Montag, 30. April 2012

Vom Wegdenken

Es ist so verkehrt nicht, wegzudenken. Nicht, dass etwas verschwinden würde, wenn ich nicht daran denke, nein nein, es bleibt schon alles wo und wie es ist. Aber die Gedanken weglenken, auf etwas anderes … das tut gut. Der Seele, dem Körper und dem Geist.

Am 7. Mai beginnt für mich die 28 Wochen dauernde Chemotherapie. Anstatt pausenlos daran zu denken, welche Wirkungen, Auswirkungen, Nebenwirkungen das haben wird, tut mir Ablenkung gut. Und das ist auch keine Flucht vor einer Verantwortung oder Entscheidung, denn alles Grübeln würde kein Problem lösen helfen, nichts aus dem Weg räumen, keine Tatsachen umstoßen.

Nachdenken, Grübeln, Mutmaßen, Alternativen suchen … alles gut und richtig, wenn es darum geht, ein Problem zu lösen, eine Frage zu beantworten, eine Entscheidung zu treffen. Aber es hilft nichts, wenn die Entscheidung bereits getroffen ist.

Also genieße ich guten Gewissens und so weit es gelingt jede Ablenkung zum Wegdenken. Zum Beispiel den gestrigen Familienausflug zu neunt in einen nahe gelegenen Vogel- und Streichezoo, der keineswegs spektakulär ist, auch keine weite Anreise wert wäre, aber eben als unterhaltsamer und freundlicher Schauplatz für ein Beisammensein mit Kindern und Kindeskindern nebst Schwiegertöchtern durchaus tauglich ist.

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Buntgefiederte Lebewesen kann man betrachten. Oder auch mal Vierbeiner, die gerade von einem Frisör kommen, über dessen ästhetische Vorstellungen man geteilter Meinung sein darf:

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Oder sich Gedanken darüber machen, wie lange ein Blumenstrauß als dekorativ gelten darf.

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Oder nachsinnen, ob es nicht besser wäre, Blumen nicht abzuschneiden, sondern den Blüten ihre Verbindung zu Wurzelwerk und Nahrung zu belassen, denn dann blüht es sich für wohl alle Pflanzen viel länger:

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Doch bei aller Vielfalt an Tieren und Pflanzen: Das Schönste und Wichtigste ist das gemeinsame Erleben, das Zusammensein, das Austauschen, das Lachen, das Wegdenken von dem, was nächste Woche kommen mag oder auch nicht.

Schließlich gab jemand, der eine Menge von Leid und Krankheit verstand, schon vor rund 2000 Jahren diesen Rat: »Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.«

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