Sonntag, 31. Mai 2009

Von Pfingsten und Ochsen

Wenn man die Menschen fragt, warum Pfingsten gefeiert wird, reichen die Erklärungen vom schnöden »keine Ahnung« über ein unsicheres »ist da nicht Jesus gekreuzigt worden?« bis zum überzeugten »na ein Frühlingsfest, mit Ochsen und so.«
Der Heilige Geist? »Unbekannt.« »Nie gehört.«

Das macht ja im Grunde nichts aus, denn der Heilige Geist will nicht berühmt werden. Es könnte jedoch andererseits auch nichts schaden, wenn zumindest ein Teil der Bevölkerung noch wüsste, dass Pfingsten das Fest der »Ausgießung des Heiligen Geistes« ist.

An den glauben manche nicht, andere sogar sehr begeistert. Neulich hörte ich mal wieder eine Gruppe von Menschen um ein »neues Pfingsten« bitten, damit - ja, warum eigentlich? Das war nicht so recht klar. Vielleicht weil es sich (zweifellos) so schön anfühlt, wenn der Heilige Geist kommt?

Am vorigen Sonntag war Reinhard Bonnke (Foto rechts) zu Gast in Berlin. Er sagte (sinngemäß, aus dem Gedächtnis zitiert) unter anderem:
Ich lese nirgends in meiner Bibel, dass die 120 in den Saal zurückkehren mussten, um eine neue Erfüllung, ein zweites Pfingsten, eine weitere Ausgießung zu erleben. Warum? Weil der Heilige Geist ein Feuer ist, das nicht verbrennt. Er braucht keine Auffrischung. So wie der Busch brannte ohne zu verbrennen, aus dem Gott mit Mose redete.
Es gibt Menschen, die wieder und wieder an den Altar zurückkehren, weil sie das gleiche Erlebnis erneut erleben wollen. Sie werden nach den ursprünglichen Gefühlen süchtig.
Solche Christen tendieren dazu, sich um sich selbst zu drehen und maßlos zu werden. Sie vergessen, dass die Geistestaufe gegeben wurde, um für den Dienst und die Evangelisation auszurüsten. Die Ziele des Missionsbefehls liegen ganz weit außerhalb des Heiligtums, in dem sich viele mit ihren großartigen Gaben verstecken.
Eben. Der Heilige Geist kam nicht, damit sich Christen wohlfühlen und an ihren tollen Weissagungen, Sprachenreden, Heilungen, Visionen und wasnochalles erfreuen. Er kam auch nicht, um Kirchengebäude mit zahlenden Mitgliedern zu füllen. Er kam auch nicht, um berühmt zu werden. Er kam vielmehr, damit die Gläubigen in der Lage sind, anderen Menschen das Reich Gottes zu zeigen, von dem Jesus sagte, es sei »nahe herbeigekommen«.

Pfingsten erinnert daran, dass das Reich Gottes da ist. Oder zumindest da sein könnte, erfahrbar, greifbar, konkret. Wenn wir aufhören würden, uns nach Salbungen und Gefühlen zu sehnen und statt dessen eine Sehnsucht entwickeln könnten, »die Hölle zu plündern«, wie Reinhard Bonnke sich gerne ausdrückt. Salbung und Gefühl kommen dann sowieso. Pfingsten war ganz schön laut und aufsehenerregend, als der Heilige Geist auf die 120 Menschn im Saal in Jerusalem fiel.

Foto: Selbst geschossen am 24.05.09 hier in Berlin, als Reinhard Bonnke seine Predigt begann.

Samstag, 30. Mai 2009

Gastbeitrag Martin Luther: Warten auf Pfingsten

Martin Luther berichtet, was die 120 Nachfolger Jesu anstellten, als sie in Jerusalem warteten und noch nicht wussten, worauf sie eigentlich genau warteten. Sie veranstalteten eine Apostel-Lotterie:
Vnd in den tagen / trat auff petrus vnter die Jünger / vnd sprach (Es war aber die Schare der namen zu hauffe bey hundert vnd zwenzig) / Jr Menner vnd Brüder / Es muste die Schrifft erfüllet werden / welche zuuor gesagt hat der heilige Geist / durch den mund Dauid / von Juda / der ein Furgenger war /dere / die Jhesum fiengen / denn er war mit vns gezelet / vnd hatte dis Ampt mit vns vberkomen.
Dieser hat erworben den Acker vmb den vngerechten Lohn / vnd sich erhenckt / vnd ist mitten entzwey geborsten / vnd alle sein Eingeweide ausgeschüt.
Vnd es ist kund worden allen / die zu Jerusalem wonen / also / das derselbige acker genennet wird auff jre Sprache / Hakeldama / das ist / ein Blutacker. Denn es stehet geschrieben im Psalmbuch / Jre Behausung müsse wüste werden / vnd sey niemand der drinnen wone. Vnd / Sein Bistum empfahe ein ander.
SO mus nu einer vnter diesen Mennern / die bey vns gewesen sind / die gantze zeit vber / welche der HErr Jhesus vnter vns ist aus vnd eingegangen /von der tauffe Johannis an / bis auff den tag / da er von vns genomen ist / ein Zeuge seiner aufferstehung mit vns werden. Vnd sie stelleten Zween / Joseph genant Barsabas / mit dem zunamen Just / vnd Mathian / Betteten vnd sprachen / HERR / aller hertzen Kündiger / zeige an / welchen du erwelet hast vnter diesen Zween / Das einer empfahe diesen Dienst vnd Apostelampt / dauon Judas abgewichen ist / das er hin gienge an seinen ort. Vnd sie worffen das Los vber sie / vnd das Los fiel auff Matthian /Vnd er ward zugeordenet zu den eilff Aposteln.
Quelle: Lutherbibel bei Zeno

Freitag, 29. Mai 2009

T-Shirt-Bekenntnisse

Irgnedwann kamen sie in Mode, die bunt bedruckten Hemden mit mehr oder weniger sinnvollen Bekenntnissen, Aufforderungen und Unsinnigkeiten. Ich weiß noch, dass ich einmal einige mit verschiedenen »Smile ...«-Variationen besaß. Kürzlich sah ich Reklame für einen T-Shirt-Versand, der unter anderem dieses Motiv anbietet.

Das hat mich unvermittelt daran erinnert, dass ich in jungen Jahren zwar nicht solch ein Shirt hatte, dass wir aber im Freundeskreis eine Zeit lang die Marotte pflegten, am Donnerstag keine »Undies« zu tragen. Da die Jeans damals (bei Mädchen und Jungs) samt und sonders hauteng waren, konnte man auch ohne Entblätterung vom Augenschein her erkennen, wer sich daran hielt und wer nicht. Keine »Pantyline« zu sehen? Alles in Ordnung! Braver Junge, braves Mädchen...

Ob das Ganze einen Sinn oder Anlass hatte, weiß ich nicht mehr, aber es war irgendwie prickelnd / peinlich / lustig. Und mit sehr viel »smile« verbunden, wenn wir nach kritischen Blicken feststellten, dass sich alle an die Abmachung gehalten hatten.

Nun hat die Modebranche inzwischen zumindest für die Damenwelt ja allerlei Modelle entwickeln, die sich auch bei eng anliegendem Stoff der Oberbekleidung nicht abzeichnen. Unser pubertärer Spleen würde so harmlos wohl nicht mehr funktionieren.
Doch auch heutzutage scheinen, zumindest in Wolfsburg, Menschen ohne die Produkte von Schiesser, Jockey, Klein und Co. unterwegs zu sein:

Ich weiß zwar nicht, wer oder was »Dzeko« sein soll, aber augenscheinlich hatte der Fußballverein aus Wolfsburg recht angenehmes Wetter, als der Sieg in der Bundesliga gefeiert wurde. Dieser Dame war es wohl dessenthalben mit Hemdchen zu warm geworden. Oder ist dies ein T-Shirt-Bekenntnis der besonderen Art? Vielleicht stand ja »Hertha« drauf und das wollte sie verstecken?

