Donnerstag, 2. April 2009

Dylan in Berlin - Kurzbericht

Mein Konzert-Telegramm:

Ort und Zeit: Berlin, Germany, Max Schmeling Halle, 1. 4. 2009, 20:00 Uhr - 22:00 Uhr

Das Konzert beginnt mit 12 Minuten Verspätung, weil die Halle zu wenige Eingänge hat, um die Menschen rechtzeitig durch die Kontrollen zu schleusen.

Die Setlist:

01. The Wicked Messenger (Bob spielt Keyboard)
02. When I Paint My Masterpiece (Bob spielt Mundharmonika in der Bühnenmitte)
03. You Ain't Goin' Nowhere (Bob spielt Gitarre)
04. The Levee's Gonna Break (Bob spielt Keyboard und Mundharmonika)
05. My Back Pages (Bob spielt Keyboard und Mundharmonika)
06. Things Have Changed (Bob spielt Keyboard)
07. Tweedle Dee & Tweedle Dum (Bob spielt Mundharmonika in der Bühnenmitte)
08. Beyond The Horizon (Bob spielt Keyboard und Mundharmonika)
09. Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again (Bob spielt Keyboard und Mundharmonika)
10. Love Sick (Bob spielt Keyboard)
11. Highway 61 Revisited (Bob spielt Keyboard)
12. Workingman's Blues #2 (Bob spielt Keyboard)
13. Thunder On The Mountain (Bob spielt Keyboard)
14. Like A Rolling Stone (Bob spielt Keyboard)

Die übliche »Wir sind jetzt weg, kommen aber noch mal wieder« Konzertunterbrechung

15. All Along The Watchtower (Bob spielt Keyboard)
16. Spirit On The Water (Bob spielt Keyboard und Mundharmonika)

Bobs große Ansprache: Thank you friends, I wanna introduce my band right now ...

17. Blowin' In The Wind (Bob spielt Keyboard und Mundharmonika)

Meine Eindrücke:

Die Soundqualität war passabel, lediglich beim ersten Song kämpften die Jungs am Mischpult (wir saßen direkt hinter ihnen) verbissen darum, Bob Dylans Stimme aus dem Sound herauszuholen. Wer den Song nicht kannte, verstand kein Wort. Beim Wicked Messenger gelangen die Einstellungen noch nicht, erst nach dem ersten Vers von Masterpiece stimmte der Sound.

Besonders herausragend: You ain't going nowhere, Love sick und dank der Gitarre All along the watchtower. Irgendwo auf der Bühne muss unerkannt Jimi Hendrix gespielt haben. Die beste Watchtower-Version die ich in vielen Jahren gehört habe.

Nicht gefallen hat mir Workingman Blues #2, das Lied passte irgendwie nicht in den ansonsten stimmigen und runden Ablauf. Auch die Band wirkte plötzlich unsicher oder bemüht, irgendwie in den Song heineinzufinden, und Bobs Stimme wurde zunehmend gelangweilt. Er verfiel gar in das gefürchtete Nuscheln. Zum Glück nur bei diesem einen Lied.

Alles übrige war hervorragend gespielt und zum Teil, wie erwartet, unerwartet neu arrangiert. Bob Dylan war recht gut aufgelegt, spielte mit Stakkatoeinlagen und erfand neue Melodieführungen, verwarf sie, erfand wieder neue, blieb dabei, spielte wieder mit der Melodie, schien zu experimentieren - alles andere als gelangweilte Routine. Es war spannend, es war unterhaltsam, es hat Spaß gemacht.
Die Band ist hervorragend, vor allem Tony Garnier am Bass, der das ganze Geschehen auf der Bühne im Griff hat und gnadenlos gut mit seinen Instrumenten umzugehen versteht.

Danke für den wunderbaren Abend, Bob!

P.S.: Nachtrag um 14:15 Uhr - Ganz anders sieht das mit dem Workingman Blues #2 Nic: Bob Dylan in der Schmeling-Halle
P.P.S.: Illegales Foto von Nic - frech von mir gemopst. In größerem Format dort zu finden.

12 Kommentare:

  1. Dem Dank schließe ich mich an. Ich war der Besucher ohne Hut.

    ;-)

    Am besten hat mir persönlich die unaufgeregte Version von Like a Rolling Stone gefallen, auch Stuck inside of Mobile kam ganz gut rüber. Was Workingman Blues #2 betrifft - ganz Deiner Meinung!

    Ein toller Abend. Besser als Hannover (da war ich auch).

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  2. Die B.Z., ein lokales Käseblatt, meint heute:

    ...
    Außerdem ist kein Dylan-Konzert wie das andere. Auch wenn der 67-Jährige seit mehr als 21 Jahren auf seine Never Ending Tour geht und mehr als 200 Konzerte pro Jahr spielt – jeden Abend singt er andere Songs.
    Kein Anderer hat einen solchen Spaß daran, die eigenen Lieder auf der Bühne bis zur Unkenntlichkeit zu verfremden wie die amerikanische Musik-Ikone. Doch einige seiner Rock-Klassiker wie „Like a Rolling Stone“ klangen auch gestern wie gewohnt.
    ...
    Beim Konzert in der Schmeling-Halle war es dann doch wie bei beinahe jedem Dylan-Konzert: Die 10000 Fans feierten ihren All-Time-Hero und seine Songs. Und spielten nebenbei heiteres Lieder-Raten.
    ...


    Schön wars, Wunder wunder schön.

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  3. "P.P.S.: Illegales Foto ebenfalls von Nic - frech von mir gemopst. In größerem Format dort zu finden."

    weshalb illegal :-) Ich habs gefunden - ganz zufällig im Handy.

