Samstag, 31. Dezember 2011

Gelesene Bücher 2011 / Books read in 2011

Hier ist sie, die diesjährige Leseliste. Sortiert nach Autoren. Nach Name, Vorname und Titel findet sich ein Kurzkommentar, dann ein + für gut, eine 0 für Durchschnitt oder ein für schlecht und schließlich ein D für deutschsprachige oder ein E für englischsprachige Bücher.
Here it is, the list 2011, sortet by authors. After the name and title there is a short commentary, then a + for good or 0 for mediocre or for bad book and finally E for Englisch and D for German language.

  1. Adelaja, Sunday :: Ehe :: na ja. :: :: D
  2. Adelaja, Sunday :: Erfolg im Dienst für Gott :: ach ja. :: :: D
  3. Adelaja, Sunday :: Evangelisation :: mal interessant, mal 'na ja', mal 'hüstel', mal gut. :: 0 :: D
  4. Adelaja, Sunday :: The man that God will use :: o well. :: :: E
  5. Almond, Colfer, Hornby … :: Click :: 10 authors writing one novel. A splendid reading experience. :: + :: E
  6. Auster, Paul :: Sunset Park :: brilliant. wonderful. great. :: + :: E
  7. Auster, Paul :: The Invention of Solitude :: all about life and death - full of catching thoughts and philosophy. :: + :: E
  8. Auster, Paul :: Timbuktu :: lovely, delightful, a joy of a book. :: + :: E
  9. Back, Leontine :: Fremdes vertrautes Prag :: ansprechende Idee, aber handwerklich miserabel ausgeführt :: 0 :: D
  10. Boyle, T.C. :: The Tortilla Curtain :: very good book. :: + :: E
  11. Charles, Nicky :: Forever in Time :: nicely written, some surprises and a suitable ending. :: + :: E
  12. Charles, Nicky :: The Keeping :: werewolves in love and in danger. fun reading. :: + :: E
  13. Chizmar, Richard (Editor) :: Shivers VI :: what a thrilling collection of bad bad bad things happening. :: + :: E
  14. Christie, Agatha :: The Mysterious Affair at Styles :: gets a little boring now and then. :: 0 :: E
  15. Christie, Agatha :: The Secret Adversary :: old-fashioned in a nice way. :: 0 :: E
  16. Conan Doyle, Sir Alfred :: The Adventures of Sherlock Holmes :: entertaining in a nicely old-fashioned way :: + :: E
  17. Eco, Umberto :: Der Friedhof in Prag :: spannend verknüpfte historische Fakten, absurde Handlung, gut erzählt. :: + :: D
  18. Fitzeck, Sebastian :: Das Kind :: spannend bis zu letzten Seite, gelegentlich Formulierungsschwächen :: + :: D
  19. Fitzeck, Sebastian :: Der Augensammler :: spannend bis zu letzten Seite, gelegentlich Formulierungsschwächen :: + :: D
  20. Fitzeck, Sebastian :: Der Seelenbrecher :: spannend bis zu letzten Seite, gelegentlich Formulierungsschwächen :: + :: D
  21. Fitzeck, Sebastian :: Die Therapie :: spannend bis zu letzten Seite, gelegentlich Formulierungsschwächen :: + :: D
  22. Fitzeck, Sebastian und andere :: P.S. Ich töte dich :: 13 spannende Kurzgeschichten - tolle Auswahl :: + :: D
  23. Goethe, Johann Wolfgang von :: Faust I & II :: erster Teil gut, zweiter Teil mäßig - wie zur Schulzeit. :: 0 :: D
  24. Grass, Günter :: Grimms Wörter :: eine mitreißende Liebeserklärung an die deutsche Sprache. :: + :: D
  25. Grisham, John :: The Confession :: splendid! :: + :: E
  26. Grisham, John :: The Litigators :: another thrilling book - very great! :: + :: E
  27. Hoffmann, E.T.A. :: Die Jesuiterkirche in G. :: na so was … gar nicht übel. gern gelesen. :: + :: D
  28. Irving, John :: Last Night in Twisted River :: sometimes dragging a little, but overall a very pleasant book :: + :: E
  29. Kafka, Franz :: 25 Erzählungen :: nach ziemlich vielen Jahren wiederum bezaubernd, verzaubernd. :: + :: D
  30. Kafka, Franz :: Der Prozess :: Herr K. kommt auch beim Lesen nach Jahrzehnten nicht davon ... :: + :: D
  31. King, Stephen :: 11.22.63 :: excellent. Maybe the best King book, maybe the second best. :: + :: E
  32. King, Stephen :: Mile 81 :: short and thrilling. :: + :: E
  33. King, Stephen :: UR :: third reading as thrilling as the first two times. :: + :: E
  34. Kleist, Heinrich von :: Geistererscheinung :: sehr kurz und ziemlich belanglos. :: 0 :: D
  35. Kubizek, August :: Adolf Hitler, mein Jugendfreund :: zwiespältig – gelegentlich interessant - bedenklich. :: :: D
  36. McLaren, Brian D. :: A New Kind of Christian :: one of the very good books on faith that are so rare these days. :: + :: E
  37. Morrison, Dylan :: The Prodigal Prophet :: another one of the very good books on faith that are so rare these days. :: + :: E
  38. Noll, Ingrid :: Die Apothekerin :: auch beim zweiten Lesen amüsant und unterhaltsam. :: + :: D
  39. Pears, Iain :: The Immaculate Deception :: picks up speed in the end, but only then.  :: 0 :: E
  40. Ratzinger, Joseph :: Jesus von Nazareth Band II :: fundiert, durchdacht, informativ :: + :: D
  41. Reich, Anja & Osang, Alexander :: Wo warst du? Ein Septembertag in New York :: ein ganz herausragendes Buch, anrührend, spannend, außergewöhnlich. :: + :: D
  42. Ridpath, Michael :: Where the Shadows Lie :: thrilling and a fascinating unusual setting in Island. :: + :: E
  43. Rollins, Peter :: The Orthodox Heretic and other impossible tales :: inspiring, disturbing, questioning. Thumbs up! :: + :: E
  44. Ross, Leonard Q. :: The Education of H*y*m*a*n K*a*p*l*a*n :: that was fun! :: + :: E
  45. Russell, Craig :: Brother Grimm :: not the best book ever, but not bad either. :: 0 :: E
  46. Schätzing, Frank :: Limit :: ausufernd - geschwätzig - wird erst im letzten Drittel spannend :: 0 :: D
  47. Schlegel, Friedrich :: Erotische Sonette :: tss tss tss - überhaupt nicht mein Geschmack. :: :: D
  48. Schopenhauer, Arthur :: Aphorismen zur Lebensweisheit :: interessante Einblicke in das Denken vergangener Epochen :: 0 :: D
  49. Shelley, Marcy :: Frankenstein :: old, but worth reading. :: + :: E
  50. Stockton, Frank R. :: The Great Stone of Sardis :: sometimes boring, but overall good old-fashioned storytelling. :: 0 :: E
  51. Townsend, George Tyler :: The Fables of Aesop :: less wise than remembered from school days, but a nice read. :: 0 :: E
  52. Wells, H.G. :: War of the Worlds :: more suspense than expectet - fun reading, entertaining :: + :: E
  53. Wilfling, Josef :: Abgründe :: "spannend, aufschlussreich, aus dem echten Leben ::  stilistisch schwach." :: + :: D
  54. Wright Mabie, Hamilton (Editor) :: Fairy Tales Every Child Should Know :: nicely rewritten, ancient stories that stay forever young. :: + :: E
  55. Zafón, Carlos Ruiz :: Marina :: ein ganz und gar wunderbarer Roman :: + :: D

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Mittwoch, 28. Dezember 2011

Mein Lieblingsbild

FireworksFür alle Blogbesucher, die gerne Silvester mit Feuerwerkskörpern feiern, hier eine kleine Geschichte aus dem Buch »Gänsehaut und Übelkeit« zur Einstimmung auf das bevorstehende Fest.

Und für alle anderen Blogbesucher auch.

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Ein ungeschriebener Aufsatz von Saskia B., 14 Jahre alt

Mein Lieblingsbild ist relativ klein. Es hat das Format 9 mal 13 Zentimeter, wie die meisten Fotos in meinem Album. Aufgenommen wurde es am 1. Januar 2007, etwa fünf Minuten nach Mitternacht, mit der Spiegelreflexkamera meines Schulkameraden und Freundes Klaus-Jürgen.

In der linken Bildhälfte sieht man im Hintergrund einige Gäste der Silvesterparty, deren Gesichter einen Ausdruck von ungläubigem Erstaunen zeigen. Weit aufgerissene Augen, Münder zu einem Ausruf des Erschreckens oder der Verwunderung geöffnet. Einige Hände strecken sich abwehrend der Kamera beziehungsweise dem Bildmotiv entgegen, als könne Geschehenes durch diese Geste ungeschehen gemacht werden. Andere haben wohl noch nicht begriffen, was geschieht: Mein Onkel Georg lacht aus vollem Halse und die Nachbarin, die mit uns gefeiert hat, nippt mit geschlossenen Augen an ihrem Sekt.

In der rechten Bildhälfte ist das eigentliche Motiv zu sehen: Das Gesicht meiner Schwester Liliane im Halbprofil. Das sichtbare Auge ist weit geöffnet. Im anderen Auge steckt ein qualmendes, Funken sprühendes Geschoß, das eigentlich gen Himmel hätte fliegen sollen. Das Foto ist im Augenblick des Eindringens des Feuerwerkskörpers in das Auge mit Blitzlicht aufgenommen, so dass man sehr schön erkennen kann, wie Blutstropfen in einem feinen Sprühregen aus der Verletzung entweichen. Gleichzeitig fliegen einige Tropfen einer weißlich schimmernden Masse, die offenbar schwerer ist als Blut, in die Nacht hinaus.

Durch die Reflektionen der bunten Funken, die der pyrotechnische Artikel seiner Bestimmung gemäß abgibt, wirken das spritzende Blut und die Augapfelmasse in der Luft wie ein zusätzlicher Einfall des Feuerwerksdesigners, wie eine ganz selbstverständliche Ergänzung des Showeffektes.
Die blonden Haare meiner Schwester haben in dem Augenblick der Aufnahme noch kein Feuer gefangen, die Kamera hat sie in einer elegant wirkenden Wellenbewegung, hervorgerufen durch das Zurückreißen des Kopfes, festgehalten. Man kann jedoch bereits ahnen, dass eine der fliegenden Locken Sekundenbruchteile später der explodierenden Rakete sehr nahe kommen wird.

Lilianes Mund ist auf dem Bild halb geöffnet, der gellende Schrei steckt noch in der Kehle, bereit, zu entweichen. Man erkennt zwischen den perlweiß schimmernden Zähnen die Zungenspitze, die nur Augenblicke später im Reflex auf den Schmerz abgebissen werden wird.
Die Farben des Bildes sind leuchtend und kräftig, die Bildkomposition ist naturgemäß nicht durchdacht oder arrangiert. Die Aufnahme ist ein Zufallstreffer, ein Glücksfall für den Fotographen, der just im richtigen Augenblick den Finger am Auslöser hatte.

Warum dieses Foto mein Lieblingsbild ist? Es markiert einen Wendepunkt in meinem Leben. Ich war im Vergleich zu meiner Schwester stets ein hässliches Entlein, unansehnlich, unscheinbar. Alle Augen ruhten stets auf ihr, der bezaubernden Elfe mit dem goldenen Haar und dem Engelsgesicht.
Seit dem 1. Januar 2007, etwa fünf Minuten nach Mitternacht, hat sich das Blatt gewendet. Ich bin zwar noch immer keine Schönheit für einen Modekatalog, aber ich bin dabei, meine überflüssigen Pfunde zu verlieren, und wenn man heute mich und meine Schwester sieht, blickt man freiwillig von ihr weg und zu mir hin.

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Na denn. Einen guten Rutsch allerseits, wie man so sagt. Und bitte sorgfältig zielen mit den Geschossen.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Nichts Neues, Anderes, Ungewöhnliches.

Ich sollte über Weihnachten schreiben, sagte ich mir. Etwas Neues, Anderes, Ungewöhnliches. Es müsste mit Weihnachten zu tun haben, aber nicht auf die übliche Weise. Das Baby im Futtertrog haben schon andere trefflich beschrieben, über den Kommerzrausch wurde bereits ausreichend gejammert, die Brücke von der Geburt zur Auferstehung ist oft genug erbaut worden.

Ideen kamen und wurden wieder verabschiedet: Herr K. könnte auftreten, in einer weihnachtlichen Einkaufsstraße. Jessika könnte zur Weihnachtszeit ihre tödlichen Finger nach einem Menschen ausstrecken. Es wäre auch denkbar, in Rothberg nach dem Rechten oder Unrechten zu sehen.

Bezüglich der Begegnung des Herrn K. mit einem weihnachtlichen Thema unternahm ich immerhin einen Versuch:

Herr K. bummelte durch die weihnachtlich geschmückte Einkaufsstraße, um noch ein Geschenk für seine Frau auszusuchen. Er hatte keine klare Vorstellung, was das sein könnte. Vielleicht stach ihm ja etwas beim Betrachten der Angebote ins Auge, er hoffte auf einen Geistesblitz. Am Eingang zum Kaufhaus stand eine Dame und hielt ihm ein Heftchen entgegen.
»Nein Danke«, murmelte Herr K. und wollte weitergehen.
Die Dame sagte: »Es kostet nichts und es ist sehr wertvoll.«
»Warum kostet es nichts, wenn es sehr wertvoll ist? Das ist doch ein Widerspruch.«
»Weil der Preis schon bezahlt wurde, Sie wissen es nur noch nicht.«
Herr K. runzelte die Stirn. »Wer hat denn das Heftchen bezahlt?«
»Nein, nicht das Heft. Den Preis für Ihr Leben hat er bezahlt.«
Herr K. wusste nichts davon, dass ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wäre. Die Dame mochte ihn ja mit jemandem verwechseln, oder sie war an und für sich etwas verwirrt? Eigentlich wirkte sie recht normal.
»Darf ich Ihnen kurz die gute Nachricht überbringen?«, fragte sie mit einem schüchternen Lächeln.
Herr K. war nicht sonderlich in Eile, außerdem inzwischen neugierig. »Bitteschön. Gehen Sie auf Sendung, ich höre.«
»Sie sind ein Sünder und landen in der Hölle.«
»Ach. Ach was! Und das soll eine gute Nachricht sein?«
»Aber das muss nicht so kommen«, fuhr die Dame fort, »denn wenn Sie im Blut gewaschen sind, dann können Sie dem Herrn folgen und in die Ewigkeit eingehen.«
Herr K. stellte sich eine Schüssel mit Blut vor, einen Schwamm und sich selbst, wie er seinen Körper mit der Flüssigkeit wusch. »Ach nein«, sagte er, »das ist mir denn doch zu gruselig, ich bleibe lieber bei Wasser und Seife oder Duschgel.«
»Es steht alles in diesem Heft, das ich Ihnen schenken möchte.«

Weiter kam ich nicht, vielleicht wird ja zum Advent 2012 etwas daraus. Jessika, sagte ich mir, darf in Frieden ruhen, sie muss erst mal nicht wieder auferstehen. Und Rothberg, ja ja, Rothberg. Ach ja, Rothberg. Das würde eine lange, sehr lange Geschichte werden.

Die eine, die richtige Idee ließ sich jedenfalls nicht blicken. Daher lasse ich es dabei, meinen treuen und gelegentlichen Blogbesuchern ganz schlicht ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Feiert schön, genießt die freien Tage und bleibt gesund und munter.

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Mittwoch, 21. Dezember 2011

G

G. 1

Gerald, genialer Geschichtenerzähler, gefragter Ghostwriter, gönnt Gesine gerne großartige Geschmackserlebnisse. Glänzende Granatäpfel, geröstete Gänseleber, garnierte Gurkensalate, gewürzte Grünkohlbeilagen, goldbraune Grillhähnchen, glibberige Götterspeise, gutriechendes Gebäck. Gesine, gläubige Geriatrieassistentin, Geralds geliebte, grundsätzlich gepflegt gekleidete Gattin, genießt Geralds Gaben. Gesines gründlichem Gesamtverdauungssystem gelingt generell Gewichtsproblemen gegenüber Gegenwehr. Gertenschlankes Geschöpf, gemeißelten griechischen Göttinnen gleich; glückliche Gesine!
Geralds Gestalt gewinnt gleich Gewicht, generös genossene Gerichte generieren gezwungenermaßen Gürtelweiterschnallen; geplagter Gerald!

2

Gerade gibt's Gabelspaghetti, Garnelen, gedünstetes Gemüse. Gerald gibt Gesine großzügig, gedenkt gestern gestiegenen Gewichtes, gewinnt gegen gewaltige Gelüste gieriger Geschmacksnerven, gabelt genügsam Gemüse.
Gesine genießt Garnelen, Getreideerzeugnisse, Gedünstetes. Geschirr gänzlich geleert, gehörig gesättigt, gurrt Gesine: »Gut geschmeckt. Ganz großes Gombliment.«
Gerald grinst. Gesines Gewohnheit griechisch gefärbten Gebrauchs gängiger Gesprächsbestandteile gibt grenzenlose Gelegenheit gemeinsamen Gelächters.
»Gombliment!«, gackert Gerald, »Gesine, Gombliment! Glasse!«
»Glasse? Glase?«, grübelt Gesine gedankenvoll gerunzelten Gesichtes. »Glase ... Gläser ... Gläsersindleer!«
Gerald gibt Gesine Getränkenachschub.
»Grauburgunder, gehaltvoll, geschmacklich gelungen.«
Gluck - gluck -gluck. Gläser geleert, gemächliches Genießen gedankenverlorener Gemütlichkeit. Glückliche Gesine, glücklicher Gerald!

3

Gelegentlich gelingen Gerald gesprächsweise gekonnte Generalangriffe gegen Gesines gesittete Genierlichkeit.
»Gesine?«
»Gerald?«
»Geh geradeaus - gut geheiztes Gästezimmer - geheimnisvolles Gegenlicht - gefühlvolle Ganzkörpermassage.«
Gespieltes Genervtsein Gesines: »Gerald! Geiler Ganter! Glied gewinnt gegen Gehirn?«
»Ganz gegenteilig: Gehirn gibt Glied gezielt Großwerdimpulse.«
Gesine gähnt: »Genderspezifische Gelüste.«
»Geizen Gatten gegeneinander gürtellinienunterschreitende Genüsse?«, greint Gerald.
Gesine grinst, gluckst geheimnisvoll, gedenkt gerne genossener Gelegenheiten gleicher Gattung.
Gerald, ganz Gentleman: »Gegebenenfalls gelingt gemächliche Gliedschrumpfung ganz gut; geeignete Gedankenabschweifung: Getriebereparatur, Geschirrspülerkauf, Geländespiele, Gartenarbeit, Garagenentrümpelung ...«
Gesine gibt gut gelaunt Gegenrede: »Ganzundgarnichtnötig, Ganterchen, großherziges!«
»Gänsleinmein.«
Gesines Gesicht glänzt gerötet. »Ganzkörpermassage ... glitschiges Gleiten ... Glans gegen G-Punkt gerichtet ... gerne! Gleich?«
»Genau.«
Gatte, Gattin gehen gespannt gen Gästezimmer, großen Genusses gewiss. Gleichermaßen glattrasierte Genitalien garantieren gefühlsintensiven Geschlechtsverkehr. Glückliche Gesine, glücklicher Gerald!

4

Gesine genießt gerne gruselige Geistergeschichten. Grünliche Gespenster, gefährliche Geister, grässliche Gerätschaften, gequälte Getüme, genüssliches Gefressenwerden, geifernde Gehörnte, glühende Giftkessel, glubschäugige Ghule, gichtbrüchige Greise, grollende Götter ...
»Geschmackloses Genre«, glaubt Gerald. »Gefällige Geschichten gelangen Goethe, Grass, Grisham, GJM.«
Gesine geistesgegenwärtig: »Gebrüder Grimm genehmigt Göttergatte Gerald?«
Gerald: »Germanistische Gelehrsamkeit, gewiss, generationsüberdauernde Geschichtensammlungen, gelegentlich gab's geschmacklose Gedanken ... Glassärge, gewissenlose Großgrundbesitzer, giftmischende Gesellen ...«
Gesine: »Goethes Gretchen ... gramgebeugt ...«
Gerald: »Guter Gedanke. Grausame Geschichte.«
Gesine: »Grass, generell gelungene Gesellschaftskritik, gefälliges Geschichtenerzählen, gelegentlich ganz grausige Geschmacksverirrungen.«
Gerald: »Geschmacksverirrungen?«
Gesine: »Gelegentlich. Gehörig!«
Gepflegte Gespräche gelingen gelehrsamen Gatten, geistreiches Geplauder, geselliger Gedankenaustausch. Glückliche Gesine, glücklicher Gerhard!

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Genug G-Worte gesagt.

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P.S.: Falls jemand sucht, hier sind [A] [B] [C] [D] [E] [F]

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Frohes Lichterfest

Allen jüdischen Freunden rufen Neil Diamond und ich ein schallendes Happy Chanukka zu.

Viel Spaß, guten Appetit und ein rundum fröhliches Fest!

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Sonntag, 18. Dezember 2011

Da sitzt du. Eine erotische Geschichte

21,8 ProzentEine demokratische Mehrheit wollte bei einer Umfrage auf diesem Blog mal wieder eine erotische Geschichte  zu lesen bekommen. Bisher hatte ich diesen Wunsch noch nicht erfüllt, sondern statt dessen war Herr K. in einem Hauskreis zu Besuch, es gab ein Loblied auf das Zweifeln, es wurde über Gottes Charkakterveränderungen nachgesonnen, es wurde von einem Mord berichtet und einiges mehr.

Heute endlich ist es so weit.  Der Wunsch wird erfüllt. Wer erotische Erzählungen nicht mag, sollte an dieser Stelle nicht weiter lesen, sondern sich anderen Dingen zuwenden. Oder zumindest hinterher nicht meckern.

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Da sitzt du, gelehnt an einen Baumstamm, im weichen Gras, den Blick hinaus auf den See gerichtet, siehst und hörst mich nicht kommen. Ich schlich nicht heran, wozu auch, denn ich gehöre dir und du bist mein, wir sind uns genug, sind eins. Du magst vor wenigen Minuten aus dem Wasser gestiegen sein, kleine Tropfen glitzern im Sonnenlicht auf deiner Haut, deren samtene Zartheit ich so leidenschaftlich und unermüdlich mit meinen Fingerspitzen zu erspüren nicht müde werden kann. Du schaust auf den See, ich schaue auf dich. Deine rechte Hand ruht in deinem Schoß, als dächtest du an mich, streichen die Kuppen der Finger über jene Lippen, die ich so gerne küsse wie die Lippen deines Mundes. Ich verharre, ich bin versteinert, ich kann und will den Blick nicht wenden. Die linke Hand streicht forschend über deine Brüste, deren erhabene Spitzen, als wollest du dich vergewissern, dass der Augenschein nicht trügt. Wie oft hat meine Zuge dort schon Kreise gezogen, die harten Nippel im weichen Busen liebkost, der feinen Hauttextur nachgespürt, das Wunder der Gefühle genossen, die mir dabei erwachten. Du schließt die Augen, deine rechte Hand liegt still, jedoch der Finger in der Mitte kann nicht ruhen, zieht Konturen nach, mit leichtem Druck, nur leicht, ganz leicht, ganz sanft, ganz zart.

Hast du mich doch gesehen oder meinen Schritt gehört? Weißt du vielleicht, dass meine Augen dich verzehren? Ist dies ein Spiel, um meine Sinne anzufachen? Natürlich weißt du längst, dass kaum ein Anblick mich mehr anzuregen in der Lage ist als dieser, wenn du dir gönnst, was dich am Schluss wie heißer Strom durchfließt, den ganzen Körper dir aus dieser Welt für einen Augenblick hinauskatapultiert. Ich bleibe stehen wo ich bin, will dich in meine Arme schließen, aber noch kann ich nur schauen und genießen.

Dein Mund ist nun ein kleines Stück geöffnet, der Atem geht dir schneller ein und aus, denn deine Finger haben ihren Rhythmus jetzt gefunden. Dein Kopf lehnt weiter sich zurück, dein Becken will der Hand entgegen streben, die nun schon stärker zu massieren weiß. Ich möchte zu dir kommen, dich in meinen Armen halten, wenn du dich deinen Fingern trauend fallen lässt in einen Ozean der Lust. Doch heute muss ich warten, muss verharren, darf nicht stören, bin als Zeuge nur erwünscht. Mir ist, als blitze mir dein Blick entgegen aus den nur kurz geöffneten Augenlidern, als müsstest du dich vergewissern, dass nicht an mir vorübergeht, was du dir gönnst.

Es ist soweit, ein Stöhnen kannst und willst du nicht zurückhalten, deine Schenkel schließen sich, halten die Hand fest, die nun dem Becken sich entgegen presst, das sich dir hebt im Rausch des Augenblicks, sich hebt und senkt, noch einmal hebt und senkt, als böge eine unsichtbare Hand den Körper dir nach oben. Dann kommt das Schaudern, wohlig, tief, und nichts kann schöner sein als dieser Augenblick, dann die Entspannung und der Seufzer, die Hand noch immer festgehalten drehst du dich zur Seite und liegst still, genießt die letzten Wellen der Ekstase, die dir dein Innerstes elektrisiert, um tiefer Ruhe schließlich sanft zu weichen.

Nun kann ich zu dir gehen, dich in meine Arme nehmen, dich streicheln, deine Schulter küssen, dich an mich drücken. Du kuschelst dich an meine Brust, dein Blick ruht liebevoll auf meinem Gesicht.

Ich sage »danke« und küsse deinen weichen Mund.

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Freitag, 16. Dezember 2011

Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen

In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.

Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als Joseph, ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde, die Sozialarbeiter abzuhalten. Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert.

Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als »weise Männer« eines östlichen Landes bezeichneten. Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold sowie von einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihnen angetragen, sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt.

Newborn BabyDer Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekannt gegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit: »Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen.«

Maria ist im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zur medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage rechnen. Weil sie behauptet, sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott, wird ihr geistiger Zustand näher untersucht.

In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht:

»Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können.«

Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Hirten behaupteten übereinstimmend, dass ihnen ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln (!) auf dem Rücken befohlen hätte, den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen.

Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: »Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede vollgekiffter Junkies, die ich je gehört habe.«

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Quelle: Der Text kursiert seit einigen Jahren im Internet, unter anderem bei Kreuts.net – von dort habe ich kopiert und die Fehler ausgemerzt.

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Mittwoch, 14. Dezember 2011

F

1

Grafik wie immer bei dieser Serie via wordle.net Friedrich Fischers Facebookstatus: Freiberuflicher Fortbildungsberater für Finanzbeamte, Ferienhausbesitzer, fünfstelliges Festeinkommen, findet fortschrittliche Frauen fantastisch.

Franziska Fontanes Freundschaftsanfrage: Fastfoodhassende Floristin, fantasievoll, feinsinnig, fröhlich, frei - Faible für Feinkost.

Friedrichs fernmündliche Frühstückseinladung folgt. Franziska fühlt Freude.

2

Freitag früh fährt Franziska frisch frisiert Fahrrad, findet Friedrichs feudales Fachwerkhaus fernab. Finsterer Fichtenwald. Fünf Fledermäuse flattern friedhofwärts. Franziska fröstelt furchtsam. Frankensteins fiese Falle? Franziskas Fantasie formt filmreife Figuren: Fließend fliegende Feen ... feixende Faune ... frenetische Fanfarenklänge ... Fürst Frederik, fäulnisstinkend ... fummelnde frühreife Fünfzehnjährige ... fauchende Feuervögel ... furios flammendes Fegefeuer ... füsilierte fromme Frauenzimmer ... feiste Fratzen ...

3

Friedrich findet Franziska fassungslos, fluchtbereit, fahlhäutig, fast fieberkrank. Fürsorglich führt Friedrich Franziska fürbass fachwerkhauswärts. Frühlingswind fasst Franziskas Faltenrock, figurbetonende Feinseide flattert ... Friedrich fängt Feuer. Franziska fürsorglich festhaltend finden Friedrichs Finger festes Fleisch, fühlen forschend, fordernd, fast frevelhaft.

4

Fachwerkshausküche, frischgefegter Fliesenboden, florales Feinsteinzeug. Formeller Fortgang:

»Franziska Fontane. Franzi für Freunde.«

»Friedrich Fischer, für Freunde Fritz.«

»Fischers Fritz fischt frische Fische«, faselt Franziska fröhlich, »frische Fische fischt Fischers Fritz.«

Friedrich findet Fisch fürchterlich. »Falsch!« faucht Friedrich feindselig, »finde Fischfang frevelhaft.«

Franziskas Frohsinn fällt fort; fehlendem Fingerspitzengefühl folgt Frust. Franziska flüstert: »Fullijung.«

Friedrich findet vorherige Fassung: »Fiedenspfeife?«

Franziska: »Freilich. Freundschaft!«

Friedrich fabuliert fragwürdiges Fachwissen: »Fischgenuss fragmentiert fatalerweise Frenulumnerven.«

Franziskas Färbung flammt, flimmert feuergleich. »Friedrich ... Frenu- ... falls ...«

Friedrich findet Franziskas farbenfrohe Feinstrumpfhose faszinierend, Finger frickeln, fabelafte Fantasien flutschen ... Feuchtgebiete ... freizügige Federstrichzeichnungen ... fleischoffenbarende Fotografien - Friedrich frotzelt folglich frivol: »Frollein Fontane! Famoses Fahrgestell! Fesche Figur! Faltenrock fallenlassen, flugs fortwerfen, Freikörperkultur frönen?«

»Frecher Flegel« flucht Franziska, »Faschist!«

Friedrichs fanatische Fantasien fleuchen flugs, Frustration folgt. Frappiert fragt Friedrich: »Faschist?«

»Folterknecht! Fallensteller! Feigling! Fetischist!«

Friedrich flüstert feuerrot: »Fullijung.«

Franziska flötet friedensstiftend: »Frühstück fertig?«

Friedrich: »Freilich! Fastenzeit finito!«

Franziska findet folgende Feinkost: Frikadellen, Feta, Froschschenkel, Fenchelsalat, Frühstücksflocken, Federvieh fein filettiert, Früchte. Fisch? Fehlanzeige.

»Frisches Festessen«, formuliert Friedrich feinsinnig, »für fröhlichen Freundschaftsbeginn.«

»Feste Freundschaft?«

»Freilich,« flüstert Friedrich feierlich, »freilich, Feinliebchen.«

»Fritzimein.«

»Franzimeine!«

5

Friedrich frohlockt. Facebook-Freundschaftsanbahnung funktioniert fabelhaft.

6

Finale: Freiersfüße - fabelhafte Feier - fröhliche fortwährende Fortpflanzungstätigkeit ... Fünflinge!

7

Fazit: feeble feelings, flickering fire, fierce fights, full-flame foolishness ... F finally finished.

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P.S.: Falls jemand sucht, hier sind [A] [B] [C] [D] [E]

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Montag, 12. Dezember 2011

Macht Gott Fehler? Oder kann der Mensch ihn nicht verstehen?

Liest man die biblischen Berichten und Erzählungen aufmerksam, dann gibt es zwei Alternativen: Entweder Gott macht Fehler, die er dann korrigieren muss, oder die Autoren der Bibel haben Gott und sein Wirken nicht immer so ganz verstanden.

Adam, Eva und ein sonderbares Geschöpf Das ging schon bei den Berichten über die Schöpfung und die Sache mit dem verlorenen Paradies los: Zunächst betrachtete Gott sein Werk als vollendet und gut, dann fiel ihm auf, dass der Mensch als Single nicht glücklich war. Also bekam Herr Adam eine Frau Eva an die Seite gestellt.

Nun war wirklich alles gut. Alles? Nicht ganz. Denn in dem wunderbaren und nach Gottes Aussage vollkommenen Garten Eden trieb sich ein Wesen herum, das uns als Schlange vorgestellt wird. Dieses überraschenderweise sprachbegabte Geschöpf Gottes hatte Übles im Sinn und verführte die arglosen Menschen, von einer Frucht zu naschen, die nicht zum Verzehr bestimmt war.
Warum stand ein Baum mit verbotenen Früchten eigentlich ausgerechnet im Paradies? Was hatte die sogenannte Schlange im Garten, in dem »alles sehr gut« war, zu suchen? Wieso war Gott nicht da, als er gebraucht wurde, um die Verführung seiner Geschöpfe durch ein anderes seiner Geschöpfe zu verhindern?

Fragen, die ohne Antwort bleiben. Seit diesen Vorfällen jedenfalls gibt es die »Erbsünde«, mit der die Menschheit, nicht etwa die Schlangenschaft, sich herumzuschlagen hat. Jedes »unschuldige« Baby wird schon »schuldig« geboren.

Ein paar Generationen später lesen wir, dass es Gott »reute, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden«. Er stellte fest: Das Experiment Mensch ist nicht geglückt. Also weg mit der Sippe, vielleicht geht es der Schöpfung ohne ihre Krone besser.
Warum hat ein allwissender, nicht an die Zeit gebundener Gott nicht vorausgesehen, dass die Vertreibung aus dem Paradies und die Auferlegung harter Arbeit nicht zur Besserung sondern zum totalen Chaos führen würde? Plante Gott, nach der Vernichtung der Menschheit einen zweiten Versuch zu starten, Adam & Eva 2.0?

Der Vorsatz wurde nicht ausgeführt - Gott ließ sich umstimmen, verwarf seinen Entschluss der völligen Vernichtung seiner Schöpfung und ein paar Menschen überlebten zusammen mit etlichen Tieren auf der Arche. Die Erbsünde überlebt mit ihnen, und Gott hatte sich damit abgefunden: Wir lesen, dass Gott nach der Sintflut »in seinem Herzen« sprach: »Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.«

In den nächsten Jahrhunderten gab es diverse Modellversuche mit Gesetzen, Vorschriften und Opfern die Kluft zwischen Schöpfer und Geschöpf zu überbrücken. Es gab auch Mord und Kriege, um »die Sünde« von der Erde zu tilgen. Irgendwie hat sie jedoch immer überlebt. Die Menschheit war nicht in der Lage, den von Gott ersonnenen Wegen zu ihm in geeigneter Weise zu folgen.

In diesen Tagen feiern viele Menschen Advent und Weihnachten - als Erinnerung an die alles verändernde Geburt des Erlösers und Messias Jesus Christus. Seit rund 2000 Jahren gelten, wenn man seinen uns überlieferten Lehren glaubt, die Regeln, Vorschriften, Gesetze und Opfer nicht mehr, die Gott der Menschheit genannt hatte, um mit ihm ins Reine zu kommen, da sie sich als untauglich erwiesen hatten. Paulus, Apostel und prominenter Autor im Neuen Testament, fasst zusammen: »Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.«

Hat sich nun also Gott über Jahrtausende seit der Schöpfung immer wieder geirrt und dann neue Wege ausprobiert, um mit seinen Geschöpfen ins Reine zu kommen? Mir fällt es leichter, davon auszugehen, dass in den biblischen Schriften die Autoren ihre fehlerbehafteten Ansichten und Überzeugungen dargestellt haben (was ich für statthaft halte, schließlich waren sie alle Menschen, und keine Götter), als anzunehmen, dass Gott sich mehrfach geirrt hat und dann seine Irrtümer korrigieren musste. Ich muss und werde Gott nicht begreifen, mir genügt es, so gut ich es verstehe und vermag, demjenigen zu folgen, dessen Geburt wir uns jetzt und dessen Tod und Auferstehung wir uns im Frühjahr besonders erinnern.

 

Bild: Temptation of Adam and Eve, Masolino; ca. 1425. Fresco Brancacci Chapel, S. Maria del Carmine, Florence;
Quelle: Witcombe

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Donnerstag, 8. Dezember 2011

Dieser Hund ist unbezahlbar!

Als wir kürzlich durch Westfalen geradelt sind, kamen wir an einem ziemlich schäbig wirkenden Bauernhaus vorbei. Am Gartenzaun war ein Pappschild befestigt, auf dem in ungelenker Handschrift stand: »Sprechender Hund zu verkaufen«.
Ich stieg vom Fahrrad und klopfte an die morsche Tür.
Der Bauer, dessen Aussehen dem seines Hofes kaum nachstand, erklärte mir, dass der fragliche Hund in der Scheune zu finden sei. Ich ging um das Gebäude herum und fand einen betagten Labrador im Schatten vor der Scheunentüre liegen.
»Du kannst sprechen?«, fragte ich ihn.
»Jau!«, antwortete der Hund etwas träge.
Eine solch einsilbige Antwort konnte mich natürlich noch nicht überzeugen. Schließlich ist mir, dem Lorio-Kenner, Doktor Sommer mit dem angeblich sprechenden Hund keineswegs unbekannt. Daher bat ich: »Na dann erzähl mal deine Geschichte.«
Der Labrador hob den Kopf und sagte: »Ich habe schon in jungem Alter entdeckt, dass ich sprechen kann. Also beschloss ich, damit meinem Land zu helfen und erzählte einem Mann vom BND aus dem Nachbarort von meiner Begabung. Es dauerte nicht lange, da flog man mich von Land zu Land, damit ich fleißig lauschend mit Regierungschefs und Wirtschaftsbossen im Zimmer saß, und keiner kam auf die Idee, dass ich zuhören, geschweige denn hinterher davon erzählen würde.«
»Ach was!«
»Jawohl. Ich war dabei, als Obamas Besuch an der Siegessäule geplant wurde, habe Angela Merkel zum Wahlsieg verholfen, weil ich bei Schröder unter dem Kaffeetisch gelauscht habe, und ich konnte mithelfen, dass vor ein paar Jahren die Kofferbomber von Köln gefasst wurden.«
Ich war beeindruckt und meinte: »Wie kommst du aber nach solchen Abenteuern jetzt auf diesen verfallenen Bauernhof?«
»Ich war acht Jahre lang der wertvollste Spion des BND. Aber die ganzen Reisen haben mich erschöpft, und da ich so langsam meine Knochen zu spüren begann, beschloss ich, mich zur Ruhe zu setzen.«
»Hier in der westfälischen Provinz?«
»Na ja, also ich war zuletzt am Flughafen in Frankfurt am Main eingesetzt, um in der Nähe von verdächtigen Passagieren zu horchen, ob sie subversive Dinge bereden. Natürlich habe ich dabei auch das Gepäck beschnüffelt. Eines Tages stieg mir der lieblichste Geruch der Welt aus einer Transportbox für Tiere in die Nase. Der Besitzer der Box und des Inhaltes wurde dann mein aktuelles Herrchen. Um es kurz zu machen: Ich bin mit der Hundedame hierher gekommen, wir haben eine Menge Nachwuchs in die Welt gesetzt und jetzt lebe ich hier im Ruhestand.«
Ich war restlos begeistert und ging zurück zum Bauern, um den Preis für das Tier zu erfragen.
Er sagte: »Zehn Euro.«
Ich musste mich wohl verhört haben. Ich fragte: »Zehn Euro? Dieser Hund ist ein Wunder, unbezahlbar! Warum wollen Sie nur zehn Euro für ihn haben?«
»Weil er ein Lügner ist! Kein einziges von seinen angeblichen Abenteuern ist wahr!«

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P.S.: Aufmerksame und mit gutem Erinnerungsvermögen ausgestattete Blogbesucher werden jetzt meckern: Kannte ich schon!
Stimmt. Ist nicht neu, sondern eine Wiederholung. Tja.

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Dienstag, 6. Dezember 2011

Ein Verweis: Ab in die Hölle! Oder wie jetzt?

Herzlich willkommen!Eine Geschichte zu erzählen, in der Milliarden Menschen für immer irgendwo im Universum in einem schwarzen Loch endloser Qual und Pein ausweglos gefangen sind, ist keine besonders gute Geschichte.

Da sollte sich jede und jeder selbst Gedanken machen, finde ich. Kommentare bitte nicht hier, sondern dort. Wer meine Meinung wissen will: Das Zitat Die Logik der Hölle scheint mir nicht nur inhuman, sondern extrem atheistisch zu sein trifft es ziemlich genau.

So. jetzt aber hier weiterlesen:

Tobias Faix: Himmel & Hölle

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Ziemlich kodderig

»Moin!« rief Peter fröhlich, als er herein kam.

»Es ist 17:00 Uhr«, erklärte Simon entrüstet, »der Morgen ist lange vorbei!«

Ich war womöglich leicht angeschickert, jedenfalls fühlte sich mein Kopf etwas bräsig an. Dennoch, oder gerade deshalb, fand ich, dass dieser Dösbaddel dringend Aufklärung benötigte. Ich belehrte Simon: »Sei nicht so gnaddelig. So luschig, wie du mit der Sprache umgehst, solltest du nicht so ein Gedöns machen, wenn jemand was sagt, was du nicht verstehst. Moin heißt ja nicht Morgen, sondern gut.«

»O jemine, unser Klabäuser packt wieder seine Döntjes aus«, stöhnte Simon.

Peter grinste breit: »Den Simon brauchst du nicht begöschern. So ein Töffel, noch dazu angetütert wie er ist, kann keinem gepflegten Klönschnack folgen.«

Simon war sofort mucksch. »Töffel?«, schimpfte er, »du kriegst gleich einen Feudel um die Ohren geklatscht!«

Der Wirt runzelte die Stirn und meinte: »Soll ich gleich den Peterwagen holen oder kriegt ihr euch wieder ein?«

Ich beruhigte ihn: »Nee nee, komm lieber in die Puschen und bring uns drei Pötte.«

»Wenn du pieschern willst, musst du auf Tö. Dafür gibt's hier keinen Pott«, antwortete unser Wirt, der olle Drönbüdel.

»Och Murkel, nun sei nicht so muffelig« munterte Peter ihn auf. »Tö ist piefig. Pisspott wäre mal was anderes...«

Simon schaute die ganze Zeit ziemlich kodderig aus. Er rührte mit der Gabel seine Wördeln auf dem Teller um, die Frikadelle hatte er schon vorhin verdrückt. Was Gemüse betraf, war er immer etwas krüsch.

Der Wirt stellte drei Bier hin und erklärte: »Ich fahr euch aber nicht mit dem Trecker nach Hause. Wenn ihr nachher duun seid, schaut selbst, wie ihr wegkommt.«

Ich trank einen Schluck. »Ach ist das heute wieder kommodig hier«, sagte ich, während ich nach Simons Teller luscherte. Ich hatte nämlich bannig Hunger. Und bei dem Schietwetter keine Lust, noch einkaufen zu gehen.

Simon kramte in seinem Büdel und murmelte: »Was ein Tüdelkram, man macht sich ja keinen Begriff.«

Misstrauisch wollte der Wirt wissen: »Hast wieder dein Geld verbaselt?«

»Mach kein Gedöns, das ist hier irgendwo mittenmang.« Aber es klang ziemlich versuust.

Er packte nach und nach seine Habseligkeiten auf den Tresen, darunter ein reizendes Bild von einem lütten Schietbüdel. »Das ist Erwin«, sagte er. Vielleicht sah ich büschen ramdösig drein, jedenfalls erklärte er mir: »Mein Enkel. Sechs Monate alt.«

»Ach so. Enkel.« Mir schien das etwas figgeliensch zu begreifen, da meines Erachtens Simon eingefleischter Junggeselle war, der keine Kinder hatte. »Wie kommst du zu einem Enkel?«

Seine Stimme wurde drömelig. »Mir war damals ziemlich klöterig zumute, bei einem Schulausflug. Zu viel intus. Da war dann Karin. Die hat mich nach Hause gebracht, in der Schiebkarre. Am nächsten Morgen war sie noch da, in meinem Bett. Die Karin. Nicht die Schiebkarre«

»Dumm Tüch«, schaltete sich Peter ein, »wenn du so duun warst, dann ist auch nichts passiert. Schniedels vertragen so was nicht. Nur sehr gekrümmt.«

»Mit dir schnack ich doch gar nicht! Du bist mir viel zu vertüdelt.«

Ich fragte: »Die Karin von der Weststraße? Die mit dem Dutt?«

»Damals hatte sie keinen Dutt«, gab er gnadderig zurück. »Sie konnte endlos klönen, so plietsch, dass man gar nicht merkte, wie sie das Plätteisen auf deine schwächsten Stellen drückte. Und dann, wenn es wehtat, hat sie eben getröstet. Ach, Karin...«

Peter klaute ihm unterdessen die Wördeln vom Teller, weil Simon viel zu sehr in unserem Klönschnack gefangen und nebenbei mit der Geldsuche beschäftigt war, um das zu merken. Bevor ich zugreifen konnte, war alles weg.

»Und das ist dann dein Enkel?« Ich zeigte auf das Foto.

»Muss wohl, es lag in der Schieblade von der Karin. Hinten drauf steht Erwin.«

»Dir sollte man mal mit einem Pömpel das Hirn saubermachen«, schimpfte der Wirt. »Du hast nichts außer einer schietigen Phantasie. Die Karin, die hat gar keine Kinder. Wo soll dann ein Enkel herkommen?«

Ganz sutsche bemächtigte sich Peter nun des Glases, das vor Simon stand und tauschte es gegen sein leeres aus. Der Wirt schaute weg und fing an, mit seinen Zapfhähnen zu pütschern. Ich blickte auf die Uhr an der Wand. Wenn ich noch was Essbares kaufen wollte, war es an der Zeit, mich auf den Weg zu machen.

»Ich glaube, du hast da was vertüddelt mit dir und der Karin«, meinte ich und legte einen Heiermann auf den Tresen. »Atschüs, ihr lieben Leute.«

»Jau, kann auch sein«, sagte Simon und betrachtete misstrauisch sein leeres Glas. »Ach so«, fiel ihm ein, »ich wollte ja nach meinem Geld suchen...«

Ich ging zum Ausgang.

»Moin!«, rief mir Peter hinterher.

»Es ist 18:00 Uhr...«, hörte ich noch, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fiel.

 


P.S.: Wer sich nun verwundert oder verwirrt fragt, was dieses oder jenes Wort bedeuten mag, und was mich eigentlich bewogen haben könnte, solch einen Unfug zu verzapfen, dem sei verraten: Dies ist das Ergebnis einer selbstauferlegten Fleißübung. Als ich neulich Bastian Sicks Kolumne über norddeutsche Eigentümlichkeiten in der an und für sich doch gemeinsamen Sprache las, der eine Liste von Wörtern und Bedeutungen angefügt ist, reizte mich die Aufgabe, unter Verwendung möglichst aller Begriffe auf der Liste diese Kneipenszene zu schreiben. Mehr nicht.
Wer überprüfen will, was ich ausgelassen und was ich aus eigener Erinnerung an Zeiten in Hamburg und Kiel hinzugefügt habe, darf hier abhaken:
Nördlicher Zwiebelfisch
P.P.S.: Nur zur Erinnerung: Der Zwiebelfisch ist regelmäßige Pflichtlektüre für alle, die schreiben oder schreiben wollen.
P.P.P.S.: Ich bin mir recht sicher, dass ich einige Begriffe nicht so verwendet habe, wie sie aus einem norddeutschen Mund kämen. Aber immerhin ist das ja - ich bin und bleibe Berliner - eine Fremdsprache für mich...
P.P.P.P.S.: Lieber aufmerksamer Blogbesucher, du hast recht. Diese Geschichte ist keine neue, sie stand hier 2009 schon einmal. Aber im Fernsehen wird ja auch dauernd etwas wiederholt …

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Sonntag, 4. Dezember 2011

Schön. Sehr schön.

Also mal ehrlich. Solche Zuschriften im E-Mail-Fach freuen einen Blogger doch ungemein:

Übrigens - danke für deine offenen und mutigen Blogartikel. Ich
bin dadurch oft inspiriert.

:-)

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Das erste Mal allein mit Tina

So etwas wie moralische oder unmoralische Bücher gibt es nicht. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Weiter nichts. -Oscar Wilde

Wenn Herr Wilde mit diesem Zitat der Wahrheit nicht zuwiderredet, kann ich ja ohne moralische Bedenken mal wieder meine Blogbesucher daran erinnern, dass es auch Bücher - das sind diese altmodischen, überwiegend aus Papier und Druckerschwärze beziehungsweise Toner bestehenden Gegenstände, deren einzelne Seiten man umblättern und deren gesamten Inhalt man ohne Scrollrad so nach und nach betrachten kann - aus meiner virtuellen Feder gibt.

Somit spendiere ich wieder mal eine Leseprobe aus einem meiner Bücher. Nicht ohne Hintergedanken jedoch, denn dies ist nur einer von zwei Zwillingen. Es gibt da im Buch auch noch die kleine Erzählung »Das erste Mal allein mit Jakob«, die durchaus mit dieser hier im Zusammenhang steht. Vielleicht will ja jemand auch Tinas Sicht der Dinge kennenlernen und kauft das Buch?
Schluss mit der Vorrede. Jetzt bekommt Jakob das Wort:

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Tinas Eltern, so erzählte sie am Telefon, würden für eine Woche nach Amerika fliegen, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Am Freitag, früh am Morgen. Ob ich denn Lust hätte, nach der Schule zu ihr zu kommen. Das Wort Lust betonte sie besonders, oder bildete ich mir das ein? Sie schien aufgeregt und mindestens so nervös wie ich. Ihre Tante konnte erst am Abend aus München anreisen, um dann auf Tina »aufzupassen«.

Lust, wer hat sie nicht, wenn er 17 Jahre alt und ein normaler Junge ist? Tina und ich gingen miteinander, wie man das so nannte, wenn aus allgemeiner Freundschaft etwas wurde, wofür man noch nicht so recht die richtigen Worte fand. Wir gingen miteinander, und zwar Hand in Hand zur Schule und zurück nach Hause, auch mal ins Kino, ins Café. Andere Freunde störten eher, seit wir miteinander gingen. Dann trauten wir uns nicht, die Lippen aufeinander zu legen, unbeholfen Arm um Hüfte zu schmiegen.

Allein mit Tina, die Aussicht war verlockend und beängstigend zugleich. Bei mir zu Hause konnten jeden Augenblick Geschwister ins Zimmer platzen, denn abzuschließen war verboten. Natürlich befühlten wir einander, ließen unsere Hände auch unter Kleidungsstücke wandern, aber die Klamotten ablegen war nicht drin.

Bei ihr zu Hause gab es keinen nervenden kleinen Bruder, keine neunmalkluge große Schwester, und wenn ihre Eltern nach Amerika flogen...

Was tut man eigentlich mit einem Mädchen, mit dem Mädchen, wenn man ein paar Stunden ungestört ist? Ich konnte mir vieles ausmalen, aber nur eines vorstellen.

»Wir sind ganz ungestört«, sagte sie, »ich meine wirklich ungestört. Hast du Lust?«

»Na klar! Ich muss nur noch meinen Eltern eine Erklärung liefern, warum ich von der Schule nicht nach Hause komme.«

»Wie wäre es denn damit: Du kommst zu mir, damit wir für die Klausur am Montag lernen können.«

Am Montag stand tatsächlich eine Klassenarbeit an. In Biologie. Mit dem wunderbaren Thema Bildung haploider, genetisch unterschiedlicher Keimzellen für geschlechtliche Fortpflanzung als eine Ursache für Ungleichheit innerhalb der Art.

»Gute Idee. Wir lernen für die Klausur«, sagte ich und dachte daran, dass wir die geschlechtliche Fortpflanzung, haploide Zellen hin oder her, einstweilen unbedingt verhindern mussten. Tina nahm sicher nicht die Pille, also sollte ich wohl besser Kondome besorgen.

Der Freitag war ein kurzer Schultag mit nur fünf Stunden. Ich hatte morgens schon leichte Bauchschmerzen, von der Art, die mich bei Nervosität regelmäßig heimsuchte. Was würde nach der Schule geschehen? Ich duschte, nachdem ich den Druck der morgendlichen Erektion mit ein paar Handbewegungen entladen hatte, ausgiebig. Ein paar Tropfen Rasierwasser, dann frische Unterwäsche. Boxershorts oder Slip? Ich hatte keine Ahnung, was besser war. Schließlich nahm ich die Boxershorts, weil sie nicht so deutliche Konturen erkennen ließen. Oder wäre gerade das verlockender? Was würde Tina besser gefallen? Ein Blick auf die Uhr - höchste Zeit. Also Boxershorts, kurzentschlossen.

Beim Anziehen richtete sich der eigensinnige kleine Freund schon wieder auf, aber es blieb nun keine Zeit mehr. Vermutlich würde er, wenn es darauf ankam, völlig unbeteiligt schlafen wollen. Er machte sowieso meist, was er wollte. Beim Duschen nach dem Sport reckte er sich peinlich in die Höhe, und neulich, als ich Langeweile und Zeit hatte, wollte er sich nicht erheben.

Wie gut hatten es doch die Mädchen, dachte ich, die konnten unbekümmert über die Beulen in unseren Jeans bei den unmöglichsten Gelegenheiten kichern.

Tina hatte aufgeräumt, ihr Zimmer duftete nach Parfüm und sie hatte die Heizung aufgedreht, so dass ich gezwungen war, den Pullover sofort abzulegen, während sie Cola und zwei Gläser aus der Küche holte. Ich fuhr zum hundertsten Mal mit den Fingern in die Jeanstasche, um zu überprüfen, ob ich die Kondome wirklich bei mir hatte. Drei Stück, um auf der sicheren Seite zu sein.

Tina stellte das Tablett auf ihren Schreibtisch und nahm mich in die Arme. »Endlich allein.«

Mir fiel nichts ein, was als Antwort gepasst hätte.

