Was könnte man über das Schreiben noch schreiben, was noch nicht geschrieben wurde? Die Ratgeber und Beiträge zum Thema sind Legion, und nun gesellen sich zwei neue Schriften aus dem Down to Earth Verlag zum Chor der Stimmen: »Schreiben – Impulse für treffende Texte«, ein Impulsheft und das Quadro »Erfolgreich schreiben – Bücher, Blogs und Artikel veröffentlichen«, beide von Jörg Achim Zoll.
Der Autor zählt zu den führenden Publikations-Experten im deutschsprachigen Raum. Er berät Top-Autoren bei der Planung, Durchführung und Vermarktung ihrer Buchprojekte. Er hat Philosophie und Literaturwissenschaft studiert, ist selbst mehrfacher Buchautor (Pseudonym: Jan Demas), seine Werke tauchen auf den Wirtschafts-Bestsellerlisten auf. Er weiß also, wovon er spricht.
Nun sind Impulsheft und Quadro keine Formate, die mit einem Fachbuch vergleichbar wären. Wer auf der Suche nach einem ausführlichen Werk ist, dem sei Stephen Kings On Writing: A Memoir of the Craft empfohlen, aus meiner Sicht das beste Buch über das (erzählende) Schreiben, das derzeit auf dem Markt ist.
Ein Impulsheft, 32 Seiten stark und 10 x 10 Zentimeter klein, will und kann nur Impulse geben; nicht mehr und nicht weniger tut auch Jörg Achim Zoll mit »Schreiben«. Er beginnt mit gutem Rat zum Stressabbau, fährt damit fort, dass es unumgänglich ist, sich als Autor Gedanken über das Medium zu machen, für das man schreibt und ruft dann zum unumgänglichen (wenn auch für Autoren schmerzlichen) Beschneiden des eigenen Textes auf.
Leser sind ungeduldig. Mach dir zur Angewohnheit, schnell zum Punkt zu kommen. Das gilt vor allem für Sachtexte. Spanne deine Leser nicht auf die Folter.
Weiter geht es im Impulsheft mit dem Thema Schreibtypen und Stile, wobei auch die Frage des Schreibortes behandelt wird; anschließend untersucht Zoll, was es mit dem »Fluss« auf sich hat. Aus meiner Sicht unbedingt zu unterstreichen sind die Hinweise, die er dann unter der Überschrift »Mehr Glanz, bitte!« gibt. Viel zu viele Texte werden ohne gründliche Überarbeitung veröffentlicht, mit entsprechend schauerlichen Ergebnissen. Wie der »Glanz« zustande kommt, schildert das Impulsheft anschaulich.
Das letzte Kapitel öffnet den Blick auf eine Notwendigkeit, die viele Autoren noch nicht ausreichend erkannt haben: Schreiben ist heute Dialog, nicht mehr Monolog.
Immer mehr Menschen schreiben und veröffentlichen Texte. Das ist sinnlos, wenn daraus keine Dialoge werden. Der Markt für Texte ist längst gesättigt. Doch der Dialog der Menschheit über ihre Zukunft hat gerade erst begonnen.
Ein Quadro hat ein größeres Format als ein Impulsheft, kann mehr in die Tiefe gehen und soll mit Fragen, Denkanstößen und Handlungsimpulsen den Leser zum Mit- und Selbstmachen anstacheln.
Mit »Erfolgreich schreiben« geht Jörg Achim Zoll ausführlicher auf die innere Einstellung und die Ziele ein als auf das Handwerkliche.
Gutes Handwerk beim Texten ist wichtig, ja. Doch nach meiner langjährigen Erfahrung scheitern die wenigsten Autoren an der Textarbeit. Die schönsten Texte werden niemals veröffentlicht. Und es gibt Bestsellerautoren, bei deren Schreibstil sich mir die Haare sträuben. Sie müssen aber bei anderen Erfolgsfaktoren vieles richtig gemacht haben.
»Arbeit oder Beschäftigung?« fragt Zoll im ersten Kapitel, in dem es um die Grundlagen geht, er erinnert an das Eingrenzen von Themen und rät dazu, unterscheidbar zu werden.
Anschaulich stellt er im zweiten Abschnitt die Medien, für die und in denen jemand schreibt, und ihre Charakteristika dar. Wer für eine Zeitschrift schreibt muss anderes formulieren als ein Blogger, ein Twitterer kann noch lange keinen Roman verfassen … alles natürlich keine neuen Erkenntnisse von Zoll, aber ansprechend und verständlich dargestellt.
Das dritte Kapitel gibt dem Leser einiges Handwerkszeug mit auf den Weg, das im Impulsheft nur kurz angerissen wird: Materialsammlungen, Wahl des Schreibortes, Korrektur und Überarbeitung des Textes und die Notwendigkeit, sich der Kritik anderer auszusetzen.
Das Quadro endet mit einer Betrachtung des Wandels in den Medienwelten, einem Plädoyer für Offenheit statt Eigensinn und der Einladung an den Interessierten, sich das Schreiben nicht vermiesen zu lassen.
Unsere Gedanken von heute sind die Wirklichkeit von morgen. Wer schreibt und veröffentlicht, übt Einfluss aus. Nutze ihn für eine bessere Welt.
Mein Fazit: Natürlich hat Jörg Achim Zoll das Rad nicht neu erfunden. er hat es nur anschaulich neu dargestellt. Trotz der kleinen Formate haben Impulsheft und Quadro erstaunlich viele hilfreiche Denkanstöße und Arbeitshilfen zu bieten. Vor allem für Menschen, die zwar schreiben möchten, aber nicht so recht wissen, wie man damit anfängt, sind die 6 Euro eine lohnende Investition in die eigene Kreativität. Die ausführlicheren Bücher zum Thema kann man ja später noch lesen, wenn aus der Idee eine kreative Beschäftigung geworden ist.
Erhältlich bei Down to Earth:
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Wenn ich mal kommentieren darf:
AntwortenLöschen"Die Ratgeber und Beiträge zum Thema sind Legion"
ist aber ganz schön kanaanäisch!
"Spanne deine Leser nicht auf die Folter."
genau.
Ansonsten hast Du natürlich Recht und Herr Zoll/Demas auch.
Hast Du inzwischen mal einen Blick in mein Buch geworfen? (Oje, in diesem Zusammenhang kann ich nur davor warnen. Es wimmelt nur so von Fehlern... Aber es ist mein ERSTLING. Eine prachtvolle Angelegenheit.)
Das Vergnügen, dein Buch zu lesen, ist mir bisher nicht zuteil geworden. Gehe ich richtig in der Annahme, dass es den schönen Titel »Das große Schweigen« trägt? Man ist sich ja bei Spitznamenbloggern nicht so ganz sicher, wer sich dahinter verbirgt ...
AntwortenLöschenin diesem Falle liegst Du goldrichtig.
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