Mittwoch, 30. April 2008

1. Mai - ich bin dabei!

Morgen in Berlin Kreuzberg:

Man erkennt mich dann voraussichtlich am Hut, je nach Wetter hell oder mittel oder dunkel. Und nach dem Gottesdienst - vorausgesetzt es regnet nicht in Strömen - werden wir noch ein paar Stunden das Fest genießen, mit arabischen, türkischen, griechischen, deutschen und sonstigen Spezialitäten, viel Musik von mehreren Bühnen und allerlei interessanten Menschen.

Dienstag, 29. April 2008

Christen und Christinnen

Politisch korrekt, wie sich das für die Sozialdemokratie gehört:
(epd) - Der Arbeitskreis «Christinnen und Christen in der SPD» hat erstmals einen Sprecherkreis gewählt.
Die Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese und Wolfgang Thierse sowie der evangelische Pfarrer Dietmar Kehlbreier und der katholische Schulleiter Benno Haunhorst sollen künftig den Arbeitskreis nach außen vertreten, teilte die SPD am Dienstag in Berlin mit.
Kerstin Griese ist evangelisch, Kirchenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Wolfgang Thierse ist Bundestagsvizepräsident und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Benno Haunhorst ist Gymnasialleiter in Hildesheim, Dietmar Kehlbreier Pfarrer in Schwerte/Westfalen.
Der Arbeitskreis will die Vernetzung der Christinnen und Christen in der Partei fördern und die Kontakte zu Diözesen, Landeskirchen, Verbänden und Initiativen verstärken.
Christen und Christinnen. Gibt es eigentlich auch Hindus und Hinduinnen? Und Atheisten und Atheistinnen? Fromme und Fromminnen? Gläubige und Gläubiginnen? Oder so ähnlich?

P.S.: Als ich noch SPD-Mitglied war, hieß der Arbeitskeis »Christen in der SPD«. Oder, wie man uns damals nannte, »die Frommen«.

Das Problem sind meine Nachbarn.

... Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie? ...
Ein wunderbar provozierender Text aus dem mit »christlichen« Radio- und Fernsehprogrammen überreich gesegneten Amerika:

Probleme eines Bibelgläubigen

Via ProBlog.

Montag, 28. April 2008

Endlich: Kostenlose Abhilfe gegen das Sitzen in überfüllten Flugzeugen mit nervenden Sitznachbarn

Rechtzeitig vor der Pfingstreisewelle, die ja immer mehr Menschen dazu verleitet, sich in vollgestopfte Flugzeugen über Stunden von Sitznachbarn quälen zu lassen, die über das Wetter plaudern möchten (dazu werden dann pappige Speisen und schier ungenießbare Getränke von übellaunigen, aber - Job ist Job - breit grinsenden Stewardessen serviert) gibt es nun hier und heute kostenlose Hilfe für jedermann.

Das muss nämlich nicht sein! Man kann der fliegenden Ölsardine namens Pauschal- oder Linienflug entgehen. Ohne einen Pfennig Cent Mehrkosten. Alles, was man braucht, ist ein tragbarer Computer, ob nun vom Freund ausgeliehen oder Eigentum.

1. Vorbereitung zu Hause:
Ganz einfach (bei Windows) in die Autostart-Gruppe eine Verknüpfung zum jeweiligen Browser (funktioniert mit allen gängigen Anwendungen wie Firefox, I-Explorer, Opera...) setzen.
Im Browser vorher als Startseite den unten genannten Link eintragen. Darauf achten, dass der Browser im Vollbildmodus startet.
Linux-Anwender finden in den zahlreichen Foren entsprechende Tipps, wie man beim Einschalten des Notebooks automatisch die Internetanwendung startet und einen entsprechenden Link öffnet.
Achtung: Da wir ja nicht wissen, ob am Check-In ein Wireless-Netz zur Verfügung steht, speichern wir natürlich vorher zu Hause die Verlinkung auf der Festplatte.

2. Beim Check-In am Flughafen:
Nach der Aufforderung durch das Sicherheitspersonal das Notebook öffnen und die Einschalttaste drücken. Der Computer startet nun automatisch die Internetanwendung, lädt die swf-Datei und schon bleiben einem all die oben angedeuteten Unannehmlichkeiten erspart.

3. Hier der Link: Startseite für das Notebook

Sonntag, 27. April 2008

Der schwierige Jesus

Mancher Blogbesucher mag ihn bereits kennen, er ist der meistgelesene meiner Sachtexte auf Glaube.de, wo ja zahlreiche meiner Artikeln zu finden sind. Mittlerweile ist dieser Beitrag 10 Jahre alt, was die erste Niederschrift angeht. Ein kleines Jubiläum - daher diese Wiederveröffentlichung.
Warum der meistgelesene? Ich habe keine Ahnung. Ist es die Überschrift, liegt es am Thema? Möge der geneigte Leser sich selbst ein Bild machen, Interesse vorausgesetzt:

Der schwierige Jesus

Im Neuen Testament finden wir die eine oder andere Begebenheit, die so gar nicht in das Bild passt, das wir in der Regel von Jesus haben. Wenn wir auf solche Passagen stoßen, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder, die Bibel irrt sich an dieser Stelle, oder wir verstehen etwas falsch beziehungsweise gar nicht.
Gerade bei solchen Texten lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn eine Beschäftigung mit dem „schwierigen“ Jesus kann uns für problematische Situationen im Glaubensleben mit dem notwendigen (eine Not wendenden) Schlüssel versorgen.

In Matthäus 15, 21-28 steht dieser Bericht, in dem Jesus auf den ersten Blick zumindest unfreundlich erscheint, wenn nicht gar feindselig einer Frau gegenüber, die ihn um Hilfe bittet.

Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück; und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet herkam, schrie und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen.
So weit, so normal. Viele Menschen kamen mit ihren Nöten zu ihm, auch wenn diese Nöte Verwandte, Freunde oder Diener betrafen. Auch die Anrede, Sohn Davids, war durchaus angebracht. Doch anstatt sich ihr zuzuwenden, ignoriert Jesus diese Frau:
Er aber antwortete ihr nicht ein Wort.
Wie hätte ich mich an ihrer Stelle wohl gefühlt und verhalten? Der Mann, der dem Vernehmen nach so viele Wunder getan hat, der jedem gerne hilft, antwortet mir mit keinem Wort. Er lässt mich links liegen. Ich bin Luft für ihn. Hat er schlechte Laune? Ist er überarbeitet? Müde? Ist ihm mein Problem doch zu schwierig?
Manch einer gibt an dieser Stelle auf. Ich habe oft von Menschen gehört oder gelesen: „Ich habe Gott um dieses und jenes gebeten, und es ist nichts passiert.“ Man bittet, es geschieht nichts, keine Antwort, keine Erhörung, und man schließt daraus: „Gott will eben nicht.“ Und dabei belässt man es.
Diese Frau aber gibt nicht auf. Sie ignoriert ihrerseits, dass Jesus sie ignoriert, und schreit weiter. Wir lesen:
Und seine Jünger traten hinzu und baten ihn und sprachen: Entlass sie! Denn sie schreit hinter uns her.
Offenbar hatten die Jünger keine Lust, sich das Geschrei weiter anzuhören, waren womöglich auch auf ihren und ihres Meisters guten Ruf bedacht. Was für ein Bild ist das auch: Eine Hilfesuchende schreit und weint und bettelt, und der Meister, der Rabbi geht unbekümmert seines Weges, als sei die Frau Luft für ihn. Dann soll er sie doch wenigstens entlassen, wegschicken, damit wieder Ruhe einkehrt.
Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
Zumindest haben die Jünger (und die Frau) nun eine Erklärung für das merkwürdige Verhalten: Die Sorgen von Ausländern gehen ihn und seinen Dienst nichts an. Nun hätte die Hilfesuchende aufgeben können, denn noch klarer konnte man ihr ja kaum sagen, dass sie an der falschen Adresse war. Sie hätte, enttäuscht und unter Tränen, nach Hause gehen und sich mit dem harten Schicksal, eine vom Bösen gequälte Tochter zu haben, abfinden können. Hätte ich mich zurückgezogen? Eingesehen, dass es eben Gottes Wille ist, dass mein Kind unter diesen schrecklichen Umständen leben muss? Hätte ich es für eine „von Gott auferlegte Last“ gehalten?
Die Frau jedoch gibt sich mit der schroffen Abfuhr nicht zufrieden:
Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!
Sie akzeptiert einfach nicht, dass es für sie und ihre Bitte ein „Unmöglich!“ geben soll. Sie weiß, dass Jesus anderen Menschen in ihrer Not geholfen hat, und sie weiß, dass er es auch in ihrem Fall tun kann. Sie wirft sich vor ihm nieder, eine Geste der Demut und Verzweiflung gleichermaßen, und sie bleibt dabei, ihre Bitte zu wiederholen, so oft es denn nötig sein mag.
Jesus wird nun, man mag es kaum glauben, noch unhöflicher:
Er antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen.
Hunde waren damals keine Schoßtiere, verhätschelt und gepflegt. Jemanden mehr oder weniger deutlich mit den Hunden auf eine Stufe zu stellen – sicherlich eine Zumutung. Eine erneute schroffe Zurückweisung ihrer Bitte. Spätestens jetzt muss sie doch begreifen, dass sie keine Hilfe finden wird. Das mögen zumindest die Jünger gedacht haben.
Wäre ich nun endlich meiner Wege gezogen, hätte diesen unfreundlichen und nicht zur Hilfe bereiten Rabbi in Ruhe gelassen, der mich vor aller Ohren mit den Hunden auf eine Stufe stellt? Wäre das endlich der Moment gewesen, in dem ich innerlich verbittert gedacht hätte: „Na dann eben nicht! So lasse ich mich nicht behandeln, schließlich habe ich meine Menschenwürde.“
Die Frau handelt anders.
Sie aber sprach: Ja, Herr; doch es essen ja auch die Hunde von den Krumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen.
Sie wagt es, zu widersprechen. Sie argumentiert. Sie akzeptiert sogar, dass sie als Angehörige einer anderen Nation nicht gleichwertig ist, aber sie bleibt dabei, dass Jesus derjenige ist, der ihr helfen kann und muss, ob sie nun ein Kind oder ein Hund ist.
Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.

