Dienstag, 2. März 2010

Mikroliteratur

lensAuf dem kürzlich besuchten Transforum 2010 sprach mich in einer Pause ein Sprachwissenschaftler an, um mich für ein Forschungsprojekt an einer hiesigen Universität zu interessieren. Da ich grundsätzlich gerne das Unbekannte vom Un befreie, plauderten wir ziemlich lange über das Projekt, die menschliche Wahrnehmung, die Wissenschaft und natürlich über Mikroliteratur.
Es wird nicht jeder meiner Blogbesucher wissen, was Mikroliteratur sein soll. Daher ein Beispiel, Ernest Hemmingways kürzeste Kurzgeschichte:
For sale: baby shoes, never worn.
Sechs Worte. Und wie viele Geschichten sind doch darin verborgen! Mir fallen spontan etliche ein, die damit erzählt werden. Ich sehe die traurige Mine der jungen Frau, die sich auf das Baby gefreut hatte. Ich sehe den jungen Mann, der schweren Herzens das mit viel Liebe vorbereitete Kinderzimmer auflösen muss. Ich sehe die Familie, die ein Mädchen bekommen hat und Tante Erna hat blaue Babyschuhe geschenkt...

Oder diese Kurzgeschichte:
I still make coffee for two.
Sofort sehe ich den Mann, der morgens aufsteht und Kaffee für zwei Menschen auf den Tisch stellt, obwohl seine Frau schon vor Monaten gestorben ist. Ausgezogen ist. Entführt wurde. ...

Spannende Sache, das mit der Mikroliteratur. Demnächst erfahre ich wohl mehr über das Projekt, und inwiefern ich daran teilnehmen kann.