Samstag, 8. November 2008

Häufig gestellte Fragen 2

In dieser kleinen Serie greifen ich Fragen auf, die mir von Lesern meiner Bücher und Artikel immer wieder gestellt werden. Bei aller Vielfalt der Formulierungen tauchen einige Grundfragen immer wieder auf; hier möchte ich nun meine Antworten vor- und zur Diskussion stellen. Der erste Beitrag galt dem Thema Glaube versus Verstand.
Eine zweite exemplarische Frage, die immer wieder in verschiedenen Variationen auftaucht:
Wie erfährt der Mensch den Willen Gottes? Ich meine damit der Einzelne. Du sagtest, jeder kann überall mit Gott sprechen, aber er erhält doch keine Antwort. Wie soll er erfahren, was Gott von seinen Taten hält. Oder werden von Christen ausschließlich die Lehren der Bibel als Maßstab eingesetzt?
Meine Antwort lautet:
Den Willen Gottes kann man durchaus und überwiegend anhand der Bibel kennen lernen. Auch dabei gilt es allerdings, den Verstand nicht auszuschalten. Das Neue Testament beispielsweise ist nicht als »Gesetzbuch« oder »Lexikon« verfasst worden und daher auch nicht als solches anzuwenden. Überwiegend handelt es sich bei den einzelnen Büchern im Neuen Testament um Briefe an bestimmte Personen oder Gruppen in ganz konkreten Situationen. Das heißt, dass man nicht einen Satz oder Abschnitt herausnehmen und 1:1 als göttlichen Willen für eine ganz und gar andere Situation, nämlich heute und hier, anwenden kann. Dadurch hat schon mancher manchen Schaden angerichtet...
Andererseits wird dem aufmerksamen Leser der Bibel nicht verborgen bleiben, wie quer durch die einzelnen Bücher der Charakter Gottes und sein Wille beschrieben wird. Vor allem die Berichte des Neuen Testamentes über Jesus Christus, der von sich sagte, dass er ausschließlich den Willen Gottes tat, zeigen dies sehr deutlich: Mitleid mit Unterdrückten, praktische Hilfe für den Mitmenschen in Not (ungeachtet seiner Herkunft, Rasse, Überzeugungen), scharfer Widerspruch gegen religiöse Führer, die das Marionettentum predigen und verlangen - oft genug, ohne selbst zu tun, was sie anderen auferlegen wollen.
Meine Erfahrung ist übrigens die, dass auch über die Lektüre der Bibel hinaus der Mensch Antworten erhält. Das Gespräch mit Gott, das Gebet, ist wirklich keine Einbahnstraße. Dass Gott mit akustisch vernehmlicher Stimme spricht, ist eine sehr seltene Ausnahme, aber es gibt zahllose andere Wege, auf denen er uns ganz persönlich und direkt antworten kann und will.
Kommentare mit Ergänzungen, Widersprüchen, Erweiterungen sind wiederum herzlich willkommen.

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