Das haben wir vor etlichen Monaten am Beispiel Eva Herman erlebt, und nun haben sich einige Blätter auf den Papst eingeschossen. Er fordere angeblich einen »Weltherrscher«, der alle Fäden in der Hand hält - und prompt tönt es schon aus allerlei frommen Nischen, dass es ja dem Papst wohl nur um den Antichrist gehen könne.
Nun bin ich nicht katholisch, halte den Papst auch nicht für unfehlbar in seinen Lehrmeinungen. Da ich Benedikt aus Bayern aber für einen aufrichtigen Christen halte, war ich neugierig, was er tatsächlich geschrieben hat. Hier gilt, wie so oft, das Motto: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
In Wirklichkeit hat der Papst lediglich gefordert, dass die bereits bestehende Organisation der »Vereinten Nationen« von einem bedeutungslosen Debattierclub zu einem Vökerbund werden müsste, der seine Beschlüsse auch um- und durchsetzen kann:
67.Gegenüber der unaufhaltsamen Zunahme weltweiter gegenseitiger Abhängigkeit wird gerade auch bei einer ebenso weltweit anzutreffenden Rezession stark die Dringlichkeit einer Reform sowohl der Organisation der Vereinten Nationen als auch der internationalen Wirtschafts- und Finanzgestaltung empfunden, damit dem Konzept einer Familie der Nationen reale und konkrete Form gegeben werden kann. Desgleichen wird als dinglich gesehen, innovative Formen zu finden, um das Prinzip der Schutzverantwortung anzuwenden und um auch den ärmeren Nationen eine wirksame Stimme in den gemeinschaftlichen Entscheidungen zuzuerkennen. ... Um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenen Wirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sich daraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um eine geeignete vollstän-dige Abrüstung zu verwirklichen, die Sicherheit und den Frieden zu nähren, den Umweltschutz zu gewährleisten und die Migrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität, wie sie schon von meinem Vorgänger, dem seligen Papst Johannes XXIII., angesprochen wurde, dringend nötig. ... Die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die internationale Zusammenarbeit erfordern, daß eine übergeordnete Stufe internationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung der Globalisierung errichtet wird und daß eine der moralischen Ordnung entsprechende Sozialordnung sowie jene Verbindung zwischen moralischem und sozialem Bereich, zwischen Politik und wirtschaftlichem und zivilem Bereich, die schon in den Statuten der Vereinten Nationen dargelegt wurde, endlich verwirklicht werden.Das klingt mir nun gar nicht nach der Forderung, einen Antichristen zu etablieren. Weiter unten in seinem Text schreibt der Papst:
78.Ohne Gott weiß der Mensch nicht, wohin er gehen soll, und vermag nicht einmal zu begreifen, wer er ist. Angesichts der enormen Probleme der Entwicklung der Völker, die uns fast zur Mutlosigkeit und zum Aufgeben drängen, kommt uns das Wort des Herrn Jesus Christus zu Hilfe, der uns wissen läßt: »Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen« (Joh 15, 5) und uns ermutigt: »Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28, 20).Und auch diese Sätze stehen in der Enzyklika:
79.Die Entwicklung braucht Christen, die die Arme zu Gott erheben in der Geste des Gebets, Christen, die von dem Bewußtsein getragen sind, daß die von Wahrheit erfüllte Liebe, caritas in veritate, von der die echte Entwicklung ausgeht, nicht unser Werk ist, sondern uns geschenkt wird. Darum müssen wir auch in den schwierigsten und kompliziertesten Angelegenheiten nicht nur bewußt reagieren, sondern uns vor allem auf seine Liebe beziehen.Na, wo steckt er nun, der Bumann? Im Vatikan oder in den Pressebüros gewisser Medien?
Den kompletten Text der Enzyklika gibt es hier: Caritas in veritatae
Foto ebenfalls von Welt Online
"Nun bin ich nicht katholisch, halte den Papst auch nicht für unfehlbar in seinen Lehrmeinungen. Da ich Benedikt aus Bayern aber für einen aufrichtigen Christen halte, war ich neugierig, was er tatsächlich geschrieben hat. Hier gilt, wie so oft, das Motto: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil."
AntwortenLöschenDu denkst meine Gedanken...obacht! ;-)
Grüßle, Sec
Die Gedanken, lieber Sec, sind frei. Schön, dass uns gleiche zufliegen!
AntwortenLöschenWer lesen kann ist im Vorteil, klar.
AntwortenLöschenAber noch mehr im Vorteil ist der, der auch auslegen kann, was er liest! ;-)
Das ist ja schon bei der Bibel so.
Und wer dann noch darüber hinaus die Zeichen der Zeit deuten kann ist noch mehr im Vorteil.
