Freitag, 16. Mai 2014

Conchita Wurst. Aha. So so.

Da ich mir solche Sendungen wie den europäischen Schlagerwettbewerb nicht anschaue, musste ich mir erst einmal via YouTube einen Eindruck verschaffen, worüber sich manche Zeitgenossen öffentlich so begeistern oder aufregen. Conchita Wurst. Aha. So so.

Conchita-Wurst-OhneBart_h_img_308x0Da hat also eine Kunstfigur aus Österreich gewonnen, deren Erscheinungsbild offenbar polarisiert. Der junge Mann, der hinter der Maske Conchita Wurst steckt, sieht ja recht normal und nett aus. Da das von ihm dargebotene Lied ein eher durchschnittlicher Schlager ohne nennenswerte musikalische Finessen ist, hätte er vermutlich auf den Sieg im Wettbewerb wenig Chancen gehabt, wenn er als Thomas Neuwirth aufgetreten wäre. Mit Bart aus der Maske, Perücke und in Frauengewänder gehüllt hat er es allerdings auf den ersten Platz geschafft.

Mir gefällt die Kunstfigur Conchita Wurst nicht. Die Geschmäcker sind ja nun einmal verschieden. Hape Kerkeling als Königin Beatrix fand ich viel unterhaltsamer und witziger, auch die legendären Mary & Gordy aus vergangenen Dekaden hatten mehr Witz und Charme - aus meiner Sicht. Mir gefallen auch Tätowierungen nicht, während andere Menschen darüber ins Schwärmen geraten. Das macht ja alles nichts. Der eine hört gerne Volksmusik mit viel Tschingderassabums, der andere schwärmt für solide Rockmusik. Prima so. Sonst wären entweder Hansi Hinterseer oder Bruce Springsteen ohne Einkommen.

Was mir aber übel aufstößt, sind die öffentlichen Kommentare und Gehässigkeiten mancher Zeitgenossen zur Kunstfigur Conchita Wurst. Dass der rechte Rand der Gesellschaft Amok läuft, wenn jemand nicht arisch daherkommt, mag man ja noch als unverbesserlich hinnehmen. Aber auch solche, die sich gerne als »christlich« präsentieren, tun sich da mit Hasstiraden hervor. Und davon möchte ich mich deutlich distanzieren.

eurovision-song-contest-conchita-wurst-als-bondgirl-41-51776739Denn ich als Christ sehe das so: Es geht mich überhaupt nichts an, ob jemand hetero-, homo-, bi- oder asexuell ist oder aussieht. Ich habe das weder zu kommentieren, noch zu bewerten, denn nach dem Splitter im Auge eines Mitmenschen Ausschau zu halten und diesen öffentlich hinauszuposaunen macht blind für den Balken im eigenen Auge. Oder es gelingt sowieso nur, wenn man angesichts des eigenen Augenbalkens schon völlig blind geworden ist. (Ganz abgesehen davon, ob es sich überhaupt um einen Splitter handelt.) Es geht mich auch nichts an, was andere Menschen für schön oder unschön erachten. Was mir eine Eule ist, mag dem anderen gerne als Nachtigall daherkommen. Und umgekehrt.

Liebe Leute, die ihr euch »christlich« und »bibeltreu« nennt und dann öffentlich über Menschen herzieht, die ihr überhaupt nicht kennt und über die zu urteilen ihr keinerlei Veranlassung habt (außer euch in Selbstgerechtigkeit zu suhlen): Pfui. Pfui Teufel.

Übrigens: Die meisten, die sich da so gehässig und verurteilend geäußert haben, scheinen ja noch nicht einmal begriffen zu haben, dass es sich bei Conchita Wurst um die künstlerische Schöpfung eines Thomas Neuwirth handelt ... ein Schauspieler schlüpft in eine Rolle, für die er entsprechend zurechtgemacht wird. So wie Herr Liefers regelmäßig den Gerichtsmediziner Börne spielt und sich dafür jedes mal ein albernes Bärtchen zulegt. Aber vielleicht wären die Schreihälse ja damit überfordert, erst zu recherchieren, worüber sie zu zetern sich vorgenommen haben.

Conchita Wurst gefällt mir nicht. Ich muss und werde kein Fan von Herrn Neuwirth sein. Andere sehen das ganz anders. Und das ist auch gut so. Mehr muss über diesen Schlagerbeitrag nicht gesagt werden.

(Foto ohne Bart: WENN.com; Foto mit Bart: SALZBURG.com)

.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen