Freitag, 18. März 2011

Sebastian Fitzek: Der Augensammler

Er war einmal Polizist, der Alexander Zorbach, der inzwischen als Journalist Jagd auf einen Serienmörder macht, der das älteste Spiel der Welt auf grausame Weise neu erfunden hat: Verstecken.
Der Augensammler, wie man den Verbrecher getauft hat, hat es auf Familien abgesehen. Er tötet die Mutter, verschleppt das Kind und gibt dem Vater 45 Stunden, nein, 45 Stunden und sieben Minuten, Zeit, das Opfer zu finden, bevor es in seinem Versteck stirbt. Der Vater sucht natürlich nicht allein, die Polizei und die durch  Medien angestachelte Öffentlichkeit dürfen mitspielen. Die Spielregeln stellt der Augensammler auf, und er hält sich daran. Den aufgefundenen Kinderleichen fehlt jeweils das linke Auge und ihr Todeszeitpunkt entspricht exakt der eingeräumten Frist.

Sebastian Fitzek ist es mit diesem Buch gelungen, mich zu fesseln und bis zur letzten Seite die Spannung nicht abreißen zu lassen. Wen hatte ich unterwegs durch die Seiten des Thrillers nicht alles im Verdacht … die falschen Fährten sind geschickt gelegt, das Unerwartete geschieht wirklich unerwartet, das Grauen hat seinen Namen verdient.
Ich habe letztes Jahr eine Lesung mit Sebastian Fitzek besucht, daher wusste ich bereits, dass »Der Augensammler« ein paar Besonderheiten bietet, die in Büchern sonst eher nicht zu finden sind. Die Seitennumerierung läuft rückwärts wie die Kapitelzahlen, es gibt nicht den einen Erzähler, sondern mehrere Personen wechseln sich ab, darunter der Augensammler selbst, der gut formulierte E-Mail zu schreiben vermag; auch die Perspektive eines entführten Kindes in seinem Gefängnis fehlt nicht. Die Frist bis zum Ablauf des Ultimatums steht am Beginn jedes neuen Abschnittes – und dass der Leser tatsächlich rückwärts bis zum Zeitpunkt des wirklichen, des unaussprechlichen Verhängnisses liest, erschließt sich erst ganz am Ende.
Als die letzte Seite gelesen war, fand ich mich entsetzt und atemlos bei Kapitel 1 wieder und stellte fest: Ein grandioses Buch aus der Feder eines herausragenden Erzählers, der inzwischen an der Fortsetzung der Geschichte arbeitet.
Via Facebook kann ich gelegentlich vom Fortschritt seiner Arbeit Kenntnis nehmen. Nach der Lektüre dieses Werkes bin ich mir ziemlich sicher, dass Augensammler Nummer 2 alles andere sein wird als ein müder Abklatsch oder verwässerter Aufguss. Dafür ist Sebastian Fitzek ein viel zu guter Autor.

Mein Fazit: Lesen! Und zwar sofort, sonst läuft das Ultimatum ab.



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2 Kommentare:

die Vorgärtnerin hat gesagt…

aha!
das war also das Buch vom Sonntag.

Fitzek, übrigens, ist das ein naher Verwandter von Nitzrek?

und nebenbei möchte ich noch diese Frage aufwerfen:
Wenn im ersten Buch die Seitenzahlen und die Kapitelnummern rückwärts liefen, was macht der Autor dann im zweiten Band?
Nummeriert er dann wieder aufwärts oder geht er weiter abwärts in den Minusbereich?
Ich finde, da muss man mal drüber nachdenken.
Könntest Du ihm die Frage mal im Fazebuck stellen?

Günter J. Matthia hat gesagt…

Nitzrek hat seinen/ihren Namen verkehrt herum via Facebook bekommen - ob Herr Fitzek ein artverwandtes Wesen ist, sei dahingestellt.
Wenn letztgenannter in dem kommenden Buch die Seitenzahlen ins Minus laufen lässt, muss er ja das erzählen, was vor dem »Augensammler« geschah. Ich vermute eher, dass er vom Schluss- und Grauenshöhepunkt aus erzählt. Man wird es sehen und lesen, wenn die Zeit erfüllt ist.