Samstag, 10. September 2011

»oora« verdient Aufmerksamkeit

Es kommt eher selten vor, dass ich eine Zeitschrift von der ersten bis zur letzten Seite lese. Das liegt daran, dass ich kaum einmal eine in die Hand nehme, abgesehen von der »Federwelt«, einem Periodikum für Autoren, habe ich keine Abonnements mehr. Mir würde die Zeit zum regelmäßigen gründlichen Lesen weiterer Zeitschriften fehlen - da greife ich doch lieber zu einem Buch, wenn Lesen auf dem persönlichen Stundenplan steht.

Das aktuelle Heft der »oora« fand als Belegexemplar für meinen Artikel »Liebe machen« den Weg in meinen Briefkasten und wurde zur Ausnahme: Ich habe alles gelesen. Vom Editorial, das auf den Inhalt einstimmt, bis zum Leserbrief auf der letzten Seite, der meine Zustimmung nicht zu gewinnen vermochte.

Das Hauptthema dieser Ausgabe, »Macht«, wird auf sehr unterschiedliche Weise beleuchtet, vom Interview mit einem mächtigen Menschen (Firmeninhaber) über Machtstrukturen im (frei)kirchlichen Bereich und die Ohnmacht einer Lehrerin bis zum geistlichen Machtmissbrauch und seinen bitteren Folgen. Sieben Beiträge umfasst dieser Schwerpunkt, und sechs davon konnten mich fesseln, bereichern. Die »Zahlen der Macht« hätten nicht sein müssen, aber immerhin ist die Doppelseite optisch ansprechend - tolle Idee, Infografiken als Flaschen und Dosen zu verkleiden.

Unter dem Motto »quergedacht« sind die übrigen Artikel im Inhaltsverzeichnis zu finden, darunter Unterhaltsames, Informatives, Nachdenkliches und Kritisches. Darunter ist auch mein Beitrag über Sex in der Ehe zu finden, aber zu dem enthalte ich mich jeden Kommentares.

»Möpse zum Frühstück« gibt Denk- und Handlungsanstöße in einer Sprache, die mir nicht zueigen ist, die ich aber durchaus mit Genuss lesen konnte. Ein Pop-Pilger kommt zu Wort, es werden einige misslungene deutsche Buchtitel von gelungenen englischsprachigen Büchern aufs Korn genommen, eine Niere im Leib Christi erklärt auf verblüffende Weise ihre Funktion und auch die weiteren Beiträge habe ich gerne gelesen.

»oora« will die »christliche Zeitschrift zum Weiterdenken« sein, - für mich ist das vorliegende Heft der Beweis, dass der Anspruch erfüllbar ist. Die Autoren der Artikel haben Antworten, aber die werden dem Leser nicht aufgedrängt oder gar aufgezwungen, und gerade das macht für mich den besonderen Reiz aus. Ich soll, darf und kann Weiterdenken. Einiges Weniges, was ich gelesen habe, will ich mir nicht zueigen machen, aber das ändert nichts daran, dass mich die Lektüre der entsprechenden Passagen zumindest um die Ansichten oder Einsichten anderer Menschen bereichert hat.

Mein Fazit: Dass ich (erstmalig) eine Rezension über eine Zeitschrift verfasst habe, darf der geschätzte Leser dieser Zeilen durchaus so verstehen, wie ich es meine: »oora« verdient Aufmerksamkeit, und wer wie ich mit dem »christlichen« Zeitschriftenmarkt zu hadern pflegt, kann sich hier davon überzeugen, dass es zumindest eine lesenswerte Alternative zum Üblichen gibt. Bei Interesse hier klicken: [oora - Die christliche Zeitschrift zum Weiterdenken]