Dass sie (zumindest oben) nichts darunter trug, nun ja, das kenne ich wie oben erzählt noch aus eigenen Jugendtagen.

Den kleinen Harry Potter links im Bild hat es wohl nicht sonderlich gestört...

P.S.: Foto gefunden bei Stern Online via Google-News. Gesucht hatte ich nach »Hertha BSC«, das sei zu meiner Ehrenrettung angefügt.

Donnerstag, 28. Mai 2009

John Grisham: The Associate

Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken. -Hermann Hesse
Wenn Herr Hesse recht hat, dann sind die beste aller Ehefrauen und ich sehr reich. Stinkin' rich, sozusagen. An Büchern mangelt es wahrlich nicht in unserem Zuhause.
Wer allerdings auf materielle Weise reich werden möchte, wird es vielleicht so anstellen, wie es ein neuer Arbeitgeber dem Protagonisten in John Grishams Buch The Associate vorzeichnet: 20 Stunden Arbeitstage, Übernachten im Schlafsack unter dem Schreibtisch, rund um die Uhr mit dem Firmen-Mobiltelefon erreich- und abrufbar. So fängt nämlich jeder Associate an, der einmal Partner in der großen Firma werden will.

Kyle ist zu Beginn der Geschichte noch Jurastudent. Zwei Männer vom FBI beobachten ihn beim Training einer Jugendmannschaft und sprechen ihn an.
»Got a minute to talk?«
»Not really.«
»You might want to. It could be very productive.«
»I doubt that...«
Die Zweifel schwinden bald. Ein dunkler Punkt aus Kyles Vergangenheit, eine Geschichte, die er für begraben und vergessen hält, wird ihm präsentiert. Samt Videoaufnahme. Ein Film, der seine gesamte Karriere zunichte machen kann, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Grisham nimmt den Leser - keine große Überraschung - wieder mit in die Welt der Juristen. Doch in diesem Buch täuscht so gut wie jeder so gut wie jeden. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Und das machte den besonderen Reiz des vorliegenden Romans aus.
Kyle wird getäuscht und Kyle täuscht andere, samt seinem Vater. Er hat es mit professionellen Verbrechern zu tun, es geht um unvorstellbare Summen, und dass sein Freund zu Tode kommt, ist für diese Leute nur eine Notwendigkeit am Rande. Auch Kyle selbst muss um sein Leben fürchten.

Das Buch ist, obwohl es im Grisham-typischen Millieu spielt, anders als frühere Werke. Kyle ist nicht nur der Gute, der Held, sondern er muss sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, weil sie ihn eingeholt hat. Diese Vergangenheit ist schmutzig:
»So you're willing to risk the spectacle of a trial, and a conviction? You want the jury to see that video? You and your three roomies drunk out of your minds while a young woman is taken advantage of?«
»I didn't touch her.«
»No, but you were there, very close by, ten feet away. Come on.«
»I don't remember.«
»How convenient.«
Es hilft ja nichts, sich nicht zu erinnern, wenn ein Videobeweis vorliegt. Es hilft auch nichts, das wahrscheinlich betäubte Mädchen nicht selbst vergewaltigt zu haben, wenn man der Gastgeber der Party war. Also folgt Kyle dem Weg, den diejenigen, die den Beweis in Händen halten, ihm vorschreiben. Oder doch nicht?

Es ist eine spannende Geschichte, die Grisham in diesem Buch erzählt. Und, was nicht anders zu erwarten war, er erzählt sie gekonnt.
Die beste aller Ehefrauen war angeschichts des Schlusses nicht gerade begeistert. Ich gab zu bedenken: »So ist es eben im Leben. Warum also nicht auch mal im Roman?«

Mein Fazit: Lesenswert, weil unterhaltsam und spannend - was will man mehr? Langeweile kommt nicht auf. Überraschungen schon.
Nicht unbedingt der beste Grisham, aber ein sehr guter.

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
€ 10,90
Verlag: Doubleday (27. Januar 2009)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0385517831, ISBN-13: 978-0385517836
Zum Beispiel hier bei Amazon: The Associate

Mittwoch, 27. Mai 2009

Die Buskampagne

Am Samstag, 30. Mai, startet in Berlin eine Buskampagne mit einem nach dem englischen Vorbild plakatierten Bus. Weil es mit dem Beschriften von Linienbussen im öffentlichen Nahverkehr bisher nicht klappt, schicken die Initiatoren nun einen Bus auf Rundtour durch Deuschland.
Die Botschaft, die verbreitet werden soll: Man ist sich ziemlich sicher, dass es keinen Gott gibt.
Manch einer regt sich fürchterlich darüber auf, ich sehe das eher ambivalent bis positiv:
  • Die Aktion rückt, falls sie Beachtung findet, die Gottesfrage in die öffentliche Diskussion und bietet auch für Christen die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge deutlich zu machen.
  • Auf der Internetseite der Veranstalter ist sehr deutlich zu lesen, dass Jesus rettet, wie wichtig Gott für gesellschaftliche Werte ist und vieles mehr - weil dort nämlich zahlreiche Beispiele für »weltanschauliche Verkehrswerbung« abgebildet sind. Ich glaube nicht, dass solche Sprüche in U-Bahn und Bus dazu geeignet sind, Menschen mit Gott in Berührung zu bringen, aber vielleicht haben ja diejenigen, die sie dort anbringen, andere Erfahrungen gemacht? Ich finde einige der abgelbildeten Plakate jedenfalls grottenhässlich und oberpeinlich.
  • Mancher Slogan der Veranstalter ist bestens dazu geeignet, uns (soweit wir uns als Christen bezeichnen) einen Spiegel vorzuhalten, in den es sich zu schauen lohnt:
    »Ein erfülltes Leben braucht keinen Glauben« - ist das, was unsere Mitmenschen an uns sehen, ein erfülltes Leben? Wenn nicht, warum eigentlich nicht?
    »Werte sind menschlich - auf uns kommt es an« - reden wir viel von Werten oder leben wir Werte? (Ist unser Kaffee fair gehandelt oder stammt er von Sklaventreibern via Lidl-Markt? Heißen wir Flüchtlinge und Ausgestoßene willkommen oder meiden wir sie?)
    »Aufklärung heißt, Verantwortung zu übernehmen« - übernehmen wir Verantwortung in der Gesellschaft oder verkriechen wir uns in frommen Nischen?
    »Menschenrechte sind real. Auf uns kommt es an.« - überlassen wir den Streit für die Würde des Menschen den Atheisten oder sind auch für uns Menschenrechte wichtig und schützenswert? Wenn ja, woran merkt man das bei uns?
  • Wenn wir für die Freiheit der Meinungsäußerung und Religion eintreten, dann müssen wir gleichzeitig für die Freiheit derer eintreten, die nicht unsere Meinung und Religion teilen. Alles andere wäre keine Freiheit. Ich kann mir jedenfalls kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als einen »christlichen Gottesstaat« - das gab es schließlich schon mal. Einschließlich Krieg gegen Heiden, Mord an Andersdenkenden und Installation eines unfehlbaren Klerus mit schier unbeschränkter Machtbefugnis. Nein danke.
Von mir aus darf er gerne durch Deutschland rollen, der beklebte Bus. Nachdenken hat ja noch niemandem geschadet...

P.S.: Foto von Buskampagne.de

Dienstag, 26. Mai 2009

She's 68 but she says she's 54...


...dichtete Robert Dylan, wie er auf dem obigen Dokument unterschrieb, 1965 in den Text von Maggie's Farm. Nun ist er selbst 68. Fühlt er sich eigentlich wie 54? In Berlin meinte er am 3. Mai 2007 (ich war Ohrenzeuge!): I was so much older then, I'm younger than that now.

