Dienstag, 3. Februar 2009

Discounter oder nicht?

Eine »Tatort«-Folge ist kein Dokumentarfilm, logisch. Aber am vergangenen Sonntag zeigte sich, untermauert durch die anschließende Diskussion bei Anne Will in der ARD, dass ein Krimi durchaus die Wirklichkeit abzubilden in der Lage sein kann. Die Handlung der Folge »Kassensturz« gewährte Einblicke in den Alltag von Angestellten eines Discounters, die erschreckend waren.

Es ist einsichtig, dass derjenige, der seine Waren zum niedrigsten Preis erwerben möchte, in Kauf nimmt, dass beim Anbieter gespart wird, wo immer es möglich ist. Dass man es mit Kartons auf Paletten statt mit sauberen Regalen zu tun bekommt, ist ja noch hinzunehmen. Natürlich wird auch auf Kosten der dort Beschäftigten gespart. Dass es allerdings bei Lidl, Aldi, Penny und anderen Billigmarktketten dermaßen menschenverachtend zugeht, schien mir unvorstellbar.

Nun war ich seit vielen Jahren nicht mehr bei Aldi, aber gelegentlich auf dem Heimweg von der Arbeit bei Lidl oder Penny, um ein paar Kleinigkeiten für den Haushalt zu besorgen. Den großen Wocheneinkauf erledigen wir in »anständigen« Supermärkten, einfach wegen der angenehmeren Einkaufsatmosphäre.

Es gibt aber genug Menschen in unserem Land, die auf die Billigmärkte angewiesen sind, da sie von Minilöhnen leben müssen oder erwerbslos sind. So gesehen sind Lidl und Co. ein Segen. Doch wenn man in der Lage ist, ein paar Euro mehr zu bezahlen, für einen Liter H-Milch 59 oder 69 Cent ausgeben kann statt 49, dann sollte man sich überlegen, ob es nicht womöglich im Interesse der Menschenwürde sinnvoller ist, eben nicht bei den Discountern einzukaufen.

Andererseits: Wenn diese Ketten schließen müssen, weil die Kunden wegbleiben, dann sind erstens deren Mitarbeiter ohne Job und zweitens sind Menschen in finanzieller Not einer Möglichkeit beraubt, sich mit den notwendigen Dingen des Alltags zu versorgen.

Was ist nun das geringere Übel? Billig einkaufen um jeden Preis - ist das moralisch vertretbar, weil es Arbeitsplätze sichert? Lidl, Aldi und Co. werden kaum freiwillig ihre Angestellten menschenwürdiger behandeln, sondern nur unter Druck etwas ändern...

2 Kommentare:

  1. Nun ja das ist ein Großes Dilemma. Einerseits gibt es gute Gründe warum wir Discounter brauchen, wie Sie ja aufzeigen. Andererseits ist es Fakt, dass Lidl in einer Stadt im Schwarzwald eine Filiale, die gut ging, geschlossen hat, weil die Mitarbeiter im Begriff waren eine Mitarbeitervertretung zu gründen. Ich habe den Tatort auch gesehen und musste immer wieder daran denken. Es konzentriert sich doch immer wieder auf die Frage, wie wir als Christen handeln sollen bzw. einkaufen sollen. Man denke an Kaffee von Fairtrade oder andern Anbieter. Können wir uns als Christen diese Angebote leisten?

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  2. Ich bin sicher, dass manche Christen sich das leisten können, andere wiederum nicht. Auch Christen sind alles mögliche zwischen vermögend und arm. Es kommt wohl bei denen, die nicht arm sind, auch darauf an, welche Prioritäten sie setzen.
    Ich erlaube mir, mal ganz ketzerisch sagen: Lieber weniger Spenden in der Gemeindekasse und mehr Fair-Trade-Waren im Haushalt als andersherum.

    Aber das Dilemma mit den Discountern bleibt. Sie sind ein Übel, aber ein leider notwendiges.

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