Letztendlich ist es der Glaube, den diese Frau durch ihre Beharrlichkeit beweist, der für die Erhörung ihrer Bitte ausschlaggebend ist. Der Glaube, der nicht aufhört, wenn die Umstände dagegen sprechen. Der Glaube, der sich nicht erschüttern lässt, wenn die Antwort zunächst ausbleibt und dann sogar wie ein Nein klingt. Der Glaube, der das Ziel hinter dem Problem sieht: die Gesundheit der Tochter.

Markus berichtet die gleiche Begebenheit (Markus 7, 24-30), etwas knapper als Matthäus, aber mit den gleichen Schwerpunkten:

Von dort aber brach er auf und ging weg in das Gebiet von Tyrus; und er trat in ein Haus und wollte, dass niemand es erfahre; und er konnte nicht verborgen sein
Wollte Jesus Urlaub machen? Ausspannen? Warum ging er in diese Gegend, wenn er verborgen bleiben wollte? Dem biblischen Bericht zufolge war eine Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten vorausgegangen, diese waren extra aus Jerusalem angereist, um Jesus und seine Jünger kritisch in Augenschein zu nehmen (Markus 7, 1 ff beziehungsweise Matthäus 15, 1 ff). Ich kann mir vorstellen, dass es Jesus darum ging, weiteren Diskussionen für eine Weile zu entfliehen. Nach der Begegnung mit dieser hilfesuchenden Mutter wird uns nichts weiter berichtet, als dass Jesus zurückkehrt nach Galiläa (Markus 7, 31 beziehungsweise Matthäus 15, 29).
Oder war er nur wegen dieser Frau in das Gebiet von Tyrus gekommen? Damit seine Jünger, die gerade eine ziemlich scharfe Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten miterlebt hatten, sehen konnten, was der Glaube vermag, worauf es wirklich ankommt?
Verborgen bleiben konnte er jedenfalls nicht, zu viele Menschen wussten von seinen Wundern.
Aber sogleich hörte eine Frau von ihm, deren Töchterchen einen unreinen Geist hatte, kam und fiel nieder zu seinen Füßen; die Frau aber war eine Griechin, eine Syro-Phönizierin von Geburt; und sie bat ihn, dass er den Dämon von ihrer Tochter austreibe. Und er sprach zu ihr: Lass zuerst die Kinder satt werden, denn es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen.
Auch diese kürzere Schilderung lässt die Sache mit den Hunden nicht aus. Es muss für die Zeugen des Vorfalls sehr eindrücklich gewesen sein, wie Jesus diese Frau zunächst abweist. Die Antwort der Frau kennen wir schon:
Sie aber antwortete und spricht zu ihm: Ja, Herr; auch die Hunde essen unter dem Tisch von den Krumen der Kinder.
Es kommt auf den Glauben an, der beharrlich ist, das wird auch aus der Schilderung bei Markus klar:

Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin! Der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren. Und sie ging weg in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bett liegen und den Dämon ausgefahren.

Wenn der Glaube unzureichend ist – was dann?

Einige Zeit nach dieser Begebenheit hat es Jesus mit einem verzweifelten Vater zu tun, der zwar hilfesuchend zu Jesus kommt, aber feststellt, dass sein Glaube auf schwachen Beinen steht – möglicherweise, weil die Jünger vergeblich versucht haben, das kranke Kind zu heilen (Markus 9, 14 ff). Der Mann ist nicht felsenfest überzeugt, Hilfe zu finden, sondern sagt mit gewisser Einschränkung:

Aber wenn du etwas kannst, so habe Erbarmen mit uns und hilf uns!
Jesus antwortet ihm:
Wenn du das kannst? Dem Glaubenden ist alles möglich.
Der Mann hätte denken und sagen können: „Schade, dann wird es wohl nichts mit der Heilung. Die Jünger dieses Mannes haben es nicht geschafft, und nun soll es am Glauben liegen. Wenn die nicht genug Glauben haben, wie denn dann ich, der nicht zu den Nachfolgern gehört? Einen Versuch war es wert, aber er hat eben leider nicht den erhofften Erfolg gehabt.“
Aber statt dessen schreit der Mann:
Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!

Ich sehe in der Beschäftigung mit diesem „schwierigen“ Jesus, mit anderen Beispielen aus der Bibel, in denen Beharrlichkeit und Ausdauer eine Rolle spielen, eine ganz praktische Hilfestellung, eine Anleitung für mein eigenes Leben. Wenn mich Zweifel beschleichen, wenn mein Verstand sagt, dass es aussichtslos sei, wenn Jesus taub zu sein, wenn meine Bitte um Hilfe ungehört zu verhallen scheint – dann entscheide ich mich, trotzdem an den Verheißungen festzuhalten. Dann rede ich mit Gott und sage ihm, dass ich Zweifel habe, bitte ihn um den Glauben, der mir fehlt.
Das widerspricht zwar dem Verstand, der in unserer Gesellschaft so hoch angesiedelt wird, aber wenn ich mich für den Glauben entscheide, ist das doch sowieso eine Torheit in den Augen der Welt.

Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird, schreibt Paulus an die Korinther (1. Korinther 2, 14).
Also bin ich lieber noch ein bisschen törichter als der aufgeklärte Verstandeschrist, der alles mit dem Intellekt bewältigen will, und glaube weiter, obwohl die Umstände mich überzeugen wollen, dass es aussichtslos ist. Wenn ich merke, dass Zweifel aufkommen, dass mein Glaube noch kleiner als das Senfkorn ist, bete ich: Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!

Samstag, 26. April 2008

Mit oder ohne?

Ich lege Wert auf die Feststellung, dass der hier abgebildete Van nicht meiner ist. Mein Ford Windstar ist zwar ebenfalls blau, aber es gebricht ihm an den Aufklebern, die dieses Modell zieren:


Solchermaßen plakatierten Fahreuge sieht man in Deutschland eher selten. Bekehrte Autos sind hierzulande meist an einem dezenten Fisch zu erkennen. So auch mein Van. Gelegentlich meint die beste aller Ehefrauen, wenn mein Fahrstil nicht ihre ungeteilte Zustimmung findet: »You shouldn't have that fish on the car if you drive like this.«

Wie sieht es nun bei den geschätzten Blogbesuchern aus, wenn man hinter ihrem Fahrzeug unterwegs ist?





P.S.: Das Foto stammt vom unnachahmlichen Purgatorio

P.P.S.: Wer mag, kann mir ja ein Foto von seinem Auto schicken, falls da was aufgeklebt worden ist. Vielleicht wird ja eine Mini-Galerie daraus? Wenn es mehr als 4 Bilder werden, packe ich eins von meinem Windstar dazu, da ist nämlich außer dem Fisch noch was zu sehen. Findige Köpfe finden ja meine E-Mail-Adresse.

Freitag, 25. April 2008

Ach ist das schön...

...wenn der Schmerz nachlässt. Die Spamflut, von der ich (über Monate) heimgesucht wurde, hat ja kürzlich weltweit Aufmerksamkeit und Anteilnahme sogar von renommierten Geistlichen erweckt und tiefschürfende theologische Grundlagenforschungen ausgelöst, wie dieser Bericht zeigt: Kommen Spammer in die Hölle?

Über 45.000 (in Worten: Fünfundvierzigtausend) Mails in 2 Tagen waren mir denn doch zu viel. Daher haben wir die Mailadresse, an die 99,99 Prozent der Mails gerichtet waren, kurzerhand abgeschaltet. Ergebnis: Heute haben mein Postfach nur ganze 2 (in Worten: zwei) unerwünschte Zusendungen heimgesucht.

Da kann ich nun, befreit von einer Legion Spam-Dämonen, wieder den lieblichen Musen vermehrt meine Aufmerksamkeit widmen. Falls sie denn die Lippen zum Kuss zu spitzen wünschen. Auch über diesen Aspekt meines Lebens hat ein geistlicher Herr seine Gedanken kürzlich kundgetan: Inspiration

Ich las den Beitrag, freute mich und siehe da: Schon ist mir ein ganz grandioses Gedicht, eine Ode gar, eingefallen:
Selbst wenn der Zeiger steht -
die Zeit vergeht!
Na denn: Auweia!

P.S.: Das Gedicht Die Ode, ist geklaut. Von Insterburg und Co. Das ist lange her... - Mensch Ingo, was machst Du eigentlich heute? Etwa was Ernsthaftes?
P.P.S.: Was Vernünftigeres für den Blog ist mir wirklich nicht eingefallen, weil ich im Büro und dann auf dem Balkon und schließlich angesichts des Berlin-Tatortes im RBB so viel zu tun, zu denken, zu erledigen und anzuschauen hatte, dass die Muse sich feige davon gemacht hat...
P.P.P.S.: Heute gibt es kein P.P.P.S.!
P.P.P.P.S.: Wie bitte? Da kennt jemand Ingo Insterburg nicht? Aber Hallo! Biddesähr, was ganz und gar Unmoralisches von ihm: Ich liebte ein Mädchen in...

Donnerstag, 24. April 2008

Vor 25 Jahren: Kujau ist Hitler. Oder so ähnlich.

