Donnerstag, 30. April 2009

Mittwoch, 29. April 2009

Moin!

»Moin!« rief Peter fröhlich, als er herein kam.
»Es ist 17:00 Uhr«, erklärte Simon entrüstet, »der Morgen ist lange vorbei!«
Ich war womöglich leicht angeschickert, jedenfalls fühlte sich mein Kopf etwas bräsig an. Dennoch, oder gerade deshalb, fand ich, dass dieser Dösbaddel dringend Aufklärung benötigte. Ich belehrte Simon: »Sei nicht so gnaddelig. So luschig, wie du mit der Sprache umgehst, solltest du nicht so ein Gedöns machen, wenn jemand was sagt, was du nicht verstehst. Moin heißt ja nicht Morgen, sondern gut.«
»O jemine, unser Klabäuser packt wieder seine Döntjes aus«, stöhnte Simon.
Peter grinste breit: »Den Simon brauchst du nicht begöschern. So ein Töffel, noch dazu angetütert wie er ist, kann keinem gepflegten Klönschnack folgen.«
Simon war sofort mucksch. »Töffel?«, schimpfte er, »du kriegst gleich einen Feudel um die Ohren geklatscht!«
Der Wirt runzelte die Stirn und meinte: »Soll ich gleich den Peterwagen holen oder kriegt ihr euch wieder ein?«
Ich beruhigte ihn: »Nee nee, komm lieber in die Puschen und bring uns drei Pötte.«
»Wenn du pieschern willst, musst du auf Tö. Dafür gibt's hier keinen Pott«, antwortete unser Wirt, der olle Drönbüdel.
»Och Murkel, nun sei nicht so muffelig« munterte Peter ihn auf. »Tö ist piefig. Pisspott wäre mal was anderes...«
Simon schaute die ganze Zeit ziemlich kodderig aus. Er rührte mit der Gabel seine Wördeln auf dem Teller um, die Frikadelle hatte er schon vorhin verdrückt. Was Gemüse betraf, war er immer etwas krüsch.
Der Wirt stellte drei Bier hin und erklärte: »Ich fahr euch aber nicht mit dem Trecker nach Hause. Wenn ihr nachher duun seid, schaut selbst, wie ihr wegkommt.«
Ich trank einen Schluck. »Ach ist das heute wieder kommodig hier«, sagte ich, während ich nach Simons Teller luscherte. Ich hatte nämlich bannig Hunger. Und bei dem Schietwetter keine Lust, noch einkaufen zu gehen.
Simon kramte in seinem Büdel und murmelte: »Was ein Tüdelkram, man macht sich ja keinen Begriff.«
Misstrauisch wollte der Wirt wissen: »Hast wieder dein Geld verbaselt?«
»Mach kein Gedöns, das ist hier irgendwo mittenmang.« Aber es klang ziemlich versuust.
Er packte nach und nach seine Habseligkeiten auf den Tresen, darunter ein reizendes Bild von einem lütten Schietbüdel. »Das ist Erwin«, sagte er. Vielleicht sah ich büschen ramdösig drein, jedenfalls erklärte er mir: »Mein Enkel. Sechs Monate alt.«
»Ach so. Enkel.« Mir schien das etwas figgeliensch zu begreifen, da meines Erachtens Simon eingefleischter Junggeselle war, der keine Kinder hatte. »Wie kommst du zu einem Enkel?«
Seine Stimme wurde drömelig. »Mir war damals ziemlich klöterig zumute, bei einem Schulausflug. Zu viel intus. Da war dann Karin. Die hat mich nach Hause gebracht, in der Schiebkarre. Am nächsten Morgen war sie noch da, in meinem Bett. Die Karin. Nicht die Schiebkarre«
»Dumm Tüch«, schaltete sich Peter ein, »wenn du so duun warst, dann ist auch nichts passiert. Schniedels vertragen so was nicht. Nur sehr gekrümmt.«
»Mit dir schnack ich doch gar nicht! Du bist mir viel zu vertüdelt.«
Ich fragte: »Die Karin von der Weststraße? Die mit dem Dutt?«
»Damals hatte sie keinen Dutt«, gab er gnadderig zurück. »Sie konnte endlos klönen, so plietsch, dass man gar nicht merkte, wie sie das Plätteisen auf deine schwächsten Stellen drückte. Und dann, wenn es wehtat, hat sie eben getröstet. Ach, Karin...«
Peter klaute ihm unterdessen die Wördeln vom Teller, weil Simon viel zu sehr in unserem Klönschnack gefangen und nebenbei mit der Geldsuche beschäftigt war, um das zu merken. Bevor ich zugreifen konnte, war alles weg.
»Und das ist dann dein Enkel?« Ich zeigte auf das Foto.
»Muss wohl, es lag in der Schieblade von der Karin. Hinten drauf steht Erwin.«
»Dir sollte man mal mit einem Pömpel das Hirn saubermachen«, schimpfte der Wirt. »Du hast nichts außer einer schietigen Phantasie. Die Karin, die hat gar keine Kinder. Wo soll dann ein Enkel herkommen?«
Ganz sutsche bemächtigte sich Peter nun des Glases, das vor Simon stand und tauschte es gegen sein leeres aus. Der Wirt schaute und weg und fing an, mit seinen Zapfhähnen zu pütschern. Ich blickte auf die Uhr an der Wand. Wenn ich noch was Essbares kaufen wollte, war es an der Zeit, mich auf den Weg zu machen.
»Ich glaube, du hast da was vertüddelt mit dir und der Karin«, meinte ich und legte einen Heiermann auf den Tresen. »Atschüs, ihr lieben Leute.«
»Jau, kann auch sein«, sagte Simon und betrachtete misstrauisch sein leeres Glas. »Ach so«, fiel ihm ein, »ich wollte ja nach meinem Geld suchen...«
Ich ging zum Ausgang.
»Moin!«, rief mir Peter hinterher.
»Es ist 18:00 Uhr...«, hörte ich noch, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fiel.


P.S.: Wer sich nun verwundert oder verwirrt fragt, was dieses oder jenes Wort bedeuten mag, und was mich eigentlich bewogen haben könnte, solch einen Unfug zu verzapfen, dem sei verraten: Dies ist das Ergebnis einer selbstauferlegten Fleißübung. Als ich neulich Bastian Sicks Kolumne über norddeutsche Eigentümlichkeiten in der an und für sich doch gemeinsamen Sprache las, der eine Liste von Wörtern und Bedeutungen angefügt ist, reizte mich die Aufgabe, unter Verwendung möglichst aller Begriffe auf der Liste diese Kneipenszene zu schreiben. Mehr nicht.
Wer überprüfen will, was ich ausgelassen und was ich aus eigener Erinnerung an Zeiten in Hamburg und Kiel hinzugefügt habe, darf hier abhaken: Nördlicher Zwiebelfisch

P.P.S.: Nur zur Erinnerung: Der Zwiebelfisch ist regelmäßige Pflichtlektüre für alle, die schreiben oder schreiben wollen.

P.P.P.S.: Ich bin mir recht sicher, dass ich einige Begriffe nicht so verwendet habe, wie sie aus einem norddeutschen Mund kämen. Aber immerhin ist das ja - ich bin und bleibe Berliner - eine Fremdsprache für mich...

Dienstag, 28. April 2009

Ungewohnter Ansturm

Einige treue Besucher haben am Montag langsame Ladezeiten auf meinem Blog beobachtet und berichtet; manche mussten sogar einen zweiten Versuch unternehmen, um hier anzukommen. Das lag an einem internationalen Ansturm, ausgelöst dadurch, dass Expecting Rain meine Zeilen über das neue Album von Herrn Robert Zimmermann, a.k.a. Jack Frost, a.k.a. Bob Dylan auf der Startseite verlinkt hatte - von dort fand der Link ziemlich schnell den Weg in die mir nicht geläufige Twitter-Welt, irgend etwas von wegen Tiny URL und so weiter habe ich zur Kenntnis genommen. Wie auch immer - damit brachen die Scharen herein.


Das Ergebnis waren in Spitzenmomenten bis zu 20 Zugriffe pro Minute auf meinen Blog, zusätzlich zu den »normalen« Besucherzahlen.


Ich bedauere die somit wohl unvermeidliche Verlangsamung beim Zugriff für einige Besucher, kann aber nicht guten Gewissens sagen, dass mich das Interesse an meinem Beitrag nicht freuen würde.

Montag, 27. April 2009

Bob Dylan: Together Through Life

1. »Beyond Here Lies Nothin’«
»Oh well I love you pretty baby, you’re the only love I’ve ever known. Just as long as you stay with me the whole world is my throne. Beyond here lies nothing, nothing we can call our own.« Der erste Song signalisiert, was den Hörer erwartet: Rumba-Blues Rhythmus, Akkordeon, Akustikgitarre, Trompeten und Tony Garniers unvergleichliches Bass-Fundament, als wäre man Gast in einer Bar, draußen sinkt die Sonne gen Horizont, drinnen sitzt man mit Freunden am Tisch, ein Glas Rotwein in der Hand, und hört einer Band zu, die auf einer zusammengezimmerten Bühne voller Hingabe und Begeisterung ihre Lieder spielt. Handgemachte Musik. Mit Freude gespielte Musik. Funken, die auf das Publikum überspringen. Gute Laune, die sich ausbreitet und die Musiker noch weiter anspornt. Entspannung. Ungehobelte Spielfreude, die Band spielt für das Trinkgeld und gelegentlich eine Runde Getränke, weil sie eben mit Herz und Seele Musiker sind. Damit ist auch klar, was das Album nicht ist: Wir hören keine Fortsetzung von »Love & Theft« und »Modern Times«, sondern das, was Bob Dylan in einem Interview kürzlich angekündigt hat, stimmt tatsächlich. »I think we milked it all we could on that last record and then some. We squeezed the cow dry. All the Modern Times songs were written and performed in the widest range possible so they had a little bit of everything. These new songs have more of a romantic edge.« Stimmt genau. »Beyond Here Lies Nothin’« ist ein beschwingter Auftakt zu einem faszinierenden und ganz und gar anderen Album. Der Text: Hier!

2. »Life Is Hard«
Es folgt eine Ballade in Moll: Man erschrickt beinahe, weil Dylan, der in den letzten Jahren meist eher bellen und knurren mochte, eine richtige ausgefeilte Melodie anstimmt: »The Sun is sinking low, I guess it’s time to go. I feel a chilly breeze in place of memories. My dreams are locked and barred, admitting life is hard without you near me.« Mancher mag bei einem Titel namens »Life Is Hard« eine sozialkritische Abrechnung mit den Ungerechtigkeiten des Lebens erwartet haben, eine Art »Workingman Blues #3«, statt dessen geht es um die verlorene Liebe. Ein vertrackter Rhythmus zwingt zum genauen Hinhören. Das Jazz-Schlagzeug scheint ein anderes Lied zu begleiten als der Sänger singt. Betörend. Bezaubernd. Der Text: Hier!