Wie auch immer: Am vergangenen Wochenende hatte er Geburtstag. Ich finde, er hat sich ganz gut gehalten, wie dieses Foto vom Konzert 2009 zeigt:


Happy Birthday, Robert Bob Zimmermann Dylan. And thank you for the music! May you stay forever young.

Apropos Forever Young. Hier noch was aus dem Jahr 1996. His Bobness besuchte seinerzeit David Letterman wegen einer neuen CD und sang dann kein Lied aus dem neuen Album World Gone Wrong, das Herr Letterman sogar in die Kamera hielt. Tja, so isser und so bleibter, der Bob.

Montag, 25. Mai 2009

Ramdösig


Wenn bei der Arbeit am Bildschirm der Text, den man übersetzt, anfängt, so auszusehen, dann ist man ramdösig geworden und sollte eine Pause in Erwägung ziehen. Daher habe ich nach 11 Stunden am Samstag gestern nur 4 Stunden gearbeitet.

Einerseits: Ich habe jetzt bereits 169 von 709 Seiten geschafft. Andererseits: Es liegen noch 540 Seiten Arbeit vor mir.

Na ja. Ramdösigkeit (oder heißt das Ramdösitismus?) ist ja nicht verboten...

Sonntag, 24. Mai 2009

Reinhard Bonnke: Sauerteig braucht Zeit

In den Evangelien sprach Jesus über die Natur seines Reiches: »Das Reich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.«
Dies scheint darauf hinzudeuten, dass Gott sich dessen bewusst ist, dass sein Reich in dieser gefallenen Welt keineswegs perfekt aussehen wird. Sein Reich wird in einer Gemeinde verborgen sein, oder im Leib eines Gläubigen, für eine bestimmte Zeit. »Verborgen« heißt, dass im Anfangsstadium nicht die volle Herrlichkeit seines Reiches zu erkennen ist. Mit der Zeit jedoch wird eine Umwandlung geschehen, bis es ganz durchsäuert ist.
Es ist nie eine gute Idee, die drei Maß Mehl wegzuwerfen, bevor der Sauerteig genug Zeit hatte, seine Aufgabe zu verrichten. Noch wichtiger ist es, dass wir im Glauben verstehen, dass der Sauerteig seines Reiches bereits am Werk ist, obwohl unsere Augen noch nichts davon sehen.
Der Glaube … ist eine Wirklichkeit … von Dingen, die man nicht sieht.

Freitag, 22. Mai 2009

Wo sind eigentlich meine Haare hingekommen?

Heute Abend wird also, wie regelmäßige Blogbesucher wissen, John Matthews (mit der besten aller Ehefrauen als Gesangspartnerin) einen kurzen musikalischen Beitrag zu einer Feier leisten. Er hat folgende Liederblätter in den Gitarrenkoffer gepackt:
  • Anybody Seen My Baby (Mick Jagger/Keith Richards)
  • Hey Hey Hey (John Matthews/Günter J. Matthia)
  • I'm A Believer (Neil Diamond)
  • So long, Marianne (Leonard Cohen)
  • (This Train Is) Bound For Glory (Woody Guthrie)
Eins davon fliegt dann vor Ort aus der Liste. Oder zwei.

Beim Blättern in den alten Noten und Liedblättern und sonstigen Memorablien fiel mir das Foto in die Hand, das John Matthews mit Bass statt Gitarre zeigt, backstage vor dem Auftritt bei einem Sommerfest. Seinerzeit war er wohl so etwa 16 Jahre alt jung. Wo der Bass abgeblieben ist, weiß ich. Den hat ein Freund bekommen, weil John Matthews nach zwei Auftritten am Bass reumütig wieder zur Gitarre zurückgekehrt ist.
Weiße Socken zu Ledersandalen trägt er heute nicht mehr. Die Hemden sind etwas weniger ausgefallen gemustert, bekommt man überhaut noch solche Batik-Dinger? Kaum.

Aber: Wo sind eigentlich all die schönen Haare hingekommen?

Donnerstag, 21. Mai 2009

Christi Himmelfahrt oder Vatertag?

Ich gebe es zu: Ich habe dem »Vatertag« nie etwas abgewinnen können, obwohl oder weil ich ihn seit Kindheit kenne. Womöglich hat das damit zu tun, dass es mir kein Vergnügen wäre, mit einer Gruppe zunehmend alkoholisierter Männer durch die Gegend zu radeln, im Biergarten zu sitzen oder über eine Wiese zu torkeln.
Es ist für regelmäßige Leser meines Bogs kein Geheimnis, dass ich nichts gegen Bier habe. Auch Biergärten an und für sich halte ich für eine gute Erfindung. Das Radfahren macht mir gelegentlich Spaß. Wiesen meide ich nicht.
Es liegt also vermutlich an irgendwelchen Kombinationen der Bestandteile oder an meiner Persönlichkeit; auch vom Fasching/Karneval habe ich mein Leben lang Abstand gehalten...

1936 wurde Christi Himmelfahrt als gesetzlicher Feiertag in Deutschland eingeführt. Abgesehen davon, dass weder Jesus noch die Christen, von denen die Bibel berichtet, irgendwelche »christlichen« Feiertage begründet oder angeordnet haben, ist es ja nicht grundsätzlich schlecht, bei solchen Festtagen mal wieder an wichtige Ereignisse rund um Christus und sein Leben erinnert zu werden. Dieser Gedenktag heute erinnert daran, dass er nicht nur aus dem Grab auferstanden ist, sondern auch zu seinem (unserem) Vater im Himmel zurückkehrte, nachdem er den göttlichen Rettungsplan für uns erfüllt hatte.
An seiner Stelle kam wenig später, und daran erinnern die nächsten Feiertage auf unserem Kalender, ein Helfer und Tröster, der noch heute jedes Unmöglich in ein Möglich verwandeln kann.

Für mich gilt jedenfalls: Christi Himmelfahrt statt Vatertag.

Ich wünsche den Damen wie den Herren unter meinen Blogbesuchern je nach Gusto einen schönen Vatertag oder einen schönen Himmelfahrtstag. Womöglich bekommt ja jemand sogar beides unter einen Hut? Oder feiert gar nichts?

Foto 1: Netzzeitung - Alkoholunfälle am Vatertag nehmen zu (2008)
Foto 2: WikiCommons - Himmelfahrt als Elfenbeinrelief (400)

Mittwoch, 20. Mai 2009

Dirty Old Town?

Vor einigen Wochen habe ich zugesagt, am 22. Mai 2009 noch einmal in die Haut des John Matthews zu schlüpfen, anlässlich der Hochzeit einer langjährigen Freundin, die früher, als ich noch John Matthews war, meinen Sanges- und Gitarrenkünsten mit Begeisterung zu lauschen pflegte.

Eigentlich habe ich ja vor acht Jahren den Musiker John Matthews in die Rumpelkammer der Geschichte gesperrt, mit der Absicht, ihn nicht wieder herauszulassen. Nun waren einige Abende der letzten und dieser Woche der Auswahl von Liedern und dem Ausprobieren gewidmet. Drei oder vier sollen es sein, mehr nicht. Aber nach acht Jahren sind drei oder vier schon eine gewisse Herausforderung. Rund 150 Songs hatte John Matthews im Repertoire, und als er nun aus der Kammer entlassen wurde, zeigte er sich erstaunlich munter und kaum vergesslich. Gelegentlich fiel ihm eine Textzeile oder ein Akkord nicht ein, aber im Großen und Ganzen muss ich doch den Hut ziehen. Er hat kaum was vergessen.

Heute abend wird er wohl endgültig entscheiden, welche Songs er den Gästen der Hochzeit und der Braut nebst Bräutigam zu Gehör bringen wird. Drei oder vier von diesen:
  • Dirty Old Town (Irische Lieder kommen immer gut an)
  • Ob-la-di, Ob-la-da (als Blues, keinesfalls in der Lennon-McCartney Version)
  • Don't Try To Tell Me (das erste selbst geschriebene Lied, nunmehr etwa 37 Jahre alt)
  • So Long, Marianne (früher zumindest ein Lieblingslied der Braut)
  • Hey Hey Hey (eine weitere eigene Komposition)
  • Anybody Seen My Baby? (die Braut ist Stones-Fan)
  • I'm A Believer (wegen der Liebe und der Hochzeit, zu der sie führte, eigentlich unvermeidlich)
  • Cover Of The Rolling Stone (witzig, falls die Gäste des Englischen mächtig sind)
  • (This Train Is) Bound For Glory (Woody Guthrie hat tolle Gospelsongs geschrieben)
  • Lola (falls die Gäste schon so alkoholisiert sind, dass sie was zum Mitgröhlen brauchen)
Na ja. Schaun mer mol. Es gibt ja noch rund 140 weitere Songs in meiner Sammlung. Nee, in der Sammlung des Herrn John Matthews!

Dienstag, 19. Mai 2009

Andernorts...

...kann man lesen,
Hier ist wieder nix los. Ideen hätte ich, aber: Es gebricht an Zeit.

Montag, 18. Mai 2009

B wegen A

Wegen A ist hier heute wieder mal B.

Nicht ganz geschafft...

Gestern (Samstag) habe ich etwa 11 Stunden gearbeitet. Zunächst zwei am Lektorat eines Buches über Gemeindegründung und dann neun an der neulich erwähnten Übersetzung. Dafür verzichtete ich - welch großes Opfer! - auf die Teilnahme am Putzeinsatz unseres Hauskreises in den Gemeinderäumen.

Ich hatte mir vorgenommen, bis zum zehnten Kapitel (einschließlich) des Buches zu kommen, aber statt dessen stecke ich noch im neunten. Na ja. Ziel nicht ganz erreicht.

Abends waren wir dann bei Freunden zu Gast, einfach nur so, aus Freundschaft, ohne sonstigen Anlass. Das war schön und entspannend und tat gut.

Samstag, 16. Mai 2009

Die Spinner

Mancher nimmt ja kein Blatt vor den Mund. Neulich meinte jemand zu mir, als es um emergente Konversation ging: »Alles Spinner.«
Ich zitierte antwortend Mark Twain: »Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat. «

Freitag, 15. Mai 2009

Herzlichen Glückwunsch!

Heute feiert ein Blog, den ich schon abonniert hatte, bevor ich selbst zum Blogger mutierte, Geburtstag: Die Schönheit des Simplexen. Damals hieß er noch irgendwie anders, »Die Komplexität des schönen Storches« oder so was. Weißnichtmehrwie.

Egal - ich gratuliere ganz herzlich und bedanke mich beim Storch für unzählige wertvolle Impulse, Gedankenanstöße, Lehrreiches, Unterhaltsames und vieles mehr. Und ich freue mich auf die nächsten vier Jahre.

Eifersucht

Franz Grillparzer: »Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.«
Ich: »Stimmt. Also lieber sein lassen.«

Donnerstag, 14. Mai 2009

Austritt

Ein Kollege aus dem Schwabenländle (die wissen, wie man sparen kann!) schickte mir dieses Formular (Klick auf das Bild zum Vergrößern / Herunterladen) verbunden mit der Frage, ob ein entsprechender Austritt auch in Berlin möglich sei.
Ich würde es ja versuchen, aber welche Begründung soll ich ankreuzen?
  1. Ich habe schon einmal Steuern bezahlt und es hat mir nicht gefallen. Der entsprechende Zahlungsnachweis ist in der Anlage beigefügt und erläutert.
  2. Ich bin verheiratet und mein Partner macht zuviel Sonderausgaben. Außerdem ist er eine außergewöhnliche Belastung und behindert mich körperlich.
  3. Der Bundesfinanzminister war mit mir im gleichen Kindergarten, ich kenne einen persönlichen Freund des Bundeskanzlers und mehr als drei Finanzbeamten.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Gastbeitrag Jonathan Brink: Der Kreis der Einbeziehung

Was ich, wenn die Rede auf meine Teilnahme am emergenten Dialog kommt, immer wieder höre, ist die mit einem Vorwurf gekoppelte Frage: »Was tut ihr da eigentlich? Ihr redet doch nur!« Als sei es verwerflich, zu reden, auszutauschen, andere Gesichtspunkte und Meinungen kennen zu lernen, darüber zu diskutieren. Womöglich ist es typisch deutsch, immer etwas tun zu wollen? Resultate vorweisen zu müssen, damit etwas sinnvoll wird?

Nur typisch deutsch scheint es nicht zu sein. Aus dem folgenden Artikel aus Amerika von Jonathan Brink hatte ich neulich schon den enthaltenen Witz mit der emergenten Glühbirne zitiert. Ich finde, dass der Text zumindest einen Teil der Probleme sehr treffend beschreibt, die manche Kritiker auch hierzulande mit Menschen wie mir haben: Wir wollen weder eine neue Kirche oder Bewegung gründen, noch geben wir uns Statuten, Satzungen oder sonstige Regelwerke. Wir grenzen nicht die herkömmlichen Gemeindeformen oder Frömmigkeitsstile aus, sondern wir denken über ihre Formen hinaus und stellen uns vor, dass es vielleicht noch mehr Möglichkeiten und Ausprägungen gibt, Glauben zu leben. Wir reden nur. Jawohl. Und das ist auch gut so.

Hier der Text »The Circle of Inclusion« in meiner Übersetzung:

Kürzlich unterhielt ich mich mit jemandem, der über die emergente Gemeinde wirklich frustriert war. Er ärgerte sich außerordentlich über etwas, was er als andauernde Matschigkeit empfand, und ich verstand ihn sehr gut. Das Gespräch innerhalb der emergenten Gemeinde ist tatsächlich gewöhnungsbedürftig, weil die Vorgehensweise radikal anders ist als man es gewohnt war. Mein Gesprächspartner nahm an, dass wir nichts anderes tun, als herumzusitzen und zu reden. Aus seiner Sicht war unsere Anmaßung so tiefgreifend, dass wir so weit gesunken sind, nicht nur über die emergente Gemeinde zu reden, sondern uns auch über das Reden an sich zu unterhalten.

Das fällt mir dieser Witz ein:
Frage: Wie viele Blogger aus dem Bereich der emergenten Konversation braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?
Antwort: Einen, um die Glühbirne zu wechseln und darüber zu bloggen. 315, die das lesen, aber keinen Kommentar abgeben. Zwei, die ihre Meinung äußern, dass eine blinkende und farbige Glühbirne eher der heutigen Kultur angemessen wäre. 34, die in scharfem Ton diskutieren, dass all dieses Gerede über »hell« und »dunkel« relativ sei, völlig vom kulturellen, gesellschaftlichen und persönlichen Hintergrund und Erfahrungsschatz abhängig. 18, die dazu Zitate von Derrida, Baumann und McLuhan beisteuern und die grundlegende Dualität von Licht ins Gespräch bringen.

Es existiert dieser faszinierende Mythos, dass wir nichts anderes tun, als zu reden, was übrigens eine der grundlegendsten Formen ist, miteinander in Beziehungen zu treten. In der Kommunikation mit anderen lernt man, den eigenen Glauben auszudrücken.
Als ich meinem Gesprächspartner meine Definition - oder besser gesagt mein begrenztes Verständnis - in Worten ausdrückte, gefiel ihm das nicht: Die emergente Gemeinde ist eine gemeinsame Suche nach einer ganzheitlich ausgerichteten Ausdrucksform der Nachfolge nach dem Beispiel Jesu durch Liebe. Seine erste Frage war sofort: »Was glaubst du denn?« Ich antwortet: »Ich glaube an Jesus.« Seine unmittelbare Gegenfrage: »Aber was glaubst du bezüglich Jesus?«
Da dämmerte es mir: Indem sie sich weigert, sich durch traditionelle Definitionsmethoden definieren zu lassen, hat die emergente Gemeinde die traditionellen Werkzeuge des Streitens zunichte gemacht. Und darüber sind die Leute sauer. Ich könnte sagen, dass die emergente Gemeinde absolut an die Wahrheit glaubt, sie aber nicht gemäß traditioneller Mittel definiert. Man nennt die Wahrheit Liebe, was dann wiederum alles andere definiert.
Mein Freund suchte nach Unterschieden. Und indem er das tat, wendete er Mittel an, die schlussendlich etwas oder jemanden ausschließen würden. An irgend einem Punkt mussten unsere Unterschiede deutlich werden, eine Barriere zwischen den gegenseitigen Beziehungen würde geschaffen. Wenn wir anfangen, Menschen anhand dessen zu definieren, was sie glauben, anstatt anhand dessen, was sie sind, erschaffen wir natürliche Grenzen, die wiederum folgerichtig zur Ausgrenzung führen, selbst wenn wir das gar nicht beabsichtigen. Und diese Barrieren werden irgendwann uns selbst abtrennen. Am Ende haben wir dann 27.000 verschiedene Versionen von Gemeinde. Unser Wunsch nach Einheit wird zur Unmöglichkeit, weil wir mit einer Methode begonnen haben, die das Scheitern in sich trägt.

Wenn wir statt dessen mit der Liebe beginnen, erschaffen wir das, was meiner Meinung nach Jesus wirklich beabsichtig hat, nämlich einen Kreis der Einbeziehung. Liebe beginnt mit unseren Gemeinsamkeiten, nicht mit unseren Unterschieden. Menschen werden hereingezogen, anstatt sie aus dem Kreis hinauszudrängen. Über unsere Unvollkomenheit wird hinweggesehen, damit wir das Beste an einander entdecken. Barrieren werden zerstört, anstatt welche aufzurichten.
Wenn wir bei der Liebe anfangen, beginnen wir einen völlig anderen Weg des Wirkens. Wir beginnen mit der Vorstellung, dass wir alle in Gottes Bild erschaffen wurden. Unterschiede definieren uns nicht. Sie repräsentieren subtile Facetten eines anderen Teiles des Bildes Gottes, das im anderen Menschen zum Vorschein kommt. Das können wir nicht unter unsere Kontrolle bringen. Wir können nur daran teilhaben. Und wenn wir das tun, dann sind wir mit dem beschäftigt, was Jesus als einzigen wahren Weg des Lebens bezeichnet hat. Wir erschaffen ein unerschütterliches Fundament, auf dem aufgebaut werden kann, was es bedeutet, Mensch zu sein: Zu lieben.
Quelle: The Circle of Inclusion

Dienstag, 12. Mai 2009

Sparflamme

Ich habe Ende der letzten Woche mit einem recht gewaltigen Auftrag begonnen: Die Übersetzung eines 600-Seiten-Buches aus dem Englischen ins Deutsche. In der nächsten Zeit wird daher der Blog zwar nicht eingestellt, aber womöglich ein wenig auf Sparflamme köcheln.

Es handelt sich um die Autobiographie eines nicht unbekannten Zeitgenossen, mehr wird einstweilen nicht enthüllt. Natürlich werde ich, wenn das Buch dann auf dem Markt ist, gebührend darauf hinweisen. Ein Datum für die Veröffentlichung hat der Verlag noch nicht genannt.

Also, liebe Blogbesucher: Ich bin nicht schreibfaul oder weg, sondern sehr beschäftigt. Doch gibt es auch Entwarnung: Einige Beiträge für den Blog sind bereits fertig, andere, eher kurze, lassen sich bestimmt dazwischenschieben. Nur übersetzen macht ja ramdösig...

Montag, 11. Mai 2009

Harald Sommerfeld: No more Blues

Es gilt, etwas in Worte zu fassen, was eigentlich nur selbst erlebt werden kann: Das Gefühl, wenn eine unsichtbare, jedoch deshalb nicht weniger drückende Last von den Schultern - von der Seele genommen wird. Das Gefühl, wenn plötzlich das sprichwörtliche »Aha-Erlebnis« stattfindet. Ein Gefühl, ein Empfinden, das mich bei der Lektüre des hier vorgestellten Quadros mehrmals überrascht hat.
Christen sagen, Jesus Christus habe »ihre Schuld auf sich genommen«. Warum gibt es dann kaum jemanden, der mehr unter Schuldgefühlen leidet, als gerade die Christen?
So beginnt der (aus meiner subjektiven Sicht beste) »Monatsbegleiter« aus der Quadro-Serie im Down to Earth Verlag. Ich habe keinen ganzen Monat gebraucht, um die 40 Seiten zu lesen, denn erstens lasse ich mir von einem Buch nicht sagen, in welchem Rhythmus oder Tempo ich es lesen soll, und zweitens wollte ich am Ende jeder Seite sofort wissen, was auf der nächsten auf mich wartet. Noch ein »Ach so!«, ein weiteres »Warum habe ich das in 30 Jahren nicht kapiert?« oder ein »Das habe ich immer so empfunden - jetzt weiß ich auch warum!«
Es geht um den Blues. Nicht den von B. B. King oder Eric Clapton, sondern um den Blues, den viele, viel zu viele Christen mit sich herumtragen und der von den Menschen rings herum keineswegs übersehen wird, der noch dazu das eigene Christenleben schwer macht.
Das allerdings hat Tradition im Christentum:
Während Jesus den Menschen das einfache Evangelium verkündete: »Dir sind deine Sünden vergeben«, hören Menschen, die gläubig werden, von Christen oft etwas anderes.
Zunächst einmal müssen sie einsehen, dass sie Vergebung brauchen, also wird ihnen statt des Zuspruchs der Vergebung ein Spiegel ihres Versagens vorgehalten.
Sobald sie Christen werden, bringt man ihnen bei, dass die Vergebung ein leicht verderbliches Gut sei, das immer nur bis zur Gegenwart reiche. Jeder neue Fehltritt erfordere spezielle Maßnahmen der Tilgung: Beichte, Bekenntnis, Wiedergutmachung oder dergleichen.
Mir hat man seinerzeit (vor rund 35 Jahren) sogar beigebracht, dass ich noch gar nicht »richtig« erlöst sei, da ich ja noch die Beatles, die Rolling Stones und - o weh, o weh! - sogar Led Zeppelin hörte. Erst wenn diese Platten verbrannt seien (und natürlich Buße für den Besitz und das Hören getan war), durfte ich als »erlöst« gelten. Dann stellte sich heraus, dass ich rauchte. Auch das ging natürlich nicht. Und so weiter...
Es gab - und gibt, Gott sei es geklagt - viele solche Fälle wie mich. Einige, die ungefähr zeitgleich mit mir Jesus kennen gelernt hatten, waren einige Monate später nicht mehr am Glauben interessiert. Die tiefe und übersprudelnde Freude, die Jesus in mein und ihr Herz gegeben hatte, wurde gedämpft, sogar erstickt. Christsein wurde zum Leben nach einem unüberschaubaren und sowieso unerfüllbaren Regel- und Gesetzeswerk. Man darf nicht weltliche Musik hören. Man darf nicht nackt baden gehen. Man muss zum Gottesdienst gehen. Man muss beim Gemeindeputz mithelfen. Man muss dieses, man darf nicht jenes.
»No more blues« nennt ein anderes Beispiel, eins, das ich ebenfalls kennen gelernt habe:
Der Blues beginnt oft schon am Tag der Bekehrung. Voller Freude bricht jemand in ein neues Leben mit Jesus auf. Doch schon fällt er einem Mitchristen in die Hände, der ihn wohlmeinend unterweist: Ab heute müsse er täglich in der Bibel lesen.
Schon ist die Weiche falsch gestellt. Kein Wunder, dass der Zug bald im Bahnhof der Schuldgefühle einfährt. Was Kür sein sollte, ist zur Pflicht geworden.
Ich versichere dir: »Du musst überhaupt nicht in der Bibel lesen!« Damit sage ich nicht: »Lies nicht in der Bibel!« Wenn du willst, darfst du sie gern lesen. Ich würde mich darüber freuen. Ich weiß, dass sie dir gut tun wird. Ich sage nur: Du musst sie nicht lesen. Jedenfalls nicht, um Gott zu gefallen – du gefällst ihm nämlich schon.
Ich kann das ganz einfach beweisen. 1500 Jahre lang gab es Christen, ohne dass es gedruckte Bibeln gab. Dem normalen Christen waren die existierenden Handschriften entweder nicht zugänglich, oder er konnte nicht lesen. Wie kann Bibellesen da eine Christenpflicht sein? Wie kann ein Christ etwas müssen, was der Mehrheit der Christen über 1500 Jahre gar nicht möglich war?
Der Autor Harald Sommerfeld ist ein Querdenker, der durch das Querdenken so manchen gordischen Knoten durchschlagen hilft. Er umgeht unbequeme Probleme nicht, sondern er lädt mit diesem Buch dazu ein, gerade diese unangenehmen Aspekte des Lebens als Christ aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Und das kann, vorausgesetzt der Leser lässt sich darauf ein, zu den eingangs geschilderten Aha-Erlebnissen führen.
Der Autor verkennt dabei nicht die Tatsache, dass es durchaus Dinge in der persönlichen Historie eines Christen geben mag, bei denen eine »Aufarbeitung« unumgänglich ist, damit sie sich nicht mehr störend auswirken. Zum Beispiel:
Wenn du merkst, dass ein bestimmtes Fehlverhalten dich hartnäckig bedrückt, Schuldgefühle nicht abzuschütteln sind und etwas in dir einfach nicht glauben will, dass die Sache durch Jesus schon erledigt ist, dann kann ein Bekenntnis vor einem anderen dir helfen. Manches kann leichter entmachtet und losgelassen werden, wenn es ausgesprochen wird.
Suche dir einen Menschen, dem du vertraust. Erzähle ihm, was du getan hast, und lass dir von ihm bestätigen und zusprechen, dass die Sache vergeben und erledigt ist. Dann geh fröhlich deines Weges.
»No more Blues« ist ein Mutmacher, aber nicht von der billigen Art, die »alles wird gut« zu suggerieren versucht. Das Quadro ist nicht oberflächlich, sondern es versetzt den Leser in die Lage, unter die Oberfläche des (eigenen) Glaubenslebens zu schauen. Dort sind womöglich Denkmuster und Überzeugungen verborgen, die dafür sorgen, dass Christen zwar sagen, Jesus Christus habe »ihre Schuld auf sich genommen«. Unsere Mitmenschen dagegen fragen sich: »Warum gibt es dann kaum jemanden, der mehr unter Schuldgefühlen leidet, als gerade die Christen?«
Harald Sommerfeld zeigt Wege auf, wie man diese Zustand nachhaltig ändern kann.