Meine Oma, treue und begeisterte Stern-Leserin, brachte die (wegen der Sensation!) um zwei Tage vorverlegte Ausgabe vom 25. April 1983 nach Hause und schimpfte: »Was sind denn das für Idioten? Da steht FH, nicht AH!« Sie hatte mit einem Blick auf das Titelbild die Hitler-Tagebücher als Fälschung entlarvt. Ohne chemische Analysen, ohne Gutachten. Ganz einfach, weil sie die deutsche Schrift noch kannte - im Gegensatz zu den Herren Kujau, Nannen und anderen.
Auch mir, ich war damals 27 Jahre jung, fiel das F sofort ins Auge. Aber ich überlegte noch: Könnte ja sein, dass da »Führer Hitler« abgekürzt wurde, oder »Für Hitler« oder wer weiß was für eine Abkürzung. Vielleicht hieß der Buchbinder »Friedrich Hildesheimer« und das war sein Firmenzeichen? Es konnte doch nicht sein, dass der Stern über 9 Millionen Mark für eine so plumpe Fälschung bezahlt hatte...
Als ich dann aber in dieser und (vor allem) der nächsten Ausgabe las, was Hitler da notiert haben sollte, glaubte ich schon nicht mehr an die Echtheit der Tagebücher. Der Hitler aus dem Geschichtsunterricht und den Dokumentationen, die ich gesehen hatte, passte überhaupt nicht mit diesem Schreiberling zusammen, dessen Notizen der Stern da abdruckte. Doch erst am 6. Mai verbreitete sich die Bestätigung: Alles nur gefälscht. Und das - schon das »FH« verrät es - nicht einmal besonders gut. Da hatte Herr Kujau schlampige Arbeit für sehr viel Honorar abgeliefert.

Und die Moral von der Geschicht?
  1. Glaube nicht alles, was die Medien so verlauten lassen. Da sind Irrtümer (Global Warming) genauso zu finden wie bewusst gesteuerte Falschmeldungen (Barak Obama = Moslem).
  2. Wenn Du es noch nicht gelernt hast, hole es schnellstens nach: Neben den lateinischen Buchstaben sollte man - selbst nach der Abschaffung der traditionellen Überschriften in der FAZ - auch Sütterlin und Fraktur beherrschen. Falls Hitler mal wieder ein Tagebuch schreiben sollte.

Mittwoch, 23. April 2008

Wozu? Dazu!

Einheit der Gemeinde Jesu Christi - ein oft und an vielen Orten diskutiertes Thema. Ob man es nun Ökumene nennt oder interkonfessionellen Dialog. Wie man sie erreicht, was ihr im Wege steht... - alles mögliche wird untersucht. Das ist auch gut so. Aber eine interessante Frage wird eher selten gestellt: Wozu eigentlich?
Damit wir uns besser fühlen? Damit wir uns auf die Schultern klopfen können? Ist die Einheit das Ziel oder ist sie das Mittel zum Zweck?
Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind - ich in ihnen und du in mir - dass sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast. (Johannes17, 20-23)
Es geht bei der Einheit darum, dass die Welt glaubt und erkennt. Ich habe schon häufig in Arbeitskreisen und Gruppen mitgewirkt, in denen Christen aus ganz verschiedenen Hintergründen zusammenkamen, in dem einen gemeinsamen Wunsch: »Dein Reich soll kommen!« Da sitzen dann Katholiken, Protestanten, charismatische und evangelikale, konfessionelle und freikirchliche Gläubige um einen Tisch - und sie streiten sich nicht darüber, wer in welcher dogmatischen Frage recht hat, sondern sie arbeiten gemeinsam daran, dass die Welt erkennt und dass die Welt glaubt. Trotz der dogmatischen Unterschiede. Obwohl die einen Säuglinge taufen und die anderen nicht.
Wenn der Christ neben mir die Kindertaufe für biblisch hält und ich anderer Meinung bin, dann hindert uns das nicht daran, gemeinsam Menschen mit Jesus Christus bekannt zu machen. Die Taufe rettet niemanden, dessen Herz nicht glaubt. Wenn ich in Sprachen beten kann und der Christ neben mir überzeugt ist, die Geistesgaben wären ausgestorben, dann hindert uns das nicht daran, gemeinsam für die Verlorenen zu beten. Auch das Sprachengebet rettet niemanden, dessen Herz nicht glaubt.

Es geht nicht darum, wer Recht hat. Es geht darum, dass die Welt erkennt und glaubt, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist. Es geht darum, dass wir als Christen bei aller Verschiedenartigkeit eins werden, um ein glaubwürdiges Zeugnis für die Welt sein zu können. Einheit der Christen ist nie das Ziel. Sie ist der Weg zum Ziel. Das Ziel ist, dass die Welt erkennt, dass Gott Jesus Christus gesandt hat, weil Gott die Menschen liebt. Und dass die Welt glaubt, dass Gott Jesus Christus gesandt hat.

Und wie geht das? Sicher nicht, wenn die Christen in ihren Schlupfwinkeln eins werden. Damit fängt es an, aber das bemerkt ja noch keiner.
Es geht auch nicht, wenn sie die Menschen dann anpredigen: »Schaut mal, wie wunderbar eins wir geworden sind. Nun bekehrt euch gefälligst...«
Die Welt wird etwas sehen, bemerken, erkennen - und deshalb wird sie glauben. Siehe oben das Zitat aus Johannes 17.

Sichtbar für Gläubige und Ungläubige wird Einheit zum Beispiel ganz konkret wieder am 1. Mai 2008 in Berlin. Da eröffnet zum fünften Mal ein Gottesdienst das MyFest, und dieser Gottesdienst wird nicht von einer bestimmten Kirche oder Gemeinde gestaltet, sondern von »den Christen«. Das wird wahrgenommen, das wird anerkannt. Und nicht zuletzt hat es Auswirkungen auf die Stadt. Ganz konkrete, handfeste Auswirkungen:

Rund 20 Jahre gehörten erhebliche Sachschäden und zahlreiche Verletzte zum Maifeiertag in Berlin, als könne es gar nicht anders sein. Doch dann fingen die Christen in Berlin (und andernorts) an, gezielt zu beten und zu handeln.
Vieles wurde möglich, was wir uns kaum vorgestellt hatten: Am 1. Mai 2004 gab es den ersten Open-Air-Gottesdienst als Auftakt der Maifeierlichkeiten, 2005 wurde dieser erneut durchgeführt. Aus den anfangs ernüchternden Erfahrungen entstanden kreative Modelle des Gebets auf den Straßen und in Räumen an den Brennpunkten der Gewalt. 2004 war schon eine deutliche Besserung der Lage sichtbar, und nach dem 1. Mai 2005 meldeten die Medien dann den »friedlichsten 1. Mai seit 20 Jahren«. Das »Ritual der Gewalt«, so die Presse, »ist gebrochen«. Es gab keine nennenswerten Verletzungen und nur einen einzigen Sachschaden, ein weit vom MyFest entfernt umgestürztes Auto. Auch 2006 ging die Gewalt am 1. Mai weiter bis auf wenige Reste zurück. Und 2007 - da war außer ein paar über ein Lagerfeuer auf der Straßenmitte springenden angetrunkenen Jugendlichen nichts mehr zu finden, was den Kamerateams von Presse und Fernsehen als Bildmaterial für die sogenannte Randale taugen konnte. Sachschaden: Ein auf der Straße verbrannter Müllcontainer und sein Inhalt.

Die Gebetsteams, die den ganzen Tag und die Nacht vor Ort unterwegs waren, berichteten über zahlreiche unmittelbar sichtbare Gebetserhörungen bei brenzligen Situationen. Die Polizeitaktik (es wurde gezielt dafür und für den verantwortlichen Senator Körting gebetet) wurde - entsprechend der Berufung Berlins - zum Exportartikel: Verantwortliche aus Tschechien und Frankreich kamen, um von Berlin zu lernen.

Auch dieses Jahr sind die Christen da, wo es früher Randale, Gewalt und Zerstörung gab: Am 1. Mai 2008, Open-air-Gottesdienst und Gebetsaktionen, das Motto dieses Jahr: »Tag der Hoffnung«. Beginn 11:30 Uhr auf der Bühne am Heinrichplatz.

Da ist sie, und da gehört sie hin, die Einheit der Christen - handfest, begreifbar, sichtbar - mitten in der Stadt.
Das bemerkt dann auch die säkulare Presse, zum Beispiel letztes Jahr die Berliner Morgenpost: Der Bericht 2007. Mehr zum Thema 1. Mai in Berlin und drum herum aus den letzten Jahren: »Die Christen« auf dem MyFest // On duty 2 //Eine Stadt ändert sich - sichtbar!

Dienstag, 22. April 2008

Moderne Psalmen 7: Neil Diamond

Kein junger Mann mehr, der Neil Diamond, aber die Stimme ist noch so kräftig wie damals, als meine (und seine) Haare noch lang waren. Anfang Mai erscheint sein neues Album Home Before Dark - und ab heute für sechs Tage kann man ein extra für Amazon.com gefilmtes Video ansehen und anhören: Pretty Amazing Grace.
(Vermutlich wird das Video aber in absehbarer Zeit auch bei Youtube landen, die Leute klauen ja heutzutage alles...)

Der Text dazu:
Pretty amazing grace is what you showed me
Pretty amazing grace is who you are
I was an empty vessel
You filled me up inside
And with amazing grace
Restored my pride.

Pretty amazing grace is how you saved me
And with amazing grace, reclaimed my heart
Love in the midst of chaos
Calm in the heat of war
Showed with amazing grace
What love is for.

You forgave my insensitivity
And my attempt to let it mislead you
You stood beside a wretch like me
And pretty amazing grace was all I needed.

Stumbled inside the doorway of your chapel
Humbled and awed by everything I found
Duty and love surround me
Freed me from what I fear
Ask for amazing grace
And you a appear.

You overcame my loss of hope and faith
Gave me a truth I could believe in
You led me to a higher place
Showed me amazing grace
When grace was what I needed.

Look in a mirror I see your reflection
Open a book you live on every page
I fall and you're there to lift me
You share every road I climb
And with amazing grace
You ease my mind.

I came to you with empty pockets first
When I returned I was a rich man
Didn't believe love could quench my thirst
But with amazing grace, you showed me it can.

In your amazing grace I had a vision
From that amazing place, I came to be
Into the night I wandered, wandering aimlessly
Found your amazing grace to comfort me.

Pretty amazing
Pretty amazing
Pretty amazing
Pretty amazing
Pretty amazing
Pretty amazing
Pretty amazing
Pretty amazing

You overcame my loss of hope and faith
Gave me a truth I could believe in
You led me to that higher place
Showed me that love, truth, hope, grace
Were all I needed.
Mir gefällt es. Sehr gut sogar. Weiter so, Neil!

P.S.: Der Tipp mit Link zum Video kam von Barbara. Danke!

Montag, 21. April 2008

Sechs Wochen mit dem Pinguin...

...liegen nun schon hinter mir. Eins steht fest: Meine Vorurteile bezüglich Linux (dauernd kryptische Befehle notwendig, kaum mit Windows kompatible Anwendungen, optische Katastrophe...) habe ich in dieser Zeit beerdigt. Es ist zwar anzumerken, dass die Linux-User-Gemeinschaft es mit den unüberschaubar vielen Foren und Wikis dem Einsteiger einerseits leicht macht, an jegliche benötigten Informationen zu kommen, aber andererseits doch eine gewisse Hochnäsigkeit im Tonfall an manchen Orten unverkennbar ist. Da liest man dann »...mache ein apt-get...« und muss erst einmal herausfinden, wie man das denn macht.
Aber: Gerade für den Eee-PC - und die meisten Käufer dürften Linux-Neulinge sein - gibt es einige Stellen im Netz, die wirklich verständliche und nützliche Anleitungen und Antworten anbieten, ohne dass man sich doof vorkommen muss (unten sind dann die drei Links zu finden, die mir wirklich geholfen haben).

Doch nun zu ein paar beerdigten Vorurteilen beziehungsweise Erkenntnissen aus der Praxis.

1. Die optische Erscheinung lässt sich genauso anpassen, wie bei Windows, samt Transparenz der Leisten und Icons. Ganz wie es beliebt, nüchtern grau oder fröhlich bunt, oder jeden Tag was anderes. Zur Zeit lacht mich mein Desktop nach dem Hochfahren (33 Sekunden!) so an:


2. Software ist für jeden auch nur denkbaren Anwendungs- und Unterhaltungsfall zu finden, und das - im Gegensatz zur Windows-Welt - so gut wie immer kostenlos. Ohne nervende Klick-mich-und-kauf-mich-endlich-popups, ohne Einschränkungen in der Funktion oder Laufzeit. So kann ich mit dem Eee zum Beispiel auch im Urlaub oder unterwegs die Fotos von der Kamera holen, bearbeiten, veröffentlichen, speichern... - alles geht.


3. Ob mp3 oder wav, ob wmv oder avi, die Unterhaltung kommt nicht zu kurz. Von Festplatte, über USB von DVD und CD oder aus dem Internet: Es gibt nichts, was sich nicht anzeigen beziehungsweise abspielen lässt. Auch Spiele gibt es in Hülle und Fülle, und wiederum: So gut wie alles wirklich kostenlos.


4. Die Arbeit geht auch unterwegs vonstatten, denn die gängigen Excel- und Worddateien, die ich so brauche, lassen sich mit OpenOffice verlustfrei öffnen, bearbeiten, drucken, speichern. So kann ich auch fern vom Schreibtisch Rechnungen erstellen und dem Kunden per E-Mail zuschicken. Oder an einem Projekt arbeiten. Oder an meinen Erzählungen und Sachtexten. Und das auch fern der Steckdose. Drei Stunden sind die normale Laufzeit, mit Sparfunktionen geht's auch länger. Und dann zu Hause auf dem »Großen« ohne Konvertierungen oder ähnliche Mühen weitermachen.



5. Da ist manches rot unterstrichen... aber was er nicht kennt, lernt er dazu, der kleine Eee. Beispielsweise ist ihm frommes Vokabular anfangs etwas fremd gewesen (vielleicht, weil in Linux dauernd irgenwelche »Daemons« werkeln?), aber von Tag zu Tag bekehrt er sich mehr zur biblischen Terminologie.



6. Es gibt Linux-Varianten wie Sand am Meer. Ich hatte zwischendurch eine Alternative installiert, eeexubuntu genannt, die musste aber wieder dem mitgelieferten Xandros (im Full Desktop Modus) weichen, denn die Verbindung zum heimischen Netzwerk war denn doch zu störanfällig und manches klappte einfach grundsätzlich nicht, wie der Zufgriff auf den Eee vom Windows-Rechner aus. Aber mit Xandros: Kein Problem. Nichts einstellen, nichts ver-oder entschlüsseln, einfach nur hinnavigieren, wo ich hin will. Dateien öfffnen, ändern, speichern... alles geht. Plug & Play eben. Einfach so.



7. Immer dabei: Meine Bibel. Kopieren, Suchen, mehrere Übersetzungen, mehrere Sprachen, Lexika... - alles da. Und wiederum: Kostenlos. Ohne Haken und Ösen, Crosswire sei Dank.



8. Stets aktuell, Netzwerk oder W-Lan vorausgesetzt natürlich: Meine abonnierten RSS-Feeds und meine E-Mails. Auf einen Klick weiß ich, wer was zu sagen hatte.



9. Der Mini-Bildschirm setzt natürlich gewisse Grenzen, aber keine, an denen ich bisher gescheitert wäre. Für den Firefox gibt es etliche Themes, die den Platz für Menüs und Leisten so minimieren, dass man recht gut damit arbeiten kann. Die nächste Generation des Eee hat einen etwas größeren Bildschirm und mehr Speicher, aber andererseits: Der Kleine soll und wird ja nicht den »richtigen« Computer ersetzen.


Ein guter Freund, der sehr viel unterwegs und überall online ist (mit USB-Dingsbums und Mobil-Flatrate), sagte mir neulich: »Seit ich den Eee habe, ist mein Leben um ein Kilogramm leichter geworden.« Oder waren es zwei Kilo?
Der Eee wiegt jedenfalls nur 900 Gram, um die mein Leben seit sechs Wochen schwerer geworden ist. Aber die 900 Gramm sind eine höchst willkommene Bereicherung.

Zuerst war ich noch unsicher, ob nicht irgendwann Windows auf dem Kleinen landet - inzwischen hat der Pinguin mich überzeugt und ein dauerhaftes Bleiberecht erworben.

Und - vielleicht das Beste an der Sache: 300 Euro hat der Eee gekostet. Die meisten Kollegen, Freunde und sonstige Menschen, die mich mit dem Gerät sehen und nachfragen, haben mit diesem geringen Preis erhebliche Verständnisschwierigkeiten. »Nur 300 Euro? Kann nicht sein.« Aber es ist und bleibt dabei. Mehr hat er wirklich nicht gekostet.


P.S.: Der Pinguin ist von Hasos Tafel entführt worden - Haso hat mich nämlich überhaupt erst auf den Eee aufmerksam gemacht. Danke, Haso!

P.P.S.: Zur Zeit ist er sogar lieferbar. Der Eee, nicht der Haso. Logisch, oder? Hier: Der Eee bei Amazon

P.P.P.S.: Die erwähnten hilfreichen Adressen für Linux-Neulinge wie mich: Asus Eee Community /// EEE-PC Wiki /// Eee-User Forum (englisch)

Sonntag, 20. April 2008

Wer liest eigentlich noch Zeitung?

Die Bundesregierung wirbt bei Kindern und Jugendlichen für die Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften. Aus diesem Grund startete Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) am Donnerstag in Berlin die "Nationale Initiative Printmedien – Zeitungen und Zeitschriften in der Demokratie".
So beginnt eine Meldung des aktuellen pro-Medienmagazins. Zeitungen und Zeitschriften - ich habe festgestellt, dass sich höchstens im Urlaub der Kauf einer Tageszeitung insofern lohnt, dass ich auch den überwiegenden Teil der käuflich erworbenen Textfülle lese. Allerdings lesen die beste aller Ehefrauen und ich wenigstens die WamS (außer Sport- und Finanzteil), wenn wir sonntags auf dem Weg zum Gottesdienst nicht vergessen, eine zu kaufen. Ansonsten verschaffe ich mir meinen Überblick zum nationalen und internationalen Tagesgeschehen via Google News.

Wie sieht es bei den geschätzten Blogbesuchern aus? Lesen oder nicht lesen, das ist, sagte schon Herr Schüttelspeer, hier die Frage. (Achtung: Es geht um Zeitungen, nicht um Magazine wie Focus und Spiegel.)

Freitag, 18. April 2008

Moderne Psalmen 2: Tom Waits

Einer der Psalmen Davids, in denen er sich durchaus über seine Lage beklagt, aber dennoch nicht von Gott ablassen will, ist Psalm 6. Er fragt: »Meine Seele ist tief bestürzt. Aber du, HERR, bis wann?« Die Lage hat sich für den Psalmdichter noch nicht geändert, aber er weiß dennoch, dass er die Hand dessen, der ihn aus seiner Misere retten kann, bis zum Ende nicht loslassen will.

Tom Waits hat eine ganze Menge über die Beziehung zwischen Gott und Mensch gesungen, vom simplen Gospelsong (Jesus' Blood Never Failed Me Yet, Gospel Train...) bis zu solch bestürtzten modernen Psalmen wie diesem:

Niemals loslassen

Ein Psalm Toms, zu singen mit unvergleichlich brodelnder Stimme zu Orchester- und Bandbegleitung.

Läute die Glocke rückwärts und beende den Streit
Falle im Schmutz auf die Knie.
Ich bin zwischen Wasser und Wind an den Mast gebunden
Glaube mir, da passiert einem nie etwas Schlimmes.
Unser Ring ist jetzt im Pfandhaus, der Regen im Loch
Ich stehe unten an der dreifachen Straßengabelung.
Ich werde alles verlieren,
aber niemals deine Hand loslassen.

Also Petrus hat geleugnet, Judas hat betrogen,
ich bezahle nichts und mache mich davon.
Und der Wind wird erzählen, dass das Ruder gewendet wurde,
und der Wächter dreht seine Runden.
An der Haut meiner Zähne bin ich kahl geworden,
ich kann nur noch auf einem Bein stehen.
Du kannst mich in die Hölle schicken,
aber niemals werde ich deine Hand loslassen.

Ich hänge an einem Seil von einem verkrüppelten Baum,
gezeichnet mit dem Blut des Herz-Buben.
Von Tempel und Gewerkschaft zur Bannmühle bei Weyley auf dem Weg zur Erhabenheit
gehe ich durch den Schlamm nach Hause.