Na klar will der Papst keinen Antichristen installieren, ist doch offensichtlich. Auch ich halte ihn für einen aufrichtigen Christen *g*
Nur manchmal reicht Aufrichtigkeit allein leider nicht aus.
Was mich dabei bedenklich stimmt, ist der Applaus aus allen Richtungen und die Sehnsucht nach einem "Führer", die man dahinter vermuten könnte.
"Caritas in veritate" will ich erstmal selbst lesen, um mich dann hier äußern zu können!
AntwortenLöschenAlso bitte Geduld, denn wer lesen kann und will, ist klar im Vorteil.
;-)
@Günter:
Vorab aber schon mal DANKE für diesen Beitrag, welcher mich auch sehr beschäftigt!
Zudem DANKE, dass Du darauf hinweist, dass die Medien sehr vorschnell wieder mal sofort ein Urteil darüber fällen!
Wie war das doch noch mit dem Motto:
"Du sollst nicht urteilen", denn das ist alleine unserem GOTT vorbehalten oder etwa nicht?
@don ralfo: na ja,das mag bedenklich stimmen... - aber es ist ja nun mal nichts neues, dass in krisenzeiten der ruf nach dem starken mann / heilsbringer / problemelöser laut wird. nur hat der papst - so meine ich nach der lektüre - ganz andere absichten, als ausgerechnet den starken mann herbeizureden.
AntwortenLöschen@barbara: das urteil über den papst wird der herr der herren zu sprechenn haben, nicht irgend ein mensch. man muss nicht seiner meinung sein, aber das ist etwas anderes als ihn zu veteufeln. finde ich.
Hi Günter,
AntwortenLöschenDieser Absatz hier.. sagt alles aus.
>>Die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die internationale Zusammenarbeit erfordern, daß eine übergeordnete Stufe internationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung der Globalisierung errichtet wird und daß eine der moralischen Ordnung entsprechende Sozialordnung sowie jene Verbindung zwischen moralischem und sozialem Bereich, zwischen Politik und wirtschaftlichem und zivilem Bereich, die schon in den Statuten der Vereinten Nationen dargelegt wurde, endlich verwirklicht werden.
Hier steht eigentlich schon alles drin.
Es sind verschiedene Stimmen aus "unterschiedlichen" Lagern, die immer und immer wieder, seit Jahrzehnten das Gleiche in Grün verkündigen.
Es ist nur ein weiteres Puzzlestück zu der NWO (New World Order).
Ob willent oder unwillentlich..
Ich mag dem Papst nichts unterstellen, aber ich weiß eins.. traue den "Oberen" nicht...
LG
Stella
Hallo Stella,
AntwortenLöschenes kommt wohl immer darauf an, ob eine Machtposition missbraucht oder zum Guten eingesetzt wird. Aus dieser Enzyklika lese ich, den Zusammenhang betrachtend, nur heraus, dass es dem Papst um eine Autorität unter dem Segen und Einfluss Jesu Christi geht. Daher sein Bezug auf das Gebet und auf die Zusagen von Jesus.
Andererseits ist es natürlich unvermeidbar, dass sich die biblischen Prophetien früher oder später erfüllen. Der Antichrist und seine Helfer werden kommen. Allerdings meine ich nicht, dass der Papst ihnen den Weg bereitet oder das Wort redet.
Also ich habe zuerst den Text vom Papst gelesen und bisher noch gar keine Einschätzungen. Doch auch ohne letztere wirkt der Ruf nach eine Weltautorität auf den ersten Blick schon wie die nach dem Antichrist. Denn der wird ja, wie ich denke, gerufen, um globale Probleme zu lösen, die nur noch eine Weltregierung lösen kann (Wasser, Energie usw.). Das kann ein durchaus kompetenter und netter Mensch sein. Ich war daher sehr verwundert über diese Forderung des Papstes.
AntwortenLöschenAllerdings glaube ich nicht daran, dass der Papst das will. Also muss noch etwas anderes dahinter stecken. Aber auseinandersetzen sollte man sich damit schon, so oder so. Trotz der Medien.
Viele Grüße Thomas
Hallo Thomas,
AntwortenLöschendas glaube ich eben auch - dass der Papst etwas anderes meint. So etwas wie gemeinsame Verantwortung der Nationen für das, was den Menschen an manchen Orten angetan wird.
Inwieweit das in der Praxis überhaupt funktionieren könnte, steht auf einem ganz anderen Blatt...
Hi Günter,
AntwortenLöschenwenn ich schreibe, dass ich den "Oberen" nicht traue, dann nicht deswegen, weil für mich jeder in einer Machtposition, gleich ein Missbraucher wäre...
