Dienstag, 14. April 2015

Dir geht es schlecht? Liebe dich selbst!

Immer eitel Sonnenschein - das gibt es wohl in keinem Leben und das wäre vermutlich auch gar nicht unbedingt ein Zustand, der auf Dauer förderlich sein könnte. Wir wachsen an Herausforderungen, lernen durch Fehlschläge, werden stark durch Widerstand.

Häufig neigen wir aber dazu, Ersatzbefriedigungen zu suchen, wenn Frustrationen mit unseren Mitmenschen oder uns selbst auftreten:

  • Zerstreuung
  • Essen und jede Menge Süßigkeiten
  • Einkaufen
  • Alkohol und Drogen
  • Rauchen

Für den Augenblick scheinen solche Ausflüchte aus der Situation sogar zu funktionieren, aber auf längere Sicht führen sie zu noch schlechteren Gefühlen. Wir werden unglücklicher und gestresster, dadurch suchen wir um so mehr nach genau solchen ungesunden Schein-Auswegen. Es entsteht ein Teufelskreis, aus dem auszubrechen immer schwieriger wird, je länger wir darin gefangen bleiben..

Viele Menschen kennen leider keine andere Art und Weise, mit Ärger, Stress, Widerstand und schwierigen Situationen umzugehen. Mir ging es früher nicht wesentlich anders. Das Resultat war erhebliches Übergewicht, häufiges Kranksein und eine generelle Unzufriedenheit. Kurz gesagt: Ärger über mich selbst ohne Ende.

Sei nicht schnell, dich zu ärgern; denn Ärger ruht im Herzen des Toren.
-Die Bibel, Prediger 7, Vers 9

Wer möchte schon ein Tor sein? Eine Möglichkeit, solchen zerstörerischen Verhaltensspiralen im Leben zu entrinnen, ist ein gesundes Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln.

Wenn du, lieber Blogbesucher, gestresst, frustriert, enttäuscht, wütend, verängstigt, besorgt, von Schmerzen geplagt oder depressiv bist, versuche es mal mit dieser Methode:

  1. Aufmerksam sein: Nimm dir einen Moment Zeit, um in dich hineinzuhorchen. Bemerke bewusst den Schmerz, den Ärger, die Trauer. Versuche zu empfinden, wo das sitzt, was dich plagt und wie sich das anfühlt. Beschreibe nur für dich selbst, wie das aussieht, was dich umtreibt, gib ihm eine Farbe, eine Gestalt, eine Bewegung.
  2. Akzeptieren: Anstatt den Schmerz oder Frust zu leugnen, akzeptiere, dass er da ist. Es gibt einen Grund dafür. Oder für den Ärger, den du spürst. Es ist vollkommen akzeptabel, dass du gerade traurig, gestresst, enttäuscht bist. Du musst weder leugnen noch dich dafür entschuldigen, was du empfindest.
  3. Trösten: Nun wende dich dem, was dich umtreibt und plagt, voller Mitgefühl zu, so wie du einen Freund, eine Freundin, deinen Partner, dein Kind ermutigen würdest. Sei sanft, freundlich, liebevoll zu dir selbst. Als würdest du jemanden trösten, dessen bester Freund gerade gestorben ist.
  4. Lächeln: Schließlich versuchst du, dir ein Lächeln zu schenken. Wünsche dir alles erdenklich Gute, Glück, Zufriedenheit. Schenk dir Liebe. Lächle deinem Schmerz voller Mitgefühl zu. Er hat allen Grund, vorhanden zu sein, aber du wünschst ihm von Herzen Besserung. Du beschenkst liebevoll dich selbst mit guten Wünschen und Gedanken.

Diese Methode braucht sehr viel Praxis, zweifellos. Ich lerne noch immer daran, bin bei weitem kein Experte im gesunden Mitgefühl für mich selbst. Aber ich habe festgestellt, dass die Ergebnisse wirklich erstaunlich sind, so unvollkommen mir das Verfahren auch manchmal gelingen mag.

Es fällt uns leichter, andere zu trösten, zu ermutigen, zu unterstützen, als mit uns selbst liebevoll umzugehen. In der Praxis wird das biblische »liebe deinen Nächsten wie dich selbst« oft ad absurdum geführt, denn wer sich selbst nicht lieben kann, will er wirklich auch den Nächsten so lieblos behandeln wie sich selbst? Womöglich ist genau das oft der Grund für ungebührliches Benehmen anderen Menschen gegenüber?

Stete Übung macht den Meister aus - auch was die Liebe zu sich selbst betrifft. Und je mehr Liebe wir zu uns selbst entwickeln können, desto weniger werden wir zu den oben aufgeführten oder anderen Ersatzbefriedigungen greifen. Weil sie uns Schaden zufügen. Und wer will denjenigen, den er liebt, absichtlich schädigen?

Diese Methode verwandelt nach und nach unseren Umgang mit Schmerz, Enttäuschung, Trauer, Stress oder Frust. Wenn wir solchen Empfindungen mitfühlend und achtsam begegnen, brauchen wir sie weder leugnen noch uns selbst zu verurteilen, weil sie vorhanden sind. Und so brechen wir aus dem Teufelskreis von immer mehr schlechten Gefühlen durch immer mehr Ersatzbefriedigungen aus.

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P.S.: Viel weitere Gedanken zum Thema gesünderes und glücklicheres Leben stehen in diesem Buch: