Montag, 6. Juni 2011

Frau Merkel, die neue Weltordnung und das Facebook-Volk

imageEinige meiner Kontakte auf Facebook beweisen mal wieder, dass es mit den Informationen in unserer Informationsgesellschaft nicht überall weit her ist.

Irgend jemand hat ein nach wenigen Sekunden abgehacktes Video auf seine »Wall« gestellt und zügig verbreitet sich der Link nun im Facebook Netzwerk. Frau Merkel wolle eine neue Weltordnung, suggeriert das Filmschnipselchen, und schon ist - je nach Temperament - ein Stöhnen, ein Aufschrei oder ein gequältes Schluchzen in den Kommentaren derer zu lesen, die das bei Facebook weiter verbreiten. Vom Antichrist ist die Rede, vom Untergang des Abendlandes, vom apokalyptischen Ende der Welt gar. Flugs kommt die Offenbarung des Johannes ins Spiel, alternativ auch der Teufel, der die Bundeskanzlerin so offensichtlich heimgesucht und als Sprachrohr missbraucht hat.

Es scheint, dass sich niemand die Mühe gemacht hat, einmal nachzusehen, was Angela Merkel wirklich gesagt hat, in welchem Zusammenhang und auf welche Fragestellung. Dazu hätte man ja lesen müssen – und das ist doch wohl zu viel verlangt.

Diejenigen, die des Lesens kundig sind und von dieser Fähigkeit auch Gebrauch machen, freuen sich darüber, dass die Bundeskanzlerin in der fraglichen Rede deutlich auf die nicht zu akzeptierende Christenverfolgung hingewiesen hat. Ich kann auch nicht umhin, ihr zuzustimmen, dass die Ordnung der Vereinten Nationen, die nach dem zweiten Weltkrieg etabliert wurde, nicht mehr zeitgemäß ist, den politischen und wirtschaftlichen Realitäten angepasst werden muss ... also brauchen wir womöglich wirklich eine neue Weltordnung, denn auf die Konstitution der UN bezieht sich dieser Begriff.

Nun gut, zur Demokratie gehört es auch, dass bei Facebook jeder so gut wie jedes Schnipselchen eines Fernsehbeitrages weiterverbreiten darf, einschließlich seiner Meinung. Es existiert ja kein Zwang, erst zu denken, sich erst zu informieren ... und womöglich ist das auch gut so.