3. »My Wife’s Home Town«
Ironie war schon immer eine der Stärken Bob Dylans. Dieser rollende Blues zeigt, dass er nach wie vor ein Meister der spitzen Worte ist. »She can make you steal, make you rob, give you the hives, make you lose your tongue. Can make things bad, she can make things worse. She got stuff more potent than a gypsie curse«. Das könnte – könnte! – eine Abrechnung mit einer ganz ganz bösen Frau sein. Ist es aber nicht: »There ain’t no way to put me down, I just wanna say that Hell’s my wife’s home town«. Die Frau ist offenbar eine ganz ganz liebe Person, nur die Nachbarn, Verwandten und Bekannten zu Hause… Am Ende des Liedes geschieht Unerhörtes: Bob Dylan lacht schadenfroh. Einen lachenden Bob Dylan hat es meines Wissens noch auf keinem Album gegeben…Der Text: Hier!

4. »If You Ever Go to Houston«
Die Band auf der Bühne in unserer gemütlichen Bar hat eine frische Runde Bier oder Wein bekommen. Die Stimmung wird geradezu heiter. Der Sänger ist ganz offensichtlich bester Laune. »If you ever go to Hooooooouston…« Doch Vorsicht: Der fröhliche Schein trügt. »You better watch out for the man with the shining star, better know where you are going or stay where you are. I know these streets, I’ve been here before. I nearly got killed here during the Mexican War«. Vermutlich kann es in Houston ganz schön ungemütlich werden. Daher wohl auch der Rat an Nancy, »the other sister«: »Pray the sinner's prayer!« In einem Interview wurde Bob Dylan gefragt: »What's the Sinner's Prayer?« Merkwürdige Frage. Auch in Amerika scheinen die grundlegenden Kenntnisse der Bibel zu schrumpfen. Bob Dylan erklärte: »That's the one that begins with Father forgive me for I have sinned.« Doch das nur am Rande. Erneut staunt man: Bob Dylan kann richtig singen. Töne halten, Melodien variieren, Klangfarben modulieren. Der Text: Hier!

5. »Forgetful Heart«
Dieses Lied hat mich spontan an »Heart of Mine« erinnert - allerdings ist es lange nicht so gut. Wenn »Together Through Life« einen schwachen Beitrag enthält, dann ist es für mich diese etwas lustlos wirkende Ballade. Eine Art Lückenfüller, weil einige Gäste in unserer Bar gerade aufs Klo verschwunden oder zum Rauchen vor die Tür gegangen sind. »Forgetful Heart« ist nett, aber mehr auch nicht. Ich gehe auch mal eben raus, eine rauchen. Man hört die Klänge ja trotzdem durch die offene Schwingtür zur Bar. Der Text: Hier!

6. »Jolene«
Nun ist die Band auf der hölzernen Bühne wieder hellwach und begeistert bei der Sache. Also schnell zurück zum Tisch, das will ich nicht verpassen! Unwillkürlich singt man das Gitarrenmotiv nach jedem fröhlich gesungenen »Jolene« mit: »Da da da da dee doo doo.« Es fällt schwer, nicht zu lächeln, und warum sollte man auch bärbeißig dreinschauen? Ein vergnügtes Liebeslied im Blues-Schema. »Baby I am the king and you're the queen, Jolene«. Der Text: Hier!

7. »This Dream of You«
»Romance In Durango« von 1976 war so ein melancholisch-verträumtes Lied. Auch »Nettie Moore« schlug diese Richtung ein. Geige, Akkordeon und der akustische Bass bilden das Gerüst für »This Dream of You«, an dem der Traum sich emporranken darf. »There is a moment where all things become new again, but that moment might have come and gone. All I have and all I know is this dream of you that keeps me moving on«. Mancher in unserer Bar hat feuchte Augen, denn wer hätte solche Momente nicht im eigenen Leben zu spüren bekommen? Der Text: Hier!

8. »Shake Shake Mama«
Bevor jedoch die Stimmung zu sentimental werden könnte, folgt nun ein Lied von der Art, die Bob Dylan für seine Theme Time Radio Hour so gerne aus dem Archiv gefischt hat: Eine alte 45er Single, meinetwegen aus den 50er Jahren, von einem Blues-Musiker, der heute längst vergessen ist. Aber seine Musik wirkt noch immer. »Shake shake Mama, shake like a ship going out to sea. I get the blues for you baby, when I look up at the sun. Come back here, we can have some real fun. Shake shake Mama, shake until the break of day. I’m right here baby. I’m not that far away«. Kein tiefgründig-philosophischer Text, keine Mystizismen, einfach nur gute-Laune-Rock’n’Roll. Gut, dass der Kellner gerade Wein nachschenkt. Zum Wohl, jawohl! Der Text: Hier!

9. »I Feel a Change Comin’ On«
»What’s the use in dreaming, you got better things to do. Dreams never did work for me anyway, even when they are getting true«. Es ist ja wirklich so eine Sache mit den erfüllten Träumen. Man freut sich natürlich, aber die Sehnsucht, das Warten, das Hoffen, die Vorfreude fehlen plötzlich. Ein neuer Traum wird gesucht. Und womöglich findet man keinen mehr? Wenn es auf diesem Album einen Song gibt, der an die vorigen CDs anknüpft, dann wohl dieser. »I feel a change comin’ on, and the fourth part of the day is already gone«. Das erinnert an »If it keeps on raining, the levee’s gonna break, some people say this is the day only the Lord can make.« Oder an »Thunder on the mountain, for the love of God, you ought to have pity on yourselves!« Aber – und das ist erfreulich: Es bleibt bei der eher heiter-melancholischen Stimmung in unserer Bar. Das Lied ist alles andere als drohend oder depressiv. Es stimmt gar hoffnungsvoll und zuversichtlich, denn letztendlich ist dies ein Album mit Liebesliedern – »die Liebe höret nimmer auf«, meinte Paulus, der Apostel einst. Und so gilt auch bei dieser Ballade, was Bob Dylan schon seinerzeit in »I and I« sang: »The world could come to an end tonight, but that’s alright. She should still be there sleeping, when I get back.« Der Text: Hier!

10. »It’s All Good«
Der letzte Song ist dann Ironie oder gar Sarkasmus in Vollendung. Wie in »Everything Is Broken« von 1989 zählt Bob Dylan auf, was alles schief läuft, im Argen liegt, nicht in Ordnung ist. Aber, anders als 1989, kommentiert er jeweils mit einem trockenen »It’s all good«. Schön bitterböse, so richtig bitterböse, dieses Lied. »Wives leaving their husbands, big politicians telling lies, the restaurant kitchen is full of flies, brick by brick they tear you down, a teacup of water is enough to drown, you ought to know: if they could they would…«, jawohl so geht es zu heute in unserer Welt, aber: »Whatever goes down, it’s all good«. Da heben wir in der Bar zu den letzten Klängen die Gläser und prosten den verschmitzt grinsenden Musikanten zu. Der Abend geht zu Ende, wir müssen wieder hinaus in die ruppige Welt, aber wir haben eine wunderschöne Zeit zusammen genossen. »It’s All Good.« Der Text: Hier!

Dieses Album hat einen ganz besonderen Zauber. Es klingt alles wie ein spontaner Mitschnitt, einschließlich gelegentlicher kleiner Fehler an den Instrumenten, unverfälscht, nicht nachbearbeitet, sondern authentisch und direkt. Das Ganze allerdings auf dem klangtechnischen Niveau von heute. Eben wirklich so, als wäre man Gast in einer Bar, draußen sinkt die Sonne gen Horizont, drinnen sitzt man mit Freunden am Tisch, ein Glas Rotwein in der Hand, und hört einer Band zu, die auf einer zusammengezimmerten Bühne voller Hingabe und Begeisterung ihre Lieder spielt.

Zu finden ist die CD zum Beispiel hier bei Amazon: Together Through Life


P.S.: Das Interview, aus dem ich zitiert habe, endet mit der Frage: »A lot of performers give God credit for their music. How do you suppose God feels about that?«
Bob Dylan: »I’m not the one to ask. It sounds like people just giving credit where credit is due.«
Hier gibt es eine von Croz zusammengestellte PDF-Version des kompletten Gesprächs (16 Seiten): Flanagan talks with Dylan

Sonntag, 26. April 2009

US-Car-Mechaniker in Berlin?

Fragen kostet ja nichts. Also frage ich: Kennt zufällig jemand unter meinen Blogbesuchern eine zuverlässige und ehrliche Werkstatt oder einen nicht weniger zuverlässigen und ehrlichen (Hobby-)Mechaniker, der sich mit US-Cars auskennt? Nicht irgendwo, sondern in Berlin!

Dieses Automobil müsste mal durchgesehen werden:

Es handelt sich um einen Chevrolet Cavalier Baujahr 1987, und er hat gewisse wiederkehrende Bauchschmerzen...

Für Hinweise und Kontakte, die zum Erfolg - Heilbehandlung - führen, wird eine Belohnung ausgesetzt: Eins von meinen Büchern nach freier Auswahl.

Samstag, 25. April 2009

Berliner Farbenspiele

Dass Berlin ziemlich bunt ist, hat sich ja herumgesprochen. In den letzten Wochen erblühte vielerorts eine ungewohnte politische Farbenpracht. Rot neben oder gegen Tiefrot, Grün mischt sich mit Schwarz, Gelb-blau hat rosa Tupfen, Berlinrot streitet versus Bundesrot. Und was noch alles.

Die Rede ist von der Aufregung um einen Volksentscheid. Die Wahlberechtigten dürfen am Sonntag darüber abstimmen, ob die Schüler künftig zwischen Ethik- und Religionsunterricht wählen oder ob es beim Pflichtfach Ethik und Religion als freiwilligem Untertrichtsangebot bleibt. Berlin ist neben Bremen und Brandenburg das einzige Bundesland, in dem Religion bisher ein freiwilliges Fach ist. 2006 setzte der Senat durch, dass das neue Fach Ethik als Pflichtfach eingeführt wurde. Damit begann der Streit.

Aufgefallen ist mir im Straßenbild, dass die meisten Plakate der Pro Reli-Aktion beschmiert, zerstört, beschädigt wurden. Die Plakate derjenigen, die sich gegen die Gleichberechtigung der Fächer aussprechen, blieben unbeschädigt. Kann man daraus eigentlich Schlüsse auf Fairness und Toleranz der jeweiligen Seiten in der Auseinandersetzung ziehen?

Diejenigen, um die es eigentlich geht, sind ganz verschiedener Meinung. Ein Schüler der 12. Klasse meinte laut Berliner Morgenpost:
»Wenn Schüler jedes Jahr die Gelegenheit bekommen, neu zwischen Ethik und Religion zu wählen und so unverbindlich verschiedene Religionen und humanistische Wertevorstellungen kennenzulernen, hilft das auf der Suche nach dem eigenen Weg. Außerdem ist es in unserer bunten, multikulturellen Stadt wichtig, den anderen zu verstehen und auch seine Wertegrundlagen kennenzulernen. Mit einem Zwangsfach Ethik ist das kaum möglich.« (Quelle)
Der Schüler mag recht haben, wenngleich ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand wegen des Religionsunterrichtes Moslem, Christ oder Humanist wird - den »eigenen Weg« wird wohl jeder anderweitig finden oder gefunden haben.

