Freitag, 31. August 2007

Fragmentus amplificarus

Ein Fragment (v. lat.: frangere brechen) ist ein bruchstückhafter, unvollständiger Gegenstand. Dabei kann es sich sowohl um einen Rest eines ehemaligen Ganzen handeln, insbesondere in der Kunst aber auch um einen vom Künstler bewusst gewählten Ausschnitt eines bloß ideell Ganzen. Insbesondere ist ein Fragmenr in der bildenden Kunst eine unvollständige Plastik: ein Torso oder ein Non-finito, und eine literarische Gattung. (Wikipedia)

Ich hätte noch weiter gewusst, als der folgende Text reicht. Aber ich finde es inzwischen reizvoll, die reizenden Kommentare der gereizten Leserinnen und Leser auszureizen. Eine Geschichte öffentlich zu schreiben – ein Experiment mit dem Reiz des Neuen.

Was hier folgt, knüpft an das Fragment vom Dienstag an (und wiederholt den letzten Satz als ersten). Wer einen Schluss zu lesen wünscht: Augen weg! Denn wieder sehen wir betroffen: Der Vorhang zu und alle Fragen offen.
Sie reißt ihren Blick los von den Fluten unter sich und schaut ihm in die Augen, der sie so lange nun bereits betrachtet hat. Er wendet schnell den Blick aufs Meer, als habe er nur zufällig gerade zu ihr hingeblickt.
„Sie haben mich beobachtet“, spricht sie ihn an.
„Ich habe Sie bewundert.“
„Kann man bewundern, wen man nicht kennt?“
„Vielleicht bewundert man nur, was man nicht kennt?“
Sie betrachtet ihn aufmerksam, forscht in ihrer Erinnerung nach seinem Gesicht, Jahre jünger natürlich, denn wenn er sie erkannt hat, muss eine frühere Begegnung lange zurückliegen. Alle Überbleibsel ihrer Vergangenheit sind vom Sturm der jüngsten Zeit verweht, sie ist ein neuer Mensch. Und doch kann immer noch passieren, was nicht geschehen darf.
„Habe ich“, fragt sie und lässt seine Augen nicht los, „Sie schon einmal gesehen? Vielleicht unten in Mexiko?“ Oder war es ein Bild auf einem Regal, irgendwo bei irgendwem? Sie kann nicht sicher sein, spürt jedoch die Ahnung einer Erinnerung.
„In Mexiko war ich nie.“
„Aber?“
„Kein Aber. Ich wüsste nicht, wo und wann wir uns begegnet wären.“
Die Krempe seines Hutes verschattet die Augen, sie weiß nicht zu sagen, ob er die Wahrheit oder Lüge redet. Ein Segen, dass auch Sie nicht unbehütet ist.
„Sind Sie...“
Er unterbricht mit einem Lächeln: „Entschuldigung, ich habe mich nicht einmal vorgestellt, nachdem ich Ihren Anblick eine Ewigkeit genießen durfte. Konstantinos Sourvanos.“
„Ein Grieche in Deutschland. Warum?“
Statt einer Antwort fragt er: „Ihr Name bleibt Ihr Geheimnis?“
„Einstweilen.“

---

Er ist verwirrt. Kann nicht zuordnen, sortieren, benennen, was mit ihm geschieht. Eine Fremde und seine Seele liebt sie seit seiner Geburt. Eine Unbekannte und sein Herz zieht sich vor Schmerz zusammen, weil sie sich jetzt abwendet. Wohl keine griechische Göttin, was für ein absurder Gedanke auch, ausgerechnet hier und jetzt, doch sie regiert ihn wie nur eine Macht es kann, die jenseits dieser Welt gegründet ist.
Sie entschwindet seinem Blick, das Hotel verschluckt sie und er kann nicht folgen. Er steht auf und lehnt sich an die Brüstung, die das Tosen unten von dem Weiß hier oben trennt, spürt noch die Gegenwart der Göttin wo sie stand. Sein Blick sucht was ihre Augen gesehen haben mögen. Grau und Blau mit wenig Weiß zerklüftet, keinen Augenblick der gleiche Anblick wie zu der vorigen Sekunde. Zwei Möwen kreisen über dem unendlichen Inferno, weit draußen kann ein Frachter sein, wenn nicht das Licht ihm etwas vormacht, was nie dagewesen.
Was sie sah, bleibt ihm verborgen, denn jedes Bild vom Meer ist flüchtig. Jede Erinnerung ist flüchtig. Hat er sie doch schon einst getroffen, woher kommt diese Gewissheit ihr zugehörig zu sein? Er ist kein dummer Junge mehr, der Hals über Kopf in Schwärmerei verfällt, wenn ihm ein weibliches Wesen aus der grauen Masse heraussticht.

---

Sie lässt den Fahrstuhl unbeachtet und steigt in Gedanken tief verloren die vom Teppich weichen Stufen empor. Einst war sie, in jenem anderen Leben, verzaubert gewesen. Hatte sie in seiner Gegenwart eine Stunde verweilt, oder einen Tag? Sie kann es nicht mehr sagen, jede Erinnerung ist flüchtig wie ein Bild vom Meer, auch diese verschwimmt ihren Gedanken. Die Sonne ging nicht unter an jenem Tag, die Bäume reichten tief an einem sanften, schimmernden See. Was war geschehen, wann und wo? Wer war der Mann gewesen, mit dem sie einen Tag, eine Stunde teilen durfte? Sie waren eins gewesen in dem, was sie nicht taten. Hatte sie verborgen, hatte er verschwiegen, was hätte sein können? Oder machte ihr das Gedächtnis vor, was nie dagewesen?
Sie folgt den Spiralen der Stufen und erreicht das zweite Obergeschoss, will umkehren, zurück auf die Veranda, den Blick hinaus richten. Nein, sie will die Augen ihn erforschen lassen. Vergangenheit zurückholen, Zukunft ermöglichen.
Der schwere Schlüssel öffnet ihre Türe und ein leichtes Beben unter ihren Füßen fordert Aufmerksamkeit.

Donnerstag, 30. August 2007

Endlich enthüllt: Günter Jott ist Martin Ell

Ich bin Martin Luther. Sagt diese Auswertung, zu der mich DoSi verführt hat:

You scored as Martin Luther, The daddy of the Reformation. You are opposed to any Catholic ideas of works-salvation and see the scriptures as being primarily authoritative.



Martin Luther


87%

Charles Finney


80%

Karl Barth


73%

John Calvin


47%

Jürgen Moltmann


40%

Anselm


33%

Jonathan Edwards


33%

Paul Tillich


33%

Augustine


33%

Friedrich Schleiermacher


0%

Which theologian are you?
created with QuizFarm.com


Das Testergebnis ist aber keine verlässliche Aussage, da das Quizz für Theologen gedacht ist. Ich bin kein Theologe, folglich bin ich nicht Martin Luther. Oder doch, weil der ja ein einfacher Mönch war, keine Bibelschule besucht hat und den Konflikt mit der allgemeinen Theologie dennoch nicht scheute. Aber hatte er einen Blog?

Nachtrag 31. August: Störche haben gute Augen. Per Kommentar hat mich ein solcher darauf aufmerksam gemacht, dass Emm Luther eben nicht Martin Emm ist, also habe ich flugs korrigiert. Ich bin Martin Ell...