Mein Fazit: Eigentlich sollte dieses Heft zur Pflichtlektüre erklärt werden, aber dann würde man ja, falls jemand es nicht liest, wieder den Blues erzeugen. Viel besser: Neugierig werden, anfangen zu lesen und – wie ich – nicht mehr aufhören wollen.
Und, nicht zu vergessen: Eric Clapton darf man weiter hören und genießen! B.B. King auch. Und sogar Led Zeppelin.

ISBN 978-3-935992-56-5
40 Seiten, 4 Euro
Verlag Down to Earth

P.S.: Das Foto zeigt eine Doppelseite aus dem Quadro, um auch die sehr gelungene Grafikarbeit zu würdigen: Diese Hefte sind auch optisch ein Highlight. (Man verzeihe mir den Anglizismus, aber da das Quadro einen englischen Titel hat, obwohl es in Deutsch geschrieben wurde, bin ich so frei. Ohne Blues Schuldgefühle.)
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Sonntag, 10. Mai 2009

Abseits?

Gestern also war ich im Olympiastadion. Meine Prophetie vor dem Spiel hat sich als richtig erwiesen: Unsere Hertha (im folgenden die Guten) hat verdient gewonnen, die andere Mannschaft (im folgenden die Bösen) hat verdient verloren. Hier ein paar Stichpunkte. Der Nachmittag war...


übersichtlich
Dieses Foto (wider besseres Wissen aber in Ermangelung meiner Kamera mit dem Telefon angefertigt) zeigt die Perspektive, aus der ich das Spiel verfolgt habe. Anders als im TV natürlich. Man hat nie Details im Blick, sondern immer das Gesamtbild. Es war jedoch schön übersichtlich.

geistlich
Auf dem Weg ins Stadion, vor dem Spiel und zwischendurch unterhielten mein Freund Haso und ich uns über allerlei geistliche Themen. Vom Gemeindebau über leere Stadien bei »christlichen« Events bis zu den offensichtlichen Parallelen zwischen Fußballspielbesuch und Gottesdienstliturgie.

amüsant
Vor allem die Kommentare eines hinter uns sitzenden Herrn, der mit einem lautstarken Stimmorgan gesegnet und offensichtlich Experte war, brachten mich oft zum Schmunzeln. Als durch einen Spieler der Guten einer von den Bösen zu Fall gebracht wurde, rief der Mann hinter uns: »Der fällt doch bloß aus Altersschwäche!« Wenn einer von den Guten nicht nach den Wünschen des Herrn hinter uns mit dem Ball zurecht kam, gab es gute Ratschlägt: »Jetz aba rechts rum, du Pfeife!« »Mensch, renn doch mal!« »Nich imma mittm Außenrist!«

lehrreich
Ich lernte aufgrund der Reaktionen des Publikums, wenn ein neuer Spielstand eines andernorts stattfindenden Spieles angezeigt wurde, dass es nicht genügt, wenn die Guten gut spielen. Haso erläuterte fachkundig: Auch Stuttgart, Wolfsburg und Weißnichwer entscheiden darüber, ob unsere Hertha auf Platz 1 landen wird. Das finde ich doof.

bunt
Die Zuschauer waren überwiegend in Blau und Weiß gewandet. Auch ich hatte ein blaues T-Shirt, allerdings eines der »normalen« Sorte, gewählt. Der Schiedsrichter hielt das wohl für ziemlich einseitig und hob gelegentlich etwas Gelbes in die Höhe, was das Publikum einmal zu lautstarken Missfallensäußerungen und einmal zu freundlicher Zustimmung veranlasste.

verwirrend
Manches von den Abläufen auf dem Rasen war hübsch anzusehen, aber die Regeln sind mir nicht geläufig. Gab es eine Abseitssituation? Wenn ja, dann habe ich sie nicht als solche zur Kenntnis genommen.

religiös
Man soll ja den Römern ein Römer sein, also beteiligten mein Freund und ich uns an einigen der religiösen Übungen. Er brachte vor dem Spiel ein Speisopfer (Fischbrötchen) dar, ich ein Rauchopfer (Pall Mall). Wir beide entzogen uns auch nicht der weit verbreiteten Übung des mehrfachen Trankopfers (halber Liter für Drei Fuffzich).

musikalisch
An den Lobgesängen konnte ich mich mangels Textkenntnis nicht beteiligen, aber es wurde viel gesungen, vor dem Spiel und während des Spiels, vor allem immer dann, den die Guten ein Tor geschossen hatten. Herr Frank Zander sang nicht, sondern bedankte sich über die Videowände dafür, dass Hertha BSC 1000 Karten für den guten Zweck spendiert hatte, den er unterstützt. Es sangen aber die Ärzte, irgend was von Meisterschaft.

beeindruckend
Über 71.000 Menschen nach offizieller Zählung füllten das Stadion. Das ist schon eine beeindruckende Kulisse, die sich auch durch beeindruckende Lautstärke auszudrücken vermag. Bemerkenswert fand ich auch die generations- und schichtübergreifende Faszination des Fußballs. Sehr viele Familien mit Kindern waren da, junge Leute, ältere Herrschaften. Es gab Anzüge und Krawatten zu sehen, hübsche Kleider und Blusen, allerdings (wie erwähnt) hatten sich doch die meisten Menschen in den Vereinsfarben verkleidet. Überraschend für mich: Sehr viel weibliches Publikum, ich dachte immer, Fußball im Stadion sei Mänersache.