Gegen Religion als Pflichtfacht äußert sich eine 15jährige laut Bericht im Tagesspiegel:
Schülerin Dilek Sahan findet, dass Religion Privatsache sei. Die Muslimin besucht die 9. Klasse: Die meisten Schüler sind muslimisch. „Hätten wir Religion, gäbe es so viele Diskussionen. Einer ist sunnitisch, einer schiitisch.“ Deshalb sollten die, die wollen, in der Freizeit Religion lernen, wünscht sich Dilek. (Quelle)
Dem könnte man entgegnen: Immerhin schadet es ja nichts, ergänzend zum Elternhaus zu lernen, was »die anderen« glauben oder nicht glauben. Ob nun Sunniten und Schiiten oder Juden und Christen oder Katholiken und Protestanten.

So sehen das wohl auch die meisten Unterstützer von Pro Reli, darunter die Jüdische Gemeinde und der Zentralrat der Muslime, die großen und viele kleine christliche Kirchen, andere Religionsgemeinschaften sowie CDU und FDP; aber auch SPD-Spitzenpolitiker auf Bundesebene wie Kanzlerkandidat und Außenminister Frank-Walter Steinmeier oder Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse. Auch etliche Prominente haben sich auf den Plakaten ablichten lassen, darunter Ehefrauen von Hertha-Fußballprofis und Herr Jauch. Genau. Der aus dem Fernsehen. Er sagt laut Plakat: »In Berlin geht es um die Freiheit - Sagen Sie nicht, Sie hätten nicht die Wahl gehabt.«

Andere äußern Angst vor Fundamentalismus durch Religionsunterricht, befürchten Freiheitsverluste durch eine freie Wahl der Schüler oder rufen einfach zum »Nein« auf, weil sie zum Senat gehören oder mit ihm sympathisieren. Auch einige atheistische, türkische und kleinere religiöse Gruppen haben sich mit unterschiedlichen Argumentationen den Gegnern von Pro Reli angeschlossen, darunter die Deutsche Buddhistische Union und das Kulturzentrum Anatolischer Aleviten. Das Motto von Pro Ethik ist so absurd und jenseits jedes Demokratiegedankens, dass es sicher Sprachgeschichte machen wird: »Nein zum Wahlzwang!« Es wäre ja schlimm, wenn freie Bügerin einem freien Land gezwungen würden, eine Wahl zu treffen...

Ich bin gespannt, ob am Sonntag das Volk die Abstimmung ignorieren, der amtierenden Berliner Regierung einen Freipass ausstellen oder eine rote Karte zeigen wird. Immerhin, und das ist unabhängig vom Ausgang eine gute Sache, ist eine Diskussion über den Zusammenhang von Wertevermittlung und gesellschaftlicher Entwicklung in Gang gekommen. Und das kann ja nie schaden, solange es ein Gespräch bleibt und nicht zur gegenseitigen Verunglimpfung ausartet, was allerdings zur Zeit in Berlin ebenfalls zu beobachten ist.

Hier einige interessante Beiträge zur Diskussion:
P.S.: Falls es für meine Leser von Interesse sein sollte: Ich werde, nicht ohne Bedenken allerdings, mit »Ja« abstimmen.

Freitag, 24. April 2009

Ehre, wem Ehre gebürt...

...aber hier muss ich doch widersprechen: Wenn man bei Weltbild.de nach Günter J. Matthia sucht, erscheint zwar folgerichtig »Unsere Besten« als Kategorie, aber diese DVDs, die dann angeboten werden, habe ich weder produziert, noch stammen die literarischen Vorlagen von mir.


Etwas wunderlich, diese Software vom Weltbild Verlag. Oder liegt es daran, dass EDV für Ende der Vernunft steht?

Die wirklich guten Bücher aus der Kategorie »Unsere Besten« findet man nach wie vor schön übersichtlich hier: Bücher aus meiner Feder

Zitat der Woche

Man soll Gott für alles danken,
besonders für die Franken!

Kerstin Hack kürzlich in einer E-Mail an meine Wenigkeit.

P.S.: Frankenflagge von Wikipedia
P.P.S.: Ich bin kein Franke.
P.P.P.S.: Wo steht das Zitat eigentlich? In den Psalmen?

Donnerstag, 23. April 2009

Gestern im Hauskreis...

...diskutierten wir lange unter anderem über die Frage, ob alle Gläubigen die gleiche Berufung (Missionsbefehl) haben oder ob der eine diese und die andere jene Begabung (und damit auch Berufung) hat.

Ich neige der Meinung zu, dass beide hier abgebildete Christen ihrer Berufung völlig gerecht geworden sein können, und dass es für beide keinen Grund gibt, sich besser / vollkommener / schlechter / heiliger / wertvoller / geliebter / unwichtiger zu fühlen.

Bild von johnbirch. (Links: »Ich habe in der Dritten Welt und Kriegsgebieten gearbeitet, den Verwundeten und Armen gedient.« Rechts: »Ich war das ganze Leben lang Kassiererin im Supermarkt.«)

Mittwoch, 22. April 2009

Warum Fehmarn eine Brücke zum Festland hat

Ich ging vor etlichen Jahren, als man nur mit dem Schiff vom Festland hinüber konnte, am Strand der Insel Fehmarn spazieren und stieß mit meinem Fuß an eine altertümliche Öllampe, die im Sand fast völlig verborgen war. Neugierig buddelte ich sie aus und wischte die Sandkörner von der Oberfläche. Plötzlich gab es ein kaum zu beschreibendes Geräusch, so etwas wie den Klang, den man hört, wenn man eine Mineralwasserflasche öffnet, nur irgendwie umgekehrt. Im selben Augenblick stand ein Flaschengeist vor mir. Ich erkannte ihn als solchen, da er einer Abbildung in einem Märchenbuch aus Kindheitstagen glich.
»Wahnsinn!«, rief ich, »ein Flaschengeist! Du musst mir drei Wünsche erfüllen, richtig?«
Er antwortete: »Nee, tut mir leid, wir haben Sparmaßnahmen eingeleitet. Nur zwei Wünsche kann ich erfüllen, also überlege gut, was du möchtest.«
»Nun gut. Also nur zwei Wünsche. Ich wünsche mir eine Million Mark.«
Der Flaschengeist sah auf seine Armbanduhr und sagte: »Es ist 19:40 Uhr, in ein paar Minuten werden die Lottozahlen gezogen. Wenn du im Hotel bist, schalte den Fernseher ein und vergleiche die Auslosung mit dem Lottoschein, der in deiner Tasche steckt.«
»Kann ich mich darauf verlassen?«
»Ich bin ein Flaschengeist. Wir lügen nie.«
Nun war ich also ein gemachter Mann, finanziell gesehen zumindest. Eine Frau zu finden, mit der ich mich wirklich verstand und rundum glücklich werden konnte, würde nun nicht schwer fallen, obwohl mir das seit Jahren nicht gelungen war. Ich glaubte dem sympatischen Kerl jedenfalls den Lottogewinn und bedankte mich sehr herzlich und überschwänglich.
Er unterbrach meinen Redefluss: »Ich will nicht drängeln, aber was wäre dein zweiter Wunsch?«
Ich überlegte nicht lange. Ich liebte Fehmarn, wohnte aber in Kiel. Mir wurde bei der Überfahrt auf die Insel immer schlecht, so windstill es auch sein mochte. Daher erklärte ich: »Ich komme unheimlich gerne nach Fehmarn, aber ich vertrage es nicht, auf einer Fähre oder einem Boot zu sein. Also wünsche ich mir eine riesige Brücke, die das Festland mit der Insel verbindet.«
Nun wurde der Flaschengeist, der eben noch so freundlich schien, richtig zornig. »Bist du verrückt geworden? Hast du eine Ahnung, wie lange das dauert und wie viel das kostet? Wie viele Umweltschützergruppen und Interessenverbände dafür bestochen werden müssen? Und die Arbeiter, die unter Lebensgefahr über dem Wasser die Teile montieren müssen?«
Verblüfft gab ich zurück: »Wie bitte? Du bist ein Flaschengeist! Du musst nur mit den Armen wedeln und die Brücke erscheint!«
Er seufzte und erklärte mir die Lage so, wie man einem trotzigen kleinen Kind klarmacht, dass es kein weiteres Eis mehr bekommen kann. »Schau, mein menschlicher Freund, lass mich etwas erklären. Es gibt uns Flaschengeister seit Ewigkeiten, nicht wahr? Und ihr Menschen seid bis heute nicht sicher, ob wir wirklich existieren. Warum? Weil wir die Wünsche heimlich erfüllen. Du wirst bemerkt haben, dass ich nicht einfach einen Koffer mit einer Million D-Mark neben dich hingestellt habe, sondern dass ich dafür sorge, dass die richtigen Lottobällchen aus der Glaskugel purzeln. Verstehst du das?«
»Ja, na ja...« murmelte ich etwas dämlich.
»So arbeiten wir eben. Weil es andernfalls - und ich könnte diese riesige Brücke natürlich mit einem Armwedeln erscheinen lassen - überall auf der Welt Fragen auslösen würde. Und so kämen die Menschen dahinter, dass es uns doch wirklich gibt. Sie würden die Strände, Wälder, Keller und was noch alles nach den Öllampen durchbuddeln, in denen wir uns aufhalten. Wir hätten nie wieder friedliche Ruhezeiten.«
»Na gut. Ich verstehe deine Bedenken. Und ich will ja auch kein Ungemach anrichten«, antwortete ich. »Ich ändere meinen zweiten Wunsch.«
»Danke. Vielen Dank. Was hättest du also gerne statt der Brücke?«
»Ich wünsche mir, dass ich endlich... - die Frauen verstehe.«
Der Flaschengeist sah mich mit seinen Bernsteinaugen nachdenklich an, strich sich über den langen Bart und wandte sich dem Wasser zu. Er fing an, mit den Armen zu wedeln und fragte: »Soll die Brücke zweispurig oder vierspurig sein?«

Dienstag, 21. April 2009

Was tun gegen schrumpfende Gemeinden?

Craig Groeschel Craig Groeschel, Seniorpastor der LifeChurch.tv, hat sich kürzlich Gedanken bezüglich der jungen Generation gemacht. Damit meint er die 20-30-jährigen. Er schreibt:

Hier sind einige meiner Beobachtungen beim Betrachten der jungen Generation:

  • Ihre Welt ist kleiner, während ihre Perspektive weiter ist. Durch die Technologie sind die meisten dieser Menschen mit einer globalen Mentalität aufgewachsen. Mein bester Freund wohnte in der Nachbarschaft. Ihr bester Freund kann genausogut jenseits des Ozeans wohnen.
  • Sie haben eine weiter gefasste Definition von »Freundschaft«. Für mich war ein Freund jemand, mit dem ich Zeit verbrachte, dem ich mich anvertraute. Heute kann ein Freund jemand sein, den du noch nie getroffen hast, bevor er auf deinen Facebook-Eintrag geklickt und dich als Freund eingeladen hat.
  • Sie sind experimentierfreudiger. Die meisten Menschen meiner Generation waren darauf aus, Besitz anzuhäufen. Viele junge Menschen sind eher darauf aus, Erfahrungen zu sammeln. Ich lernte fremde Länder durch Schullektüre kennen. Die Mehrzahl der jungen Generation hat die Länder besucht, von denen ich nur gelesen habe.
  • Die meisten jungen Menschen sind unterfordert. Ihnen wurde viel gegeben, ohne dass viel von ihnen verlangt worden wäre. Sie haben wesentlich mehr Potential, als man ihnen meist zutraut.
  • Ihre Welt ist grau. Ich wurde so erzogen, dass es absolute Wahrheit gibt. Viele junge Menschen glauben, dass die Wahrheit relativ sei. »Was für mich Wahrheit ist, muss für dich nicht zutreffen.«
  • Sie suchen nach einem Grund. Sie suchen nach etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Wenn sie eine entsprechende Angelegenheit gefunden haben, gehen sie durch dick und dünn, um etwas in dieser Welt zu verändern.

