Freitag, 4. August 2017

Gastbeitrag Leo Babauta: Loslassen. Kapitel 4

Ich habe, regelmäßige Blogbesucher wissen das bereits, kürzlich ein weiteres Buch aus der Feder des Leo Babauta übersetzt. Das Buch kann man als Taschenbuch oder als E-Book für den Kindle erwerben. Um die Druck-, Vertriebs und Distributionskosten kommen wir nicht herum – daher kostet das Taschenbuch nun einmal fünf Euro und neun Cent und das E-Book zwei Euro und neunundneunzig Cent.

Das Taschenbuch: http://amzn.to/2van3Ar
Das Kindle-Buch: http://amzn.to/2uGrf7C

Loslassen._Eine_einz_Cover_for_KindleDa Leo Babauta sein Buch genau wie die Beiträge auf seinem Blog vom Copyright ausdrücklich ausgenommen hat und zur unentgeltlichen Weiterverbreitung auffordert, stelle ich die einzelnen Kapitel meiner deutschen Übersetzung hier auf dem Blog zur Verfügung.

Wer lieber ein »richtiges« Buch in der Hand hat beim Lesen oder gerne seinen Kindle benutzt, der kann die entsprechende Ausgabe bestellen. Wer kein Geld ausgeben kann oder will, der möge hier auf dem Blog lesen, was Leo Babauta zum Thema Loslassen eingefallen ist.

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Kapitel 4

Schwierige Menschen

Unsere Mitmenschen können uns ziemlich ärgern. Von rücksichtslosen Verkehrsteilnehmern auf dem Weg zur Arbeit über Kollegen, deren Eigenarten uns nerven bis zu Kindern, die nicht das tun, worum man sie bittet.

Ich sage nun nicht, dass wir mit dem schrecklichen Verhalten anderer Menschen zufrieden sein sollen. Aber wir könnten viel glücklicher leben, wenn wir eines loslassen würden: unsere Vorstellung davon, wie diese Menschen sein und sich verhalten sollten.

Nehmen wir als Beispiel Marie. Sie ist wütend, weil ihr Kollege Thomas sie sehr unfreundlich und beleidigend behandelt hat. Es gibt keine Entschuldigung für sein schlechtes Benehmen ... aber wenn Marie impulsiv im Zorn reagiert, wird das wahrscheinlich nicht helfen, die Situation zu verbessern. Und der innerliche Groll wird Marie darüber hinaus ziemlich unglücklich machen.

Es lohnt sich, ein paar Mutmaßungen anzustellen:

1. Thomas wird wohl einen schlechten Tag haben. Oder er kommt einfach nicht mit Stress zurecht. Oder er kann sich nicht anständig ausdrücken. Wo auch immer das Problem liegt, das ist eine Angelegenheit des Kollegen, Marie ist nicht die Ursache. Also sollte sie sein Verhalten nicht persönlich nehmen – seine Grobheit und seine schlechten Manieren sind nicht ihre Schuld.

2. Selbst wenn Thomas einen sachlichen Grund hatte, Marie zu kritisieren (vielleicht hat sie etwas falsch gemacht), hätte er das ruhig und konstruktiv ansprechen müssen. Das war aber nicht der Fall. Obwohl also Marie aus einer sachlichen Kritik etwas für die zukünftige Arbeit mitnehmen könnte (zum Beispiel »Verwenden Sie niemals Comic Sans für Geschäftsberichte!«), sollte sie nicht zu viel in seinen Zorn hineinlesen. Er verhält sich ungehörig. Das ist seine Angelegenheit, nicht ihre.

3. Marie kann und sollte auf Thomas reagieren. Wenn sie impulsiv ihrerseits dem Ärger Raum gibt, wird das nicht helfen. Wenn sie aber die erste, fast zwangsläufig wütende Reaktion erkennen und loslassen kann, wird sie ruhig und konstruktiv antworten.

4. Es obliegt nicht Marie, Thomas zu ändern. Sie kann ihn nicht zwingen, eine nettere Person zu werden, selbst wenn sie es versucht. Stattdessen kann sie aber ihre eigene Antwort vernünftig und höflich formulieren. Das liegt in ihrer Verantwortung.

5. Marie kann hier sogar wohlwollend handeln, selbst wenn sie nicht das Gefühl hat, Thomas hätte das verdient. Was er verdient hätte, ist nicht die Frage. Wenn er unter irgendetwas leidet, kann sie menschliche Größe beweisen und versuchen, mitfühlend zu reagieren. Damit entschärft sie womöglich die Situation und vielleicht sind am Ende beide glücklicher.

Mir ist bewusst, dass viele Leserinnen und Leser sich darauf versteifen werden, was in dieser Situation »richtig« wäre. Thomas ist im Unrecht und verdient es, bestraft zu werden. Auf keinen Fall darf er ungeschoren damit durchkommen oder gar noch mitfühlend behandelt werden!

Das ist genau das Problem: unsere Idealvorstellung darüber, was »richtig« ist. Es gibt kein absolutes »Recht« – es gibt nur ein Idealbild, das wir haben. Wir erwarten, dass sich alle »richtig« verhalten, aber das wird wohl nie passieren.

Das Festhalten an unseren unrealistischen Idealvorstellungen darüber, wie jeder handeln sollte, ist die Ursache unserer Wut und Frustration, von Stress und Enttäuschung. Stattdessen können wir diese Wunschbilder davonfliegen lassen und die Wirklichkeit akzeptieren.

Wie sieht die Realität aus?

Thomas leidet, er hat Probleme mit seinem Jähzorn, ist gestresst und daher hat er sich schlecht benommen. Marie kann dies als Tatsache akzeptieren, ihre Idealvorstellung über sein Verhalten und die daraus resultierende Wut loslassen und stattdessen sensibel und gelassen reagieren. Sie kann Thomas in geeigneter Weise antworten, anstatt aus ihrer Wut heraus (und somit ihrerseits unangemessen) zu reagieren. Das ist nicht einfach, aber das Loslassen von Idealvorstellungen, das Akzeptieren der Realität und entsprechend vernünftiges Handeln kann man einüben.

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Fortsetzung folgt.

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