Freitag, 8. Mai 2015

Wie leicht und wie schwer …

Beim mittäglichen Spaziergang, Bedřich Smetanas wunderbares Orchesterstück Má vlast gegen den Verkehrslärm auf Neuköllns Straßen in den Ohren, fiel mir ein: Wie leicht fällt es uns doch, vieles für selbstverständlich zu halten.

Ein neuer MorgenDiesbezüglich geht es mir nicht anders als den vermutlich meisten Menschen. Ich stehe auf, trinke den ersten Kaffee, dusche, ziehe mich angemessen für das Büro an, fahre zur Arbeitsstelle ... und vergesse bei all der Routine, was für ein Geschenk der neue Tag ist:

Ich lebe! Vor mir liegt ein weiterer Tag voller Möglichkeiten. Eigentlich ist das doch atemberaubend.
Und was ist daran selbstverständlich, dass ich Kaffee habe, eine Maschine, um ihn zuzubereiten, ein Badezimmer mit warmem Duschwasser, ein Duschgel ohne chemische Schadstoffe, flauschige Handtücher, ordentliche Kleidung wie miteinander harmonierende Hemden und Krawatten, ein Automobil, das mich in die Lage versetzt, den Bahnstreik mit einem Schulterzucken als marginale Information abzulegen, eine Arbeitsstelle, durch die ich zu unserem Lebensunterhalt beitragen kann ... eine Menge Gründe, schon ganz früh am Morgen dankbar zu sein.

Ich bin ein menschliches Wesen, kann denken, empfinden, entscheiden. Allein das ist schon ein Geschenk! Ich besitze zwar weniger irdische Dinge als andere Menschen, aber ich habe mehr als genug und kann anderen helfen, denen es schlecht geht. Auch das ist ein Geschenk.

Und: Jeder neue Tag bringt viele neue Chancen mit sich – auch dafür kann man dankbar sein, wenn man es überhaupt bemerkt. Wenn jemand zu dir, lieber Blogbesucher, käme, um dir anzubieten: »Ich kann dir die Macht verleihen, Tag für Tag das Leben von einem oder gar zwei oder drei Menschen besser und glücklicher zu machen« - würdest du das mit einem Achselzucken abtun und ignorieren? Oder wäre es dir wichtig, solch eine Chance nicht zu verpassen?

Wie oft versäumen wir es tagein, tagaus, unsere Chancen überhaupt zu sehen? Dass wir Menschen und dass wir am Leben sind, bringt mit jedem Morgen so viele Möglichkeiten mit sich:

  • die Möglichkeit, die Wunder der Welt wahrzunehmen und zu erleben
  • die Möglichkeit, etwas zu entdecken, zu erforschen, zu lernen, zu erfinden, zu erschaffen, zu informieren, zu spielen, zu gestalten, zu träumen
  • die Möglichkeit, zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen, zu erleben und zu pflegen
  • die Möglichkeit, das Leiden eines anderen Menschen zu lindern, ganz in der Nähe oder irgendwo da draußen
  • die Möglichkeit, sich nicht durch den Kauf ihrer Produkte an der Tierquälerei der Fleischindustrie zu beteiligen
  • die Möglichkeit, einen klitzekleinen Teil der Welt ein kleines bisschen besser zu machen
  • die Möglichkeit, Achtsamkeit zu praktizieren und all das, was der Tag für uns bereithält, wertzuschätzen
  • die Möglichkeit, eigene Möglichkeiten zu erschaffen oder zu entdecken, die ich hier gar nicht aufzählen kann …

Welche ganz persönlichen Chancen birgt dieser Augenblick, in dem du diese Zeilen liest, für dich? Und wofür hättest du heute schon dankbar sein können, wenn du daran gedacht hättest?
Wie schwer fällt es uns doch, Dinge nicht für selbstverständlich zu halten.

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P.S.: Du würdest gerne etwas achtsamer leben? Du suchst nach Wegen, in dein Leben mehr Ruhe und Frieden zu bringen? Vielleicht kann dir ja auch dieses Buch dabei helfen:

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