Wenn ich diese Unterschiede zwischen meiner Generation und den jungen Menschen betrachte, sehe ich eine Generation, die bereit ist, Christus und die Kraft seiner Auferstehung kennen zu lernen.

(Quelle: Lifechurch.tv, Übersetzung von mir)

So weit, so gut, könnte man meinen. Wir müssen nur noch das Evangelium predigen. Doch machen gerade viele freikirchliche Gemeinden (allerdings nicht nur diese) die Erfahrung, dass ihre Versammlungen schrumpfen. In den Jugendgruppen und Teeniegottesdiensten tummelt sich fast ausschließlich der »gemeindeinterne« Nachwuchs: Kinder und Teenager aus frommem Elternhaus. Gelegentliche missionarische Ausflüge in Fußgängerzonen oder an Badestrände bringen keine neuen Menschen in die Gemeinden. Womöglich kommt mal jemand aus Neugier, aber er geht auch schnell wieder.
Neulich erzählte jemand aus einer Berliner Gemeinde, wie stark die Jugendgruppe beziehungsweise deren monatliche Abendveranstaltung gewachsen sei. Auf Nachfrage bei einem Mitarbeiter stellte sich heraus, dass das Wachstum beim Event, der den Begriff »Export« im Namen trägt, jedoch durch Zustrom aus frommen Kreisen, nämlich Gemeinden und Kirchen ohne entsprechende Angebote für Jugendliche, zustande kommt. Also eher Import als Export?

Je nach Gemeindementalität versuchen nun manche Pastoren, durch Rezepte von früher oder neue Ideen ihre Gemeinden attraktiver zu machen, damit sich die Reihen zumindest nicht weiter lichten.
Aber wenige scheinen zu verstehen, dass das Problem ganz woanders liegt. Gemeinde in ihrer traditionellen Ausprägung ist für unsere Gesellschaft, jedenfalls für die jüngere Generation, weitgehend uninteressant. Unsere Mitmenschen sehen keinerlei Veranlassung, sich zwei Stunden oder gar noch länger in einem Gottesdienst berieseln zu lassen, bei dem auf der Bühne / Kanzel ein Frontalprogramm abläuft und der eigene Beitrag höchstens im Mitsingen oder Einwerfen von Geld in den Opferbeutel besteht.
Einer Predigt von 60 Minuten Länge zuzuhören ist für junge Erwachsene schlicht und ergreifend nicht mehr möglich. Im Gespräch mit einem Freund, der Lehrer am Gymnasium ist, erfuhr ich kürzlich, dass eine Schulstunde von 45 Minuten etwa so aussieht: Die ersten fünf bis zehn Minuten mindestens dauert es, bis die Mobiltelefone in den Taschen verstaut sind. Dann stellt er das jeweilige Thema vor und beantwortet rund zehn Minuten lang die Frage, warum man sich denn ausgerechnet damit beschäftigen müsse. Anschließend kann er, wenn er etwas referieren muss, mit Aufmerksamkeit rechnen - maximal zehn Minuten. Nach dieser Zeitspanne muss er unterbrechen, abwechseln, irgend etwas Interaktives mit den Schülern tun. Sie etwas tun lassen. Dann kann er vielleicht noch einmal mit zehn Minuten Aufmerksamkeit rechnen, bevor die Schulstunde endet. Nicht, dass die Gymnasiasten nicht interessiert wären, nichts lernen wollten. Sie wollen und möchten, aber 15 Minuten konzentriertes Zuhören überfordert bereits viele.

Das kann man bedauern, darüber lamentieren so viel man will. Es ändert nichts an der Tatsache. Die jungen Erwachsenen sind geprägt von Videocliplänge und Short Message Service, von Film- und Showschnipseln zwischen Werbeblöcken. Ihnen wurde als Kind nicht vorgelesen, sie haben kaum selbst Bücher gelesen, und Spielfilme im Kino sind nur dann interessant, wenn dauernd etwas passiert. Dies ist natürlich verkürzt und sehr pauschaliert ausgedrückt, aber ich meine, dass die Tendenz genau so aussieht.

Heißt das nun, dass wir unsere gemeindlichen Veranstaltungen entsprechend umgestalten müssen? Ich würde empfehlen: Nein. Denn damit würden die eher traditionell geprägten Gläubigen heimatlos. Es wäre vielmehr sinnvoll, zusätzlich zum Althergebrachten neue und ungewohnte Arten von Gemeinde oder Kirche oder Zusammenkünften von Gläubigen zu akzeptieren. Und nicht mehr so sehr auf die eigene kleine Herde zu schielen, die es zu vermehren gilt, sondern zu akzeptieren, dass sie nur ein kleiner Teil des gesamten Spektrums an Glaube und Frömmigkeitsstilen ist. Und dass sie nach und nach womöglich überflüssig wird, weil die Menschen, die sich in solchen Strukturen wohl fühlen, aussterben.

Unsere Gesellschaft hat sich verändert, daher wird und muss es veränderte Formen von Gemeinde und Glaubensleben geben.

Mehr von Craig Groeschel und meine Gedanken dazu in den nächsten Tagen.

Montag, 20. April 2009

Goodbye, Theme Time Radio Hour!

Soooooo lange musste man ja noch nie warten, bis die Theme Time Radio Hour zum Download bereit war. Am vergangenen Donnerstag lief die Sendung - dann hieß es bis Sonntag kurz vor dem Tatort warten auf den Download. Man macht sich ja keinen Begriff!

Diese Sendung war die 100ste Ausgabe und letzte. Deutlich mehr als 100 Stunden (es gab einige Sendungen mit Überlänge) hat Bob Dylan über Dreams, Themes and Schemes geplaudert und die passende Musik dazu aufgelegt. Die Abschiedssendung trug - welche Überraschung! - den Titel Goodbye und war mit 90 Minuten wieder eine der verlängerten Ausgaben. Folgende Platten hatte your host from coast to coast dabei:
  • Goodbye (Baby) - Elmore James (1955)
  • Goodbye Sweet Liza Jane - Charlie Poole (1930)
  • Go Now - Bessie Banks (1964)
  • The Leaving of Liverpool (Fare Thee Well, My Own True Love) - The Clancy Brothers & Tommy Makem (1964)
  • Adios Señorita - The Ovations (1964)
  • (If It Don't Work Out) Then You Can Tell Me Goodbye - Slim Smith (1972)
  • Vaya Con Dios (Go with God) - Les Paul & Mary Ford (1953)
  • If This Is Goodbye - Emmylou Harris & Mark Knopfler (2006)
  • Goodbye Baby - Little Caesar (1952)
  • So Long, Good Luck and Goodbye - Weldon Rogers & The Teen Kings (1957)
  • Let's Say Goodnight - Los Lobos (1983)
  • Troubles Goodbye - Jimmy Liggins & His Drops of Joy (1947)
  • Go and Say Goodbye - Buffalo Springfield (1967)
  • Sploghm - Slim Gaillard (1940)
  • See You Later Alligator - Bobby Charles (1955)
  • Much Later - Jackie Brenston (1956)
  • So Long, I'm Gone - Warren Smith (1957)
  • Bye Bye Fare Thee Well - Peppermint Harris (1954)
  • Jamaica Farewell - Jamaican Duke & The Mento Swingers (1973)
  • I'm Checkin' Out, Goo'm Bye - Ivie Anderson & Duke Ellington (1939)
  • Goodnight Irene - Lead Belly (1934)
  • So Long - Lee Dorsey (1965)
  • So Long, It's Been Good to Know Yuh (Dusty Old Dust) - Woody Guthrie (1940)
Für mich ist diese 100ste, obwohl ich noch gar nicht in Ruhe sondern nur ein paar Ausschnitte gehört habe, eine der circa 25 herausragenden Shows, mit einem richtig schön wehmütigen Ausklang. Und vielleicht kommt ja der eine oder die andere von meinen Blogbesuchern auf den Geschmack beim Anhören? Croz hat alle Sendungen im Archiv, der Download ist selbstverständlich kostenlos wie sich das bei Bootlegs gehört. Verkaufen ist und bleibt verboten!

Nachtrag Dezember 2012: An dieser Stelle standen bereits Verlinkungen zu »Croz« und zu Sirius ... inzwischen aus dem Internet entfernt. Im Augenblick bleibt die Möglichkeit, sich kostenlos bei »www.expectingrain.com« anzumelden und dann unter »Discussions« beziehungsweise »rare recordings« fündig zu werden. Zur Zeit, Dezember 2012, (wer weiß, wie lange) kann man auch hier zugreifen:


Nun bleibt zu danken: Bob Dylan für die vielfältige und bereichernde Musikauswahl, die mit viel Humor gewürzten Plaudereien und Informationen. Ellen Barkin für ihre etwa 90 einleitenden Vier- und Fünfzeiler. Croz für die unkomplizierte Möglichkeit des direkten Downloads. Croz seinerseits bedankt sich auch: »Of course a huge thanks must be offered to the folks at XM Radio and in the Dylan camp for allowing this site to go on posting the shows, and a million thanks to the gents such as “tbuick6” (Tom) and “charlespoet” for sharing their original recordings with us.«


Ich werde noch zahlreiche Hunderte von zukünftigen Stunden im Auto oder zu Hause bestens unterhalten werden, indem ich aus meinem Festplattenschatz schöpfe. Und wer weiß - vielleicht gibt es doch eine Season 4?

Goodbye, Theme Time Radio Hour!

P.S.: Ob die beiden angekündigten, aber nie gesendeten »verlorenen« Folgen mit den Titeln »Carnival« und »Furniture« irgendwann mal auftauchen, weiß niemand zu sagen. Gerüchte lauten, sie sollen als offizielle CDs oder Extras zum nächsten offiziellen Bootleg-Album von Bob Dylan erscheinen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass es doch eine vierte Staffel geben wird, in der dann diese beiden Sendungen auftauchen...

Samstag, 18. April 2009

Damaris Graf: Gut kommunizieren.

»Warst du schon auf der Bank?«, fragt er sie. Eine scheinbar harmlose Frage, die bei ihr Unerwartetes auslöst: »Glaubst du, ich hätte gar nichts zu tun?!«
Wir haben den Tonfall des Mannes nicht gehört und können somit nicht entscheiden, ob die Frage sachlich oder vorwurfsvoll klang. Sie bewertete es auf jeden Fall als Angriff und geht in die Defensive.

Vieles, was im Zusammenleben von Menschen, sei es nun im privaten oder beruflichen Umfeld, schief gehen kann, hat eine Menge mit Kommunikation zu tun. Es gibt daher nicht ohne Grund zahlreiche Ratgeber, Kurse, Seminare, Bücher und andere Medien, die dabei helfen sollen, Kommunikationsfehler zu vermeiden.
Das obige Zitat stammt aus einem solchen Werk, das einen sehr gelungenen Ansatz bringt: Mit nachvollziehbaren Beispielen aus dem Alltag gelingt der Einstieg in die 28 Einzelthemen leicht, da wohl die meisten Leser sich an ähnliche Erlebnisse erinnern können.
Dadurch gelingt es der Autorin, die sich übrigens durch einen ausgesprochen lebendigen und daher gut lesbaren Stil auszeichnet, das Sachthema geradezu unterhaltsam zu machen, ohne dass es dabei verflachen würde.

Als ich meiner Schwiegermutter Urlaubsbilder zeigte, meinte sie bei einem Foto: »Der Rock ist dir aber zu eng!« Erst stritt ich das ab, doch dann schaute ich genauer hin:
Das Wickelband meiner Bluse hing seitlich über dem Rock und es sah so aus, als wäre der Reißverschluss aufgeplatzt!

So beginnt beispielsweise ein Beitrag über die Selbstwahrnehmung - und die ist in der Tat sehr prägend für die Art und Weise, wie wir mit anderen Menschen kommunizieren. Es schadet überhaupt nichts, sich selbst in Frage zu stellen - auf die richtige Weise natürlich. Selbstüberschätzung macht lächerlich:

Neulich erzählte ein Mann im Fernsehen, er hätte geweint, als er feststellte, dass er wie Elvis singen könne. Als er eine Kostprobe seines Könnens gab, waren die Zuschauer den Tränen nahe – vor Lachen.

Mangelndes Selbstwertgefühl dagegen ist nicht weniger schädlich:

Francis Galton lebte vor etwa 100 Jahren in London und machte einmal folgenden Versuch: Er redete sich bewusst ein, er sei der meistgehasste Mann Englands.
Danach machte er seinen gewohnten Spaziergang. Aber an diesem Tag war alles anders: Passanten riefen ihm Schimpfworte zu oder wandten sich voll Abscheu von ihm ab. Er wurde angerempelt und fiel hin. Ein Pferd schlug aus und traf ihn. Wieder ging er zu Boden und die Schaulustigen ergriffen Partei für das Pferd.

Zu jedem Kapitel gibt es ein prägnantes Zitat, einen anregenden Denkanstoß, eine provokante Frage und einen praktischen Handlungsimpuls. So wird dieses Quadro, wie der Verlag das Format nennt, zu einem im wahrsten Wortsinn praktischen Begleiter, den man immer wieder zur Hand nehmen möchte und wird. Es sei denn, man ist nicht daran interessiert, sich mit seiner Umgebung so gut wie möglich auszutauschen.

Die Autorin Damaris Graf ist Diplom-Pädagogin und als freiberufliche Seminarleiterin in unterschiedlichen Organisationen tätig. Man merkt beim Lesen, dass sie mit Herz und Seele bei der Sache ist: Anderen dabei helfen, Kommunikationsprobleme aufzuspüren, zu beseitigen und dadurch zu einem sehr vielversprechenden neuen Ansatz im Zusammenleben und -arbeiten zu gelangen.

Mein Fazit: Unterhaltsam und praktisch, lebendig geschrieben und auch graphisch liebevoll gestaltet. Mir hat das Buch an einigen Punkten die Augen geöffnet - man lernt eben nie aus. Und das ist auch gut so. Vieles ist sofort umsetzbar, der Erfolg zeigt sich häufig schon bei der nächsten Begegnung mit einem Mitmenschen. Die 4 Euro sind eine Investition, die ganz erheblichen Gewinn bringen wird.

ISBN 978-3-935992-62-6
40 Seiten, 4 Euro.
Zum Beispiel direkt beim Verlag: Gut kommunizieren. Training für bessere Beziehungen

Freitag, 17. April 2009

Vernissage Titika Schmidt

Wir sind zurück aus Braunschweig und haben den Ausflug keineswegs bereut. Auch ein Mega-Stau auf der Heimreise heute Vormittag konnte daran nichts ändern.

Für die musikalischen Beiträge zur Vernissage sorgte ein in Braunschweig und Umgebung dem Vernehmen nach sehr gefragter »DJ Sammy«, der mich schon damit erfreute, dass er richtige Schallplatten auflegte statt digitalisierte Konserven am Notebook anzuklicken. Miles Davis, Stan Getz und andere Jazz-Kostbarkeiten... wunderbare Musik. Natürlich kam ich nicht umhin, mit ihm eine ganze Weile über Schallplatten und Musiker zu plaudern.
Allerdings waren wir nicht wegen der Musik gekommen, sondern mit circa 100 weiteren Gästen, um die Ausstellung zu sehen. Interessierte Blogbesucher klicken auf diese Collage und gelangen so zum Album mit zehn ausgewählten Aufnahmen.


Natürlich können Fotos nie und nimmer einfangen, was Atmosphäre und Lichtgestaltung zusammen mit den Kunstwerken an Empfingungen und Impulsen beim Betrachter auslösen, wenn er durch die Ausstellung wandert.
Ein reichhaltiges köstliches Buffett, vortrefflicher Wein und viele interessante Gesprächspartner kamen zum Kunstgenuss dazu - es war ein rundum gelungener Ausbruch aus dem Alltag für uns.

Menschen in und um Braunschweig können die Ausstellung in den nächsten acht Wochen besuchen und sich selbst einen Eindruck verschaffen. Es lohnt sich.

Donnerstag, 16. April 2009

Braun? Schweig!

tischmiHeute machen wir uns auf den Weg nach Braunschweig, da uns eine Künstlerin, mit der wir seit etlichen Jahren befreundet sind, zur Vernissage ihrer Ausstellung eingeladen hat.

Einige Kunstwerke haben wir bereits im Entstehungsprozess und zum Teil vollendet vor einigen Monaten im Haus der Künstlerin bewundern dürfen, nun sind wir gespannt auf das, was uns heute erwartet.

Ob es opportun ist, zu fotografieren, wird sich vor Ort herausstellen. Wenn ja, dann wird meinen Blogbesuchern ein klitzekleiner Einblick gewährt. Man kann ab morgen natürlich auch selbst hingehen:

TITIKA SCHMIDT Gemälde und digitale Kunstwerke in der Musischen Akademie Braunschweig.

Wir freuen uns auf den Abend.

Mittwoch, 15. April 2009

Ja, ja. Na ja. Ganz ordentlich.

Am letzten Samstag warteten wir vor der Waschanlage und blätterten in einer wegen der Länge der Warteschlange an der Tankstelle gekauften Ausgabe der Tageszeitung Die Welt.
Zu meiner großen Freude enthielt sie ein zwei Zeitungsseiten langes Interview mit Marcel Reich-Ranicki. Über den Film »Mein Leben«, aber auch andere interessante Themen.

Zum Beispiel Berlin. Die Frage war: »Wie erleben Sie das Berlin von heute?« Die Antwort:
Ja, ja. Na ja. Ganz ordentlich. Das Berlin meiner Jugend kommt natürlich nicht wieder. Nehmen wir die Berliner Philharmonie. Man kann alles tun; das Haus wieder aufbauen, das Orchester wieder zusammenstellen. Aber eines kann man nicht wieder erschaffen: Das Publikum. Das war ja damals im Wesentlichen jüdisch. In der Staatsoper war ja angeblich mehr als die Hälfte der Anwesenden jüdisch.
Nun ist Berlin ja mehr als Philharmonie und Staatsoper, muss er das nicht zur Kenntnis nehmen? Nein. Reich-Ranicki muss gar nichts, wie er auf die Frage nach Erika Steinbach und Polen deutlich machte:

Reich-Ranicki: Ach, dazu kann ich nichts sagen. Das interessiert mich nicht. Politik interessiert mich nicht.
Die Welt: Aber ein intelligenter Mensch muss sich doch in einem gewissen Maße für Politik interessieren.
Reich-Ranicki: Ein Mensch muss gar nichts, in einem freien Land. Verstehen Sie?
Ich mag den Mann, aber das wird er nie erfahren. Er hält nämlich nichts davon, Blogs zu lesen:

Die Welt: Wissen Sie, was ein Blog ist?
Reich-Ranicki: Nein.
Die Welt: So eine Art digitaler Leserbrief...
Reich-Ranicki: ... das will ich nicht lesen.

Der Film, der heute um 20:15 in der ARD ausgestrahlt wird, lohnt das Anschauen. Wir haben ihn bereits auf Arte gesehen. Natürlich sind in den 90 Minuten nur wenige, viel zu wenige Teile des Buches enthalten, aber das war nicht anders zu erwarten. Man kann ein solches Buch nicht 1:1 verfilmen. Im direkten Vergleich ist die Verfilmung, die sowieso nur den ersten Teil des Buches umfasst, daher lückenhaft - aber als Film für sich betrachtet unbedingt ein ganz hervorragendes Werk.

Ausschnitte aus dem Interview gibt es online: Reich-Ranicki über Google und schwule Musik

Dienstag, 14. April 2009

Osterluft

Berlin zu verlassen, wie es die Insassen dieses Flugkörpers taten (falls er nicht leer flog), war angesichts des Osterwetters ziemlich töricht. Es sei denn, jemand liebt eher Schmuddelwetter und Kälte. Wie sauber und klar die sprichwörtliche Berliner Luft allen Unkenrufen von giftgrüner Seite zu Trotz ist, beweist dieses (Teleobjektiv-)Foto so ganz nebenbei.


Wir jedenfalls blieben in der Stadt und gingen auf den Müll. Also den ehemaligen Müll. Auf die Müllberge in Lichtenrade, wo auf dem Hausmüll von West-Berlin inzwischen eine abwechslungsreiche Hügellandschaft entstanden ist.


Stieg man auf einen geeigneten Baum, wozu allerdings nur drei der Anwesenden den notwendigen Mut aufbrachten (alle drei männlichen Geschlechtes), konnte man allerlei Berliner Wahrzeichen wie den Fernsehturm oder das Rote Rathaus in der Entfernung aufgrund der ausnehmend klaren Luft gut erkennen.




Andere blieben lieber auf dem Boden und genossen aus der Nähe den Anblick und Duft einer ziemlich bunt gefärbten Frühlingslandschaft.


Da die Wölkchen am Himmel durch Abwesenheit glänzten, übernahmen einige Sträucher am Boden ihre Aufgabe, etwas Weiß in das Blau zu zaubern.



Für rote Farbtupfer sorgten allerdings eher Menschen als Natur, wie dieser junge Mann. Er verschmähte im Übrigen das Erklimmen der Äste und ließ sich lieber hochhalten - eine durchaus bequemere Variante des Aussicht-Genießens.


Da beim Klettern im Geäst ein Hut eher hinderlich ist, wurde dieser vorübergehend ausgeliehen, damit auch die beste aller Ehefrauen mal in den Genuss einer angemessenen Kopfbedeckung kam.


Statt Goethes Osterspaziergang genossen wir also ein Osterpicknick. Gar nicht so schlecht, bei diesem Kaiserwetter.

Sonntag, 12. April 2009

Das Ostergeschenk

Es ist eine langjährige Tradition, sich zu Ostern zu beschenken. Aus den meisten Familien dürfte sie kaum wegzudenken sein. Geschenke, sagt der Volksmund, erhalten die Freundschaft - woran nichts auszusetzen wäre, wenn damit nicht bereits eine unterschwellige Erwartung einherginge: Ich schenke dir etwas, und ich erwarte (so funktioniert Freundschaft nun mal), ebenfalls beschenkt zu werden.

Ostern erinnert - zumindest unter Christen - an die Auferstehung. Jesus Christus wurde auferweckt aus dem Grab und damit wurde uns Menschen das größte Geschenk gemacht, das es in der Geschichte gegeben hat. Die Errettung, das ewige Leben - ohne eigene Bemühungen und Verdienste.

Doch gerade das macht uns oft Mühe. Wir haben es verlernt, uns einfach beschenken zu lassen, ohne dass wir eine Gegenleistung erbringen wollen. Als kleine Kinder waren wir noch uneingeschränkt dazu in der Lage. Ein Kleinkind erfreut sich an Geschenken und denkt sich nichts dabei, »nur« Konsument zu sein. Doch nach und nach wird uns beigebracht: »Wenn du lieb bist, bekommst du ...« »Wenn du Tante Erna zum Geburtstag schreibst, schickt sie bestimmt ...« »Wenn du brav gewesen wärest, könntest du jetzt ein Eis bekommen.«

Diese Prägung übertragen wir auf unsere Beziehung zu Gott. Es fällt uns einfach schwer zu begreifen, dass Gott uns ohne Vorbedingungen liebt, dass wir einfach nur beschenkt werden. Dies ging schon den ersten Christen so, wie wir an zahlreichen Erklärungen sehen können, die Paulus in seine Briefe schrieb. Den Christen in Ephesus beispielsweise versicherte er: »Aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit niemand sich rühmt.« (Epheser 2, 8-9) Für die Gläubigen in Rom formulierte er es so: »Alle werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung die in Christus Jesus ist.« (Römer 3, 24) Seinem Mitarbeiter Titus schrieb er: «...errettete er uns nicht aus Werken, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.« (Titus 3, 4-5)
Es gab bereits in der ersten Gemeinde Stimmen, die Voraussetzungen für die Errettung - also eine Gegenleistung für das Geschenk - nannten. Beschneidung, das Halten bestimmter Regeln und Gesetze, Speisevorschriften ...
Das Apostelkonzil hatte sich mit dieser Frage auseinander zu setzen. Petrus erklärte den versammelten Leitern der jungen Gemeinde: »Nun denn, was versucht ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden wie auch jene.« (Apostelgeschichte 15, 10-11)

Ausschließlich durch die Gnade Gottes können wir errettet werden, ausschließlich durch ein Geschenk. Das Ostergeschenk Gottes wird ausschließlich geschenkt, nicht verdient.
Wie wäre es, wenn du das Osterfest zu einem Fest der Dankbarkeit, und nicht der Verpflichtung zur Gegenleistung, machst? Erinnere dich daran, welchen Schatz du durch die Auferstehung Jesu bekommen hast und danke Gott dafür. Du bist beschenkt, ohne jegliche Voraussetzung.

Manche Atheisten, mit denen ich über den Glauben spreche, bleiben distanziert, weil sie meinen, den »Anforderungen« nicht genügen zu können. Es gibt auch andere Gründe, aber dieser wird immer wieder genannt.
Nun wäre doch Ostern eine gute Gelegenheit, umzudenken. Du wirst nie gut genug sein, du wirst eine neue Lebensperspektive nie verdienen können. Aber du kannst dich beschenken lassen mit der größten Gabe, die vorstellbar ist: Vergebung deiner Schuld und Zugang zum Leben mit Christus. Dass das bereichert, froh macht und noch vieles mehr, musst Du mir nicht glauben, das kannst du auch einfach ausprobieren. Einfach so, ohne etwas anderes tun zu müssen, als dieses Ostergeschenk anzunehmen.

Ob nun Atheisten, Christen oder sonstige -isten: Ich wünsche meinen Blogbesuchern sonnige und unbeschwerte Feiertage!

Samstag, 11. April 2009

Verschwinde, Lebensmittelvergiftung!

Darf ein Autor sein Geschriebenes gut finden? Na klar. Sonst wäre er kein Autor.
Ich finde kaum jemals etwas aus meiner Feder
sehr sehr gut, aber gut durchaus. Sonst würde ich es nicht der Öffentlichkeit zumuten.
Kürzlich schaute ich mir ein paar ältere, unvollendete Texte an. Darunter ist eine längere Erzählung mit dem Arbeitstitel »Sophia«. Eine kleine Szene daraus fand ich beim Überfliegen nicht
sehr sehr gut, aber immerhin ansehnlich.
Kurze Erklärung, weil der Zusammenhang natürlich fehlt: Hilde und Anja sind Freundinnen, so um die 15 oder 16 Jahre alt. Oder 14? Na ja. Teenager auf jeden Fall.
Hilde spielt Harfe und steht vor einem großen und wichtigen Auftritt in einer fremden Stadt. Anja hat sie begleitet, die beiden teilen sich ein Hotelzimmer. Günter Zapf ist der Mitarbeiter des Konzertveranstalters, der die angereisten Teilnehmer betreut. Ach ja: Anja ist Christ, Hilde glaubt nicht an Gott.
Das Foto zeigt die beiden beim Verlassen des Hotels in der Hamburger Innenstadt. Vermutlich hat es Herr Zapf aufgenommen. Es war wohl ein eher kalter Tag, sonst wären diese warmen Jacken ja Blödsinn. Ist auch egal, denn was hat das Wetter mit dieser Szene zu tun? Gar nichts.
So, das reicht an Randinformationen und Rumgeschwafel. Bittesehr:


Waren es die Fischbrötchen gewesen? Oder das chinesische Essen? Was auch immer, beide hatten am Samstag früh Magenschmerzen und mußten sich wiederholt übergeben. Eigentlich hatte es schon in der Nacht begonnen, ihnen war hundeelend, ständig rannte eine von ihnen zur Toilette, zum Schlafen kamen sie nach 3 Uhr kaum noch. Je näher die Morgendämmerung rückte, desto schlechter ging es ihnen und desto verzweifelter wurden sie.
Ausgerechnet heute, an ihrem großen Tag, fühlte sich Hilde als hätte sie gerade eine neue, bahnbrechende, universelle Version der Übelkeit entdeckt: Weltuntergangskotzeritis. Wenn Anja nicht auch krank geworden wäre, hätte sie es womöglich auf ihre Nervosität geschoben, aber es ging ihrer Freundin nicht besser als ihr selbst.

Günter Zapf kam um 8 Uhr, um sie abzuholen, freudestrahlend und gutgelaunt. Er warf einen Blick auf die bleichen Mädchen und sagte: »Ich rufe einen Arzt an.«
Anja wollte etwas antworten, aber statt dessen hielt sie die Hand vor den Mund und rannte zum Klo. Sie schaffte es gerade noch.
Hilde lag bleich in ihrem Bett und weinte vor Enttäuschung. Das konnte doch nicht wahr sein, ausgerechnet jetzt wurden sie krank. Um neun Uhr begann die Probe, und sie lag auf der Matratze und fragte sich, wie oft ihr Magen eigentlich noch darauf bestehen würde, daß sie etwas von sich geben mußte, was schon längst nicht mehr da war.
Anja kam zurück und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Sie wollte seit Stunden etwas vorschlagen, aber der Mut hatte ihr bisher gefehlt. Wo sie doch sonst so mutig war. Jetzt oder gar nicht mehr, das wußte sie.
Stöhnend sank sie neben Hilde auf das Bett und sagte: »Darf ich noch etwas anderes probieren, bevor Sie einen Arzt rufen?«
Keiner verstand, was sie meinte.
»Ich möchte mit Hilde beten, daß zumindest sie gesund wird. Sie muß heute spielen, ich nicht.«
Günter Zapf sah sie ernst an. »Anja, wenn das eine Lebensmittelvergiftung ist, dann müssen wir einen Arzt rufen, und zwar schnell.«
Sie nickte. »Aber vorher möchte ich beten. Bist du einverstanden, Hilde?«
»In der Not frisst der Teufel Fliegen. Was immer mir hilft, damit ich mich besser fühle, soll mir recht sein. Also mach das, Anja.«
Anja sah ihr in die Augen und sprach mit leiser Stimme.
»Herr Jesus Christus, ich bitte dich, daß Du Hilde jetzt berührst und sie heilst. Laß diesen wunderbaren Tag für sie nicht durch diese Krankheit verdorben werden, bitte. Dann kann sie außerdem noch mitkriegen, dass es dich gibt. So. Und du, blöde Übelkeit und Kotzerei, Lebensmittelvergiftung oder was auch immer: Verschwinde! Raus aus dem Körper. Danke, Jesus. Amen.«
Gespannt sah Günter Zapf seine Schützlinge an. Er gab Hilde noch eine Minute, bevor er den Arzt anrufen würde. Mehr nicht, eine Minute. Wenn sie schon die Probe nicht schaffte, dann mußte sie möglichst zum Konzert am Abend auf die Beine kommen.
Hilde lag da, in ihrem naßgeschwitzten Nachthemd, und atmete tief durch. Die Augen waren geschlossen und sie sah nicht so aus, als sei sie auf dem Weg der Besserung.
Eine halbe Minute verging, Anja hielt Hildes Hand und bewegte leise die Lippen. Sie sah der Freundin ins Gesicht und Tränen liefen ihr über die Wangen.
Als Zapf gerade das Mobiltelefon aus dem Jackett nahm, um einen Arzt anzurufen, schlug Hilde die Augen auf und sagte: »Danke Anja.«
Dann stand sie auf, noch etwas unsicher auf den Beinen und nach wie vor blaß unter der Sommerbräune, aber sie stand. Zweifellos, sie stand und konnte reden. Hilde lächelte Günter Zapf an und bat ihn freundlich: »Würden Sie bitte draußen warten, damit ich mich anziehen kann?«
Sein Mund blieb offen stehen. Das konnte doch nicht wahr sein. Hilde, die sich vor ein paar Minuten vor seinen Augen mühsam aus dem Bad zurück ins Bett geschleppt hatte, die kaum gehen konnte vor Krämpfen, bat ihn, zu warten, als habe sie nur verschlafen und deshalb noch ihr Nachthemd an. Aber da klebten ein paar unangenehm gelbgrüne Spritzer an dem Hemd. Er schüttelte den Kopf und fragte: »Wie bitte?«
»Es geht mir besser - Quatsch. Ich bin gesund und munter. Ich möchte mich anziehen, damit wir zur Probe fahen können.«
»Vielleicht sollten wir vorher duschen, ich glaube wir stinken beide.« schlug Anja vor. Auch ihre Blässe schwand zusehends.
»Na gut, ihr habt 15 Minuten.« sagte Zapf und ging kopfschüttelnd in den Frühstücksraum, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Bei den beiden war man wirklich vor keiner Überraschung sicher.
Bevor sie zur Dusche gingen, sprach Hilde das erste Gebet ihres Lebens. Es waren nur vier Worte, aber sie drückten alles aus: »Jesus, ich danke dir.«
Anja grinste schon wieder, als sei sie nicht noch vor zehn Minuten mit einem Mund voll bitterem Schleim zum Klo gerannt, schwitzend und zitternd. »So leicht drückst du dich nicht vor dem Auftritt, meine Liebe! Von wegen Übelkeit und Kotzeritis!«

Sie brauchten fünf Minuten länger, als Zapf ihnen zugebilligt hatte, aber nach zwanzig Minuten standen sie munter und vergnügt im Frühstücksraum und kicherten über die immer noch fassungslose Mine ihres Betreuers.