Einer gegen Legionen

Facetten eines entschiedenen Kampfes

Vor nunmehr fast zwei Wochen in Tschechien geschrieben - und jetzt endlich darf er das Licht der Welt erblicken, der Text über Diabolus et animae, Teufel und unreine Geister, Satan und Dämonen.

Was einerseits J. K. Rowling, Dan Brown, Umberto Eco sowie viele andere und andererseits Rick Joyner, Wolfhard Margies, Catherine Brown sowie viele andere zum Thema zu sagen haben, ist manchem heute besser bekannt als das, was Augenzeugen der entscheidenden Konfrontationen in ihren Berichten aufgeschrieben haben.

Also gehe ich mit dem interessierten Leser durch eine dieser Chroniken, wobei Fragen nach der Sünde gegen den Heiligen Geist genauso angesprochen werden wie das Wohnrecht von Dämonen.

Der nicht interessierte Leser klicke bitte nicht auf diese Verknüpfungen:

Einer gegen Legionen - Teil 1
Einer gegen Legionen - Teil 2

Mittwoch, 29. August 2007

Die Erweckung fällt aus

Don Ralfo, der zwar auf seinem Blogfoto an Van Morrison erinnert, auch Musiker ist, aber wohl doch nicht Van the Man himself, hat sich vor einiger Zeit bei allen entschuldigt, denen er jemals Erweckung angekündigt oder versprochen hat.

Ich schließe mich an, denn die Erweckung fällt aus, die so vielfältig vorhergesagte. Sie ist nicht verschoben, sondern ersatzlos gestrichen.

Mancher erwartet immer noch, dass da etwas aus dem Himmel herabregnet, was uns die Arbeit abnimmt. Statt Gebet und Zeugnis, statt Aussaat des Samens und Ernte nach mühseliger Bewässerung, soll Erweckung hereinbrechen und schwupps: Tausende bekehren sich. Feine Aussichten, sicher kommt es so, schließlich gibt es auch in unserem Land allerlei diesbezügliche Organisationen und Kommilitonen, Propheten und Trompeten, Sprecher und Zerbrecher. Wir haben all die tollen Prophetien gelesen und andächtig mit dem Kopf genickt, wenn Jahr für Jahr der große Durchbruch des Evangeliums angekündigt wurde. Stadien gefüllt mit Anbetenden, Massenversammlungen auf den Plätzen der Städte, ein Land voller Christen hat man uns vorausgesagt.

Wir sind indessen fein raus, weil wir ja nichts dafür können, dass kaum jemand den Weg zu Jesus findet. Gott könnte ja endlich mal seine Versprechen einlösen und die Erweckung schicken. Der Missionsbefehl, der uns hinausschickt zum Predigen und Heilen, Befreien und Taufen, der ist ja so alt, dass er sicher nicht mehr zeitgemäß ist. Dafür bezahlen wir ja heutzutage Pastoren und Evangelisten.

„Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen.“ (Matthäus 5, 11)

„Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere! Denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.“ (Matthäus 10, 23)

„Vor diesem allem aber werden sie ihre Hände an euch legen und verfolgen, indem sie euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern, um euch vor Könige und Statthalter zu führen um meines Namens willen.“ (Lukas 21, 12)

„Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.“ (Johannes 15, 20)

Verfolgung? Schmähung? Igitt! Tod und Gefängnis? Nee nee nee! Da bleiben wir doch lieber unbehelligt in unseren kuscheligen Kirchen und Gemeinden und freuen uns auf die Erweckung, die bestimmt demnächst hereinbrechen wird. Was oft genug wiederholt wird, muss ja irgendwann zwangsläufig eintreten. Bis dahin sammeln wir Kollekten, damit es noch gemütlicher in unseren Gebäuden wird und vielleicht noch ein bezahlter Angestellter den Missionsbefehl für uns erfüllen kann. Und wir „setzen“ selbstverständlich jeden Sonntag die Erweckung „frei“. Wo bleibt sie nur?

Dem einen oder anderen schwant es schon länger: Revival is cancelled.

Allerdings machen wir, wenn wir somit resignieren, ein wenig die Rechnung ohne den Wirt.

Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach...

...es gibt immer mehr Christen auch in Deutschland, die das ernst nehmen. Sie lassen sich nicht anstecken vom allgemeinen Konsumverhalten, das sich darin erschöpft, Sonntags einer Predigt zuzuhören, ein paar Lieder zu singen und – großzügig wie wir sind – noch ein paar Euro in die Kollekte zu werfen. Die Erweckung ist schon längst passiert, in solchen Menschen nämlich.

Wartest du noch auf Erweckung oder bist du schon wach? Wenn du noch auf die eingangs beschriebene Erweckung wartest, wie wäre es mit einem Radiowecker? Schau mal: Erweckung

Dienstag, 28. August 2007

Ein Fragment

Am Wochenende unterhielt ich mich mit zwei sehr liebenswerten Menschen, die kürzlich mein Buch Gänsehaut und Übelkeit gelesen haben. Eine der dringendsten Fragen, die sie mir stellen wollten: "Wie kommt ein Autor auf seine Ideen?"
"Mal so, mal so", ist meine immer wieder gegebene (zugegeben unergiebige) Antwort.
Aber ich belasse es ja nicht bei diesen lakonisch anmutenden Worten, sondern erzähle dann illustrierend, wie Jessika zur Kannibalin geworden ist weil ich als Kind in der Haeselerstraße in Charlottenburg gewohnt habe oder was eine Fahrt ins Büro von Berlin Lichterfelde nach Berlin Neukölln mit dem tragischen Schicksal einer Metropole zu tun hat, in der ein liebeskummerkranker Soldat...

Ein anderes, unfertiges Beispiel: Beim Musikhören (ich liege auf dem Sofa, Augen zu, Kopfhörer auf den Ohren) sehe ich eine Dame auf einer weißen Veranda stehen, was dem Text des Liedes entspricht, aber dann kommt ein Mann dazu, der verstohlen... ach was, hier ist das Fragment. Allerdings eine Warnung vorne weg für diejenigen, die dem Wort Fragment keinen Sinn zuzuordnen vermögen: Es gibt kein Ende, die Erzählung bricht plötzlich ab.

Sie lehnt an der Brüstung, trägt Halstuch und Panamahut, als hätte sie bedachtsam Accessoires zum Ort gewählt. Die Veranda aus gekalktem Stein gestattet einen atemberaubenden Blick auf das Meer, aus gebleichtem Holz und viel Glas wurde sie am Steilhang konstruiert. Der Anstrich der Tische und Stühle schimmert exakt in dem Eierschalenfarbton, den Panamahut und Halstuch aufweisen. Sie schaut hinaus auf die Wogen.

Sein Blick kann sich nicht von ihr lösen. Ihre dezent gebräunte Haut, das dunkle, volle Haar, das im leichten Wind vom Meer auf die Schultern herabwellt, hellgraue Leinenhose und Bluse, die Segeltuchschuhe wiederum in dem Farbton von Hut und Halstuch… wie eine makellose griechische Göttin steht ihm die Fremde vor den Augen, die verweilen und verweilen wollen. Es ist wohl ungehörig, jemanden so lange anzustarren, aber niemand kann es bemerken, denn die Göttin ist abgesehen von ihm der einzige Gast auf der Veranda. Und sie, die unentwegt auf das Meer hinausblickt, kann hoffentlich den Blick nicht spüren? Man sagt, es wäre zu empfinden, und wenn sie sich umsieht, ist er der einzige, dem das Anstarren zurechnen könnte. Kurz blickt er beschämt hinab auf seine Hände, die entspannt auf dem linken Knie ruhen. Er sitzt zurückgelehnt, die Beine übereinander geschlagen. Sein leichtes Baumwollhemd und seine Leinenhose sind von exakt dem gleichen Grau wie Bluse und Beinkleid der Göttin. Das mag ihn, als er die Veranda betrat, überhaupt erst auf sie aufmerksam gemacht haben, denn eigentlich starrt er Frauen nicht an. Er nimmt Schönheit zur Kenntnis, genau wie Unansehnlichkeit, wohl wissend, dass der Mensch, der ihm nicht gutaussehend scheint, für jemand anderen der Inbegriff des Schönen sein kann. Er weiß auch, dass er selbst nicht dem zur Zeit von Modemachern propagierten idealen Mann gleicht.

Weder pflegt er einen Dreitagebart, noch zeigt er mittels halb geknöpftem Hemd die Haut der Brust. Das einzige, was er in letzter Zeit an Gemeinsamkeit mit den in Katalogen und Frauenmagazinen dargestellten Modellen bemerkt, ist dass die abgelichteten Männer gelegentlich wieder Hut tragen. Er selbst ist Jahre schon behütet, die Mode diesbezüglich war ihm stets so gleichgültig wie die Mode an und für sich.

Die Göttin steht noch immer unbeweglich an der Brüstung. Zum ersten Mal in diesen mehr als zehn Minuten kommt ihm ein Gedanke, den er gerne von sich wiese. Die Brüstung ragt hüfthoch nur mit geschnitztem Holzwerk rechts und links, darunter fällt der Felsen dreißig, vierzig Meter lotrecht in ein niemals stilles Meer.

---

Das Bild in ihrem Pass zeigt ein Gesicht aus einer anderen Zeit, von einem anderen Ort, sie gleicht dem Foto nicht, nicht mehr. An der Rezeption hatte niemand es für notwendig erachtet, ihr angebotenes Reisedokument auch nur in die Hand zu nehmen, mit einem zuvorkommenden Lächeln hatte der Concierge „Danke, nicht nötig“ gesagt und ihr die Schlüssel gereicht. Die Plastikarten, die in fast allen Hotels inzwischen Zugang zu den Räumen verschafften, sind hier nicht willkommen, solange der Inhaber des Hotels am Leben sein wird zumindest. Das Wohl der Gäste steht für ihn an erster Stelle, die Wahrung der bewährten Traditionen seines Hauses an der zweiten, wobei das oft zusammenfällt.

Sie fühlt schon die ganze Zeit den Blick in ihrem Rücken. Es kann doch nicht sein, das jemand sie erkennt, nach so langer Zeit? Selbst wenn die alten Fotos jemandem gewärtig wären, wer würde jemals sie mit ihr verbinden können?

Sie reißt ihren Blick los von den Fluten unter sich und schaut ihm in die Augen, der sie so lange nun bereits betrachtet hat. Er wendet schnell den Blick aufs Meer, als habe er nur zufällig gerade zu ihr hingeblickt.


So. Und wie geht es weiter? Keine Ahnung, weiter habe ich noch nicht geschrieben. Vielleicht fällt ja Dir ein, was sich anschließend ereignen und ergeben kann?
So jedenfalls, und darum geht es ja in diesem Beitrag, kann mir eine Geschichte entstehen. Oder auch ganz anders...

P.S.: Jawohl, selbstverständlich habe ich Black Diamond Bay gehört, als die Bilder entstanden, was denn sonst? Aber natürlich will ich nicht die gleiche Geschichte erzählen wie Bob, wenn ich dieses Fragment fortsetze.

P.P.S.: Inzwischen gibt es die Fortsetzung: Fragment Teil 2

Montag, 27. August 2007

Was ist wichtiger?


Innere Werte...


...oder äußerer Schein?


Das obere Automobil ist bewährt, gereift, in Würde gealtert und noch so leistungsfähig wie am Tag, als es die Fabrik verlassen hat. Es kann noch heute nicht nur seinen Besitzer samt Familie zum Einkauf und nach Hause bringen, sondern es transportiert selbst Sperriges und Schweres, ohne dass seine Leistung spürbar nachlassen würde. Abgesehen von Verschleißteilen brauchte der Besitzer dieses Fahrzeuges bisher keine Teile beschaffen. Er würde wieder Ford kaufen, es besteht jedoch keine Notwendigkeit, da das Fahrzeug keine Anstalten macht, kaputt zu gehen.

Das untere Fahrzeug ist noch unbewährt, gerade mal von der Fabrik zum Transportcontainer und dann vom Hafen zum Zug und schließlich ein paar lächerliche Kilometer zum Verkaufsstand gerollt. Keiner weiß zu sagen, ob es seinem Käufer langjährig treuen Dienst tun oder häufigen Ärger machen wird. Die Ärger-Wahrscheinlichkeit ist angesichts der Marke zwar ausgesprochen gering, aber bewiesen hat dieses Exemplar noch nichts, ausser dass es vortrefflich aussieht. Und riecht, nach Leder und Frische. Und überhaupt, es ist halt ein Hummer, nicht irgendwas.

Was also ist wichtiger? Frisch und gutaussehend zu sein oder in einem langen Leben gereift und bewährt? Welches Modell würdest Du bevorzugen, wenn die Wahl bestünde und Dein Leben davon abhinge, dass Du mit dem gewählten Automobil zuverlässig und ohne Unterbrechung von A nach B kommst?

Sonntag, 26. August 2007

Samstag, 25. August 2007

Die Anti-Christen

Der Antichrist, von dem hier nicht die Rede sein soll, wurde verschiedentlich - jedes mal fälschlich - gesichtet. Hitler, der (jeweilige) Papst, Gorbatschow... - na ja. Verwirrung unter Christen über biblische Begriffe und Personen ist ja fast schon an der Tagesordnung, da die Bibel kaum noch gelesen wird. Die meisten Christen halten den Antichristen für eine bedrohliche Endzeitfigur, verwechseln ihn mit dem "Tier aus dem Abgrund".
...so sind auch jetzt viele Antichristen aufgetreten; daher wissen wir, daß es die letzte Stunde ist. (1. Johannes 2, 18)

Der ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Der ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. (1, Johannes 2, 22)

Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist. (2. Johannes 7)
Wie gesagt, von diesen Antichristen soll hier gar nicht die Rede sein. Es gibt noch jede Menge Anti-Christen einer anderen Sorte. Christen, die anti XYZ sind. Die sind anti Reinhard Bonnke, anti Benny Hinn, anti Ökumene, anti Geistesgaben, anti Jesus Freaks, anti Katholische Kirche, anti Wort des Glaubens, anti dies und anti das. Sie posaunen ihre Meinungen hinaus und streiten verbissen, was das Zeug hält. So etwas ist nicht neu, schon Paulus kannte derartige Zeitgenossen. Den Korinthern schrieb er:

Ihr seid noch fleischlich. Denn wo Eifersucht und Streit unter euch ist, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise? (1. Korinther 3, 3)

Sie haben den Hinweis wohl nicht ernst genug genommen, denn im zweiten Brief an diese Gemeinde wurde Paulus deutlicher:

Ich fürchte, daß ich euch bei meinem Kommen vielleicht nicht als solche finde, wie ich will, und daß ich von euch als solcher befunden werde, wie ihr nicht wollt: daß vielleicht Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsüchteleien, Verleumdungen, Ohrenbläsereien, Aufgeblasenheit, Unordnungen da sind; daß, wenn ich wiederkomme, mein Gott mich vor euch demütigt und ich über viele trauern muß, die vorher gesündigt und nicht Buße getan haben über die Unreinheit und Unzucht und Ausschweifung, die sie getrieben haben. (2. Korinther 12, 20-21)

Es ist nicht jeder Gläubige zum Apostel berufen, obwohl sich viele so aufführen. Da wird das Urteil über andere gefällt und per Internet hinausposaunt, oft genug anonym, hinter irgend welchen Usernamen verborgen. Man muss ja dem Verurteilten nicht in die Augen sehen, wenn man die Jauchekübel über ihn ausleert - um so leichter fällt es, jemanden oder eine Bewegung niederzumachen. Man schreibt Hasstiraden in christlichen Foren, lästert auf Blogs und sonnt sich in der eigenen Erkenntnis, die niemand hinterfragen kann.

