Montag, 11. August 2008

ICROFRIDGEINROOM

Neulich in Amerika haben wir viele Motels kennen gelernt. Die wurden fast alle von Einwandererfamilien aus Indien geführt, was ein wenig zur kryptischen Inschrift an manchen Orten beitragen mag. Für unerfahrene Europäer sind dessenthalben manche Reklametafeln schwer begreiflich, daher leiste ich hier gerne Aufklärungsarbeit für potentielle USA-Reisende.

»FREE ONT. BREAKFAST« hat nichts mit Ontologie zu tun. Das Frühstück ist kostenlos, nicht etwa frei, aber keineswegs metaphysisch, sondern da ist lediglich ein »C« verloren gegangen, gemeint ist ein »continental breakfast«. Darunter verstehen die Amerikaner eine ganze Menge, sicher ist nur, dass man Kaffee, Tee und Saft bekommt, dazu Backwaren von wenigstens einer Sorte. Continental Breakfast - immer wieder spannend, was einen da erwarten wird.
Das Motelzimmer zum obigen Bild war, wie auf der Tafel versprochen, mit einer Kaffeemaschine ausgestattet. Diese vermag in der Regel eine Tasse Kaffee pro Durchlauf zuzubereiten, sehr selten auch gleich zwei. Das Kaffeepulver wohnt in seiner Filtertüte, die wiederum wohnt in einer Folienumhüllung, luftdicht und hygienisch verschlossen. Milch? Nee, sondern Creamer.
In der nächsten Zeile braucht man allerdings beim Studium der Ankündigungen eine gewisse Übung, das ist nun nicht mehr so einfach wie ein Frühstück, dem sein »C« fehlt oder eine simple Kaffeemaschine.
»ICROFRIDGEINROOM« Da hat der trickreiche indische Einwanderer dem potentiellen Motelbesucher ein paar Lesefallen gestellt. Das Buchstabengebilde bezeichnet nicht etwa ein exotisch indisches Fabelwesen, das im Motel-Pool wohnt, auch ist nicht die Rede von einer klebrig-süßen Leckerei, die den Gast erwartet. Man muss das Wort vielmehr sezieren und ein wenig Phantasie walten lassen.
Zunächst ist da zusammen gewachsen, was nicht zusammen gehört. Geschickte Schnitte offenbaren: »IC RO FRIDGE IN ROOM«. Und schon ist klar, dass der Schluß einen Kühlschrank im Zimmer verheißt. Aber wer mag »IC RO« sein? Nun kommt die Phantasie ins Spiel, denn der Kühlschrank sorgt dafür, dass Getränke eine angenehme Temperatur behalten. »IC« sieht schon recht verdächtig nach »ICE« aus, und wenn oben ein »C« fehlt, dann war hier eben kein Platz für ein »E«. Da man weiß, dass hinter jeder zweiten Ecke in Amerika ICE MAKERS warten und ungekühlte Erfrischungsgetränke einem Verbrechen gleichkommen, wird schon klarer, was die Inschrift heißen soll. Wenn es denn keinen Kühlschrank im Zimmer geben sollte, dann.... Und beim »RO« hat der Inder auf der Leiter, weil er Linkshänder war vielleicht, schlicht und ergreifend die Reihenfolge vertauscht. Tatsächlich sollte da also stehen, dass es entweder Eis (großer Behälter im Zimmer, Eiswürfelspuckmaschine auf dem Flur) oder einen Kühlschrank im Zimmer gibt: »ICE OR FRIDGE IN ROOM«.
Und am Schluss stehen nicht die Initialen der Familie, sondern zwei Ankündigungen für Ermäßigungen beim Zimmerpreis und eine Verheißung, die uns sehr wichtig war, ansonsten fuhren wir zum nächsten Motel weiter. Jeder muss mal AA machen, das darf man auch, da zum Motelzimmer stets ein Bathroom gehört, in dem man selten baden kann (weil die Badewanne eher eine Ausnahme ist, mit Sicherheit jedoch findet man eine Dusche), auf jeden Fall findet man im Bathroom aber ein geeignetes Keramikgefäß für die Entsorgung menschlicher Verdauungsreste. »AA ALLOWED«, könnte man also meinen, aber »AAA« in diesem Fall soll heißen, dass AAA Mitglieder für die Übernachtung weniger bezahlen als andere Reisende. Das gleiche gilt für die AARP Mitgliedschaft, auch die dieser Organisation zugehörigen Gäste schlafen ein paar Dollar günstiger. Na ja, und »DSL« heißt einfach DSL. Per W-LAN und in High Speed. Ohne Gebühren oder anderen Schnickschnack. Denn ein Leben ohne Internet wäre dem Amerikaner wie ein Leben ohne Cellphone: Undenkbar.

Man sieht also: Das Studium einer Motelreklametafel ist gar nicht so schwer.

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