Ich muss jetzt das Beste aus meinem Heimweg machen,
und Marley handelt nur mit Steinen.
Auf halbem Wege habe ich mich verlaufen,
in deinen Augen bin ich unbesonnen.
Gib mir einfach ein paar weitere Chancen.
Ich fordere dich heraus, mit den Märtyrern unter den Rittern zu speisen.
Wenn du es mir zumutest, dann werde ich springen.
Ich werde bei dir in Ungnade fallen,
aber niemals werde ich deine Hand loslassen.
Niemals werde ich deine Hand loslassen.
Niemals werde ich deine Hand loslassen.
Tom Waits ist ähnlich schwer ins Deutsche zu übertragen wie Nick Cave. Man muss schon ein wenig recherchieren, wenn man dahinter kommen will, was dieser oder jener Ausdruck bedeutet. In diesem Lied beispielsweise heißt es: »I'll pay with the roll of the drum.« In meiner Übertragung steht, dass er nicht bezahlt und sich davon macht. Warum? Darum:
Pay with the Roll of the Drum: Not to pay at all. No soldier can be arrested for debt when on the march. "How happy the soldier who lives on his pay, And spends half-a-crown out of sixpence a day; He cares not for justices, beadles, or bum, But pays all his debts with the roll of the drum.- O'Keefe." (Source: Dictionary of Phrase and Fable, E. Cobham Brewer, 1894)
Tom Waits singt auch »dine with cross legged knights«. Das sind aber nicht einfach Ritter mit gekreuzten Beinen. Sondern:
Cross-legged knights: Cross-legged Knights indicate that the person so represented died in the Christian faith. As crusaders were supposed so to do, they were generally represented on their tombs with crossed legs. "Sometimes the figure on the tomb of a knight has his legs crossed at the ankles, this meant that the knight went one crusade. If the legs are crossed at the knees, he went twice; if at the thighs he went three times." - Ditchfield: Our Villages, 1889. (Source: E. Cobham Brewer 1810-1897. Dictionary of Phrase and Fable. 1898)
»An der Haut meiner Zähne bin ich kahl geworden« ist, manch fleißiger Bibelleser unter den Blogbesuchern hat es gleich erkannt, ein Zitat aus Hiob 19, 20.
Ob Tom Waits mit »Marley« nun den Mergel gemeint hat, oder sich auf Jacob Marley aus »A Chritsmas Carol« von Charles Dickens bezieht, oder ob ein ganz anderer Marley (Bob?) gemeint ist, habe ich nicht herausgefunden.
Mir macht es Spaß, hinter solche verschlüsselten Begriffe zu kommen, nicht nur bei Tom Waits. Man kann aber auch einfach nur die Musik genießen, allemal.

Der englische Text: Tom Waits- Never let go
Zum Anhören klickt man hier: Tom Waits - Never let go

Donnerstag, 17. April 2008

Kerstin Hack: Krisen

Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht. (Peter Laurence)
Eine Krise als Chance begreifen, in widrigen Umständen die geeigneten Schritte zur Lösung des Problems finden, die richtige Hilfe finden, wenn man alleine nicht weiter kommt... - kann man das lernen?

Autorin und Coach Kerstin Hack meint: Ja. Und mit diesem Heft gibt sie praxiserprobte und für jedermann anwendbare Tipps weiter, wie man mit den großen und kleinen Krisen besser umzugehen lernt.
Wer bisher und auch in Zukunft ein Leben ohne Krisen führt, wird dieses Impulsheft nicht brauchen. Alle übrigen Menschen, mich eingeschlossen, werden aus den Gedanken und Ratschlägen, die Kerstin Hack zum Thema zusammengestellt hat, sicher einiges lernen können, egal, ob die persönliche Krise aktuell existiert oder vielleicht schon morgen hereinbricht.
Die Autorin geht mit dem Leser sechs Schritte, die zwar nicht die Umstände ändern werden, aber den typischen Tunnelblick in Notsituationen vom Unheil weg auf ganz konkrete Maßnahmen lenken helfen:

1. Behutsam durch die Krise gehen
2. Genau hinsehen
3. Was hat zur Krise beigetragen?
4. Neue Perspektiven gewinnen
5. Meine Ressourcen entdecken
6. Allianzen schmieden
Die meisten Menschen neigen in Krisen zu einem von zwei Extremen: Entweder sie geben die Hoffnung völlig auf und lassen sich von dem Geschehen überwältigen. Oder sie versuchen hektisch und häufig unüberlegt, so schnell es geht aus der Krise herauszukommen. Beides sind völlig verständliche und normale Reaktionen.
Um schwere Zeiten gut zu bewältigen, ist es wichtig, dass du erst einmal innerlich in der Situation ankommst und akzeptierst: »Ja, ich befinde mich in einer Krise.«
Nicht die Krise ist das Wichtigste und alles Bestimmende, sondern du und dein Leben. Du bist wichtiger als die Krise... (Zitat aus dem Impulsheft)
Ob die Krise nun - von außen betrachtet - eher klein ist oder eine wirkliche Katastrophe, als Betroffener wird man oft allein gelassen oder mit Sätzen wie „Es wird schon wieder“ oder „Geht schon vorbei“ billig vertröstet. Ein solches Impulsheft kann dann den entscheidenden Anstoß geben, dass es eben doch ein Morgen gibt. Wer würde in einer bedrohlichen Situation dicke Bücher wälzen wollen? Das Format dieses Heftes mit seinen kurzen, prägnanten Texten ist da schon eher geeignet.
Auch für Menschen, die anderen zu helfen versuchen, wenn diese sich in Not befinden, gibt Kerstin Hack mit diesem (wie immer auch optisch sehr ansprechenden) Produkt aus ihrem Verlag eine ganze Menge an Ideen, dass und wie wirklich geholfen werden kann.

»Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht«, heißt es in dem Zitat oben. Noch besser ist es, aus diesen Erfahrungen dann auch zu lernen. Dabei hilft »Krisen - Impulse, schwierige Zeiten zu bewältigen«.

Mein Fazit:
Lesens- und bedenkenswert, für Krisenbetroffene und Krisenhelfer gleichermaßen.

Das Impulsheft:
Verlag Down to Earth
ISBN 978-3-835992-49-7
32 Seiten
2,00 Euro
Erhältlich direkt beim Verlag: Down to Earth

Dienstag, 15. April 2008

Blonde Polizeiarbeit

Eine Blondine bewirbt sich bei der Polizei um einen Job. Der diensthabende Beamte stellt ihr ein paar Fragen:
Polizist: »Wieviel ist 2 plus 2?«
Blondine: »Ääääääh... 4!«
Polizist: »Richtig. Was ist die Wurzel aus 100?«
Blondine: »Ääääääh... hmmmmmmm... 10!«
Polizist: »Sehr gut! Nächste Frage: Wer hat versucht, Adolf Hitler in die Luft zu sprengen?«
Blondine: »Hmmmmmmmm... Äääääääääh... Hmmmmmmm... weiß ich nicht.«
Polizist: »Na ja, dann gehen Sie mal nach Hause und denken darüber nach. Kommen Sie morgen wieder.«
Die Blondine geht nach Hause und ruft eine Freundin an. Die fragt im Gespräch danach, ob sie den Job bekommen hätte.
Die Blondine berichtet aufgeregt: »Nicht nur das, ich bin schon mitten in der Aufklärung eines Mordversuches!«

P.S.: Diese entzückende Geschichte hat mir die beste aller Ehefrauen kürzlich erzählt...

Moderne Psalmen 1 - Nick Cave

Der prominenteste Psalmdichter, König David, fragte in seinen Dichtungen sehr häufig nach dem »warum« und ließ seinen Frust über schlimme Umstände und ausbleibende Antworten vom Himmel auf vielfältige Weise in die Zeilen fließen. Sehr häufig forderte er Erklärungen beim Schöpfer ein (mit mehr oder weniger uns überliefertem Erfolg).

Das geht auch heutzutage noch. Da ich mich manchmal (gestern zum Beispiel) ganz genau so fühle, wie in dem folgenden modernen Psalm besungen, habe ich ihn kürzlich ins Deutsche übertragen. Gar nicht so einfach, denn Nick Cave verlangt schon in einigen Liedern eine ganze Menge Bildung oder Recherche bei Wikipedia von seinen Zuhörern - falls sie ihm durch den Text zu folgen wünschen: »Our myxomatoid kids spraddle the streets ... And a cabal of angels with finger cymbals chanted his name in code ... everything is banal and jejune ... in this idiot constituency of the moon« - nicht unbedingt umgangssprachliches Alltagsenglisch. Daher hier die Übersetzung, bei der man natürlich auch noch - Interesse und Internet oder Enzyklopädie vorausgesetzt - recherchieren kann, was denn eine »Kabale« eigentlich ist, wieso die Engel den Namen des uns unbekannten Menschen im zweiten Abschnitt »codiert« singen und wieso die »Myxomatose« so gefährlich ist.

Ein Psalm Nicks, zu singen bei unaufhaltsam treibendem Schlagzeug, brodelndem Bass, schneidendem Orgelklang und eisenharten Gitarrenakkorden.

Was wir zu besitzen glaubten, hatten wir nicht; und was uns jetzt noch gehört, wird nie wieder so sein, wie es einmal war. Also fordern wir den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Unsere von Myxomatose infizierten Kinder staksen auf den Straßen herum, wir haben ihnen in ihrem Leben jegliche schweißtreibende Anstrengung erspart. Die armen kleinen Dinger, sie sehen so traurig und alt aus, wenn sie uns von hinten auf den Rücken klettern. Ich bitte sie, das nicht zu tun, ordne an, es zu unterlassen; und dann fordern wir den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Sela.

Er starb mit einem Rosenkranz in der verkrampften Hand, Schläuchen in der Nase, eine Kabale von Engeln mit Fingerzimbeln sang seinen in Zahlencodes verschlüsselten Namen. Und wir bedrohten den strafenden Regen mit unseren Fäusten. Und wir forderten den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Er sagte, alles hier sei total verhunzt, alles banal und strohig, es gebe eine weltweite Konspiration gegen Menschen wie du und ich in diesem idiotischen Wahlkreis des Mondes. Er wusste also ganz genau, wer Schuld hatte. Und wir forderten den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Weitschweifigkeit! Ausuferung! Nichts, was man mit einer Schere nicht in Ordnung bringen könnte.
Weitschweifigkeit! Ausuferung! Nichts, was man mit einer Schere nicht in Ordnung bringen könnte.