Wer ist berufen, über "richtig" und "falsch" in der Gemeinde zu urteilen? So weit ich die Bibel verstehe der jeweilige Hirte, oder ein Apostel. Aber sicher nicht Lieschen Müller und Otto Nortmalverbraucher, die weit verbreiteten Anti-Christen unserer Zeit. Selbst Paulus war diesbezüglich zurückhaltend:

Einige zwar predigen Christus auch aus Neid und Streit, einige aber auch aus gutem Willen. Die einen aus Liebe, weil sie wissen, daß ich zur Verteidigung des Evangeliums eingesetzt bin; die anderen aus Eigennutz verkündigen Christus nicht lauter, weil sie mir in meinen Fesseln Bedrängnis zu erwecken gedenken. Was macht es denn? Wird doch auf jede Weise, sei es aus Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich. (Philipper 1, 15-18)

Paulus war zur Verteidigung des Evangeliums eingesetzt, er fand auch klare Worte, wenn in einer Gemeinde die Dinge aus dem Ruder liefen, aber auf eine ganz andere Weise als es vielerorts heute zu finden ist.
Er nannte Eifersucht und Neid in einem Atemzug mit Streit und Verleumdungen unter frommen Menschen (wir vergessen bei solchen Ermahnungen und Korrekturen gerne, dass seine Briefe an Christen gerichtet sind). Ich meine, dass er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Kritik und Verleumdung kommt, so weit das angesichts des Versteckspiels mit Usernamen und Pseudonymen überhaupt nachprüfbar ist, vorwiegend von denjenigen, in deren Leben geistliche Frucht nicht zu finden ist. Vielleicht sind sie neidisch, dass sie noch nie einen Menschen zu Christus geführt, noch nie eine Gebetserhörung erlebt, noch nie ein prophetisches Wort gesagt oder empfangen haben? Vielleicht sind sie eifersüchtig, weil Gott andere gebraucht, während sie vor sich hin wursteln und zu keinem Ziel gelangen?

So wird die Wirkung zur Ursache. Gebete werden nicht erhört, weil jemand selbst im Wege steht:

Ich aber sage euch, daß jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Dummkopf! dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr! der Hölle des Feuers verfallen sein wird. Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar! (Matthäus 5, 22-24)

Noch viel deutlicher geht es ja wohl wirklich nicht. Wer seinem Bruder zürnt, ihn verlästert, selbst derjenige, der weiß, dass sein Bruder etwas gegen ihn hat, ist verpflichtet, die Sache aus der Welt zu schaffen, bevor er sich dem Altar Gottes nähert. Andernfalls sind Konsequenzen unvermeidbar.
Wer also Gebetsanliegen hat, in Nöten steckt, Bedrängnis erleidet, muss sich nicht wundern, dass sein Gebet ohne Antwort bleibt, so lange er andere verurteilt, richtet und verleumdet.

Wir wollen Antworten von Gott? Dann dürfen wir keine Anti-Christen sein (oder bleiben).

Freitag, 24. August 2007

Bemützt statt behütet

Ich wurde zum vorigen Beitrag gefragt, warum der Papst fehlt. Ganz einfach: Behütet ist der Papst nur manchmal, zu anderen Zeiten trägt er Mütze oder so ein spitzes Dingsbums.






Und wer die Herren im vorigen Post sind, soll auch aufgeklärt sein. Von oben nach unten:

Gorbi, a.k.a. Michael Gorbatschow, ehemals König von Russland und anderen Gebieten
Edmund Stoiber, a.k.a. König von Bayern, aber wohl nicht mehr lange
JJ Cale, Musiker und Freund von Eric Clapton
Udo Lindenberg, Schlapphutspezialist aus dem diesigen Hamburg
Bono, Chef einer populären Kombo, deren CDs ich alle habe
The Edge, Gitarrist in Bonos Kombo
His Bobness, a.k.a. Jack Fate, auch seine Platten und CDs sind vollzählig bei mir vorhanden
Van Morrison, a.k.a. Van the Man, fast komplett in meinem Platten- bzw. CD-Regal

So. Genug von den Hüten und Mützen. Es sei denn, jemand findet Damen mit Hut und Leitungsfunktion für mich...

Auch behütet

Kürzlich schwadronierte ich über das behütet sein. Rick Warren schreibt mir heute per E-Mail, dass Menschen mit leitender Funktion zwingend Hut tragen müssen, seiner Meinung nach sogar vier verschiedene Hüte:


Ich habe flugs nachgezählt und bin beruhigt. Ich habe vier Hüte.

Wäre es nun logisch, davon auszugehen, dass jeder Mann, der vier Hüte besitzt und sie auch trägt, Leitungsfunktionen innehat?
Ich vermute, dass diese Herren sogar mehr als vier Hüte besitzen und tragen. Und irgendwie sind sie aller leitend, gell?










Wie auch immer, ich setze jetzt gleich den Hut auf und fahre ins Bureau, auch Büro oder neudeutsch Office genannt. Have a nice day und kauft Euch mindestens vier Hüte, ihr Männer, falls Ihr leitende Funktionen anstrebt...

Donnerstag, 23. August 2007

Tim hat Bauchweh

Dem Tim geht es nicht gut. Immer wieder ist ihm übel, er hat Magenschmerzen und Verdauungsprobleme. Sein Freund Paul, der häufig erfolgreich Kranke heilt und Gott recht gut kennt, hat natürlich für und mit Tim gebetet, ihn gesegnet, hat der Krankheit gesagt, sie solle sich von hinnen machen und die Schmerzen samt Übelkeit waren weg. Für eine Weile. Aber eben nicht endgültig, von einer Heilung kann nicht die Rede sein. Sie sind wie der Terminator: I'll be back.

Fehlt es an Glauben? Gibt es Hindernisse? Tim grübelt, forscht, prüft; findet weder Sünde noch einen Dämon. Er glaubt an Heilung, Paul sowieso. Mangelnder Glaube kann kaum die Ursache sein. Aber die mehrfach erlebte Befreiung von Schmerz und Übelkeit ist keine Heilung, da die Magenbeschwerden regelmäßig wiederkommen. Tim fragt den Storch und den Paul, was denn wohl in Schieflage sein mag.

Der Storch erklärt ihm:
Heilung und göttliche Gesundheit sind immer ganzheitlich zu betrachten. Oft machen wir den Fehler dass wir Gottes Segen als eine Qualitätsoptimierung bei gleichbleibendem Lebensstil ansehen. Wir erwarten, dass Gott uns heilt und versorgt, während wir alles machen was wir wollen.
Paul fasst es noch kürzer zusammen:
Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen!

Ende der Geschichte. Denn damit endet Tims Bauchweh. Endgültig.


P.S.:
Pauls Zitat findet man in seinem lesenswerten ersten Brief an Tim, im fünften Abschnitt. Veröffentlicht in zahlreichen Übersetzungen und in vielen Haushalten unter dem namen Neues Testament oder Bibel zu finden.
Lesenswertes, aus dem ich oben zitiert habe, hat auch der Storch zum Thema geschrieben: Krankheit und Ursache und Heilung und mehr

Mittwoch, 22. August 2007

Nachtrag zu den starken Nerven

Onkel Toby macht mich per Kommentar darauf aufmerksam, dass Holländer keine Rasse darstellen. Sehr aufmerksam, da habe ich mich eindeutig bei der Wortwahl vertan.
Statt Rassismus könnte man mir also Fremdenfeindlichkeit unterstellen, wenn überhaupt etwas. Hier ein Portrait von vier Fremden, denen ich freundlich gesonnen bin, einer der Fremden ist noch voll und wird umgehend gelehrt. Ich muss nur noch diese Zeilen fertig tippen.

Haso vermutet Endzeitliches. Aber es tröstet mich, dass er das Internet trotz der Versuchung noch immer nicht gänzlich abgeschaltet hat. Danke Haso!

dosi prostet zurück. Na denn, mit Loriot gesprochen: Zum Wohl jawohl.



Nur für starke Nerven

Empfindlichen Gemütern mag man Unfallbilder ja nicht zumuten. Daher: Liebe empfindsame Seele, richte Deine Augen lieber nicht auf diese grauenhafte Szene.



Ein gewisser Trost liegt darin, dass selbst unter den auf der Straße verstreuten Opfern immerhin fünf Überlebende gezählt werden konnten.



Und natürlich ist es ebenfalls tröstlich, dass es nur Holländer sind. Oder wird man mir das als Rassismus auslegen? Dann sei angemerkt: Lieber ein solcher Holländer als ein Amerikaner. Aber am allerliebsten natürlich ein Tscheche.

Prost.

P.S.: Quelle: Keine Ahnung. Habe ich als PPS per Mail bekommen.

Deutschland zeichnte sich ab


Man könnte, wenn man wollte. Man will aber nicht.

Man könnte die "Outdoor-Jacke" in der Werbung auch schlicht Anorak oder Windjacke nennen. Man könnte statt vom "Info-Counter" in der Gemeinde auch vom Tresen sprechen. Man könnte statt einer "Damen-Workout-Hose" eigentlich eine Trainings- oder Gymnastikhose annoncieren. Und so weiter...

Es ist offenbar nicht zeitgemäß, die eigene Sprache einigermaßen zu kennen und zu pflegen, vor allem in der Werbung und im Journalimus der eher auf unterem Niveau angesiedelten Sorte. Ganz schlimm treibt es ein ehemaliges Kaffeehaus, das zum Gemischwarenladen geworden ist (ich bekomme immer die Tchibo-Werbung zugeschickt); ganz peinlich müsste eigentlich vor allem den sogenannten Moderatoren im werbefinanzierten Fernsehen ihr eigenes Geschwätz sein (ich habe kürzlich eher unfreiwillig eine Weile RTL geschaut). Aber auch in den Gemeinden und Kirchen muss man mit solchen Phänomenen leben.
To emerge heißt: abzeichnen, aufkommen, aufstreben, auftauchen, auftreten, entstehen, herausbilden, herauskommen, hervorgehen, hervortreten, schlüpfen, auseinander ziehen, bekannt werden zutage treten.

Und nun fängt ein neues Netzwerk an sich zu entwickeln, das sich Emergent Deutschland nennt. Also ein sich abzeichnendes, aufkommendes, aufstrebendes oder hervorgehendes Deutschland. Ein Deutschland auf dem Weg zu etwas.
Abgesehen von der sprachlichen Entgleisung (welche sicher die internationale Verflechtung symbolisieren soll) finde ich Emergent Deutschland überfällig und rundum uneingeschränkt gut. Ich will sehen, inwieweit ich mich beteiligen kann, unbedingt. Und ich empfehle meinen Lesern, sich zu informieren, denn vielleicht ist der eine und die andere genauso angetan wie ich. Zu den Informationen geht es übersichtlich hier: Emergent Deutschland am Start!

Dass die seit Jahrzehnten gewohnten unumstößlichen Formen und Strukturen von Kirche und Gemeinde umgestoßen werden, zerfallen, nicht mehr funkionieren, sozusagen remergent sind,
ist ja nichts neues. Dass immer größere Gemeinden, MegaChurches im zeitgemäßen Jargon, keineswegs der Plan Gottes für seine Gemeinde sein müssen, zeigen immer mehr scheiternde Beispiele.
Die einen kämpfen gegen den Zerfall des Althergebrahten, wollen Strukturen retten, rufen beispielsweise gar zu Fasten- und Gebetstagen für Gebäude beziehungsweise geistlichem Kampf für deren Finanzierung auf, die anderen stellen fest, dass die Gemeinde der Endzeit wohl anders aussehen muss als das Traditionelle und freuen sich, mit dem Herrn der Gemeinde neue Wege zu gehen. Zu letzteren fühle ich mich hingezogen und zugehörig, und mir scheint, dass Emergent Deutschland ein Netzwerk von Menschen wird, die (glücklicherweise nicht nur im Sprachempfinden) sehr verschieden sind, aber uneingeschränkt im Ziel eins sein können: Dein Reich komme, und zwar sichtbar, nicht in der Phantasie. Dein Wille geschehe, und zwar auf die Art und Weise, in der Du die Menschen unserer Zeit erreichen kannst.

Also, liebes Deutschland, in diesem Sinne zeichne dich ab! Ich will gerne dabei sein.

Dienstag, 21. August 2007

The Devil's Been Busy

Noch während ich in Tschechien ohne Internet und E-Mail war, sammelten sich Zuschriften von besorgten und beunruhigten Menschen in meinem E-Mail Postfach, weil sie zuerst, wenn sie zu Glaube.de wollten, auf einer Seite der kriminellen Art landeten, dann nirgends mehr und inzwischen das Nebenstehende zu lesen bekommen.

Erstens, liebe Schreibende: Ich bin bei Glaube.de nur ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Redaktion, habe das Projekt weder ins Leben gerufen noch sonst etwas Technisches oder Verantwortliches damit zu tun. Also braucht sich niemand jemals an mich wenden, wenn es um Dinge wie Freischaltungen, technische Fragen und weißnichtwasnoch geht.

Zweitens: Glaube.de mit Millionen Seitenabrufen ist dem Satan ein Dorn im Auge, keine Frage. Ein Hacker hatte vergangene Woche das Werk seines Herrn und Meisters übernommen, die Seite zu kidnappen und größeren Schaden anzurichten. Da ich von den technische Dingen keine Ahnung habe, kann ich nicht sagen, ob und wann und wie die Daten komplett oder zum Teil wiederhergestellt werden können. Es sind jedoch die Verantwortlichen fast rund um die Uhr bemüht, und das sind Fachleute, die ihr Handwerk verstehen.

Drittens: Selbstverständlich muss man mit Angriffen und Zerstörungswut rechnen, wenn man das Evangelium verkündet und Reich Gottes baut. Ich wüsste nicht, wann Jesus seine Worte
Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten. (Johannes 15, 20)
außer Kraft gesetzt hätte. Paul schrieb an Timmy:
Alle aber auch, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. (2. Timotheus 3, 12)
Und - let's face the truth - ein Angriff auf ein Internetportal wie Glaube.de ist im Grunde genommen keine "Verfolgung", denn in der Bibel ist die Rede von Gefängnis, Folter und Tod.

Dennoch gilt dass das, was der Feind Gottes an Schaden anzurichten vermeint, vom Feind des Feindes, dem Sieger nämlich, zu einer guten Sache gemacht wird, wenn der Feind mit Hilfe des Feindes des Feindes energisch einen Platzverweis bekommt.
Dazu mehr in den nächsten Tagen, wenn ich den bereits gestern avisierten Text, der vermutlich "Riding With The King" heißen könnte, abschließend bearbeitet habe.

Montag, 20. August 2007

Alltägliches

Der Urlaub ist einstweilen vorbei, nun setzt Alltägliches wieder Lebensakzente.
Allerdings bleiben Erinnerungen und Erlebnisse, sogar Ergebnisse.

In den unbedingst bereisenswerten böhmischen Wäldern habe ich das Markusevangelium studiert und einen hervorragenden Thriller von Michael Conelly gelesen sowie eine Biographie über Derek Prince angefangen.

Ergebnis 1: Die Beschäftigung mit Markus befruchtete einen Artikel, der noch keinen endgültigen Namen hat, aber ansonsten so gut wie fertig ist. In den nächsten Tagen teile ich mit dem interessierten Leser, was mir bei Markus über Teufel und Dämonen begegnet ist.

Die Lektüre von Conelly war wieder mal (ich schätze seine Bücher mehr und mehr, je öfter ich ihn lese) a real pageturner. Wer Conelly nicht kennt, dem empfehle ich (allerdings nur im englischen Original, die deutschen Übersetzungen, die ich bisher zu Gesicht bekommen habe, sind leider mittelmäßig und darunter) The Lincoln Lawyer und - gerade in Tschechien am Waldsee gelesen - A Darkness More Than Night.

Natürlich haben wir auch allerlei unternommen, unter anderem fuhren wir mit einem Zug, der von einer echten Dampflokomotieve gezogen wurde, haben eine Stadt besucht, in der ich vom ersten Augenblick bis zum Verlassen derselben das Gefühl nicht loswurde, dass ein Fluch auf der Ortschaft liegt und andererseits setzten wir die Füße in zahlreiche sympathische Städte.

Ergebnis 2: "What are you doing?" fragte Eva, als ich recht lange die Kamera nicht aus der Hand legte, ohne dass ein ihr erkenntliches Motiv in Sicht gewesen wäre. "Just shooting kids!" antwortete ich, das Ergebnis hat die Sammlung The Kids Are All Right um vier Bilder erweitert - denn wie üblich schieße ich nicht mit tödlichen Waffen...

Ergebnis 3, 4 und so weiter: Demnächst, denn jetzt fahre ich ins Büro, die Arbeit ruft.

Sonntag, 19. August 2007

Eine wahre Geschichte



Ein Mensch aus einer großen Stadt
verreiste jüngst nach Böhmen,
wo er sich vorgenommen hat,
auch was zu unternehmen.

Am See fand er ein Kanu liegen
von schlanker, ziemlich leichter Art.
Flugs hat der Mensch das Boot bestiegen
und los ging seine erste Fahrt.

Im Tret- und auch im Ruderboot
zu fahr'n ist keine große Sache.
Jedoch gerät der Mensch in Not:
Dem Kanu fehlt die Form, die flache

mit der das Fahrzeug aufrecht bleibt
auch für ganz ungeschickte Leute.
Der Stadtmensch, den's aufs Wasser treibt
wird so dem See zur Beute.

Der Schaden bleibt jedoch gering,
Mensch und auch Boot sind unverletzt
Die Sonnenbrille ist dahin -
hat wohl ein Fisch sich aufgesetzt.

Nicht nochmal hat's ihn rausgetrieben
er bleibt fortan am grünen Strand.
Das Kanu darf am Ufer liegen.
Er sitzt daneben, Buch zur Hand.


Freitag, 10. August 2007

Noch ne Pause


Am 13 August jährt sich der Tag es Mauerbaus in Berlin. Am 13. August bin ich samt Familie jedoch im Land von Milan Kundera, Bedrich Smetana und Antonin Dvorak. Fern aller Internet- und E-Mail-Zugänge. Schon ab morgen früh, überraschenderweise.
Wichtiger als der 13. August scheint mir sowieso der unvergessliche Tag zu sein, an dem die Mauer durchlässig wurde. An ihn erinnert das oben abgelichtete Denkmal, das amerikanische Freunde der Stadt Berlin geschenkt haben.

Ich freue mich auf eine Woche ohne moderne Kommunikationsmittel, und der Blog macht folglich erneut Pause. Gelegenheit für meine constant readers, darüber nachzusinnen, inwieweit Google-News recht hatte, diese Nachricht gestern unter der Rubrik "Unterhaltung" abzulegen:


Ich arbeite (auch in Tschechien, das Notebook darf mit) gerade an einer Art Fortsetzung oder Erweiterung oder so was der Mini-Serie, die ich kürzlich über den Epheserbrief veröffentlicht habe. Dabei werde ich den Leser, der das möchte, an die Hand nehmen und durch eines der vier Evangelien begleiten mit der Frage: "Teufel, Satan, Dämonen, Befreiung von finsteren Mächten, geistlicher Krieg und all so was - hat das was mit unserer Zeit und uns zu tun?"

Ich kann nicht versprechen, dass schon was fertig sein wird, wenn wir aus dem Urlaubswöchlein zurückkehren, aber so Gott will und wir leben gilt wiederum: I'll be back.

P.S.: Lesenswert fand ich kurz vor der Abreise noch diesen offenen Brief an Dr. Heilbar.

Bob und Eric geht gut. Mick und Bob geht nicht gut.

Eric Clapton und Bob Dylan sind das Gegenteil von Mick Jagger und Bob Dylan. Oder anders ausgedrückt:
Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? (2. Korinther 6, 14)
Oder nochmal anders formuliert: Selbst wenn man es versucht, gelingt die Verbindung von Licht und Finsternis nicht. Irgendwie inkompatibel, Mick und Bob, während Eric und Bob passt.

Ich rede unverständlich? Nun gut, mag sein, dann will ich den musikalischen Nachweis bringen, dass stimmt, was Paulus an die Korinther schrieb. Etwas widerwillig, denn Musik im Minifenster über PC-Lautsprecher ist an und für sich unakzeptabel, aber gut, ein Blog ist ein Blog und YouTube ist YouTube, es geht halt nicht in HiFi und mit Großbild.

Eine Band, die beharrlich in jedem Konzert Mitgefühl mit dem Teufel einfordert und ein Musiker, der seit den 70er Jahren Jesus nachfolgt können zwar zusammen auf einer Bühne erscheinen, aber Harmonie entsteht nicht. Da kann Herr Jagger noch so verbissen an den Lippen von Herrn Dylan hängen, es wird einfach nichts daraus. Bob merkt das natürlich und zieht sich in den Bühnenhintergrund zurück, wo er mit Keith ein Schwätzchen hält, während Mick weiter rumzappelt, als wolle er noch immer den 20jährigen spielen. Dann schlendert Bob wieder ans Mikrophon und bricht schließlich angesichts der musikalischen Inkompatibilität- was man von His Bobness nun wirklich nicht kennt - auf der Bühne in Gelächter aus. Alle Beteiligten sind natürlich professionell genug, den Song zu einem halbwegs vernünftigen Abschluss zu bringen, aber von Harmonie zu reden wäre ein unzulässiger Euphemismus. Mick und Bob sind unverkennbar wie Finsternis und Licht. Hier zum Anschauen der Beweis des oben zitierten Bibelverses: Like A Rolling Stone

Die beiden Gitarren auf dem Bild deuten schon an: Es geht auch anders. Clapton, der seit dem tragischen Tod seiner Tochter vor vielen Jahren - so seltsam das dem Menschen vorkommt, der Christus nicht kennt - gefestigt und mit dem Frieden Gottes erfüllt ist und Dylan, der sich beharrlich bei jedem Konzert seiner Never-Ending-Tour als Nachfolger Jesu ankündigen lässt, können zusammen auf einer Bühne erscheinen, und Harmonie ist einfach da. Eric Clapton und Bob Dylan habe ich mehrfach zusammen musizieren gesehen und gehört, jedes Mal ein Hochgenuss. Zum Beispiel - mit der genannten Einschränkung, dass ein PC-Bildschirm und PC-Lautsprecher zur Widergabe an und für sich nicht taugen, diese (dem Vernehmen nach nicht geprobte, sondern spontan auf der Bühne verabredete) Version von Don't Think Twice it's Alright

Donnerstag, 9. August 2007

Achtundzwanzig Augenblicke

...wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen. (Matthäus 18,3)

"Bitte recht feundlich!" halte ich für wenig sinnvoll, wenn Fotos einen unverfälschten Augenblick einfangen sollen. Wer erst sein Kameragesicht aufsetzt, ist schon aus dem Augenblick herausgerissen.
Daher fotografiere ich lieber Menschen, ohne dass sie dessen gewahr werden. Vor allem bei Kindern gelingen dabei Fotos, die zumindest mir mehr sind als gestellte Portraits vor
getünchter Wand mit aufgesetztem Lächeln.
Das Mädchen links beispielsweise schmiegt sich an seinen Vater, es hat Sekunden vorher einen gewaltigen Donnerschlag gegeben und die ersten Tropfen fallen. Was spricht nicht alles aus diesem Blick...
Das Foto und 27 weitere von Kindern, die keine Kamera auf sich gerichtet wissen, sind nun bei meinen öffentlichen Fotoalben zu finden: The Kids Are Alright

Mittwoch, 8. August 2007

Behütet

Seit einigen Jahren trage ich gerne Hut, nachdem ich lange Jahre zuvor schon gerne Hut getragen hätte, aber keinen besaß. Ob Sommer, Winter, Frühling oder Herbst, ein Hut tut mir gut. In vielfacher Hinsicht.
Zum einen schützt er vor der Sonne, vorwiegend der rechts abgebildete aus feinstem Stroh geflochtene, ohne dass mein Kopf ins Schwitzen käme, was bei einer Baseballmütze oder einer Kappe, wie der andere Herr auf dem Foto sie trägt, unvermeidlich wäre.
Der Herr ist übrigens Lehrer, wohnt in Lübeck und weist auf ein Buch hin, das zu lesen wäre, anstatt verdummende Computerspiele zu treiben oder elektronische Tagebücher, Blogs genannt, zu erstellen und zu konsumieren.
Doch zurück zum Hut: Auch für regnerische Tage kann mir, dem Brillenträger, ein Hut manches Ungemach ersparen, denn der ganze Kopf bleibt, einschließlich Augengläser, trocken. Natürlich nehme ich nicht den Strohhut vom Haken, wenn Wasser statt Sonne vom Himmel ströhmt, sondern einen anderen.
Inzwischen nenne ich vier Hüte mein eigen, darunter auch einen schwarzen für winterliche Tage und Nächte. Ein Hut geeigneter Art wärmt nämlich, und wie wir alle wissen, verliert der Körper in kalter Umgebung Wärme überwiegend über den Kopf. Eine Schimütze taugt zum Schifahren, mir ist abseits der Pisten ein Hut willkommener. Ich trage meine Joggingkleidung ja auch nur zum Jogging, nicht etwa zum Einkauf im Supermarkt.

Doch all diese (und weitere hier ungenannte) Aspekte sind nur die eine Seite der Medaillie, was viel ausschlaggebender für mich ist: Ich mag es einfach, behütet zu sein. Nicht bemützt, nicht bekappt, sondern behütet, und der Hut ist - verstehe das wer will - ein Symbol, das mich an das Behütetsein erinnert, mit dem ich zu mir sage: Auch heute bin ich und bleibe ich behütet.

Und ob der Zeitgeist der Männermode nun den Hut für "out" oder "in" erklärt, ficht mich nicht im Geringsten an. Ich trage Hut, gerne und mit Überzeugung. Man sieht mich daher häufig behütet.

Dienstag, 7. August 2007

Ökologisch unbedenklich und biologisch wertvoll

Neulich in Lübeck trank ich Bio-Bier der Marke Pinkus zu einem Teller Bio-Rührei mit grün-roter Bio Beilage. Nun ja. Es hat mir zumindest nicht weiter geschadet, wenngleich ich geschmacklich nicht unbedingt auf dem sonst gewohnten Niveau gespeist und getrunken habe. Aber immerhin war ess- und trinkbar, was der an einen zerstreuten Gymnasiallehrer erinnernde Kellner nach der Lokalität angemessener Wartezeit aufgetischt hatte.
Eva trank etwas grau-rotes mit leichtem Braunstich zu ihrer ökologisch unbedenklichen Quarkspeise mit Früchten.
Ringsum an den Tischen aßen die Gäste des Lokals ebenfalls graugrüne Speisen und tranken überwiegend Tee dazu, vereinzelt sah man vermutlich fair gehandelten Kaffee und noch seltener - hätte mich das warnen sollen? - ein Glas Bier.


Man saß an nackthölzernen Tischen auf harthölzernen Stühlen, lediglich das Kerzernbehältnis auf dem Tisch war aus Kunststoff gefertigt, lila noch dazu, ansonsten aber herrschten natürliche Werkstoffe bei der Ausstattung vor. Immerhin erfreute das Lila des Kerzenglases auch an den Wänden das Auge des Betrachters, gepaart mit dem giftgrünen Holzanstrich eine ausserordentlich fröhlich-bunte Farbgestaltung. Nett war's, ein vergnüglicher Aufenthalt in einem ökologisch unbedenklichen Restaurant. Hat mich an neine etwa 100 Jahre zurückliegende Abendschulzeit in Berlin erinnert, in der ich mit Freunden in Wilmersdorf eine alternativ-biologische Kneipe in Schulnähe gerne frequentierte. Allerdings gab es da Bier, das richtig gut schmeckte - vermutlich war damals Bio-Bier noch nicht erfunden und die Welt noch in Ordnung. Prost!

