Mittwoch, 30. Juli 2014

Nach dem Stress: Druck entweichen lassen

Es kommt vor, so sehr man sich auch um ein entschleunigtes und mit Achtsamkeit erfülltes Leben bemüht: Jede Menge unaufschiebbare Aktivitäten, 100 E-Mails, dazu Anrufe und Kunden oder Kollegen, die dauernd etwas wollen … Stress am laufenden Band. Manchmal gelingt es noch nicht einmal, mitten in solchen Tagen innezuhalten und wenigstens ein paar Minuten zur Ruhe zu kommen. Man versucht zwar, dabei möglichst ruhig und gelassen zu bleiben, aber der innere Druck steigt und steigt.

Nach solchen Tagen muss der Druck abgebaut werden, damit er uns nicht den Feierabend versaut und womöglich noch den nächtlichen Schlaf beeinträchtigt.

Dazu gibt es eine Reihe von bewährten Möglichkeiten, die natürlich wiederum nicht alle für jeden taugen. Aber einige der Vorschläge sind garantiert auch für meine geschätzten Leser praktikabel und hilfreich, so dass bestimmt alle eine ganz persönliche Kombination von Übungen für den Ernstfall zusammenstellen können. Es reicht eine halbe Stunde, wenn nicht mehr Zeit zur Verfügung steht.

  • Tief und langsam atmen. Hole ganz tief Atem – halte die Luft kurz an, und dann lass sie langsam wieder entweichen. Versuche, so langsam auszuatmen, dass du dabei bis 10 zählen kannst. Du kannst womöglich sogar fühlen, wie Spannung und Stress dich mit jedem Atemzug verlassen, wenn du das bis zu zehn Mal wiederholst.
  • Selbstmassage: Schultern, Nacken, Kopfhaut, Kreuz massieren hilft enorm. Noch besser ist es natürlich, wenn dein Schatz in der Nähe ist und dich massieren kann.
  • In der Rehabilitation nach meiner Darmoperation habe ich die progressive Muskelentspannung kennen und schätzen gelernt. Eine hervorragende Audio-Anleitung dazu gibt es beispielsweise bei der Techniker Krankenkasse zum herunterladen: [mp3 Muskelentspannung] (Ich empfehle aus Erfahrung die Langversion mit 160 kbps.) 
  • Spaziergänge wirken fast schon Wunder. Ich lasse mir an Arbeitstagen in der Firma auch von Regen, Schnee oder Sommerhitze die 25 Minuten Mittagspause draußen, den täglichen Spaziergang, nicht rauben. Länger wäre schön, aber ich habe nur 25 Minuten Mittagspause. Eine schöne Umgebung wäre besser, aber ich arbeite nun einmal in Neukölln mitten in einem Industriegebiet. Nie und nimmer würde ich auch noch die kurze Pause in der lärmschwangeren Kantine oder im muffigen Büro verbringen wollen … Auf jeden Fall ist auch ein kurzer Spaziergang eine hervorragende Möglichkeit, Stress entweichen zu lassen und die Konzentrationsfähigkeit wieder herzustellen.
  • Wer nicht regelmäßig Sport treibt, beraubt sich selbst. Ob es nun Schwimmen ist oder ob man das Jogging (neudeutsch für Dauerlauf) bevorzugt oder ob man rudert oder mit dem Fahrrad hinaus in die Natur radelt … oder abwechselnd verschiedene Sportarten ausübt – ohne regelmäßigen Sport zwei bis drei Mal wöchentlich fehlt dem Körper und der Seele und dem Geist etwas ganz Essentielles. Und ich möchte, gerade nach anstrengenden Zeiten am Arbeitsplatz, unsere zwei Stunden im Sport- und Fitnessstudio, meist am Dienstag und Donnerstag, um keinen Preis missen. Man meint vorher, zu k.o. zu sein und hinterher fragt man sich, wie man nur auf solch eine absurde Idee hatte kommen können. Man ist nämlich an Leib, Geist und Seele rundum erneuert.
  • 2014-07-20 09.01.35Wer in städtischer Umgebung lebt oder arbeitet oder gar beides, sollte unbedingt so oft wie möglich in die Natur eintauchen. An einem Seeufer sitzen … durch einen Wald streifen … auf einer Wiese liegen … den Vogelstimmen lauschen … die Vielfalt der Blüten und Blätter bemerken und bestaunen … im Winter die fraktale Schönheit der gefrorenen Landschaft wahrnehmen – das kann nach besonders stressigen Tagen innerhalb von relativ kurzen 60 Minuten oder zwei Stunden das innere Gleichgewicht völlig wieder herstellen.
  • Es muss nicht immer der große Urlaub sein: Nimm einfach einen Tag zwischendurch frei und verplane ihn nicht mit tausend Aktivitäten. Genieße ihn einfach als freien Tag. Wirklich frei. Frei von Verpflichtungen, Terminen und Programmen.
  • Meditation – das war für meine sehr streng religiöse Mutter Teufelswerk, daher hatte ich lange Berührungsängste. Inzwischen weiß ich, dass Glaube oder Unglaube nichts mit Meditation zu tun hat und kann mit Hilfe von simplen Meditationsübungen innerhalb von rund 20 Minuten innerlich total zur Ruhe kommen. Gerade nach einem langen Bürotag ist das (im Wechsel mit den Sporttagen) ein hervorragender Auftakt, um dann einen stressfreien und angenehmen Feierabend zu genießen. Ein paar Anleitungen für Anfänger gibt es zum Beispiel hier: [Online-Meditation
  • Auch das Lesen eines guten Buches kann ein ganz hervorragendes Ventil für unseren Stressabbau sein. Ein Thriller, eine Liebesgeschichte, eine Biographie, ein klassischer Roman … die Geschmäcker sind verschieden. Und das macht nichts. Es kommt nur darauf an, dass dich das Buch regelrecht gefangen nimmt, so dass du keine Gedanken mehr an die Welt rings um dein Sofa, außerhalb des Buches, verschwendest. Für mich sind John Grisham und Stephen King genauso geeignet wie Siegfried Lenz oder Martin Walser, um nur einige Autoren zu nennen.
  • Ein guter, ein spannender, ein unterhaltsamer Film kann ähnlich wie ein Buch dafür sorgen, dass wir abschalten vom Alltag und seinen Lasten. Auch wenn es nur 90 Minuten sind – sie helfen, die Lasten wenigstens eine Weile nicht zu tragen. Und oft sehen sie hinterher gar nicht mehr so gewaltig oder wichtig aus.
  • Für mich kann auch Musik, vorzugsweise über Kopfhörer (ich rede von HiFi, nicht von quäkenden Stöpseln) genossen, Entspannungswunder wirken. Beethovens 6. Symphonie zum Beispiel, die stimmt mich unweigerlich heiter. Oder ein Album der Beatles. Oder was immer deiner Seele wohltut – leg dich auf das Sofa, schließe die Augen und tauche ein in die Klangwelt. Du wirst ein wenig neu geboren wieder auftauchen.
  • Ach ja, und eins zum Schluss, was eigentlich selbstverständlich ist, aber dennoch erwähnt werden soll: Man kann Telefone ausschalten. Computer auch. Und dann versuch es mal mit 15 oder 20 Minuten Schlaf. Einfach so. Ohne schlechtes Gewissen, weil du tagsüber schlummerst. Das ist ein Jungbrunnen, der durch und durch erfrischt.

Probier aus, was zu dir passt. Du wirst vielleicht staunen – über dich selbst.