Freitag, 10. April 2009

Gastbeitrag Rick Warren: Warum ist Ostern so wichtig?

Vor 2000 Jahren geschah im Nahen Osten ein Ereignis, das die Welt für immer veränderte. Auf Grund dieses Ereignisses wurde die Geschichte zweigeteilt. Jedes Mal, wenn wir ein Datum aufschreiben, benutzen wir die Auferstehung Christi als zentrale Markierung.
Was ist an Ostern so besonders, so wichtig?

Das ereignis ist wichtig, weil es bewies, dass Jesus der war, als der er sich ausgab. Er war der Messias Gottes und kam auf diese Erde, um uns zu retten.

Drei Ereignisse geschahen in einer dramatischen Abfolge am Osterwochenende: der Prozess gegen Jesus, dann der Tod Jesu und schließlich seine Auferstehung.

Der Prozess
Jesus ging durch sechs Verfahren. In einer Nacht wurde er vor Annas (den Hohepriester) gebracht, vor Kaiphas (ebenfalls Hohepriester), den Hohen Rat (den Sanhedrin, das oberste religiöse Gericht), Pilatus (den Gouverneur von Jerusalem), Herodes (den Gouverneur von Galiläa) und dann wieder zurück zu Pilatus.
Was konnten die Ankläger am Ende dieser sechs Stationen finden, um ihn zu verurteilen? Nichts. Er hatte nichts Falsches getan. Sie brachten Leute herbei, um erfundene Anklagen vorzubringen, diese waren jedoch unhaltbar. Schließlich verurteilte man ihn wegen eines einzigen Punktes: Wegen seiner Behauptung, der Sohn Gottes zu sein. Das ist der einzige Grund, warum Jesus gekreuzigt wurde.
Diese Behauptung war für seine Zeitgenossen unerträglich.

Jeder, der in seinem Leben mit Jesus auf irgend eine Weise in Berührung kam, hat bereits eine gewisse Entscheidung darüber getroffen, wer er wirklich ist. Wir glauben entweder, dass er ein geistesgestörter Lügner ist, oder wir glauben, dass er der Herr ist. Die Behauptung »ich glaube, er war ein guter Lehrer«, ist kaum durchdacht. Er konnte nicht »bloß ein guter Lehrer« sein, denn ein guter Lehrer würde nicht sagen: »Ich bin Gott und ich bin der einzige Weg zur Errettung«. Auch ein »guter Mensch« würde solche eine Behauptung nicht aufstellen, wenn sie nicht die Wahrheit wäre.
Jesus behauptete, der Retter der Welt zu sein: »Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.« (Johannes 12, 47) Er ließ es zu, dass er angeklagt wurde, damit es keinen Zweifel darüber gab, wer er war. Er hätte das Gerichtsverfahren zu jedem gegebenen Moment beenden können. Er wusste, dass er für schuldig befunden und am Kreuz hingerichtet würde - aber er ließ es geschehen. Dies alles war Teil des Plans.

Der Tod
Nach dieser Nacht der Verhöre, Folterungen und Verspottungen, bei denen man ihm eine Dornenkrone aufgesetzt hatte, wurde Jesus gekreuzigt. Die Kreuzigung ist wahrscheinlich die brutalste und qualvollste Todesstrafe, die je von Menschen erfunden wurde. Seine Hände wurden weit gegen das Kreuz ausgestreckt und durch die beiden Knochen der Handgelenke genagelt. Wenn die Nägel diesen Teil des Körpbers durchdringen, treffen sie den Nerv, der weiter in den Oberarm führt und verursachen entsetzliche Schmerzen. Nach einer Weile des Hängens in dieser Stellung werden die Muskeln um den Brustkorb nach und nach gelähmt. Man kann noch ein-, aber nicht mehr ausatmen. Der Tod am Kreuz führt so schlicht zum Ersticken.
Aber die Römer wollten es den Verurteilten nicht so leicht machen. Sie nahmen die Knie der Person, winkelten sie ein wenig an und nagelten die Füße ans Kreuz. So hing ein Mensch dort in absoluter Qual, bis sein Schmerz in der Brust so stark war, dass er explodierte - er schob sich dann selber an seinen durchnagelten Füssen hoch, um nach Luft zu schnappen. Wenn sein Schmerz in den Beinen unerträglich wurde, ließ er sich wieder herabfallen - bis der Schmerz in seinen Lungen unerträglich wurde. Es war ein unglaublich qualvolles Geschehen. Schließlich brachen die Soldaten die Gebeine des Hingerichteten, um den Tod durch Ersticken zu beschleunigen.
Im Falle von Jesus mussten sie seine Beine nicht zerbrechen, weil er bereits verstorben war. Aber um sicherzugehen, stießen sie ihm einen Speer in die Seite. Wasser und Blut flossen aus dem Brustkorb - was, wie unsere Ärzte sagen - nur passiert, wenn das Herz zerrissen ist. Man kann es nennen wie man möchte; Jesus starb an einem gebrochenen Herzen.
Warum musste Jesus sterben? Weil allein er, der keine Schuld auf sich geladen hatte, in der Lage war, für unsere Sünden zu bezahlen. Wir haben die Strafe verdient, aber Jesus zahlte die Strafe für uns.

Die Auferstehung
Nachdem Jesus gestorben war, nahmen sie seinen Leichnam, legten ihn in ein Grab und wälzten einen riesigen Stein vor den Eingang. Aus Angst davor, dass Jesu Leichnam gestohlen werden könnte, baten die religiösen Führer, dass eine römische Wache vor dem Grab aufgestellt wurde. Sie wollten nicht, dass er herauskam. Aber er kam heraus.
Sie kennen vermutlich die Geschichte. Aber es ist wichtig, sich zu erinnern, dass Ostern kein Gedächtnis an einen netten religiösen Lehrer ist, der vor 2000 Jahren lebte. Es ist eine Feier der Tatsache, dass er heute lebt. Ich bin ein lebendiger Beweis - und so sind es die fast eine Milliarde Christen, die an diesem Wochenende Ostern feiern werden.

Ostern ist die gute Nachricht über den Messias, Jesus Christus, unseren Herrn, der als menschliches Baby auf die Erde kam, der in Davids königliche Linie hineingeboren wurde. Vier historische Berichte sagen aus, dass er sich 500 Menschen auf einmal zeigte. Können Sie sich vorstellen, seinen Tod mitzuerleben und ihn dann drei Tage später in Jerusalem herumspazieren zu sehen? Wie erstaunlich!
Als Jesus am Kreuz hing, spotteten die Zweifler und sagten: »Wenn du der Sohn Gottes bist, warum steigst du nicht einfach vom Kreuz herab? Warum kommst du nicht einfach herab und zeigst uns, dass du wirklich Gott bist?« Jesus hatte etwas noch Spektakuläreres geplant. Er sagte: »Ich werde euch erlauben, mich drei Tage zu begraben, dann werde ich zurückkehren und beweisen, dass ich der bin, als der ich mich ausgab.«

Was bedeutet das für uns heute?
Einerseits, Jesus Christus steht immer noch vor Gericht. Er wird im Herzen und im Verstand jedes Menschen angeklagt, der ihn noch nicht als den Sohn Gottes, den Retter der Welt, anerkannt hat.
Wie sieht Ihr Urteil aus? Sehen Sie, es läuft in der Tat auf zwei grundlegende Fragen hinaus.
Erstens: Ist Jesus der, der er behauptet hat zu sein? Ist er der von Gott verheißene Retter der Welt? Oder ist er ein Wahnsinniger oder ein Lügner?
Zweitens: Wenn er der ist, der er zu sein behauptet, wann fangen Sie dann an, dem zu folgen, was Sie nach seiner Aussage mit Ihrem Leben tun sollten?

Heute sitzen wir über Jesus zu Gericht. Wie Pilatus fragte »Was soll ich denn mit Jesus tun, der der Christus genannt wird?«, so müssen auch wir entscheiden, ob er der war, der er zu sein behauptet hat oder nicht.

Sind wir bereit, unser Leben dafür zu riskieren, dass er falsch lag?

Dieser Beitrag auf Englisch: Rick Warren - What's so important about Easter?
Bild: Chorbild von Felix Keller, Meikirch

Donnerstag, 9. April 2009

Heavy Metal?

Von wegen Heavy Metal. Einmal mit der Schublade kräftig angeschubst - hin ist er, der USB Stick. Obwohl das Gehäuse aus Stahl ist:


Na ja. Es war ein Werbegeschenk - also kein Geldverlust. Bei dieser Gelegenheit zeigt sich wieder der Vorteil täglicher Datensicherungen (auch von Wechselmedien): Was ich durch den Unfall verloren habe, ist lediglich ein fertiger Artikel für den Blog. Daher gibt es hier morgen statt des auf dem zerstörten Stick unerreichbaren Textes wieder mal einen Gastbeitrag. Ein gewisser Herr Rick Warren bekommt das Wort.

Mittwoch, 8. April 2009

Zur Belohnung...

...für die Lösung des Problems aus dem vorigen Beitrag schenke ich

dem Storch

dieses nette Haustier:


Falls er es nicht zu Hause halten möchte, kann es ja in den neuen Räumen der Jesus-Freaks in Remscheid heimisch werden. Da ist sicher noch ein Plätzchen zu finden. Übrigens ist es dressiert: Es folgt (meist) willig der Maus.

Die Storch-Lösung hat auf Anhieb funktioniert und war noch dazu kostenlos. Meinen Autoschlüssel hatte ich zur Hand.
Nagellackentferner und so weiter kostet ja alles Geld, auch der Erwerb der Taste für 2,95 Euro hätte uns in tiefe Schulden gestürzt. Die gebrauchte Tastatur hätte Portokosten verursacht. Wegen der verknoteten Finger wäre ein Arztbesuch (Eintritt 10 Euro) unumgänglich gewesen.

Trotzdem herzlichen Dank an alle gutwilligen und phantasievollen Ratgeber. Wenn's wieder mal ein Computerproblem gibt, weiß ich: Hier werden Sie geholfen.

Neue Tastatur?

Ich habe ein Problem. Beim Installieren eines Programmes forderte mich der Bildschirm auf: »Press any key«.

Nun hat meine Tastatur keine any-key-Taste. Da bin ich ganz sicher, ich habe sehr sorgfältig danach gesucht. Ich bin ratlos. Wo kann ich denn eine entsprechende Tastatur käuflich erwerben, damit die Installation des Programmes beendet werden kann?

Für sachdienliche Hinweise wird eine Belohnung ausgesetzt.

P.S.: Foto von www.medole.eu

Dienstag, 7. April 2009

Saarbrücken ist Missionsgebiet

Neulich nach dem hier bereits mehrfach erwähnten Konzert meinte die beste aller Ehefrauen auf dem Heimweg, sie hätte gerne einen Gospelsong von Bob Dylan gehört. Nun sind ja, da er »reemerged to find Jesus« ist und bleibt, viele der Lieder, die Bob Dylan vortrug, voller geistlicher Bilder und Bibelzitate, aber die »richtigen« Gospels hat er in Berlin ausgelassen.

