Montag, 22. September 2014

Vergleichen … macht unglücklich!

Kennen wir das nicht alle? Wir sehen, was andere tun und wünschen uns, wir könnten das Gleiche machen. Oder das Gegenstück dazu: Wir beobachten jemanden bei seinem Tun, finden es nicht gut und verurteilen denjenigen – wodurch wir uns automatisch überlegen und besser vorkommen.

Das eine führt zur Unzufriedenheit, das andere zur Frustration. Glücklich macht uns beides nicht.

Das eine - am Beispiel Soziale Netzwerke.

Dort bekommt man allerlei zu sehen: Menschen besuchen Konzerte, liegen am Strand, machen atemberaubende Reisen, genießen exquisite Mahlzeiten, absolvieren beeindruckende Joggingrunden, entspannen sich beim Yoga … jede Menge erfreuliche Ereignisse.

Es liegt ganz nahe und in der Natur des Menschen, das eigene langweilige Leben (man schaut gerade auf den Bildschirm des Mobiltelefons oder des Computers) mit all den zur Schau gestellten, unglaublich faszinierenden Erlebnissen zu vergleichen. Warum kann ich nicht an jenem Strand liegen? Woher hat er das viele Geld für solche Erlebnisse? Wieso hat sie so viel Freizeit übrig?

Natürlich ist das, was wir auf Facebook (oder Google+ oder anderen Plattformen) zu sehen bekommen, nicht das ganze Leben derer, die es dort zur Schau stellen. Es sind lediglich Momentaufnahmen. Von herausragenden Momenten in der Regel. Kaum jemand wird über seine Langeweile oder die Tatsache, dass er gerade auf den Bildschirm seines Telefons blickt, eine Statusmeldung oder ein Bild veröffentlichen. Es gibt auch solche Meldungen, aber die sind eher selten.

Doch selbst wenn wir nicht Äpfel mit Birnen, sondern selektiert und nur die eigenen Lebenshöhepunkte mit denen anderer Menschen vergleichen – wozu soll das gut sein? Muss mein Urlaubserlebnis denn unbedingt besser sein als das von jemand anderem? Warum? Messe ich meine Lebensqualität an den Fest- und Feiertagen? Zeigen mir die Ausflüge aus dem Alltag, wie es um mein gesamtes Leben bestellt ist?

Nein. Ein glückliches Leben entsteht dann, wenn man mit dem zufrieden ist, was da ist. Die Beschäftigung mit dem, was nicht da ist, macht uns nicht glücklicher. Im Gegenteil. Neid, Missgunst und Feindseligkeit lauern gleich um die Ecke. Daran zerbricht so manche Seele und so manches Herz.

Wie es um mein Leben bestellt ist, finde ich heraus, indem ich meine Aufmerksamkeit auf mich, auf das Hier und Jetzt richte, anstatt mir ein Phantasieleben zu erträumen. Ich muss nicht besser sein und ich muss nicht mehr haben als andere Menschen.

Was wirklich zählt: Ein glücklicher und mit sich im Frieden lebender Mensch liebt sich selbst. Auf Vergleiche mit anderen ist sein Selbstbewusstsein nicht angewiesen.

Das andere – am Beispiel Gesundheit

Angenommen, jemand hat seine schlechten Gewohnheiten erfolgreich abgelegt, er raucht nicht mehr, achtet auf regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung. Er ist 20 Kilogramm Übergewicht losgeworden und ist stolz darauf, dass er sich in einen gesunden, glücklichen und leistungsfähigen Menschen verwandelt hat.

Wenn er unterwegs einen übergewichtigen Zeitgenossen sieht, der schnurstracks der nächsten Junk-Food-Niederlassung zustrebt, Zigarette im Mundwinkel, Socken in Sandalen an den Füßen und mit schlabberiger Trainingshose sowie ausgeleiertem verwaschenen Unterhemd bekleidet … dann ist die naheliegende Reaktion kritische Verurteilung: Warum reißt der sich nicht zusammen? Wie kann man nur dieses krankmachende Essen in sich hineinstopfen und noch dazu rauchen? Und so wie der angezogen ist, würde ich ja noch nicht einmal den Müll runterbringen … wenn er krank wird und früh stirbt, ist er selber Schuld.

Wenn wir jemanden auf solche oder ähnliche Art verurteilen, fühlen wir uns überlegen. Wir haben ja solche schlechten Angewohnheiten nicht. Aber macht uns das auch nur im Geringsten glücklicher? Nein. Wer andere verurteilt, wertet sie ab. Das hat mit Glück und Zufriedenheit nichts zu tun. Das nährt vielmehr die Unzufriedenheit. Wir schütteln angeekelt den Kopf: Warum können andere Menschen nicht so sein und leben wie wir?

Dadurch wissen wir unser Leben nicht mehr zu schätzen, dadurch entsteht nur Frustration in unserem Inneren.

Statt dessen versuche ich (was wahrlich (noch?) nicht immer gelingt), diesen Menschen zu verstehen. Habe ich nicht früher selbst geraucht? War ich nicht übergewichtig? Unsportlich? Habe ich nicht ebenfalls gedankenlos bei Burger King und McDonalds gegessen?

Ob jene Person irgendwann zur Vernunft kommt und mit dem einen und einzigen Körper, den wir in diesem Leben zu Verfügung haben, verantwortungsvoll umgehen lernt, weiß ich natürlich nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Probleme in ihrem Leben gibt, von Armut über Liebeskummer bis zum Suchtverhalten, die einer Veränderung im Wege stehen. Ich kann zwar nichts an der Situation des Menschen ändern, aber ich kann ihm wenigstens Gutes wünschen, statt ein harsches Urteil zu fällen.

Was wollen wir nun hierzu sagen?

In beiden Fällen führt das Vergleichen zu schlechten Gefühlen – mir selbst gegenüber und auf andere Menschen bezogen. Das tut nicht gut, denn ich bin ein wertvoller Mensch, genau wie die anderen. Warum also schlechte Gefühle herbeiführen! Solche Vergleiche führen dazu, dass etwas Gutes in etwas Schlechtes verwandelt wird. Und das ist grausam.

Sich selbst und das Leben zu schätzen wissen – das ist ein Schlüssel zum Glück. Der funktioniert dann, wenn man sich nicht mit anderen, vermeintlich besser gestellten Menschen, vergleicht, sondern aufmerksam und bewusst lebt. Ich kann den Moment genießen, mich über die Tatsache freuen, dass mir ein Spaziergang (selbst im Regen!) möglich ist. Ich kann achtsam ein unspektakuläres Käsebrot essen und den würzigen Geschmack genießen.

Was andere Menschen betrifft, versuche ich Verständnis zu entwickeln, sobald ich mich dabei ertappe, dass ich mich als Richter aufspiele. Wenn ich frustriert bin über das Verhalten von anderen und mir trotz Bemühen jedes Verständnis fehlt, dann versuche ich, mich innerlich von dem Sachverhalt zu trennen: Was geht es mich eigentlich an? Nichts. Gar nichts. Was dieser Mensch tut (oder eben nicht tut) muss er mit sich selbst abmachen, nicht mit mir.

So kommt mein Herz zur Ruhe. Das tut mir gut. Vielleicht auch anderen? Ich wünsche es meinen Blogbesuchern von Herzen.

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Ehre, wem Ehre gebührt:

  • Die Inspiration zu diesem Beitrag entsprang dem Artikel The Heartbreaking Cruelty of Comparing Yourself to Others von Leo Babauta
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