Sela.

Ich gehe wie ein Guru die Straße entlang, junge Menschen versammeln sich zu meinen Füßen, stellen mir Fragen, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Sie entfachen den Kraftstrom, der direkt in das Herz meines Vaters reicht. Und wieder fordere ich den Schöpfer auf, mir eine Erklärung zu geben.

Wir fordern den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Sela.

Wer ist dieser niederdrückende, sabbernde Schweinehund in mir, der jedem meiner Gedanken jegliches Niveau raubt? Ich komme mir vor wie ein Müllschlucker, ein totaler Trottel, alles ist Scheiße und er ist ein Arschloch - doch welch ein enormes und enzyklopädisches Gehirn dieses Monstrum doch besitzt! Ich fordere den Schöpfer auf, mir eine Erklärung zu geben.

Ungezügelte Diskriminierung, Massenarmut, Schulden der dritten Welt, ansteckende Seuchen, weltweite Ungerechtigkeit, wachsende sozioökonomische Kluft. Das wirkt in deinem Gehirn. Und wir forderten den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Sela.

Einen Augenblick bitte. Mein Freund Doug klopft ans Fenster... (Hallo Doug, wie geht's dir?)
Er hat mir ein Buch zurückgebracht, über Holocaust-Dichtung, durch Bilder ergänzt. Dann sagt er, ich sollte mich auf den Regen vorbereiten. Und wir forderten den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Ich nenne das Weitschweifigkeit! Ausuferung! Nichts, was man mit einer Schere nicht in Ordnung bringen könnte.

Sela.

Bukowski war ein Narr! Berryman war spitze! Er schrieb wie feuchtes Pappmaché, folgte dem Heming-Way, auf übernatürlichen Schwingen, mit einem Höchstmaß des Schmerzes. Wir forderten den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Unten in meiner Zuflucht erkenne ich, dass ich erneut eine Portion von erzkonservativem Bockmist veröffentlicht habe. »Die Wellen, die Wellen, wo sich Soldaten bewegen.« Na Dankeschön. Dankeschön. Dankeschön. Und erneut fordere ich den Schöpfer auf, mir eine Erklärung zu geben.

Genau, wir forderten den Schöpfer auf, uns eine Erklärung zu geben.

Weitschweifigkeit! Ausuferung! Nichts, was man mit einer Schere nicht in Ordnung bringen könnte.


P.S.: Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich habe Referenzen zu Bob Dylan und Leonard Cohen in diesem Text gefunden. Eindeutige. Das macht es mir um so interessanter...

Der Originaltext: We Call Upon The Author To Explain
Eine live Version bei YouTube: We Call Upon The Author To Explain

Sonntag, 13. April 2008

Ist Todd Merlaight!

In einer virtuellen Autorenrunde las ich diese kleine wahre Begebenheit, die ich meinen geschätzten Bloglesern einfach nicht vorenthalten kann. In einem Finanzinstitut ging ein Fernschreiben ein...
Ist Todd Merlaight... fing es an, danach weitere ziemlich unverständliche Sätze.
Also klärten wir mal ab:
»Kennt jemand einen Todd Merlaight? Ist wohl Mitarbeiter bei einer anderen Bank, mit der wir zusammenarbeiten.«
»Nein.« Einstimmige Antwort.
»Etwa ein Kunde mit diesem Namen?«
»Nein.«
»Hmmh...«
Ich überflog die Zeilen, wieder und wieder. Wer nur konnte das sein?
Ist Todd Merlaight?
Ist Todd Mer Laight?
und dann plötzlich:
Is Todd Mer Laight?

ES TUT MIR LEID!

Wir krümmten uns vor Lachen, ein Erlebnis, das bis heute in Erinnerung blieb. Auf diese Weise gelesen, konnten wir das ganze Fernschreiben entziffern.
Man sieht: Auch zum Lesen benötigt der Mensch gelegentlich Phantasie, nicht nur zum Schreiben. Ich wünsche einen wunderschönen Tag nach dem Sonnabend und einen wunderschönen Tag nach dem Samstag!

P.S.: Gefunden in der Gruppe Die Lust am Schreiben bei Xing.

Samstag, 12. April 2008

Samstag oder Sonnabend

Heute ist Samstag oder Sonnabend, je nach Landstrich und Gewohnheit.

Den weltweit einzigartigen Luxus, für einen Wochentag gleich zwei Bezeichnungen zu haben, verdanken wir einem Mönch, dem englischen Benediktiner Bonifazius, der von 672 bis 754 gelebt hat und im Jahr 716 als Missionar zu unseren Vorfahren, den ruppigen Germanen, kam. Er war sehr erfolgreich in seiner Arbeit.

722 ernannte ihn Papst Gregor II zum Bischof ganz Deutschlands östlich des Rheins, und Bonifazius begann 30 Jahre Missionsarbeit in Hessen und Thüringen. Mutig ging er gegen den Aberglauben an, fällte mit eigener Hand vor den Augen der heidnischen Stammesmitglieder Thors heilige Eiche in Geismar. Man erwartete natürlich, dass Thor ihn auf der Stelle strafen würde. Die Vergeltung durch Thors Hammer blieb aus und Bonifazius gründete eine blühende, lebendige Kirche.
Mit 70 Jahren, wo unsereins längst die Rente zu genießen trachtet, brach er auf, um die wilden Stämme von Friesland zu zivilisieren und auch ihnen den Glauben nahe zu bringen. Am 5. Juni 754 wurden er und seine Begleiter im Morgengrauen von einer Bande heidnischer Krieger überfallen. Bonifazius wurde mit einem Schwert erschlagen, das die Heilige Schrift durchhackte, die er zum Schutz über seinen Kopf erhoben hatte. Sein Leichnam wurde seinem Wunsch entsprechend nach Fulda zum Begräbnis gebracht.

Was hat das alles nun mit unserer Bezeichnung des Tages zwischen Freitag und Sonntag zu tun?

Bonifazius gab sich, wie es nach damaligem Verständnis opportun war, Mühe, den Begriff Samstag, der vom jüdischen Sabbat abgeleitet ist, durch ein »christliches« Wort ersetzen. Die Juden hatten, meinte man damals, jegliche Gunst bei Gott verloren, also waren solche hebräischen Begriffe natürlich nicht politisch korrekt. Der Mönch war ein sprachgebildeter Mensch, er hatte sich als Lehrer für Grammatik und Dichtung betätigt, bevor er seine Missionstätigkeit aufnahm. es fiel ihm nicht sonderlich schwer, Abhilfe zu ersinnen. Er tat dies mit dem altenglischen Wort sunnanaefen, das anfangs den Abend, bald aber schon den ganzen Tag vor dem sunnandaeg (Sonntag) bezeichnete.
Der Begriff Heiligabend stammt übrigens in gleicher Weise aus jener Zeit, in der ein Tag noch am Abend begann und am folgenden Nachmittag mit der Dämmerung endete, anstatt wie bei uns üblich um Mitternacht den Wochentag zu wechseln.

Bonifazius wurde von den Friesen ermordet aber der von ihm ersonnene Begriff Sonnabend ist im Sprachgebrauch geblieben. Und aus den Germanen samt Friesen sind Deutsche geworden, mit dem Luxus, zwei Bezeichnungen für den Tag vor dem Sonntag zu besitzen. Heute wird auch kein Missionar mehr in Friesland erschlagen - das hoffen wir jedenfalls.

Also, liebe Blogbesucher, ich wünsche einen schönen Samstag und einen schönen Sonnabend, je nach Geschmack und Gewohnheit.





P.S.: Eine nette Kolumne zum Thema hat Bastian Sick zu bieten: Samstag oder Sonnabend beim Zwiebelfisch

Freitag, 11. April 2008

Nick Hornby: Slam

Ein ernstes Thema mit Humor behandeln, ohne es der Lächerlichkeit preiszugeben - eine Kunst, die Nick Hornby beherrscht wie kaum jemand von den Autoren unserer Zeit. Er hat es mit A Long Way Down (zum Thema Suizid oder Sinn im Leben wiederfinden) geschafft und mit Slam ist ihm - meiner bescheidenen Meinung nach - sein bisher bestes Buch gelungen (gelesen habe ich alle).

Ich hatte befürchtet, es ginge um das Skaten - entweder habe ich das irgendwo gelesen, oder jemand hat es mir erzählt. Dann wäre mir das Buch vermutlich trotz der Sprachkünste des Autors langweilig geworden wie seinerzeit John Grishams Bleachers oder Stephen King mit seinem verunglückten Hearts in Atlantis.
Aber Nick Hornby schreibt über Teenagerschwangerschaft und die Entscheidung der 15jährigen Mutter, das Kind zur Welt zu bringen, trotz und in allen Problemen. Er erzählt aus der Perspektive des 16jährigen Vaters, und das gelingt ihm so authentisch, dass man wirklich glaubt, einem Jungen zuzuhören, der mit dem Leser plaudert.
Hornbys Protagonisten sind wieder so detailreich und liebevoll herausgearbeitet, dass man auf die Idee kommen könnte, Alicia und Sam, die jugendlichen Eltern, aus dem wirklichen Leben zu kennen. Oder irgend jemanden wiederzuerkennen, aus der Nachbarschaft vielleicht.