    Habt Ihr eine Ahnung, wie viele Leute da waren? 10.000 kommt mir etwas viel vor; ich hab 8.000 bis 8.500 geschätzt.

    Nic

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  4. Moin!

    @Frederic: Aha. Du warst der Besucher ohne Hut. Na so was.

    ;-)

    @Sharon: Genau. Wunderschön.

    @Nic: Ach so, ein Fundstück. Muss das nicht flugs zum Fundbüro? Oder nehmen die keine Fotos an?
    Ich habe keine Ahnung, wie viele Besucher in die Halle passen - aber der Stau beim An- und Abmarsch sah eher wie 20.000 aus...

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  5. Ich fand den Abend optisch und akustisch klasse (hinten oben im Block R war der Sound wunderbar). Aber die Playlist war zu sehr auf zwei Pole (68er Hymnen einerseits und Modern Times andererseits) ausgerichtet; und leider wenig anderes dazwischen. Die Gitaristen waren lausig und haben weder gute Riffs noch ein interessantes "Bett" für die Eskapaden des Miesters geliefert. Wo ist eigentlich der Gitarist mit den dunklen langen Haaren gewesen, der sonst immer dabei war ? Wie heißt der eigentlich ? Warum war er nicht da ?
    Wenn Bob einen Tip von mir haben will: Er sollte mal ein paar mehr Sachen aus Time out of mind und vor allem den Outtakes (red river shore etc.) auf die Bühne heben.
    Bob selbst war in großer Form. Mit anderen Songs hätte das ein perfekter Abend sein können.

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  6. Hallo Miesel,

    die Songauswahl unseres Herrn Dylan ist manchmal überraschend, manchmal ernüchternd - aber angeblich weiß selbst die Band vorher nicht, was so alles gespielt wird oder nicht.
    Wenn ich das Geschehen am Mischpult richtig deute, dann kam da fünf Minuten vor dem Beginn eine Liste auf den Bildschirmen an. Jedenfalls begann der Licht-Techniker sofoert, in einem Ordner zu blättern und die beiden Ton-Techniker drückten alle möglichen Tasten...

    Die Schmeling-Halle ist für Konzerte denkbar ungeeignet - bei uns war der Sound einigermaßen, aber nicht außergewöhnlich toll. Wenn die viel zu hohe Decke abgehängt wäre, könnte die Technik sicher bessere Einstellungen finden.

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  7. Langer Kommentar zum Kurzbericht:

    Für mich war das Konzert astrein!
    Ich stand in der 4.Reihe links vor der Bühne und konnte so alles, vor allem Bob, ganz genau beobachten.
    So zog es mich total in den Bann...

    Es hat sich auch deshalb gelohnt so frühzeitig bereits um 18:30 Uhr am Eingang anzustehen.

    Die rasche Abwicklung am Eingang sogar mit freundlicher persönlicher Begrüßung hat unsere Gruppe sehr beeindruckt!
    Da spührt man sogleich, dass das Berliner Personal professionell mit den Menschenmassen umzugehen vermag.
    Großes Lob ans freundliche Berliner Servicepersonal, welches uns Angereiste schwer beindruckt hat! :-)

    Es geht gleich beschwingt los, was mir gut gefiel. Bei "Masterpiece" ist die Mundharmonika klasse eingesetzt. Darauf greift Bob selbst zur Gitarre - sehr schön.Das Tempo steigert sich in "The Levee`s Gonna Break".
    Dann folgt eines meiner Lieblingsstücke "My Back Pages", welches mich jedesmal sehr anrührt!
    "Things Have Changed" fand ich herrlich verfremdet und verhackstückt-geradezu ironisch, genau wie "Love Sick"!
    Dazu passt "Tweedle Dee".
    "Beyond The Horizon" schön spirituell... "Stuck Inside" lange nicht mehr gehört, sehr schöne dynamische Variante!
    "Highway 61" schön rhythmisch, super.
    Dann kommt "Thunder On The Mountain" extra für Günter...genauso wie "All Along The Watchtower", da muss ich immer an den "Kaufhausgesang" denken,said the joker to the thief... ;-)
    Dann folgt mein absolutes Lieblingslied "Spirit ON The Water", welches mich ganz und gar vereinnahmt hat...
    Und "Blowin´In The Wind" in dieser Form kann ich sogar wieder mal etwas abgewinnen.

    Ein sehr besonderer starker Abend mit stehendem respektvollem Applaus klingt aus...

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  8. @barbara: genau, thunder und watchtower hat er ausschließlich für mich gesungen...
    habe mir erst heute das bootleg vom konzert angehört, vorher war keine zeit. soundqualität: geht so. musikqualität: astrein!

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  9. momentan sind meine absoluten dynamischen Lieblingsstücke:
    "Things Have Changed" :-) und
    "When I Paint My Masterpiece"

    "Um die Metamorphosen Dylans hörend nachzuvollziehen, bräuchte man wiederum ein ganzes Leben. Vielleicht aber genügen auch Kostproben dieses Work in Progress. Ein paar Konzerte. Wenn mans gut trifft und Dylan an einem seiner grandiosen Tage zu Gehör bekommt wie in Erfurt (oder Berlin!), dann kann das schon glücklich machen"... :-)
    (Zitat taz 04.04.09)

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  10. "The Times We`ve Known"/Paris 2.Konzert!!:-)

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  11. Blind Willie McTell und
    Desolation Row als Raritäten
    in Brüssel !

    Es lohnt sich nach wie vor die
    Setists der Tour zu verfolgen... :-)

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  12. Der Berliner Workingman Blues #2
    gefällt mir persönlich immer besser,
    vor allem die Instrumentaleinlagen!

    In diesem Sinne:
    "Bring me my boots and shoes"... ;-)

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