Sondern ich sage es gezielt und bewusst,
denn hier geht es um eine Machtelite, welche im Hintergrund Fäden zieht und scheinbar zufällige Ereignisse und Reden, im Prinzip nichts anderes als Puzzleteile zu einem großen, ganzen Bild sind.
Ich leide nicht an Verfolgungswahn, sondern habe nur meine Augen geöffnet...
Und zum Papst, möchte ich nur eins anmerken..
Nein, ich vertraue ihm nicht.
Allein deswegen schon nicht, weil er sich selbst Stellvertreter Christi hier auf Erden nennt und die katholische Kirche die Menschen systematisch in Unmündigkeit hält.
Wir haben uns über Jahrhunderte an vieles gewöhnt und ballancieren mit offensichtlich falschen Dingen, als sei es normal.
Aber was in der katholischen Kirche passiert ist nicht im Geist Christi.
Und wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.
Um auch hier Missverständniss auszuräumen. Ja, es gibt überall Herzensgläubige, und vor wenigen Tagen noch habe ich in einem Kloster den wohl gesegnetsten Gottesdienst seit langem erlebt.
Diese Erfahrungen heben aber die Wahrheit über das Falsche, was passiert nicht auf.
LG
Stella
Hallo Stella,
AntwortenLöschensehr richtig, was du da sagst: »Wir haben uns über Jahrhunderte an vieles gewöhnt und ballancieren mit offensichtlich falschen Dingen, als sei es normal.«
Im charismatischen Lager zum Beispiel der »Zehnte« als göttliches gürltiges Gebot, im evangelikalen Lager zum Beispiel die überwiegende politische Ausrichtung, in der evangelischen Kirche zum Beispiel die »Berliner Erklärung«, in der katholischen Kirche zum Beispiel das Festklammern an »Heiligen«.
Übrigens: Als Stellvertreter Christi auf Erden verstehen sich so gut wie alle Christen, die sich mal mit den vier Evangelien beschäftigt haben...
Herzlich, Günter
@Günter: DER war gut ;-) "Als Stellvertreter Christi auf Erden verstehen sich so gut wie alle Christen, die sich mal mit den vier Evangelien beschäftigt haben..."
AntwortenLöschenAber was sagt der Highlander? Es kann nur EINEN geben!
Hi Günter,
AntwortenLöschenja, das stimmt schon...
Da gehen wir schon ziemlich konform, dass fast überall falsche Haltungen und "Einsichten" regieren.
Hier ging es jetzt um den Papst, darum habe ich mich auf die kath. Kirche beschränkt.
Aber wir sehen ja auch, das die kath. Kirche die größte Macht hat/hätte, Menschen zu Jesus zu führen.
Und gerade eben diese, hat den EINEN Stellvertreter und ihre eigene Bibelübersetzung und nimmt es dazu in Anspruch, die einzig wahre Gemeinde zu sein.
Auch wenn so manch anderer christlicher Leiter sich gerne anbeten lässt, die Relation zur Stellung Papst ist allerdings unvergleichlich.
Nun, wie ich sagte, denke ich nicht, dass der Papst hier wirklich auf Erden den Christus verkündigt.
Es ist ein ganz anderer Geist der da herrscht (ebenso wie woanders auch, weil wir gegen geistige Mächte und nicht gegen Fleisch und Blut kämpfen).
Also darum mache ich einen großen Bogen, um das ganze Puppentheater, und erst recht, was seine Motivationen anbetrifft.
Bis dato war es jedenfalls nicht im Sinne Christi...
Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird.
So long
Stella
@don ralfo: die »geistliche elite« besteht ja auch aus mehreren personen...
AntwortenLöschen;-)
@stella: bei allen lehren, die ich an der katholischen kirche bedenklich oder falsch finde, muss ich doch nach der lektüre seines buches über jesus dem papst zubilligen, dass er erstens jesus von ganzem herzen liebt (sonst hätte er das so nicht schreiben können) und zweitens genau diesen jesus verkündigen möchte.
womöglich stößt er dabei öfter an die grenzen »seiner« institution kirche als man ahnt?
wie gesagt, ich bin kein katholik oder papst-fan, aber herr ratzinger scheint mir aus der ferne betrachtet ein sehr aufrichtiger und dem herrn der herren hingegebener mensch zu sein.
Wenn dem so ist, dann Preis Gott!
AntwortenLöschenHallelujah!
Aber ich erlaube mir, das noch eine Weile zu bezweifeln, bis ich vom Gegenteil überzeugt bin.
Und solche Statements, wie dieses, um das es in Deinem Artikel geht, tun das schon mal nicht...