Kurz gesagt: Schön wars. Hat mir Spaß gemacht, das erste Fußballspiel meines Lebens. Hasos Tochter schickte ihm nach Ende des Spiels eine SMS mit der Aufforderung, er solle mich jetzt jedes Mal mitnehmen, da ich der Hertha Glück bringen würde. Nun ja. Ich meine, die Akteure auf dem Rasen schaffen das auch ohne mich. Dass das nicht das letzte Fußballspiel sein muss, dem ich beiwohne, ist allerdings auch wahr.

Samstag, 9. Mai 2009

Freistoß!



Heute werde ich - man glaubt es kaum - das erste Fußballspiel meines Lebens in einem richtigen Stadion besuchen. Hertha BSC spielt im Berliner Olympiastadion gegen eine andere Mannschaft. Aus dem Ruhrpott, wenn ich mich nicht irre.

Dieses Vergnügen wird mir zuteil, weil ein Freund mich eingeladen hat. Einer, der sich auskennt, der wird mir auch dann sicher erklären können, was es mit dem oben abgebildeten Freistoß auf sich hat und wann er denn nun endlich ausgeführt wird.

Das Ergebnis steht ja bereits fest: Unsere Hertha gewinnt. Die Leute aus dem Ruhrgebiet fahren bedrückt nach Hause. Da freut sich die Berliner Seele des GJM.

Foto: WikiCommons

Freitag, 8. Mai 2009

Gastbeitrag: Campino »Be ONE of us«


Via ONE Germany

Ich kann aus Zeitgründen dieses Mal leider nicht dabei sein: ONE informiert heute und sammelt Unterschriften für den »Artikel ONE« vor dem Velodrom (Prenzlauer Berg) in Berlin (dort findet der Parteitag Bündnis 90/Grüne statt). 16:30 Uhr bis ca. 18:30 Uhr irgendwo in der Nähe der Haupteingänge.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Sie wollen nicht hören, was du glaubst.

Craig Groeschel, Seniorpastor der LifeChurch.tv, hat sich kürzlich Gedanken bezüglich der jungen Generation gemacht. Damit meint er die 20-30-jährigen. Ich habe bereits ein paar Überlegungen dazu unter dem Titel »Was tun gegen schrumpfende Gemeinden?« beschrieben. Hier mein zweiter Beitrag zu seinen Schlussfolgerungen. Groeschel schreibt:
Wer die nächste Generation für Christus gewinnen will, darf sie nicht auffordern, das zu glauben, was er glaubt. Er muss sie vielmehr einladen, das zu tun, was er vorlebt.

Den Glauben halten sie für billig. Diese Generation hat unzählige Ausprägungen des Glaubens gesehen, alle Variationen von Formen der Religion, die du dir vorstellen kannst - und etliche, die deine Vorstellung übersteigen. Diese Leuten sind von Menschen, die das, was sie angeblich glauben, nicht auch vorleben, extrem abgestoßen. Sie wollen nicht hören, was du glaubst, sondern sie wollen die Auswirkungen deines Glaubens in Aktion sehen. Wenn du dich allerdings traust, wie Jesus zu leben, dann hast du die größten Chancen, die junge Generation zu erreichen.
  • Wenn deine Version des Christseins sich darauf beschränkt, gegen dieses und jenes zu sein, wirst du auf taube Ohren stoßen.
  • Wenn andererseits dein Glaube so lebendig ist, dass du den Hungernden Speise geben, die Nackten bekleiden, die Kranken heilen, die Ausgegrenzten lieben musst - alles im Namen Christi - dann wirst du Interesse wecken.
So merkwürdig es klingen mag: Wenn du wirklich ein missionales und vom Heiligen Geist durchdrungenes Leben führst, dann kann es sein, dass die jungen Menschen dir nachfolgen. Und dann irgendwann später auch glauben, was du glaubst.

Um diese Generation zu erreichen, musst du sie wertschätzen und in sie investieren. Viele von uns älteren Christen glauben nicht an das Potenzial in denen, die nach uns kommen (wie unsere Väter und Mütter auch nichts von unsere wilden Ideen hielten). Einige Gedanken dazu:
  • In den meisten Fällen haben beide Elternteile dieser Menschen gearbeitet. Den Kindern und Heranwachsenden wurden viele Freiheiten gegeben, aber wenig Zeit. Die meisten sehnen sich tief innen nach Zuwendung.
  • In ihrer überwiegend aus Grautönen bestehenden Welt hungern sie nach jemandem, der Schwarz und Weiß definieren kann.
  • Viele wurden mit materiellem Segen überhäuft, sie mussten sich nicht sonderlich anstrengen, um etwas zu bekommen. Man erwartete das auch nicht von ihnen. Sie wollen gefordert werden.
Unsere Herausforderung lautet, in diese Generation zu investieren. Sie wollen von uns lernen. Und sie können übrigens uns eine ganze Menge beibringen. Bertrachte dich als Paulus, der nach einem Timotheus sucht. Selbst wenn du erst 23 bist, dann halte eben Ausschau nach jemandem, der 18 ist und sprich Leben in ihn hinein.
(Hier Quelle 1 / Quelle 2 - Übersetzung von mir.)
Ich meine, dass Craig Groeschel in vielen Punkten recht hat. In meiner Generation war es üblich, dass sich jemand aufgrund der frontal-einseitigen Verkündigung des Evangeliums - sei es nun privat oder in einer öffentlichen Veranstaltung - bekehrte (um mal dieses etwas angestaubte Wort zu benutzen). Daher lud man Freunde und Bekannte zu Evangelisationen und besonderen Gottesdiensten ein, wo es dann einen Aufruf gab, dem die Ungläubigen Folge leisten sollten (was auch recht häufig der Fall war).
Man kannte in der Regel den Redner gar nicht, wusste also nicht, ob das, was er da über seinen Glauben erzählte, irgend etwas mit seinem täglichen Leben zu tun hatte oder nicht.

Heute glauben die Menschen nicht einfach, was ihnen erzählt wird. »Wer die nächste Generation für Christus gewinnen will, darf sie nicht auffordern, das zu glauben, was er glaubt. Er muss sie vielmehr einladen, das zu tun, was er vorlebt«, schreibt Groeschel. Ein Ansatz, der vielen von uns auch deshalb fremd ist, weil es (in meiner Generation) häufig hieß: »Glaube ist Privatsache«. Anders formuliert: »Christ ist man am Sonntag beim Kirchgang und während der Woche im Kreis von Gleichgesinnten (Bibelstunde, Hauskreis, Jugendmeeting), ansonsten lebt man ein ganz normales Leben in Beruf und Freizeit, das sich (äußerlich) kaum vom Leben derer unterscheidet, die Christus nicht kennen.« Womöglich hat man noch einen Fisch auf das Auto geklebt.
Folgerichtig aus dieser Einstellung haben wir uns fromme Parallelwelten geschaffen: Christliche Bücher, christliche Musik, christliche Freizeiten, christliche Zeitschriften, christliche Blogs neuerdings, sogar bibeltreue Parteien soll es geben... - alles Dinge, von denen unsere Mitmenschen so gut wie keine Kenntnis nehmen. Da können die Texte auf der frommen CD noch so geistlich sein, unser Nachbar wird sich die Scheibe nicht in den CD-Spieler schieben, da sie im »weltlichen« Musikgeschäft nicht angeboten wird. Da kann der fromme Roman noch so gut geschrieben sein, unsere Nachbarin wird ihn nicht zur Hand nehmen, da sie nichts davon erfährt.