Montag, 6. August 2007

Wort Gottes muss nicht Schwert sein

„Am 6.Juni 1944 schlugen und gewannen die Alliierten die kriegsentscheidende Schlacht. Doch der Krieg ging weiter und endete erst am 8.Mai 1945, dem sogenannten „Tag des Sieges“ – elf Monate später. Zwischen der Entscheidungsschlacht und dem Tag des Sieges starben mehr amerikanische Soldaten als zu jedem anderen Zeitpunkt des Krieges.

Genauso verhält es sich mit Jesus. Unsere Entscheidungsschlacht fand am Ostermorgen statt, unser Tag des Sieges ist das zweite Kommen Christi. In der Zwischenzeit geht der Krieg weiter.“


Diese Sätze habe ich vor einer Weile beim Storch gelesen, weißnichtmehrwogenau, als ich noch am zweiten Teil meiner Miniserie über den Epheserbrief schrieb. Die Sätze haben sich nun samt ein paar ihnen folgenden Gedankengängen im dritten und letzten Kapitel wunderbar eingefügt.

Natürlich besteht meine Arbeit ansonsten nicht aus Fremdzitaten, obwohl ich dauernd den Apostel Paulus zitiere... Mein Fazit am Ende der Arbeit:

Dazu, und nur dazu ist sie dem Epheserbrief zufolge da, die Waffenrüstung Gottes. Nicht für geistlichen Krampf, bei dem mit fürchterlichem Geschrei „Land erobert“ wird und „der Feind überwunden“ werden soll. Sondern für geistlichen Kampf, bei dem das Reich Gottes schon gekommen ist und die Vollmacht Jesu Christi über alle Mächte und Gewalten längst uns gehört.

Jedenfalls habe ich fertig, wie umgangssprachlich in gewissen Regionen formuliert wird, wenn etwas abgeschlossen wurde. Wiederum muss ich interessierte Leser allerdings vom Blog hinweg zur Webseite bitten, uninteressierte Leser klicken natürlich nicht auf diesen Link:

Geistlicher Kampf oder Krampf - Teil 3


P.S.: Die Überschrift zu diesem Blogeintrag erschließt sich aus der Lektüre des Textes auf der Webseite.

Sonntag, 5. August 2007

Zwei Leben

Zwei Bücher, die autobiographisch sein wollen und in jene schwer vorstellbare Zeit zurückreichen, die mir, dem 1955 geborenen Deutschen, nur aus Schulunterricht, Berichten und Erzählungen bekannt geworden ist, stehen für mich gesondert von aller anderen Literatur über die Epoche. Zwei Bücher, die mich tief getroffen, es mir gestattet haben, mitzuerleben, was den Autoren begegnet ist, zwei Lebensanfänge, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Die beiden Autoren pflegen seit Jahrzehnten eine Hassliebe, mögen und schätzen einander öffentlich mal deutlich anerkennend, mal nicht sonderlich freundlich. Der eine schreibt über den anderen:

„…verlästerte alle Päpste, so später auch jenen, der medienwirksam erhöht den literarischen Himmel einzig nach seiner Elle vermessen wollte, und befreundete mich mit dem Risiko, als Außenseiter dem jeweiligen Zeitgeist widerstehen zu müssen.“ (Beim Häuten der Zwiebel, Seite 425)

Der andere bemerkt zum einen:

„Sie schildern ein Treffen mit Uwe Johnson. Sie schildern es wunderbar. Das kann keiner besser als Sie. Aber es sind nur fünf Seiten von 781.“ (Besprechung von „Ein weites Feld“ im Spiegel)

Regelmäßig amüsieren mich ihre Animositäten. Der eine, der sich nie selbst als Literaturpapst bezeichnet hat, jedoch die medienwirksame Rolle wohl nicht ohne erkennbares Vergnügen und Genugtuung auszufüllen verstand, der andere, der sich nicht ungern und nicht weniger medienwirksam als Außenseiter einem Zeitgeist widersetzte, selbst wenn dieser an ihm gar nichts auszusetzen hatte.

Die beiden Bücher über die gleichen Jahre, „Mein Leben“ und „Beim Häuten der Zwiebel“ sind so unterschiedlich im Ansatz wie ihre Autoren. Reich-Ranicki schreibt als ein Mensch mit ungetrübtem Blick auf jegliche Details der Vergangenheit, während Grass wieder und wieder verschiedene Darstellungen der gleichen Begebenheit zur Auswahl stellt. Reich-Ranicki bleibt bei seinem Lebensbericht ein Chronist, Grass bleibt ein Erzähler. Der eine hat als Jude Kindheit und Jugend unter Hitler durchlitten, der andere glaubte als Deutscher bis zum Schluss an den so felsenfest versprochenen Endsieg.

Ganz abgesehen davon, dass Reich-Ranicki und Grass die deutsche Sprache beherrschen wie nur wenige, dass beide mir auf keiner einzigen Seite dieser beiden Bücher auch nur einen Hauch von Langeweile zugemutet haben, ist ihnen in ihrer Unterschiedlichkeit das gelungen, was weder Dokumentationen noch zahlreiche andere Literatur vermocht haben: Ich habe etwas verstanden und empfunden, habe während der Lektüre erlebt, was vor meiner Zeit geschah.

Mein einer Großvater, KZ-Häftling weil Sozialist, zu jung verstorben an den Folgen der Gefangenschaft, von der Großmutter häufig und eindringlich vor meine jungen Augen gestellt, mein anderer Großvater, friedliebender Pastor, vertrieben aus Gebieten, die heute polnisch heißen, konnte mir noch selbst erzählen und berichten. Doch blieben ihre und die Erfahrungen ihrer Ehefrauen und Familien mir unerlebt, seltsam fremd trotz verwandtschaftlicher Nähe. Zwei Bücher von zwei Männern, die ich nie getroffen und gekannt habe, wurden mir dagegen wie ein Stück der eigenen Erinnerung.

Liegt es daran, dass beide Werke ehrlich sind? Natürlich vermag ich nicht zu sagen, wo Gras oder Reich-Ranicki die Wahrheit zu Papier gebracht und wo sie ihr hinzugedichtet oder weggelassen haben. Das ist auch gar nicht notwendig. Erinnerung und Vergangenheit sind Geschwister, die einander manches Mal widersprechen, in Streit geraten, dann wieder einträchtig Hand in Hand spazieren, um irgendwann erneut aneinander zu geraten.

Reich-Ranicki schreibt, wie es seine Art ist, als gebe es keinen Zweifel an der Wahrheit seiner Zeilen, schildert selbst Details wie den aufgefundenen Beipackzettel einer Kondompackung mit über sechzig Jahren Abstand als hätte er das Kleingedruckte gestern erst studiert. Grass lässt Details auftauchen und verschwinden, weiß immer wieder anzudeuten oder klar zu sagen, dass etwas und wie etwas gewesen sein hätte können, vielleicht auch war.

Mir sind sie beide eindringlich geworden, denn diese Bücher haben eins gemeinsam, was so vielen anderen, die ich zum Thema gelesen habe, fehlt: Sie wollen nicht belehren, nicht bekehren, sondern berichten und dichten. Und gerade deshalb, vermute ich mangels einer anderen Erklärung, treffen sie bei mir so tief in mein Innerstes hinein.

Es sollte mich wundern, wenn jemand, der wie ich ein Nachkriegskind ist, „Beim Häuten der Zwiebel“ von Günter Grass und „Mein Leben“ von Marcel Reich-Ranicki anders lesen könnte als mit innerer Beteiligung, die schnell zum Miterleben wird.