Ich wünsche Grass ruhige Wochen, Monate und Jahre vor allem.
Dienstag, 16. Oktober 2007
Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag
All den prominenten Glückwünschen schließe ich mich gerne an. Es ist schön, dass Sie bei guter Gesundheit sind, Günter Grass. Danke für die vielen Stunden großartiger Lektüre, die ich Ihnen verdanke. Bleiben Sie gesund und produktiv. Oder, wie es Marcel Reich-Ranicki ausgedrückt hat:
Stephen Mansfield: Derek Prince
Biographien stehen im Ruf, eine Person und ihr Leben objektiver darzustellen als Autobiographien. Daran mag viel Wahres sein, wenngleich ich hinzufügen möchte: Wenn der Autor objektiv sein kann oder will.
Stephen Mansfield ist ein bewährter Biograph. Aus seiner Feder stammen Bücher über Papst Benedikt XVI, George Bush, George Whitefield, Winston Churchill und – darum geht es hier - über Derek Prince, jenen internationalen Bibellehrer, der so gar nicht in konfessionelle oder sonstige Schubladen passte.
In dem Buch werden selbstverständlich die nüchternen Fakten und Stationen genannt, von der Geburt 1915 bis zum Tod 2003. Doch ist das Werk mehr als eine Auflistung von Daten, Personen und Orten; es macht Derek Prince als Person erkennbar – auch die Schwächen, Fehlentscheidungen und Irrwege werden nicht verschwiegen. Dabei ist die Sympathie des Autors für Derek Prince unübersehbar. Es scheint sich eine Freundschaft entwickelt zu haben, während Mansfield den Bibellehrer in dessen letzter Lebensphase interviewte und ihm so manche Anekdoten und Einsichten sowie Ansichten entlockte.
Erheiternd fand ich beispielsweise die Episode mit den mehrfach gesungenen Liedern. Derek Prince ist zum ersten Mal im Leben in einem freikirchlichen Gottesdienst:
Beispielsweise hält Stephen Mansfield die Lehren von Derek Prince über Israel unverkennbar für richtig, teilt seine Befürchtungen, dass der „dämonisch gesteuerte Islam“ Großbritannien vereinnahmen wird, während er andererseits seine Beteiligung am Shepherding Movement deutlich ablehnt. Derek Prince scheint sich eher aufgrund des Verbotes der Leiterschaft, eine geschiedene Frau zu heiraten, von der Bewegung getrennt zu haben. Falls er auch andere Gründe hatte, werden sie in der Biographie nicht genannt.
Darf ein Biograph so bewerten? Oder geht er damit zu weit? Das ist, meine ich, genauso subjektiv. Mich haben solche Stellen ein wenig irritiert, aber andererseits mein Interesse und meinen Gewinn durch die Lektüre nicht schmälern können.
Mansfield versucht, die biographischen Daten in einen gesellschaftlichen Kontext zu stellen, dabei ist er gelegentlich für meinen Geschmack vor allem in der zweiten Hälfte des Buches etwas zu "typisch amerikanisch", es liegt sicher in der weit verbreiteten Mentalität in den USA, Amerika als Nabel der Welt zu verstehen, alles aus der Perspektive von „God’s own country“ zu betrachten.
Aber wenn dann eine Tournee der Beatles (zu der Derek Prince sich meines Wissens nie geäußert hat) als satanischer Angriff auf die Gesellschaft, die „guten“ amerikanischen Jugendlichen, dargestellt wird; oder wenn die Ermordung John F. Kennedys in einen geistlichen Zusammenhang mit der Einwanderung von Derek Prince gebracht wird, kann ich dem Autor nicht so recht folgen.
Schon in seinen Studienjahren, bevor er Jesus Christus begegnete, war Derek Prince ein Einzelgänger, der zwar Mitglied in diesem Geheimbund war, sich aber kaum am sozialen und philosophischen Leben der Gruppe beteiligte. Mansfield meint:
P.S.: Ich habe (an den Zitaten leicht zu erkennen) die Originalausgabe gelesen, inwieweit die deutsche Übersetzung den gekonnten Schreibstil des Autors wiedergeben kann, vermag ich nicht zu beurteilen.
Stephen Mansfield ist ein bewährter Biograph. Aus seiner Feder stammen Bücher über Papst Benedikt XVI, George Bush, George Whitefield, Winston Churchill und – darum geht es hier - über Derek Prince, jenen internationalen Bibellehrer, der so gar nicht in konfessionelle oder sonstige Schubladen passte.
In dem Buch werden selbstverständlich die nüchternen Fakten und Stationen genannt, von der Geburt 1915 bis zum Tod 2003. Doch ist das Werk mehr als eine Auflistung von Daten, Personen und Orten; es macht Derek Prince als Person erkennbar – auch die Schwächen, Fehlentscheidungen und Irrwege werden nicht verschwiegen. Dabei ist die Sympathie des Autors für Derek Prince unübersehbar. Es scheint sich eine Freundschaft entwickelt zu haben, während Mansfield den Bibellehrer in dessen letzter Lebensphase interviewte und ihm so manche Anekdoten und Einsichten sowie Ansichten entlockte.