Ich gebe es zu: Es fällt mir persönlich sehr schwer, missional zu leben. Ich erkenne, dass Groeschels Ansatz richtig und sehr sinnvoll ist. Ich bejahe seine Schlussfolgerungen, über die junge Generation hinaus: Ich meine, dass auch Menschen meines Alters kaum noch durch klassische evangelistische Aktivitäten in Berührung mit Jesus kommen können. Ich sehe jedoch Defizite in meinem Alltag, in meinem Leben, bis hinein in die Familie.

»Walk the walk before you talk the talk« - das müsste mich eigentlich zum Schweigen bringen. Zu wenig von dem, was ich glaube und vertrete, setze ich um. Das beschämt. Das schmerzt, das ist unangenehm, da möchte ich gar nicht hinschauen. Jeder Blick auf das eigene »geistliche Leben« gleicht einem Finger, der in offener Wunde bohrt.

Also lieber abwarten und schweigen, bis die Früchte im persönlichen Leben erkennbar sind? Oder besteht dann die Gefahr, dass man sich bis zum Sankt Nimmerleinstag verkriecht und auf andere - bessere - Zeiten wartet? Was meinen denn meine geschätzten Blogbesucher?

Mittwoch, 6. Mai 2009

Isis? Nö. Houston! (Nur für Dylan-Fans)

Abweichend von der Programmvorschau gibt es heute aus gegebenem Anlass noch eine Sondermeldung.

Hardcore-Bob-Dylan-Fans haben vor dem gestrigen Abend viel spekuliert und diskutiert: Spielt er Isis oder nicht? Das Lied beginnt mit I married Isis on the fifth day of May. Jahr für Jahr wird von Fans, falls am 5. Mai ein Konzert stattfindet, gemutmaßt: Heute spielt er es! Heute spielt er es nicht!
Gestern hatte Bob Dylan in Dublin eine ganz andere Idee. Vermutlich fiel ihm in der kleinen Pause vor den Zugaben ein, dass er ja eine neue Platte auf den Markt gebracht hat, aus der man auch mal was vortragen könnte. Die Setlist:

  • Leopard-Skin Pill-Box Hat
  • Don't Think Twice, It's All Right
  • Lonesome Day Blues
  • Just Like A Woman
  • Rollin' And Tumblin'
  • John Brown
  • Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again
  • Under The Red Sky
  • Honest With Me
  • Masters Of War
  • Highway 61 Revisited
  • Ain't Talkin'
  • Thunder On The Mountain
  • Like A Rolling Stone
  • All Along The Watchtower
  • If You Ever Go To Houston
  • Blowin' In The Wind

  • Wer was auf die Ohren will, klickt auf den entsprechenden Eintrag. Viel Spaß!

    P.S.: Dem Lied gebricht es ganz deutlich an einem Akkordeon. Bobs Zirkusorgel ist ein ziemlich unbefriedigender Ersatz. Aber na ja. Es ist und bleibt dies die historische Erstaufführung eines Songs aus dem neuen Album.
    P.P.S.: Poster von BobDylan.com
    P.P.S.: Aufnahme von Romeo. Danke!

    Google-Schlagzeilen

    Erst tot, dann auch noch ins Gefängnis? Da hört sich doch aber alles auf, finde ich.
    Gefunden in den Schlagzeilen bei Google-News und nicht angeklickt.

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    Koma-Patienten sollte man in Krankenhäusern behandeln, in deren Gegend häufig Gewitter auftauchen. Bei Blitzeinschlag: Ende des Komas.
    Gefunden in den Schlagzeilen bei Google-News und nicht angeklickt.

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    Eigentlich bringen Frauen Kinder auf die Welt. In Dänemark scheint das anders zu sein. Da gebiert das Paar den Sohn.
    Gefunden in den Schlagzeilen bei Google-News und nicht angeklickt.

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    Dienstag, 5. Mai 2009

    Emergenter Glühbirnenwechsel

    Frage:

    Wie viele Blogger aus dem Bereich der emergenten Konversation braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?

    Antwort:
    • Einen, um die Glühbirne zu wechseln und darüber zu bloggen.
    • 315, die das lesen, aber keinen Kommentar abgeben.
    • Zwei, die ihre Meinung äußern, dass eine blinkende und farbige Glühbirne eher der heutigen Kultur angemessen wäre.
    • 34, die in scharfem Ton diskutieren, dass all dieses Gerede über »hell« und »dunkel« relativ sei, völlig vom kulturellen, gesellschaftlichen und persönlichen Hintergrund und Erfahrungsschatz abhängig.
    • 18, die dazu Zitate von Derrida, Baumann und McLuhan beisteuern und die grundlegende Dualität von Licht ins Gespräch bringen.
    Übersetzt aus diesem Artikel: The Circle of Inclusion

    Montag, 4. Mai 2009

    Vorschau

    Nach der Sendepause folgt oft die Vorschau auf das kommende Programm. So auch hier. Heute nacht um 1:11 Uhr geht es weiter. Also Wecker stellen! Bittesehr:

    Am 8. Mai klafft noch eine Lücke. Auch am 10. Mai ist noch alles offen. Wir werden sehen, ob dem Blogger was einfällt...

    Alle Angaben wie immer ohne Gewehr Gewähr.

    Samstag, 2. Mai 2009

    Veränderung träumen - Fotoalbum

    Hier gibt es ein paar ausgewählte Aufnahmen aus den 170 Fotos, die ich gestern beim Gottesdienst »Veränderung träumen« aufgenommen habe.


    Ein Bericht wird unter anderem am Sonntag im ZDF in der Sendung »Blickpunkt« zu sehen sein.

    Freitag, 1. Mai 2009

    Feiertag. Wer feiert warum?

    Die meisten meiner Blogbesucher werden heute - genau wie ich - einen arbeitsfreien Tag genießen dürfen. Warum eigentlich?
    • Die Weimarer Nationalversammlung bestimmte am 15. April 1919 den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag. Allerdings nur für das damals aktuelle Jahr.
    • Gesetzlicher Feiertag wurde der 1. Mai erst ab 1933 durch die Nationalsozialisten. Das Reichsgesetz vom 10. April 1933 benannte ihn als „Feiertag der nationalen Arbeit“.
    • Im Jahr 1934 wurde der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zum „Nationalen Feiertag“ erklärt.
    • Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat bestätigt: Der 1. Mai ist in der Bundesrepublik Deutschland nach den Feiertagsgesetzen der Bundesländer ein gesetzlicher Feiertag. (Infos von Wikipedia)


    Wo ich heute Mittag bin, habe ich ja gestern verraten. Das Foto (von WikiCommons) zeigt den 1. Mai in Berlin Kreuzberg im Jahr 2007. Das Wetter 2009 soll dem Vernehmen nach ähnlich angenehm werden. Schaun mer mol.

    Na denn: Ich wünsche allerseits gutes Wetter und - je nach Brauchtum oder Gusto - einen angenehmen, fröhlichen, politischen, spartanischen, friedlichen, opulenten, familiären, nüchtenen, faulen, bierseeligen, fleißigen, weingeschwängerten, ichweißnichtwasnochigen Feiertag!