Dienstag, 16. März 2010

Die Grenze: Absurd, aber unterhaltsam

Zum ersten Mal seit vielen, wirklich vielen Jahren haben wir gestern Abend einen Privatsender eingeschaltet, neugierig geworden durch zahlreiche Vorab-Diskussionen über den Film »Die Grenze«.
Was nervt, und zwar ganz erheblich, ist wie erwartet die Zerstückelung durch Werbepausen. So manchen womöglich guten Film werden wir einfach aufgrund der Unart solcher TV-Kanäle nicht sehen, Werbeblöcke in den Film zu packen. Zwar bietet das die Gelegenheit, den Ton auszuschalten, auf's Klo zu gehen oder sonstige Verrichtungen zu verrichten, aber so oft muss man ja auch nicht... - gibt es eigentlich wirklich Zuschauer, die mit eingeschaltetem Ton vor dem Bildschirm verharren?

Und der Film, dessen zweiter Teil heute ausgestrahlt wird? Der Stern meinte:
Wer ein "Gedankenspiel" inszenieren will, der muss auch zum Denken anregen. Genau das aber vermeidet der Sat.1-Zweiteiler. Er will überwältigen und bombastisch sein. Er erstickt an seinem eigenen Drang zu Größe und Bedeutung. Er traut dem Publikum letztlich nichts zu. Liegt das am Sender? (Quelle)
Man darf von Fernsehkanälen der privaten Art kaum erwarten, dass die Zuschauer zum Denken animiert werden sollen, oder dass dem Zuschauer irgend etwas zugetraut wird, außer eben brav dazusitzen und für Einschaltquoten zu sorgen. Dann kann die Werbeminute nämlich teurer verkauft werden.
Das ist auch bei »Die Grenze« offenbar nicht anders. Zumal dies ja keine Dokumentation ist. Wenn eine Unterhaltungssendung, und nichts anderes ist ein solcher Spielfilm, mal die Probleme der Wirklichkeit streift, dann ist das schon erwähnenswert. Die Wirklichkeit dieses Filmes, soweit das aus dem ersten Teil erkennbar war, spart aus, dass es auch in Rostock vernünftige Menschen geben könnte. Es gibt nur Neonazis und Neokommunisten, dazwischen offenbar nichts. Die Regierung in Berlin regiert nicht, sondern reagiert nur. Der unfreiwillige Agent, Held des Filmes, kommt als Marionette ohne eigene Meinung oder Überzeugung daher. Schon wie er zum Agenten gemacht wird ist dermaßen konstruiert und unglaubwürdig, dass mir die wenigen Haare zu Berge stehen.

Und dennoch: Wir werden auch den zweiten Teil anschauen. Denn unterhaltsam ist das Filmchen allemal. Mit Sicherheit kein Meisterwerk, nicht einmal sonderlich spannend, unfreiwillig komisch an manchen Stellen wegen der absurden Ereignisse, unglaubwürdig sowieso - aber doch recht unterhaltsam.

Und für die Werbepausen liegt ein Buch bereit, ein paar Seiten pro Werbeblock schafft man ohne weiteres.