In der Reihe der Einführungen im Rahmen meiner Moderatorentätigkeit in unserer Kirche ragt für meine Zuhörer ab und zu eine heraus. Das merke ich daran, dass ich nach dem Gottesdienst von besonders vielen Besuchern bezüglich der Anekdote oder Geschichte, die ich eingeflochten habe, angesprochen werde. Die gestrige Einführung war wieder einmal Anlass zu zahlreichen Nachfragen und Gesprächen. Vielleicht interessieren sich ja auch meine geschätzten Blogbesucher? Bittesehr:
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Guten Morgen und herzlich willkommen zu unserem Gottesdienst am Pfingstsonntag.
In einem Hof spielten einmal zwei Kinder ein äußerst lustiges Spiel. Sie dachten sich eine ganz besondere Sprache aus, in der sie miteinander reden konnten, ohne dass die Leute eine Silbe davon verstanden.
»Brif braf«, sagte der Erste. »Braf, brof«, antwortete der Zweite. Und dann lachten alle beide ganz toll.
Im oberen Stockwerk des Hauses saß ein alter Herr auf dem Balkon und las lächelnd seine Zeitung. Im Haus gegenüber lehnte sich eine mürrische alte Frau zum Fenster hinaus.
»Was sind das für dumme Kinder, die zwei da unten«, maulte die Frau.
Aber der Herr auf dem Balkon war nicht ihrer Meinung: »Das finde ich nicht.«
»Sagen Sie mir nur nicht, dass Sie verstanden hatten, was die eben gesagt haben.«
»Doch. Ich habe alles verstanden. Der Erste sagte: Was für ein herrlicher Tag heute. Und der Zweite antwortete: Morgen wird es noch viel schöner.«
Die alte Frau rümpfte die Nase, schwieg aber still, weil die Kinder unten im Hof wieder angefangen hatten, sich in ihrer Geheimsprache zu unterhalten.
»Maraschi, barabaschi, pfiffirimoschi«, sagte der Erste. »Bruf« antwortete der Zweite. Und wieder brach ihr tolles Gelächter los.
»Wollen Sie das auch wieder verstanden haben?« rief die alte Frau erbost ihrem Nachbarn zu.
»Sicher«, antwortete der alte Herr lächelnd. »Der Erste hat gesagt: Wie sind wir doch froh, dass wir auf der Welt sind! Und der Zweite hat ihm geantwortet: Die Welt ist ganz wunderbar!
»Aber ist sie denn wirklich wunderbar, die Welt?«, bohrte die Frau weiter, das Gesicht ganz verkniffen vor Missmut.
»Brif, bruf, braf«, antwortete der gutgelaunte Nachbar.
Diese Geschichte stammt von Gianni Rodari, er war ein italienischer Schriftsteller, der vor allem Kinderbücher schrieb. Wenn wir anlässlich des Pfingstfestes darüber nachdenken, wie das wohl gewesen sein könnte, als der Heilige Geist die Nachfolger Jesu erfüllte, als sie in Sprachen redeten, die sie nie gelernt hatten und womöglich selbst nicht verstanden, dann werden wir wohl trotz der anschaulichen Auslegungskunst unseres Pastors das Geschehen nie so ganz begreifen. Im Bibeltext zur Predigt heißt es heute: »Sie waren bestürzt. Was ist das nur?«, fragte einer den anderen ratlos und erstaunt.«
Ratlosigkeit und Erstaunen vielleicht auch bei uns angesichts dessen, was wir über Pfingsten lesen und hören? Das macht gar nichts, finde ich. Ich muss Gottes Handeln oder Nichthandeln, seine Wege und seine Gedanken nicht verstehen oder erklären können. Es reicht mir völlig, zu glauben, dass ich sein Kind sein darf, dass Jesus Christus auch für mich gestorben ist und dass er den Heilige Geist als Tröster angekündigt hat. Ich muss nicht am Pfingstwunder herummeckern wie die alte Dame in der Geschichte von Gianni Rodari an der Sprache der Kinder, die sie nicht versteht. Ich kann sogar aus mir unverständlichen freudigen Äußerungen heraushören, dass jemand froh und glücklich und dankbar ist, auf der Welt zu sein.
Ich bin jedenfalls lieber der alte Mann in der kleinen Geschichte als die griesgrämige Frau.
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- Quelle der Geschichte: Sie ist im Internet verschiedentlich verbreitet, ich habe sie hier gefunden [Brif braf brof] und leicht überarbeitet
- Mehr über den Autor erfährt man hier: [Gianni Rodari]
- Foto: [rgbstock]
- Weitere Einführungen von mir: [Fünf Einführungen] [Noch mal fünf Einführungen]
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