Erheiternd fand ich beispielsweise die Episode mit den mehrfach gesungenen Liedern. Derek Prince ist zum ersten Mal im Leben in einem freikirchlichen Gottesdienst:
Then the singing began. Taking their red hymnbooks in hand, the congregation opened to the announced page and sang to the encouragement of an amazingly energetig song leader. To Derek's bewildered amusement, the congregation sang the first song trough and then sang it a second time. When the second song was announced, it too was sung through twice.Es gibt allerlei solche Anekdoten in diesem Buch. Gelegentlich wird aber auch deutlich, dass der Autor andere Überzeugungen hat als sie Derek Prince zu eigen waren. Und damit sind die Grenzen der Objektivität gekennzeichnet. Zwangsläufig. Es geht gar nicht anders, denn jede Schilderung eines Weges, die diesen als „richtig“ oder „falsch“ oder auch nur als „zweifelhaft“ qualifiziert, basiert auf den persönlichen Überzeugungen des Autors.
Beispielsweise hält Stephen Mansfield die Lehren von Derek Prince über Israel unverkennbar für richtig, teilt seine Befürchtungen, dass der „dämonisch gesteuerte Islam“ Großbritannien vereinnahmen wird, während er andererseits seine Beteiligung am Shepherding Movement deutlich ablehnt. Derek Prince scheint sich eher aufgrund des Verbotes der Leiterschaft, eine geschiedene Frau zu heiraten, von der Bewegung getrennt zu haben. Falls er auch andere Gründe hatte, werden sie in der Biographie nicht genannt.
Darf ein Biograph so bewerten? Oder geht er damit zu weit? Das ist, meine ich, genauso subjektiv. Mich haben solche Stellen ein wenig irritiert, aber andererseits mein Interesse und meinen Gewinn durch die Lektüre nicht schmälern können.
Mansfield versucht, die biographischen Daten in einen gesellschaftlichen Kontext zu stellen, dabei ist er gelegentlich für meinen Geschmack vor allem in der zweiten Hälfte des Buches etwas zu "typisch amerikanisch", es liegt sicher in der weit verbreiteten Mentalität in den USA, Amerika als Nabel der Welt zu verstehen, alles aus der Perspektive von „God’s own country“ zu betrachten.
Aber wenn dann eine Tournee der Beatles (zu der Derek Prince sich meines Wissens nie geäußert hat) als satanischer Angriff auf die Gesellschaft, die „guten“ amerikanischen Jugendlichen, dargestellt wird; oder wenn die Ermordung John F. Kennedys in einen geistlichen Zusammenhang mit der Einwanderung von Derek Prince gebracht wird, kann ich dem Autor nicht so recht folgen.
The Kennedy assassination was part of an attempt of the devil to disillusion Americans and move the country toward a destructive, immoral counterculture.Dennoch: Im Ganzen ein gutes Buch, das die Person Derek Prince und die Rolle seiner (von vielen Zeitgenossen vehement kritisierten) Frauen in seinem Wirken anschaulich schildert, seinen Dienst und wie er sich entwickelt hat vorstellt und die Predigten von Derek Prince für nachwachsende Generationen interessant macht. Die Biographie zeigt sehr treffend, dass ein Intellektueller nicht seine Bildung an der Garderobe abgeben muss, wenn er Christ wird. Derek Prince gehörte in Cambridge zu einer Vereinigung (The Secret Society Of The Cambridge Apostles), welche die 12 begabtesten Studenten der Elite-Universität miteinander vernetzen sollte.
Schon in seinen Studienjahren, bevor er Jesus Christus begegnete, war Derek Prince ein Einzelgänger, der zwar Mitglied in diesem Geheimbund war, sich aber kaum am sozialen und philosophischen Leben der Gruppe beteiligte. Mansfield meint:
By the 1930s the society as a hotbed for homosexuality had dimmed, and it became more a hotbed for radical ideas. ... The grater likelihood is that Derek enjoyed the friendship but remained as much on the fringe as possible. Throughout his life he would exhibit a tremendous capacity for detatchment. He could be part of a group and never truly connect to its core.Er war und blieb einer, der in dem in Konfessionen und Gemeindeverbände organisierten Christentum immer wieder aneckte, der irgendwie nicht kompatibel sein wollte und konnte. Kaum wurde er Mitglied in einer Gruppe, Kirche oder Gemeinschaft, schon begannen die Probleme. Derek Prince hatte eine Berufung, und die war ihm wichtig, nicht Gremien, Regeln oder Konventionen. Sein Augenmerk galt dem einzelnen Menschen, dem er als dienen wollte, egal, in welcher Kirche jemand zu Hause war. Sein Motto war:
Reaching the unreached and teaching the untaught.Das ist ihm in seinem Leben gelungen und es gelingt ihm noch heute durch seine über 400 erhaltenen Audio-Predigtimpulse und zahlreiche Bücher. Schön, dass ihn Stephen Mansfield mit dieser Biographie vor dem Vergessen bewahren hilft.
P.S.: Ich habe (an den Zitaten leicht zu erkennen) die Originalausgabe gelesen, inwieweit die deutsche Übersetzung den gekonnten Schreibstil des Autors wiedergeben kann, vermag ich nicht zu beurteilen.
- Das Buch auf Englisch gibt es zum Beispiel hier: Stephen Mansfield - Derek Prince - A Biography
- Das Buch auf Deutsch gibt es zum Beispiel hier: Stephen Mansfield - Derek Prince - Eine Biographie
- Predigten von Derek Prince in deutscher Sprache findet man zum Beispiel hier: Online Predigten
- Predigten von Derek Prince in englischer Sprache findet man zum Beispiel hier: Derek Prince Ministries
- Die Lebensdaten relativ nüchtern gibt es bei Wikipedia: Derek Prince