Wir kaufen schon lange nicht mehr bei Lidl oder Schlecker ein, weil uns bekannt ist, dass die Beschäftigten dort nicht nur schlecht bezahlt werden, sondern auch unter mittelalterlich anmutenden Arbeitsbedingungen zu leiden haben. Solche Läden haben wir gemieden, um deren Geschäftsmodelle nicht durch unsere Einkäufe zu unterstützen.
Aber wenn man genauer nachdenkt, gibt es immer zwei Sichtweisen, mindestens.
- Wenn bei solchen Geschäften nicht mehr eingekauft wird (50% der Bundesbürger beispielsweise meiden inzwischen Schlecker [Link]), gehen die Umsätze zurück. Das führt jedoch nicht dazu, dass die Geschäftsführung umdenkt, sondern zu noch schlechteren Arbeitsbedingungen und niedrigeren Löhnen (auf dem Umweg der Leiharbeit) und womöglich irgendwann zur Entlassung der Beschäftigten. Ergebnis: Mehr Arbeitslose...
- Wenn man bei solchen Geschäften einkauft, unterstützt man die Sicherheit der Arbeitsplätze (so mies sie auch sein mögen [Link]). Wenn die Unternehmen höhere Umsätze erzielen, könnte es sein, dass sie irgendwann bereit sind, ihre Geschäftsmodelle arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten. Aber das garantiert niemand und das ausbeutend-menschenverachtende Verfahren könnte von anderen Unternehmen als Vorbild betrachtet werden...
Natürlich ist klar, dass nicht alle Verbraucher es sich leisten können, bei anderen Läden, die in der Regel teurer sind, einzukaufen. Die Qualität der Waren mag vergleichbar sein, und viele Menschen sind gezwungen, das jeweils günstigste Angebot zu suchen, ohne Rücksicht darauf nehmen zu können, welche Geschäftsmodelle sie damit unterstützen.
In weiten Bereichen Deutschlands (vor allem im Osten, hab es aber auch schon im Westen erlebt) gibt's überhaupt keine Alternative zu Lidl etc., da nichts anderes (mehr) da ist.
AntwortenLöschenEs scheint mir außerdem eine Illusion, zwischen guten und bösen Unternehmen unterscheiden zu wollen. Das ist doch höchstens graduell denkbar (im Sinne verschieden grau gefärbter Schafe). Auch dort, wo die Pulle Wein 10 statt 5 Euro kostet, wird ausgebeutet. Es gibt in dieser Gesellschaft je Branche eine Gewinnmarge und wer die nicht erreicht, geht ein. Versuche, das durch individuelles Verhalten bessern zu wollen, hießen früher mal "Utopischer Sozialismus" und waren samt und sonders zum Scheitern verurteilt.
tja, wie verhält man sich richtich?
AntwortenLöschenIch empfehle fdH und besorg dein Futter beim Biobauern umme Ecke oder werde selber zum Biobauern.. ;-)
..man müsste dann allerdings mehr als nur den Supermarkt wechseln und auf den liebgewordenen mexikanischen Kaktuskäse, Riesenseelurchfilets aus Madagaskar und westsibirische Eisochsensteaks verzichten... dazu sind leider die Wenigsten bereit (um es mal milde auszudrücken).
Irgendwie läuft das Thema auf die Frage hinaus, wie komme ich doch ans richtige Ziel, auch wenn ich im falschen Zug sitze...
LG + Segen
@optimizer: Stimmt, mancherorts gibt es gar keine Alternativen. Was Kaufland betrifft: Von unseren Azubis, die dort gejobbt haben, hörte ich eigentlich nur Positives über Arbeitsbedingungen und Umgang mit dem Personal - zumindest hier in Berlin.
AntwortenLöschen@Thomas: Grautöne - da stimme ich zu. Profit machen wollen / müssen alle, das ist in unserem Wirtschaftssystem auch gar nicht anders möglich.
Allerdings meine ich durchaus, dass der Einzelne, auch wenn der Effekt verschwindend gering erscheint, schon bewusst entscheiden sollte: Kaffe aus fairem Handel oder vom Sklavenhalter? Klamotten von H&M (Kinderarbeit) oder aus (halbwegs) anständiger Produktion?