Sam, ein nicht übermäßig brillanter Junge, hat eine große Leidenschaft, das Skaten. Er lernt Alicia kennen- und auf einmal gibt es mehr im Leben als nur das Skateboard und die immer gewagteren Tricks, die man damit auf dem Beton versuchen kann. Er erzählt seinem noch etwas weniger intelligenten Freund Rabbit davon, als er ihn beim Skaten trifft.
...
'I met this girl.'
'Where?'
'Does that matter?' I could see that it was going to be a frustrating conversation.
'I'd like to try and picture the scene', said Rabbit.
'My mum's friend's party.'
'So is she like really old?'
'No. She's my age.'
'What was she doing at the party?'
'She lives there', I said, 'she...'
'She lives at a party?' Rabbit said. 'How does that work?'
'She doesn't live at a party. She lives in the house where the party was. She's my mum's friend's daughter.'
Rabbit repeated what I'd just said as if it was the most complicated sentence in the history of the world.
'Hold on... Your mum's... friend's... daughter. OK. I've got it.'
'Good. We're going out tonight. To the cinema. And I'm worried about getting my face all smashed up.'
'Why does she want to smash your face up?'
'No, no. I didn't mean I was worried about her smashing my face up. I'm worried about getting my face smashed up here. A bad slam. And then, you know, I'll look terrible.'
...
Slam - das wusste ich vor der Lektüre dieses Buches nicht (und brauchte es auch nicht zu wissen) steht neben der eigentlichen Bedeutung (heftig bremsen, zuschlagen) auch für einen bösen Sturz beim Skaten. Und dann ist natürlich das Gesicht ruiniert. Das geht nicht, wenn man gerade das bezauberndste Mädchen der Welt kennen gelernt und einen gemeinsamen Kinobesuch vor sich hat.

Nick Hornby hat mit dem Titel des Buches die Brücke vom Skaten zur ungewollten Schwangerschaft geschlagen, ein Geniestreich, der dem Leser erst nach und nach klar wird, wenn der Slam im Bett - wiederum mit Humor und Einfühlungsvermögen, ohne auch nur eine Sekunde ins Ordinäre abzurutschen - beschrieben wird, der zur Schwangerschaft führt.

Ich habe oft, neben der besten aller Ehefrauen auf dem Sofa lesend, laut gelacht bei diesem Buch - und das passiert mir eher selten. Die Dialoge vor allem sind häufig so genial geschrieben, dass ich gar nicht anders konnte als loszuprusten - fast hätte ich mich und das Möbelstück mit Rotwein bekleckert vor Lachen, als ich die weiter unten zitierte Stelle mit der verschnupften Alicia las....
Wie oft habe ich mich an meine - eigentlich längst erfolgreich vergessenen - eigenen Tollpatschigkeiten und Peinlichkeiten aus pubertären Zeiten erinnert, als ich durch die Leserbrille mit Sam in diesem Buch Alicia kennen und lieben lernte.

Das Buch erzählt eine Geschichte aus dem Leben, nicht aus einer heilen Phantasiewelt. So ist auch das Ende - die Trennung der jungen Eltern - voraussehbar. Nicht alle Beziehungen führen in den endlosen siebten Himmel der Liebe, aber dennoch: Das Kind, das Roof genannt wird (die Erklärung dieses dämlichen Namens ist so witzig und wird von Nick Hornby so spannend gemacht, dass ich sie hier nicht verraten will), darf leben, statt abgetrieben zu werden, und es wird geliebt - von Alicia und Sam.

Ich habe die englische Ausgabe gelesen, kann über Wortwitz und Authentizität der deutschen Version daher nichts sagen. Die beste aller Ehefrauen und ich haben gerätselt, wie man beispielsweise die folgende Szene ins Deutsche übertragen könnte. Sams Telefon klingelt...
...
I found my phone in my jacket pocket.
'Hello?'
'It's Bee.'
'Oh. Hello, Bee.' I wasn't sure who Bee was, but it sounded a bit like Alicia.
'Bee. Not Bee.'
'Bee not Bee? What does that mean?'
'It's Alicia. And I've got a cold. So I'm trying to say, you know, "It's Alicia", except I'm saying "It's Bee", and it comes out as "It's Bee".'
'Me.'
'Yes. Bloody hell. Have you woken up stupid?'
...
Falls jemand die deutsche Ausgabe zur Hand hat, würde ich mich über einen Kommentar mit dem entsprechenden Wortlaut freuen. 12. Kapitel, nach etwa drei oder vier Seiten (je nach Buchdruck). Wie macht das der Übersetzer mit Bee statt Me?

Mein Fazit: Unbedingt lesenswert! Nick Hornby in Bestform - ein rundum gelungenes Buch.

Das Buch:
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Penguin (4. Oktober 2007)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 014138297X
ISBN-13: 978-0141382975
Zu finden zum Beispiel hier bei Amazon: Nick Hornby - Slam

Donnerstag, 10. April 2008

Ein Auto für Herrn Ratzinger?


Es gibt ja Gerüchte, dass der Herr Papst demnächst eventuell vielleicht unter Umständern Berlin besuchen könnte.

Angesichts der Straßen in Berlin, die sich vom Zustand »Flickenteppich« mehr und mehr in Richtung «Rübenacker mit gelegentlichen Resten von Asphalt« entwickeln, wäre statt des üblichen Papst-Mobils ein robusteres Fahrzeug zu empfehlen. Das oben abgebildete, gefunden bei Purgatorio, wäre doch genau richtig, oder?

Van statt Leo

Schade, wir hatten uns auf Leonard Cohen in Berlin gefreut, nun wurde die Veranstaltung, bisher ohne Angabe von Gründen, abgesagt. Aber wir bekommen eine Erstattung des Kaufpreises, immerhin.

Mit dem so gesparten Geld haben wir ganz spontan und in höchster Eile noch zwei Eintrittskarten für Van Morrison ergattert. Das erste Konzert ist restlos ausverkauft, das zweite, extra für Berlin wegen der viel zu schnell vergriffenen Karten von Herrn Morrison und den Veranstaltern vereinbart, so gut wie. Um so mehr freut man sich, dass man dabei sein wird.

Kochstunde mit dem Pulitzer-Preisträger

Nun hat er auch noch den Pulitzer-Preis in Form einer »Special Citation« bekommen, der Bob. Schön, es sei ihm von Herzen gegönnt.

Die zweite Staffel der Theme Time Radio Hour ging mit dem Thema Cold letzte Woche zu Ende. Oder auch nicht. Die Fans diskutieren noch, ob das angekündigte Ende nun ein Aprilscherz vom Gastgeber war oder nicht. Und Bob Dylan selbst? Er lächelt und schweigt...

Ich weiß nicht wie viele Rezepte er im Rahmen der 75 Theme Time Radio Hours zum Besten gegeben hat, aber diese hier könnte man ja mal ausprobieren:

The Perfect Meatball
  • 3 minced cloves garlic
  • ¼ cup vegetable oil (for frying)
  • 1 pound ground meat (equal parts beef, pork, veal)
  • ¼ cup grated Parmesan cheese
  • 9 Saltine crackers, finely crushed
  • ½ teaspoon salt
  • black pepper
  • oregano
  • dried basil
  • 1 tablespoon chopped fresh parsley
  • ¼ cup water
  • 1 egg
  • 1 teaspoon tomato paste
Heat the oil over a low heat in a large Dutch oven. In a big bowl, add the meat, garlic, cheese, crackers, and spices. Mix lightly with your fingers. Don’t be shy—get into it. In a small bowl, whisk the water, the egg, and the tomato paste. Add the egg mixture to the meat mixture. Mix it lightly with your fingers. Form it into drum shapes, or balls. Cook in batches, over medium high heat, until its browned on both sides. That will be about five minutes total. Serve ‘em up with some potatoes, or some spaghetti, or just make a sandwich out of them. You're gonna love 'em.
Als Nachtisch dazu:

Figgy Pudding

  • 4 oz of plain flour
  • a pinch of salt
  • 4 oz bread crumbs
  • 4 oz shredded suet
  • 1 teaspoon mixed spice
  • 1 teaspoon baking powder
  • 3 oz dark soft brown sugar
  • 8 oz chopped dried figs
  • finely grated rind & the juice of one lemon
  • 2 tablespoon milk
  • 2 beaten eggs

Sift salt and flour together, then mix with all the remaining dry ingredients. Add the figs, lemon rind and juice, milk and beaten eggs. Beat them well. The mixture should have a soft dropping consistency. Put into a greased two-pint pudding basin, cover securely, and steam for three hours. I like it served with heated golden syrup topping, and a generous pour of custard. Makes me hungry just talking about it. My engineer Tex Carbone likes vanilla ice cream on it. I don’t understand that at all.

Zum Thema Kochen fiel ihm auch noch ein:
My friend’s wife is a really bad cook. I broke a tooth on her coffee.

Es gab auch ein paar Weisheiten, die man sich merken sollte:

  • They say the earth’s warmin’ up. Be careful of that global warming, and wear your sunscreen.
  • Sticks and stones can break my bones but words can never hurt me…as opposed to when you grow up and you learn that…the pen is mightier than the sword. The world is fill of little contradictions like that.
  • I leave you with the words of Benjamin Franklin. ‘He that is of the opinion money will do everything may well be suspected of doing everything for money.’ Thank you, Ben. Peace out.
  • A lot of people who play one kind (of music) won’t play with people who play another kind, but me personally, I never understood any kind of border patrol when it comes to music.
Alle Theme Time Radio Hours kann man bei Patrick Crozley finden:


Besonders empfehlenswert für jemanden, der die Sendung nicht kennt, ist (meinem Geschmack nach) Coffee, Bible, Hello, Doctor, Classic Rock und Heat. Was nicht heißen soll, dass ich nicht alle Sendungen genossen habe und immer wieder genieße.

Und ob das mit dem Ende der zweiten Staffel ein Aprilscherz war oder nicht, wird man am Freitag wissen...

P.S.: Die beste aller Ehefrauen sagte eben, als sie den Entwurf dieses Beitrags gelesen hatte: »I liked the one about dogs.« Stimmt. Die Sendung war auch besonders ansprechend. Vor allem für Menschen, die neben guter Musik auch Hunde mögen.

Mittwoch, 9. April 2008

Matt Redman mit und ohne Slovenske Titulky

Am Samstag, dem 14. Juni 2008, könnte es wieder ziemlich voll werden im C-Campus in Berlin. Matt Redman wird mit Hillsong Church London zu Gast sein. Eine interessante Kombination, was dabei musikalisch herauskommt, wird man sehen hören.