Am Palmsonntag in Saarbrücken dagegen gab es gleich drei: Gotta Serve Somebody, Every Grain of Sand und I Believe in You. Hier die Setlist: Saarbrücken
Es gehört seit Jahren zur Tradition der endlosen Tour, dass bei Konzerten, die am Sonntag stattfinden, ein Gospel im Programm ist. Aber drei?
Vermutlich war His Bobness der Meinung, Saarbrücken müsse Missionsgebiet sein. Beim gestrigen Jogging fiel mir ein: Kein Wunder bei einer Stadt, aus der ein Oskar Lafontaine hervorgegangen ist ...

Spaß beiseite: Mitglieder bei Expecting Rain können das Konzert - wie alle anderen Mitschnitte der Tournee - herunterladen und auf diese Weise genießen, auch wenn sie nicht dabei waren.

Montag, 6. April 2009

Moderne Psalmen 7: U2

Magnificent!

Auf dem aktuellen Album »No line on the horizon« findet man diesen Psalm von U2, der mir seit dem ersten Anhören der CD im Kopf und Herzen geblieben ist. Mit »Lobpreismusik« im gängigen Sinne kann ich meist eher wenig anfangen, aber mit diesem Lied gelingt es auch mir, den Herrlichen singend zu verherrlichen.

Hier meine Übertragung des Liedes »Magnificent« in unsere Sprache:
Wunderbar, o wunderbar!

Ich wurde nur geboren, um mit Dir zusammen zu sein, in diesem Leben, dem Hier und Jetzt und dann in alle Ewigkeit.
Ich war unerfahren, unterbrach aus Unwissenheit den Reim - solche Narrheiten können ein Herz verfinstern und Trauer anrichten.

Nur die Liebe, nur die Liebe kann solch einen Eindruck hinterlassen, aber nur die Liebe kann eine solche Narbe heilen.

Ich wurde nur geboren, um für Dich zu singen, mir blieb keine Wahl, als Dich zu erheben und jedes Lied zu singen, das Du von mir haben willst.
Ich übereigne Dir erneut meine von Dir geschenkte Stimme, vom ersten Schrei im Mutterleib an waren es frohe Klänge.

Nur die Liebe, nur die Liebe kann solch einen Eindruck hinterlassen, aber nur die Liebe kann eine solche Narbe heilen.

Gerechtfertigt bis zum Tag unseres Todes werden wir den Herrlichen verherrlichen.

Nur die Liebe, nur die Liebe kann solch einen Eindruck hinterlassen, aber nur die Liebe kann unsere Herzen befreien.

Gerechtfertigt bis zum Tag unseres Todes werden wir den Herrlichen verherrlichen.

Wunderbar, o wunderbar!
Das Album gibt es derzeit für 4,89 Euro als Download im neuen Musik-Download-Portal und natürlich als »richtige« CD bei Amazon.

Hier eine Version von »Magnificent« aus dem US-Fernsehen:

Samstag, 4. April 2009

Gesetze im Wandel der Gesellschaft: Ehebruch

Bei Recherchen zum Thema Gesellschaftswandel ist Storch, Pastor in Remscheid, vor einiger Zeit auf ein interessantes Thema gestoßen: Sexualgesetze und deren Veränderung im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Dabei ist er davon ausgegangen, »dass Veränderungen in der Gesellschaft sich in der Gesetzgebung niederschlagen, bzw. durch die Gesetzgebung abgeschlossen werden.«
Er hat einige Gesetze herausgegriffen, die als exemplarisch gelten können.
Ich fand den Blogbeitrag interessant und habe zunächst ein von ihm angeführtes Themenfeld mit dem biblischen Befund verglichen und einige ergänzende Recherchen unternommen. Vielleicht setze ich dies mit weiteren Themenfeldern fort, wenn es die Zeit erlaubt.

Dieser Beitrag ist als Denkanstoß zu verstehen. Er darf zum Widerspruch reizen und eine – gerne auch kontroverse – Beschäftigung mit dem Thema auslösen.
§172 StGB: Ehebruch
Heute verbietet der §172 nur noch die Doppelehe. Bis 1969 wurde allerdings in Deutschland Ehebruch mit bis zu 6 Monaten Gefängnis bestraft. Zwischen 1958 und 1966 gab es immerhin 1.365 Strafen wegen Ehebruchs. Seitdem ist Ehebruch nur noch zivilrechtlich verboten als »unerlaubte Handlung und als Verletzung der aus der Ehe folgenden Verpflichtung zur ehelichen Lebensgemeinschaft« . Auch ist seit dem Wegfall des Verschuldensprinzips zum 1. Juli 1977 Ehebruch allein kein hinreichender Scheidungsgrund mehr; vielmehr wird auf die Zerrüttung der Ehe abgestellt, die natürlich ihre Ursache auch in einem Ehebruch haben kann.
Grundsätzlich ist es nach wie vor auch durch den § 1306 BGB verboten, mehrere Ehen gleichzeitig einzugehen. Anders sieht es die Rechtsprechung bei Einwanderern, die bereits mit mehreren Ehefrauen verheiratet sind. Ein Oberverwaltungsgericht hielt es für unzumutbar, dass eine der beiden Frauen eines Irakers aus der Lebensgemeinschaft herausgelöst werden sollte.

Das biblische Verbot des Ehebruchs hat jedoch ganz andere Inhalte, als sie uns heute geläufigen. Noch während der Reformation riet Martin Luther Landgraf Philipp von Hessen, seine zweite Ehe der öffentlichen Ordnung willen geheimzuhalten, wenngleich er nichts Unbiblisches daran fand.

Luther hatte recht. Die Ehe als fundamentale gesellschaftliche Institution wird sogar in Bezug auf das Verhalten eines Ehemannes zu mehreren Ehefrauen im Alten Testament eingehend geregelt. So war die Mehrehe im biblischen Kontext nicht nur erlaubt, sondern sie wurde weithin als sichtbares Zeichen göttlichen Segens verstanden. Je mehr Frauen ein Mann hatte, desto deutlicher stand sein Leben unter dem Segen Gottes. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Salomo, der wohl die größte Anzahl von Frauen hatte, damit gegen Glaubensrichtlinien oder gar göttliche Gebote verstoßen hätte. Auch die Tatsache, dass Abraham mit seiner Magd (im Einvernehmen mit der Ehefrau und auf deren Vorschlag hin) einen Sohn zeugte, wird in der Bibel nicht getadelt, sondern lediglich der Beweggrund: Mangelnder Glaube, dass die betagte Sarah trotz göttlicher Verheißung noch schwanger werden könnte.
Es ist allerdings durchgehend so, dass ein Mann mehrere Frauen hat, der Fall, dass eine Frau mehrere Männer heiratet, ist im biblischen Befund nicht enthalten.
Auch Jesus verurteilte nie die Polygamie, sondern akzeptierte sie in seinen Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und Sadduzäern, auch wenn sie damals wahrscheinlich in Jerusalem nicht die Regel war. Er verwies insbesondere darauf, dass sich bezüglich der Eheregeln durch seine Lehre gegenüber derjenigen von Moses (bei dem die Mehrehe geregelt und sanktioniert ist) keine Änderungen ergeben hätten. Im Neuen Testament ist es lediglich der von der Ehe nicht gerade begeisterte Junggeselle Paulus, der empfiehlt, dass zumindest die Führungspersonen in der Gemeinde »Mann einer Frau« sein sollten, statt mehrere Ehefrauen zu haben. Noch besser fände es Paulus allerdings, wenn alle ledig bleiben und sexuell enthaltsam leben könnten. Die Ehe ist für ihn ein notwendiges Übel, um Unzucht abzuwenden.

Von Ehebruch ist in der Bibel dann die Rede, wenn jemand mit jemandem schläft, der bereits verheiratet ist – also Mann oder Frau eines anderen Partners. Eines der prominentesten Beispiele ist sicher König David, der den Ehemann seiner Geliebten umbringen lässt, um seine sexuelle Beziehung vom Makel »Ehebruch« zu reinigen. Wenn die Frau Witwe ist, steht ja der Beziehung nichts mehr im Wege – meinte David. Und er hatte damit ja durchaus recht, allerdings hätte er natürlich weder den Ehemann töten lassen noch vor der Witwenschaft der hübschen jungen Frau Sex mit ihr haben dürfen.

Geschlechtsverkehr mit ledigen Menschen ist dagegen in der biblischen Begriffswelt Unzucht oder Hurerei und wird durchgehend als Sünde verstanden.
Nun wäre natürlich zu fragen, wann denn eine Ehe im biblischen Sinne geschlossen wird. Standesämter gab es genauso wenig wie kirchliche Hochzeitszeremonien. »Er nahm sie zur Frau«, lesen wir, oder dass ein Vater seine Tochter jemandem »zur Frau gibt«. Ein Ritual, einen bestimmten Moment, in dem das geschieht, kann man daraus ableiten, aber die Voraussetzungen und Umstände sind weithin offen. Auch das Alter der möglichen Eheschließung dürfte aus heutiger Sicht bei manchem Befremden auslösen: Von Volljährigkeit ist nicht die Rede.

Es gibt, zum Beispiel unter den Mormonen in den USA aber auch bei Christen in Afrika oder Indonesien, noch heute Lebensmodelle, die sich am biblischen Grundsatz der erlaubten Mehrehe orientieren. Ihr Argument unter anderem: »Gott ändert seine Meinung nicht. Es ist statthaft und ein Zeichen des Segens, noch dazu wirtschaftlich sinnvoll, wenn ein Mann, vorausgesetzt er kann für ihren Unterhalt sorgen, mehrere Ehefrauen hat.«
Die meisten Gläubigen hierzulande wären vermutlich entsetzt, wenn jemand auf die Idee käme, das Ehemodell in seiner biblischen Version einführen zu wollen. Wie sie dem Argument, dass Gott seine Meinung nicht ändert, begegnen würden, wäre spannend zu beobachten. Vermutlich würde Paulus zitiert, aber nur zur Hälfte, denn die andere Hälfte, dass am besten niemand heiraten sollte, ließe man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beiseite.

Abschließend betrachtet: Der § 172 StGB hat in seiner Definition von »Ehebruch« mit dem biblischen Begriff kaum eine Übereinstimmung. Der Wandel in der Sexualgesetzgebung spiegelt den Wandel einer säkularisierten Gesellschaft, aber keine Abkehr von »biblischen Prinzipien«. Wir leben in dieser Gesellschaft und mit ihren Gesetzen, und es dürfte wohl eine gute Idee sein, sich daran zu halten. Ich bin also niemand, der eine Rückkehr zur Mehrehe vertreten würde. Allerdings kann ich sie auch nicht als »unbiblisch« klassifizieren.

Hat jemand von meinen männlichen Blogbesuchern mehrere Ehefrauen? Oder welche Blogbesucherin ist eine von mehreren Ehefrauen eines Mannes? Oder gibt es gar das Ehe-Modell einer Frau mit mehreren Männern?

Mehr zum Thema Polygamie: Wikipedia
Zum Bild: Jakob, Sohn des Isaak, trifft den Pastor - von johnbirch