@bento: Vielleicht sind ja viele kleine Schritte am Ende auch eine gute Sache? Der ganze Schnäppchen-Wahn und das Wetteifern um die niedrigsten preise hat nun mal Auswirkungen, von denen viele von uns lieber gar nichts wissen wollen.
AntwortenLöschen... sag ich doch - wo DER Zug hinfährt, will keiner wahrhaben...
AntwortenLöschenJa sicher macht unser Denken und Handeln einen Unterschied und könnte ganze Systeme ändern - nur haben wir uns ja schon sooo an den Weichkäse gewöhnt...
Jedenfalls sollten wir immer für unser Essen danken, so kann uns das ganze Gift nix schaden...
;-)
@Günter
AntwortenLöschenH&M kommt für mich gar nicht in Frage, so schlank war ich, glaube ich, noch nie, dass mir die Klamotten passen würden :-) Aber meinst Du, dass Walbusch nicht in Fernost produzieren läßt?
Das mit der Kinderarbeit ist ein zwiespältiges Ding. Nur die Produkte nicht zu kaufen, hilft nicht viel. Das bedeutet nämlich schlicht, dass die betroffenen Familien gar kein Einkommen mehr haben. Ich habe etliche indische und pakistanische Studenten, mit denen ich darüber gesprochen habe. Natürlich ist Kinderarbeit aus vielen Gründen abzulehnen. Nur haben diese Kinder auch ohne Arbeit kein leichtes und schönes Leben, keine Bildung, kein Spiel. Dafür muss gesorgt werden, eine Alternative für das bisher von den Kindern erworbene Familieneinkommen muss her. Wie? Ich weiß es nicht. Fair Trade ist sicher ein Anfang.
Doch diese Gesellschaft (da schließe ich mich ein) wieder daran zu gewöhnen, den Wert einer Ware zu bezahlen und ihren Konsum dementsprechend zu verringern (denn darauf liefe es bei uns hinaus) erscheint mir unlösbar, jedenfalls für uns Menschen. Leben kann man auf einfacherem Niveau, das kenne ich von früher als Ossi. Aber freiwillig geht da keiner mit.
Ich gebe Dir recht, dass es neben den verschiedenen Grautönen auch richtig schwarze Schafe gibt, gegen die man auch in der Bundesrepublik was unternehmen muss.
@ Thomas,
AntwortenLöschen"Leben kann man auf einfacherem Niveau, das kenne ich von früher als Ossi. Aber freiwillig geht da keiner mit."
Einspruch Euer Ehren!
Ich möchte mich als "Aussteiger" ja hier nicht mit meinen eigenen Federn schmücken ;-), aber es ist für uns als Christen nunmal ein Gebot, uns nicht dieser Welt gleich zu stellen. Da kann es also durchaus erforderlich sein, freiwillig auf etwas zu verzichten, was zum Unrecht i.d.W. beiträgt und Teil eines kranken Systems ist, das ohnehin keinen Bestand haben wird...
@Bento
AntwortenLöschenEinspruch akzeptiert, "keiner" ist vielleicht etwas übertrieben, aber wie viele wären es denn ungefähr in der Bundesrepublik?
Solche Geschäftsmodelle wie Schl.ecker und Lid.l sind auf Gier aufgebaut, und ein Gieriger kann nicht genug bekommen. Deshalb werden vermehrte Umsätze nicht zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen, sondern zur Profitmaximierung.
AntwortenLöschenDass die Kinderarbeit für viele Familien das einzige und für andere eine notwendige Ergänzung zum Einkommen ist, ist leider wahr. Und da ist wieder der Zwiespalt: Ist ein solches Unrecht das geringere Übel, das man akzeptieren muss?
AntwortenLöschenWenn man an die Sklaverei in den USA denkt: Für viele schwarze Familien war dadurch der Lebensunterhalt gesichert. Es gab auch "gute" Sklavenhalter. Aber das macht die Sklaverei noch lange nicht zu einer guten Sache.
Bei Rossmann kaufen! Der ist sozial engagiert und trotzdem billig. Und Schuhe bei Deichmann.
AntwortenLöschenmoin don ralfo,
AntwortenLöschenmeine schuhe kaufe ich seit jahren bei deichmann und rossmann ist unser bevorzugter drogeriemarkt, weil er so schön günstig neben unserem reichelt liegt. also machen wir ja alles richtig, wie es scheint...
;-)