Ich bin ja nicht unbedingt ein Fan der Worship-Only-Musikanten, da diese sich meist sehr bewusst auf die frommen Nischen beschränken und nicht selten weichgespülte Klänge zu Gehör bringen. Andere finden gerade das richtig. Wer Recht hat, ist völlig unerheblich. Und - zugegeben - die sanfteren Töne sind mitunter auch in meinen Ohren herzlich willkommen, wenn sie beispielsweise von Leonard Cohen stammen.

Jedenfalls sind Matt Redmans Lieder aus vielen Gemeinden kaum noch wegzudenken. Ein Beispiel mit slovenske titulky:

Heart of Worship

In Berlin wird er wohl ohne slovenske titulky zu sehen sein. Alle Informationen zum Konzert und auch eine Anleitung, wie man an die Eintrittskarten kommt, gibt es hier: Matt Redman 2008 im C-Campus

Wunder tun - aus Liebe!

Jesus tat, was er den Vater tun sah, lehrte, was er vom Vater hörte. Als Philippus ihn bat, dass er doch den Jüngern den Vater zeigen sollte, antwortete Jesus:
Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke. (Johannes 14, 10)
Hat das irgend etwas mit uns zu tun? Vielleicht ja, denn welcher Christ wollte nicht irgendwie mehr vom Vater sehen, wie Philippus? Jesus fuhr fort:
Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt um der Werke selbst willen! (Johannes 14, 11)
Jesus geizte nicht mit Zeichen und Wundern. Sie waren alltäglich in seinem Leben und gehörten zu seinem Dienst. Ob er nun die Naturgewalten bedrohte oder Kranke heilte, dem Gastgeber einer Hochzeit durch Qualitätswein aus der Verlegenheit half oder einen toten Freund auferweckte; das Übernatürliche war für ihn etwas ganz Natürliches.

Nun mag mancher meinen: »Das war ja auch der Sohn Gottes, wir können uns doch kaum daran orientieren, was Jesus getan hat. Unsere menschlichen Möglichen sind eben beschränkt...«
Das würde vielleicht gelten, wenn Jesus nicht im gleichen Atemzug gesagt hätte:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe. (Johannes 14, 12)
Jesus stellte mit diesen drei zitierten Sätzen einen unmittelbaren Zusammenhang her: Er und der Vater waren eins, der Vater in ihm, er im Vater, und das zeigte sich anhand der Werke, die er tat – die der Vater durch ihn tat. Nun gut. Der Sohn Gottes eben. Die Ungerheuerlichkeit jedoch ist: Diejenigen, die an ihn glauben, werden zumindest die gleichen Werke tun, im Normalfall jedoch noch größere. Weil Jesus inzwischen zum Vater gegangen ist.

Tun wir das? Wenn ja – prima. Wenn nein – warum eigentlich nicht? Weil Jesus sich geirrt hat? Weil er nur die erste Generation der Jünger gemeint hat? Weil es heute nicht mehr notwendig ist, dass wir tun, was er tat? Weil unvorhergesehene Entwicklungen im Himmel zu einer Änderung des göttlichen Willens geführt haben? Weil...

Könnte es sein, dass wir nicht in ihm sind, er nicht in uns, so wie er es gemeint und vorgelebt hat? Zwar errettet, wiedergeboren, gläubig, treu, eifrig für den Glauben – allemal und unbestritten! Aber doch mit einem Manko, das uns gar nicht mehr bewusst wird, weil wir uns so daran gewöhnt haben. Möglicherweise haben wir, wie schon Generationen vor uns, etwas missverstanden, einschließlich derjenigen, die Wunder und Zeichen heute noch erwarten.

Jesus hat Wunder getan. Die ersten Christen haben Wunder getan. Es gehörte einfach dazu. Aber war das der Kern ihres Dienstes? War es der Sinn und Inhalt ihres Lebens? Waren übernatürliche Werke das Ziel ihres Glaubens?

Jesus tat, was er den Vater tun sah. Der Vater wirkte durch Jesus. Es ging Jesus aber nicht um Zuschauerzahlen. Es ging ihm nicht um Reklame für seinen Club. Es ging ihm nicht darum, populär zu sein. Es ging ihm auch nicht darum, seine theologische Überzeugung zu beweisen und die Kritiker blass aussehen zu lassen.
Er hatte keinerlei Ambitionen, durch Werke oder Worte den Beweis anzutreten, dass er wirklich der Messias war. Zwar sagte er zu Philippus, dass die Jünger wenigstens wegen seiner Werke an ihn glauben sollten, aber es ging ihm nie um die Wunder, nie um die Zeichen an und für sich. Er weigerte sich, die Wundersucht der Massen zu befriedigen. Er lehnte es ab, auf Wunsch und zum Beweis für seine Sendung als Messias irgend etwas zu tun. Zwei Beispiele:
Dann antworteten ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: »Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen!« Er aber antwortete und sprach zu ihnen: »Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten.« (Matthäus 12, 38-39)
Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, indem sie von ihm ein Zeichen vom Himmel begehrten, um ihn zu versuchen. Und er seufzte auf in seinem Geist und spricht: »Was begehrt dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Nimmermehr wird diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden!« Und er ließ sie stehen, stieg wieder ein und fuhr an das jenseitige Ufer. (Markus 8, 11-12)
Jesus ging es nicht um die Wunder der Wunder wegen. Er wurde, zumindest von der religiösen Obrigkeit, oft genug gerade wegen der Zeichen angegriffen. Aber Jesus heilte trotzdem auch am Sabbat und antwortete auf Kritik:
Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke. (Johannes 5, 17)
Auch bei dieser Gelegenheit bestätigte er, dass er und der Vater eins waren. Dass der Vater in ihm war, dass er im Vater war. Als sich die Schriftgelehrten und Pharisäer darüber aufregten, erklärte er ihnen:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch wundert. (Johannes 5, 19-20)
Wie ist das bei uns? Zeigt uns Gott alles, was er selbst tut, weil er uns liebt? Zeigt uns Jesus noch größere Werke, die wir dann ausführen?

Vielleicht haben wir etwas übersehen: Die Zeichen und Wunder, die Jesus getan hat, die für seine Jünger (auch uns heute) den oben zitierten Worten gemäß der Normalfall sein sollten, geschahen aus Liebe. Gott liebt die Menschen, so sehr, dass er sein Kostbarstes geopfert hat. Gott will weder Krankheit noch Not.
Jesus stillte den Sturm, sättigte mit ein paar Broten und Fischen Tausende, verwandelte Wasser zu Wein, um jeweils einer Not abzuhelfen - aus Liebe zu den Notleidenden. Er heilte Kranke und
weckte Tote auf, aus Liebe zu den Betroffenen und Hinterbliebenen. Weil die Liebe Gottes zu den Menschen in ihm lebendig war.

Vielleicht werden wir Wunder tun, sobald wir damit weder unsere lokale Gemeinde, noch uns selbst, noch das Christentum an und für sich fördern wollen. Sobald in uns die Liebe Gottes zu den Menschen so lebendig wird wie in Jesus. Eine Liebe, die nicht verurteilt, nicht nach Schuld sucht, sondern eine Menge Sünden zudeckt und ausschließlich das Beste für den Menschen will. Für den Mitchristen genauso wie für den Moslem, für den Einflussreichen genauso wie für den Habenichts.

Dienstag, 8. April 2008

Endstation Abbey Road

Geschafft!

Zumindest der erste Schritt: Mein Romanmanuskript ist so weit fertig, dass sich nun die beste aller Ehefrauen der 146 Seiten (auf DIN-A4 gedruckt, im Buch dann etwa 280 Seiten, je nach Verlag) annehmen kann. Mit hoffentlich kritischem Blick wird sie die verbliebenen Schwachstellen auffinden und mich auf Lücken in der Erzählung genauso hinweisen wie auf Überflüssiges.
Wenn das dann erledigt und eingearbeitet ist, geht es los mit der Verlagssuche.

Endstation des Romans ist der Zebrastreifen in der Abbey Road in London. Genau, der Zebrastreifen.
Da ausnahmsweise einmal die Sonne über London schien, fuhren wir recht früh am vierten Morgen mit der U-Bahn zur Station St. John’s Wood und bummelten dann gemütlich über die Grove End Road in Richtung Ziel.
Die Abbey Road war relativ unbelebt. Ab und zu kam ein Auto, aber es gab ausreichende Lücken im Verkehr, um unser Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn zumindest einer der beiden überlebenden Beatles mit auf dem Bild gewesen wäre, aber man kann nicht alles haben.
Ich wollte im weißen Anzug, die Hände in den Taschen, über die Straße marschieren und versuchen, wie John Lennon auszusehen, obwohl natürlich meine Haare mit denen des Beatles auf dem Cover nicht konkurrieren konnten. Das bisschen, was auf meinem Kopf noch übrig war, umrahmte eine wachsende Glatze wie schwindender Strand bei Flut das Meer umsäumt.
Als wir auf die Aufnahmen vorbereitet waren und auf die nächste größere Verkehrslücke warteten, hielt ein weißer Volkswagen Käfer hinter dem Zebrastreifen. Ich fragte Jutta spaßeshalber, ob wohl die Londoner Fremdenverkehrsbehörden dafür sorgten, dass zumindest ab und zu das Bild der Straße dem auf dem Beatles-Album glich. Das Auto wurde an genau der Stelle abgestellt, an der auf dem Cover ein weißer VW parkt. Sie lachte und winkte mir zu, jetzt loszugehen.
Jutta und Viktor standen mit Camcorder beziehungsweise Fotokamera bereit. Der Junge hielt alles, was nun folgte, auf dem digitalen Video fest. Es ging so schnell, dass ich viele Einzelheiten erst später beim Betrachten der Aufnahmen bemerkte...
Am Anfang des Romans, das wissen regelmäßige Blogleser bereits, steht ein anderer Fußgängerübergang, in Berlin gelegen, und ein schwarzer VW Käfer spielt eine Rolle. Und was so alles auf den dazwischen liegenden Seiten passiert, wird hoffentlich bald in Buchform zu lesen sein.