No one can go back and make a brand new start, my friend. But anyone can start from here and make a brand new end. ~Dan Zadra, Autor
In jungen Jahren denkt man kaum darüber nach, wie begrenzt die eigene Lebenszeit ist, wie kurz die Zeitspanne sein könnte, in der man etwas Besonderes aus dem Leben machen kann. Unterschwellig meint man meist, es träfe das Unglück wohl mal die anderen, aber doch sicher nicht die eigene Person.
Ich jedenfalls habe dafür als Jugendlicher nicht viele Gedanken übrig gehabt, obwohl der Tod in meinem unmittelbaren Umfeld mehrmals seine Unbarmherzigkeit auch mit jungen Menschen gezeigt hatte.
Stell dir, lieber Leser, einmal vor, du hättest nur noch einen Monat Lebenszeit vor dir. Was würdest du mit den vier Wochen anfangen?
- Vielleicht würdest du die Zeit mit den Menschen verbringen, die du liebst. Ihnen alle Aufmerksamkeit schenken, jeden Moment des Beisammenseins aufsaugen wie ein Schwamm. Da sein für deine Liebsten, mit deinen Liebsten.
- Du könntest aufbrechen, um auf Reisen in die weite Welt hinein oder nur ein paar Kilometer ein paar unvergleichliche Erlebnisse zu genießen und die vielfältigen Eindrücke auszukosten, die eine ungewohnte Umgebung zu schenken vermag.
- Mancher würde vielleicht noch etwas lernen und verstehen wollen, sei es durch Bücher, sei es, indem er das Leben an und für sich studiert und unter die Lupe nimmt.
- Man könnte kreativ sein und etwas erschaffen, was bleibt. Ein Gemälde, eine Skulptur, ein Buch, ein außergewöhnliches Foto, eine einmalige Handarbeit … oder an Martin Luthers sprichwörtliches Apfelbäumchen denken und ein solches pflanzen.
- Du könntest meditieren, nachsinnen, zur Ruhe kommen, beten – dich dem Ewigen nähern. Dich mit Philosophie oder Religion beschäftigen, über Gott und die Welt nachdenken und nachforschen und nachfühlen.
- Oder würdest du in den vier Wochen die Welt ein wenig besser machen, indem du Notleidenden hilfst, dich sozialen Missständen widmest, Almosen gibst, politisch gegen Unrecht die Stimme ergreifst?
Alle (und hier ungenannte weitere) Möglichkeiten wären eine sinnvolle Weise, den letzten Lebensmonat zu gestalten. Oder natürlich eine Kombination aus solchen Ideen.
Kaum jemand würde vermutlich die kurze verbliebene Zeitspanne damit verbringen, sich den ganzen Tag vom Fernsehen berieseln zu lassen, pausenlos in den sozialen Medien herumzusurfen, mit dem mobilen Telefon zu spielen, gemein und selbstsüchtig zu sein, unmotiviert herumzulungern oder sich in Sorgen und Reue über verpasste frühere Chancen zu zerfleischen. Falls jemand von meinen geschätzten Lesern auf solche Ideen käme – es sei ihm unbenommen. Aber für mich wäre das nichts. Es darf allerdings jeder selbst entscheiden, was für den letzten Lebensmonat eine sinnvolle und wertvolle Gestaltung wäre.
Worauf ich hinaus will? Ganz einfach: Wenn du dir überlegt hast, womit du die knappen letzten vier Wochen deines Lebens füllen würdest, falls du um deinen nahen Tod wüsstest, warum fängst du dann nicht jetzt damit an, entsprechend zu leben?
Entscheide dich für das Sinnvolle, Bleibende, Wertvolle, jeden Tag. Denn jeder Tag ist kostbar, auch wenn du noch mehr als vier Wochen vor dir hast (was ich dir und mir von Herzen wünsche!).
I want to do with you what spring does with the cherry trees. ~Pablo Neruda, Autor
Warum sollten wir unsere kostbaren Wochen, Monate und Jahre mit Tätigkeiten und Dingen anfüllen, für die uns die letzten vier Wochen des Lebens zu schade wären?
Natürlich stimmt es: Wir müssen, die meisten von uns jedenfalls, arbeiten, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Es gibt zweifellos Tätigkeiten und Dinge im Leben, die notwendig und unumgänglich sind, ohne dass sie uns Freude machen oder innerlich voranbringen oder für die Welt in irgendeiner Weise verändernd wertvoll wären. Aber das Pflichtprogramm füllt garantiert nicht den gesamten Tag, die komplette Woche und den vollständigen Monat oder das 365 Tage umfassende Jahr aus.
Jeder Augenblick deines Lebens ist kostbar, wichtig, unwiederbringlich. Jetzt schon, nicht erst kurz vor dem Ende. Entscheide dich, was du damit anfangen willst. Mein Rat: Liebe das Leben und lebe bewusst.
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Hallo :)
AntwortenLöschenInteressante Frage, mit der ich mich schon öfter in meinem Leben in verschiedenen Varianten (was, wenn du morgen tot bist, in vier Wochen, in einem Jahr) auseinandergesetzt habe. "Bedenke, dass du sterben musst, auf dass du klug wirst" - ich glaube so ähnlich steht es in der Bibel?
Aktuell befasse ich mich mit meinen Hinterlassenschaften. Was will ich wem noch sagen - und wie? Wenn ich es aufgeschrieben habe, entscheide ich, ob ich das wirklich erst nach meinem Tod weitergegeben wissen will oder ob ich es schon früher absende, der andere könnte schließlich auch früher abtreten als ich, und dann wäre es zu spät. Dabei empfinde ich es als eine große Herausforderung, Gedanken so zu formulieren, dass sie dem anderen etwas sagen und nicht nur mir. Bilder zu finden, die ankommen, an Bekanntes anzuknüpfen - nicht um zu manipulieren, sondern um sicher zu gehen, dass die Sprache stimmt.
Und immer wieder lande ich bei der Frage, in den letzten Wochen vermehrt, was ist wirklich wichtig? Was hat Bestand? Was möchtest du von mir, Gott? Was ist nicht so wichtig, aber nett - und was ist so dermaßen unverfroren unglaublich widerlich unwichtig und nutzlos, dass ich es ab sofort einfach - zugunsten etwas Nutzbringenderem- lassen sollte?
Ich befasse mich immer wieder mit diesen Fragen. Antworten - ach naja. Die verändern sich immer wieder mal. Man lernt ja Gott sei Dank dazu, verändert sich selbst auch permanent. Gut so.
(Schlafen gehört übrigens definitiv zu den Nutzbringenden Dingen. Man könnte soviel zugunsten von Schlafen sein lassen :D )
AntwortenLöschenHallo Kerstin,
AntwortenLöschen»Was möchtest du von mir, Gott?« - diese Frage bewegt mich auch immer mehr. Sie löst die Frage »Was möchte ich von Dir, Gott?« ab.
Ob wir immer Antworten finden auf unsere Fragen, das ist sehr unwahrscheinlich. Aber so wie der Weg das Ziel sein kann, kann auch die Frage schon an und für sich das sein, was zählt.
Beste Grüße, Günter