Freitag, 2. September 2011

Leergeschrieben

Pencil... 1»Ich habe mich leergeschrieben«, sagte ich zu mir. »Ganz und gar leergeschrieben.«

»Leergeschrieben? Wie soll das denn gehen?«

»So wie man ein Notizbuch oder einen Block vollschreibt. Nur umgekehrt. In das Notizbuch passt nichts mehr hinein, bei mir ist nichts mehr drin.«

»So ein Unfug. Man kann sich nicht leerschreiben.«

»Doch«, widersprach ich mir, »das kann man. Oder ich zumindest. Mir fällt nichts mehr ein.«

»Und die Gedankensplitter, Textfragmente, angefangenen Artikel?«

»Die schaue ich an, lese sie, aber ich habe nichts hinzuzufügen.«

Ich schien mich langsam zu verstehen. »Also leergeschrieben. So etwas wie eine Schreibblockade.«

»So ähnlich, nur dass man eine Blockade durchbrechen kann, und dann ist da etwas, was durch die Beseitigung des Hindernisses frei wird. Da ich mich aber leergeschrieben habe, ist da nichts mehr.«

Ich dachte darüber nach, was ich mir da eben erklärt hatte. Wenn der Sachverhalt tatsächlich zutraf, dann war einstweilen - oder gar dauerhaft - Schluss mit dem Schreiben von Geschichten, Büchern, Artikeln.

»Wäre es möglich«, schlug ich mir zögernd vor, »eine Quelle anzuzapfen, damit - also zum Nachfüllen? Wenn der Kühlschrank leer ist, gehst du zum Supermarkt und schwupp ist er wieder gefüllt.«

»Gibt es denn einen Supermarkt für Ideen? Eine Tankstelle für Einfälle?«

Ich runzelte nachdenklich die Stirn und fragte dann: »Wo kamen denn bisher die Ideen her?«

»Überall.«

»Und das Überall ist jetzt weg?«

»Unsinn.«

»Aber es gibt keine Einfälle mehr preis?«

»Du treibst mich in die Enge mit deinen Fragen«, schimpfte ich mit mir. »Ich habe mich leergeschrieben und damit basta.«

»Ach so. Der Herr wünscht, sich in schriftstellerischem Elend zu suhlen.«

Ich zischte: »Und was geht dich das an?«

»Ich wohne hier.«

»Aber doch nicht jetzt, um diese Zeit!«, antwortete ich entrüstet.

»Fängst du jetzt an, bei Loriot zu klauen? Pfui!«

»Stimmt. Das ist pfui. Also streiche ich den letzten Satz. Und stelle fest: Ich habe mich leergeschrieben.«

»Und was machst du nun?«

»Weiß ich nicht.«

»Darf ich was vorschlagen?«

»Bitteschön.«

»Schreib das auf.«

Ich verstand mich nicht. »Was schreibe ich auf?«

»Na das mit dem leergeschrieben sein. Oder haben.«

»Ach so. Ja, das kann ich immerhin machen.«

Also zog ich die Tastatur zu mir heran und schrieb: »Ich habe mich leergeschrieben«, sagte ich zu mir. »Ganz und gar leergeschrieben.«

6 Kommentare:

  1. Wenn das der Output eurer Problems ist, dann finde ich das großartig!

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  2. Wir werden mal sehen, ob und was noch kommt ... :-)

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  3. bestimmt.
    aber bis dahin verordne ich Tastaturabstinenz.

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  4. (fand ich übrigens sehr hübsch, den letzten Artikel so "anzuwarnen".
    danke.)

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  5. Hahaha... ich habe gelacht! Ein geniales Gespräch, was du da mit dir selbst führst.

    "Fangen wir jetzt an bei Loriot zu klauen?" herrlisch.

    Falls Du den "Supermarkt" findest, dann sag mal Bescheid. Letzendlicher isser, meiner Meinung nach, bei Gott - der beamt einen das ins Hirn und dann flutsch es nur so.

    Alles Gute für Dich

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  6. ... vielleicht erfährt das Gespräch demnächst eine Fortsetzung. :-)

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