Mittwoch, 27. Februar 2008

Skandal: Jesus liebt Ehebrecherin!

Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber bringen eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen worden war, und stellen sie in die Mitte und sagen zu ihm (Jesus): Lehrer, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten, solche zu steinigen. Du nun, was sagst du?
(Johannes 8, 3-5)
Hatten diese Pharisäer und Schriftgelehrten nicht recht? Es existierte zweifellos ein solches Gesetz:
Wenn ein Mann mit einer Frau Ehebruch treibt, wenn ein Mann Ehebruch treibt mit der Frau seines Nächsten, müssen der Ehebrecher und die Ehebrecherin getötet werden.
(3. Mose 20, 10)
Aber die anklagenden Herren hatten etwas vergessen. Wenn sie tatsächlich die Frau auf frischer Tat ertappt hatten, wo war dann der Mann, mit dem sie inflagranti erwischt wurde? War er gerade unabkömmlich? Auf Geschäftsreise? War ihm nicht wohl und er musste nun vor der Steinigung das Bett hüten? Oder war er ein so angesehener und wichtiger Bürger, dass man mal eben die andere Hälfte des Gebotes ausser Acht lassen musste? Womöglich gar ein Politiker oder ein Schriftgelehrter?

Jesus antwortete zunächst nicht, sondern schrieb mit dem Finger auf die Erde. Manche deuten das Schreiben mit dieser Prophetie aus Jeremia:
Und die von mir abweichen, werden in die Erde geschrieben werden (so, daß die Schrift bald verwischt oder verweht wird); denn sie haben den HERRN, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen.
(Jeremia 17, 13)
Könnte man so sehen. Ich bin kein Theologe, aber da Jesus »die Schriften« kannte, ist das für mich nachvollziehbar. Andere Erklärungen habe ich auch schon gehört, die mir nicht widersinnig scheinen, zum Beispiel dass Jesus die entsprechenden Sätze aus dem mosaischen Gesetz in den Sand notierte. Aber soooo wichtig ist es ja gar nicht, warum oder was Jesus da schrieb. Sonst wäre es in dem Bericht sicher enthalten.
Als die Ankläger weiter nervten, bekamen sie schließlich doch noch eine Antwort:
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.
(Johannes 8, 5)
Darauf hin machten sich die Herren aus dem Staub; die Frau verschwand jedoch nicht, als sie die Gelegenheit gehabt hätte.
Jesus aber richtete sich auf und sprach zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat niemand dich verurteilt?
Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr.
(Johannes 8, 10-11)
Interessant scheint mir hier, dass von Sündenbekenntnis, Umkehr, Bekehrung nicht die Rede ist. An der Tatsache des Ehebruchs gab es wohl keinen Zweifel, aber Jesus hielt keine Bußpredigt und führte keinen Befreiungsdienst durch, nachdem ein »Übergabegebet« aufgesagt worden war. Sondern er sprach der Frau seine Vergebung zu und forderte sie auf, zukünftig nicht mehr zu sündigen.

Könnte es sein, dass wir viel zu oft viel zu viel von den Menschen verlangen, bevor wir ihnen Gottes Liebe und Vergebung versichern?

Jesus ist nicht gegen Ehebruch oder gegen Homosexualität oder gegen Moslems oder gegen sonst etwas gestorben, sondern für uns alle. Ein Problem mit solcher bedingungslosen Liebe und Annahme können doch eigentlich nur selbstgerechte Menschen haben. Die brauchen nämlich keine Erlösung.

Bild: Gustave Dore

4 Kommentare:

  1. Jesus hat ihr die Würde zurückgegeben, in dem er sagt:
    "Auch ich verurteile dich nicht.
    Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr."
    Er gibt ihr die Vollmacht, Kraft und Gnade,
    ihr Leben selbst zu verändern...

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  2. ..komisch ist, dass ich von dir so gute Beiträge schon fast gewohnt bin und es gar nicht mehr für nötig halte, es zu erwähnen:
    Danke Günter - guter Beitrag!

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  3. @barbara: und wenn sie ihr leben nicht verändert - ist sie trotzdem und weiter von ihm geliebt?

    @bento: danke für die blumen! das lob freut mich sehr.

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  4. @günter:
    Ja, denn Jesus Liebe hört nie auf. :-)

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