Wir Berliner sind ja nun mal wir Berliner. Nicht unbedingt so, wie die Bewohner des übrigen Landes. Auch an den Wahlergebnissen ist das jedes Mal abzulesen.
Bei obigem Ergebnis war ich mit meinen beiden Stimmen beteiligt, denn das ist der Wahlkreis, dem ich wegen des Wohnortes zugeordnet bin. Auch bei dem folgenden Ergebnis ist naturgemäß meine Wahl enthalten:
Nichts zu tun habe ich mit dem, was in jenem Teil unserer Stadt zustande gekommen ist, der auch 20 Jahre nach dem Ende der Teilung der Stadt zeigt, dass eben nicht immer zusammenwächst, was zusammen gehört.
Oder gehört hier etwas einfach nicht zusammen und wird daher auch nicht zusammenwachsen?
Wie auch immer - nun wird sich zeigen, ob die neue Bundesregierung, die ja zum Teil die alte sein wird, in der Lage ist, sich an die Wahlversprechungen zu erinnern und - wenn das der Fall sein sollte - diese auch in konkrete Politik umzusetzen. In spätestens vier Jahren wird der Wähler darüber befinden, ob und wie das gelungen ist.
Da scheint sich ja jemand mächtig über den Erfolg der Linken im Osten geärgert zu haben. Ich habe selbst schon gemerkt, dass in Teilen der großen charismatischen Berliner Gemeinde eine etwas irrationale Panik sich breitmachte. Ich ärgere mich eher über die ewig mit sich selbst zerstrittene Berliner CDU, die mich eher an einen Bezirkskleintierzüchtererein erinnert, als eine Hauptstadtpartei. Und die berühmten christlichen Werte, wo sind die dort zufinden, wenn man mal von vereinzelten Lippenbekenntnissen absieht?
AntwortenLöschenAber wir sollten das locker nehmen, denn, wie Du selbst zitiertest, lieber Günter: "Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen" sagte Winston Churchill und da muss man auch die Wahlergebnisse akzeptieren, auch wenn sie aus dem fernen Osten kommen.
Hallo Thomas,
AntwortenLöschenmich irritiert nur, dass im Osten diejenigen so viele Stimmen bekommen, die für Stasi, Schießbefehl und Einkerkerung der ganzen DDR verantwortlich waren. Dass man den Namen von SED über PDS in Linke ändert, kann ja nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer viele Politiker von damals in der Partei aktiv sind - und die Nachrücker oft genug die gleichen Vorstellungen haben wie die alten Schergen.
Na ja. In vielen Köpfen ist wohl der Unrechtsstaat DDR inzwischen glorifiziert...
Hallo Günter,
AntwortenLöschenes gibt viele Gründe dafür, was Dich irritiert, die vielen Stimmen für die Linken. Um es mal ganz grob in zwei Gruppen einzuteilen, bei vielen Älteren ist es Trotz ("nun gerade"), nicht nur bei ehemaligen "Apparatschiks" und "Betonköppen", sondern auch bei solchen, die zu Zeiten der DDR "leicht oppositionell" waren und auch durchaus in ernsthafte Konflikte mit der Staatsmacht kamen, aber die sich vom heutigen Gesellschaftssystem überhaupt nicht mehr vertreten fühlen. Man "fühlt sich nicht daheim". Ich weiß nicht, ob Du Dir denken kannst, was ich meine, ich kenne dieses Nachwendegefühl jedenfalls sehr gut.
Die anderen (im Osten, über die Linke im Westen weiss ich nichts) sind meist jüngere Leute, die sozial denken und die es oft ärgert, dass unsere etablierten Parteien ihre gleichfalls betonierten Lösungsansätze für die heutige Zeit mantramäßig wiederholen, und sonst nichts tun (siehe die beginnende Keiferei zwischen den Wahlgwinnern). Da werden echte Alternativen gesucht und, da bist Du sicher meiner Meinung, die sind auch vielfach notwendig. Das sind idealistische Leute, die ich gern in christlichen Gruppen hätte und die weder Stasi, Mauer und Schießbefehl wieder haben wollen. Die meisten Mauerbefürworter gibt es eh im Westen, sogar eine eigens dafür gegründete Partei.
Selbst ich, dessen Frau und Kinder ja seit 1989 in freikirchliche Gemeinden gingen und gehen und der sich selbst vor einiger Zeit bekehrt hat, der also in der wichtigsten Sache der Welt, in der lebendigen Beziehung zum Herrn, von der Maueröffnung profitiert hat (und in vielen anderen auch, denn mir geht's wirklich gut), selbst ich also trage Rudimente des Trotzes, der Unbehaustheit in der Gesellschaft etc. mit mir rum. Gott hat die Maueröffnung bewirkt und nur Gott kann Einheit bewirken. Das kann man nicht erzwingen und fortwährende Ermahnung: "Ihr müßt dankbar sein", bewirkt das Gegenteil.
Das ist einfach eine komplizierte Situation, wo es auch ziemlich sinnlos ist, Schuld in diese oder andere Richtung zu schieben.
Auf der Gebetskonferenz für Deutschland in Friedrichroda im März gab's einen ganzen Ost-West-Gebetstag, an dem u.a. gemischte Gruppen gemeinsam beteten. Es gab auch einen sehr interessanten Ost-West-Vortrag (zwei Referenten) dazu, der ein bißchen die fortbestehende Spaltung beleuchtet. Den könnte ich Dir zusenden, wenn's Dich interessiert.
Viele Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
AntwortenLöschenaus vielen Gesprächen mit Menschen aus der ehemaligen DDR weiß ich um die zahlreichen Umstände und Gründe, die zur Unzufriedenheit führen. Einige geben zu, dass sie damals das West-Fernsehen, vor allem die Werbung, für das "echte Leben" in der BRD gehalten haben und aus den versprochenen "blühenden Landschaften" ist zum Teil nichts geworden.
Aber nun die Lösung ausgerechnet bei den politischen Kräften zu suchen, die das Land und seine Bürger damals gnadenlos in Knechtschaft gehalten haben - das kann es doch nicht sein?
Von dem "ihr müsst dankbar sein" halte ich gar nichts, denn es gibt vielerlei Grund zur Unzufriedenheit - im Osten wie im Westen.
Vielleicht sollten hier wie dort mehr Menschen aufhören, auf die Lösungen "von oben", von der Politk, zu warten und statt dessen selbst das Leben anpacken?
Genau, so sehe ich das auch.
AntwortenLöschenDass die Lösung bei politischen Kräften gesucht wird, die das zu lösende Problem verursacht haben, gibts auch heute. Anders ist der Erfolg der ewig (und schon langweilig) liberalistischen FDP nicht zu erklären. Freier Markt als Götze. Auch wenn seine Unfähigkeit gerade drastisch zu Tage trat.
Viele Grüße
Thomas