Freitag, 15. Januar 2010

Klaus-Peter, Wolfgang, Mario und die Meerjungfrau


Klaus-Peter, Wolfgang und Mario, die einen Angelausflug geplant hatten, sind auf einer Insel gestrandet. Das Boot, mit dem sie unterwegs waren, liegt in Trümmern am Strand, aber immerhin sind sie mit dem Leben davon gekommen. Ihre Ausrüstung ist verloren, lediglich das Fischnetz hängt an einem Nagel fest und sie haben ein kurzes Stück der Segelleine im seichten Uferwasser gefunden.
Sie werfen das Netz aus, in der Hoffnung ein paar Fische zu fangen, wenngleich sie nicht recht wissen, wie man gegebenenfalls den Fang zubereiten kann, so ganz ohne Ausrüstung, Feuer und Kochbuch.
Wenige Minuten später ist ihnen eine Meerjungfrau ins Netz gegangen. Dass man sie nicht verzehren kann, ist den drei Männern klar, aber immerhin könnte die Beute auf Ebay reichlich Geld einbringen, wenn - falls - es ein Zurück in die Zivilisation geben sollte. Flugs binden sie dem zitternden Wesen die Hände zusammen, damit es nicht entfliehen kann, glitschig, wie solche Meeresbewohner nun mal sind.
Die Meerjungfrau bittet sehr herzlich darum, freigelassen zu werden. Sie verspricht, jedem der drei Männer einen Wunsch zu erfüllen, falls sie davonschwimmen darf.
Klaus-Peter, der nicht daran glaubt, dass dieses Wesen tatsächlich in der Lage ist, Wünsche zu erfüllen, meint: »Wenn du wirklich etwas derartiges kannst, dann wünsche ich mir, dass mein IQ sich verdoppelt.«
Die Meerjungfrau sagt: »Erledigt.«
Im gleichen Augenblick begreift Klaus-Peter, was er tun kann, um von der Insel zu entkommen, und er schwimmt hinüber zum Festland.
Nun ist Wolfgang höchst erstaunt und von den Fähigkeiten des rätselhaften Wesens überzeugt. Er sagt: »Ich wünsche mir, dass mein IQ sich verdreifacht.«
»Okay«, lächelt die Meerjungfrau.
Wolfgang hat sofort die Lösung für seine Lage im Kopf. Er baut aus den Bootstrümmern mit Hilfe des Netzes ein Floß und paddelt zum Festland.
Mario ist sprachlos angesichts der Veränderung seiner beiden Freunde und beschließt, aufs Ganze zu gehen. »Ich wünsche mir«, erklärt er, »einen fünffach vergrößerten IQ. Dann darfst du zurück in die Freiheit.«
Die Meerjungfrau schaut ihn nachdenklich an und runzelt ihre makellose Stirn. Sie sagt: »Normalerweise kommentiere ich die Wünsche nicht, aber in diesem Fall würde ich wirklich empfehlen, dass du dir das noch einmal überlegst.«
Mario schüttelt energisch den Kopf. »Nein. Ich will einen verfünffachten IQ, andernfalls lasse ich dich nicht frei.«
»Bitte, lieber Mann, denk noch einmal nach. Du weißt ja nicht, was du dir damit antust. Dein gesamtes Leben, deine Sicht auf alles würde sich vollkommen ändern. Willst du nicht lieber eine Million Euro, drei hübsche Gespielinnen, irgend etwas anderes?«
Doch Mario bleibt dabei. Er hat sich entschieden. Sein IQ muss sich verfünffachen.
Schließlich seufzt die Meerjungfrau und sagt resigniert: »Na gut, wie du willst. Erledigt.«
Aus Mario wird auf der Stelle eine Frau. Sie löst die Fesseln der Gefangenen und geht über die Brücke von der Insel zum Festland hinüber.