer Pressekonferenz in Chicago für seine Formulierungen, auf Drängen des Managers der Band.
Das Provozieren ließ er allerdings nicht sein, sei es mit den unerträglichen Klängen der beiden ersten LPs mit Yoko Ono (Two Virgins / Life with the Lions), die mit Musik nichts mehr zu tun hatten, sei es mit der Abbildung des nackten (und nicht sonderlich ansehnlichen) Paares auf dem Cover von Two Virgins.

Dennoch ist seine Musik, nicht nur aus den Jahren mit den Beatles, bis heute nicht vergessen. Er konnte ja auch anderes komponieren und vortragen als das unsägliche Revolution 9 auf dem weißen Album der Beatles oder die eben genannten beiden ersten Solo-LPs.

Der Mord an John Lennon am 8. Dezember 1980 hat die Musikwelt um einen Ausnahmekünstler beraubt, aber die Lieder bleiben. Seinen musikalischen Aufruf Give Peace a Chance habe ich zuletzt in diesem Jahr von Paul McCartney gehört - das war ein bewegender Moment der Erinnerung beim McCartney-Konzert in Berlin.

John Lennon wird für mich immer eines der großen musikalischen Vorbilder bleiben.

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