Tina grinste und zog mich mit sanfter Gewalt an sich. »In deiner Hose scheint es ziemlich eng zu sein«, meinte sie und unsere Lippen verschmolzen. Mein Bauchschmerz ließ nicht nach. Was tut man jetzt, fragte ich mich, wie geht es weiter? Ihre Bemerkung deutete in die gewünschte Richtung. Aber was antwortet man auf so etwas? Und wie fängt man jetzt an? Wer fängt jetzt an? Mein Magen...

Wir setzen uns auf ihr Bett. Ein Schluck Cola konnte gegen die Ratlosigkeit nicht helfen, aber immerhin gewann ich Zeit. Tina verschwand in Richtung Toilette. Ich überprüfte, ob die Kondome noch in meiner Tasche steckten. Natürlich steckten sie, wo sollten sich auch in den letzten zwei Minuten hingekommen sein. Ich hatte zu Hause ausprobiert, wie man mit diesen Dingern umgehen musste. Aber jetzt zitterten meine Hände, waren feucht. Und überhaupt, mein Bauch rumorte ziemlich unangenehm. Schweißperlen auf der Stirn hatte ich auch.

Als Tina ins Zimmer kam, umgab sie eine frische Wolke Duft.

»Hmmm, ich glaube ich müsste auch mal...«, sagte ich und ging ins Bad. Ich musste zwar, aber natürlich konnte ich nicht, denn da gab es, wie ich aus peinlicher Erfahrung wusste, ziemliche Probleme mit dem Zielen, solange die Schwellkörper mit Blut vollgepumpt waren. Auch diesbezüglich hatten es die Mädchen wohl leichter.

Ein leichtes Würgen. Wenn ich mich übergeben musste, dann lieber jetzt und hier, als in ihrem Bett. Aber so schlimm war es doch nicht. Ich wusch mir die Hände, trocknete die Stirn mit dem Gästehandtuch. Mein T-Shirt zeigte Schweißflecken, aber da war nun nichts zu ändern. Ein letzter verzweifelter Blick in den Spiegel, dann zurück in Tinas Zimmer. Sie hatte sich auf ihrem Bett ausgestreckt. Ich setzte mich an den Rand. Am besten, fiel mir ein, ist immer noch die Ehrlichkeit.

»Tina, ich habe keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht. Ich bin nervös und mir ist etwas übel.«

Sie zog mich neben sich auf das Bett und meinte: »Dann geht es uns beiden ja genau gleich.«

»Ehrlich?«

»Ja. Ich habe alles vergessen, was mir meine Freundinnen geraten haben.«

»Okay. Und ich habe alles vergessen, was ich vorher gelesen habe.«

Sie strich mir sanft über die schon wieder feuchte Stirn. Ich legte meine Hand unsicher auf ihre Schulter. Unsere Lippen trafen sich.

»Wir müssen gar nichts, können auch einfach hier liegen und träumen«, schlug sie vor.

»Einverstanden«, sagte ich, »das machen wir.«

Der Druck in meinem Magen ließ nach. Und dann ergab sich alles, ganz ohne Verkrampfung und Nervosität.

Heute, zwanzig Jahre später, lachen wir noch immer über unser erstes Mal. Und wenn Tina vorschlägt, dass wir uns »ein wenig hinlegen und träumen« könnten, bin ich gerne einverstanden. Auch ohne schweißnasse Stirn und Magengrummeln.

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Wie gesagt, die Zwillingsgeschichte über Tinas Empfindungen an jenem Tag gibt es im Buch, schwarz auf weiß.

  • Das Buch gibt es direkt beim Verlag mit Versandkosten recht schnell: Liebe und Alltag bei BoD
  • Oder etwas langsamer, aber dafür ohne Versandkosten beim Händler, der zum kundenfreundlichsten Unternehmen werden will: Liebe und Alltag bei Amazon
  • Oder ganz altmodisch im Buchladen um die Ecke, falls es noch Buchhandlungen um die Ecke der geschätzten Blogbesucher geben sollte, man bestellt dort mit der ISBN 978-3-8370-8186-2

Noch mehr Bücher von mir? Hier.

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Montag, 28. November 2011

Zerzauste Dohle - oder Vom Weihnachtsfest, von einem Dilemma und von drei Geschenken

Die Lebenssituationen meiner geschätzten Blogbesucher sind mir überwiegend unbekannt, aber eines dürfte so ziemlich alle in diesen Wochen in irgend einer Weise beschäftigen: Das herannahende Weihnachtsfest. Man müsste sich schon auf eine einsame Insel zurückziehen, um zu übersehen, dass es wieder einmal so weit ist.

John Grisham hat in seinem Buch Skipping Christmas auf höchst unterhaltsame Weise dargestellt, dass eine amerikanische Familie, die Weihnachten ausfallen lassen möchte, dabei auf jede Menge Schwierigkeiten stoßen kann. In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, wie sehr sich die Vorstellungen der Menschen unterscheiden, wie Weihnachten gefeiert wird. Die Bandbreite reicht von der totalen Verweigerung (»da mache ich nicht mit«) über »Zeit für die Familie« und »endlich Urlaub machen« bis zur »Erinnerung an das Kind in der Krippe«, wobei die Krippe in der Regel eher einer Schwarzwaldschnitzerei ähnelt als einem Futtertrog im Nahen Osten vor rund 2000 Jahren.
Aber warum das Ganze? Wie ist das Fest entstanden? Eine Erfindung des Handels und der Industrie, um die Umsätze zum Jahresende noch einmal kräftig anzukurbeln? Eine Erfindung der Kirche, um die prachtvollen Bauten wenigstens einmal im Jahr mit Menschen zu füllen? Eine Erfindung der Gewerkschaften, um einen Grund für eine betriebliche Sonderzahlung zu finden?

Es könnte ja sein, dass einige meiner Blogbesucher daran interessiert sind, was es mit diesem Fest eigentlich auf sich hat. Und nun kommt mein Dilemma zur Sprache.

Es gibt an den nächsten drei Sonntagen die Gelegenheit, etwas darüber zu erfahren (und auch etwas später kritisch oder neugierig ins Gespräch zu kommen), aber der Rahmen, in dem das geschehen wird, ist für so manche meiner treuen Leser zumindest ungewohnt, wenn nicht sogar eher unverträglich. Die drei Vorträge sind nämlich in den Rahmen einer Veranstaltungsform eingebettet, die etlichen meiner Blogbesucher exotisch anmuten dürfte. »Gottesdienst« nennt sich das. Manches an einer solchen Veranstaltung wird und muss Menschen, die keine religiöse Tradition pflegen und kennen oder die einem anderen als dem christlichen Glauben angehören, verwirrend und irritierend vorkommen. Zwangsläufig.

gesche Doch weil der Redner ein persönlicher Freund ist, von dem ich weiß, dass er auf jedermann verständliche Weise die Herkunft und den Sinn von Weihnachten zu erklären vermag, möchte ich ausnahmsweise meine geschätzten Leser, vor allem diejenigen, die sich nicht als Christen verstehen, aber am ursprünglichen Sinn von Weihnachten interessiert sind, zu diesen »Gottesdiensten« einladen. Falls gewünscht, stelle ich mich auch gerne als Fremdenführer zur Verfügung, der (im Flüsterton allerdings) die Bestandteile des Ablaufes zu erklären versucht. Zum Beispiel, warum der Vortrag meines Freundes nicht Vortrag heißt, sondern Predigt, und dass eine Predigt durchaus ein interessanter Vortrag sein kann. Oder warum eine zerzauste Dohle auftritt. Oder warum der Kaffee nach der Veranstaltung nichts kostet ...

Ohne irgendwelche ungewohnt-religiösen Formen wird es an den drei Dienstagen bei einem kleinen Imbiss, soweit ich weiß, sonst zumindest bei Kaffee, Tee und Gebäck, Gelegenheit geben, das Gehörte zu hinterfragen, zu diskutieren, sich Unverstandenes erklären zu lassen. Dumme Fragen gibt es ja bekanntlich nicht, dumm ist es nur gelegentlich, nicht zu fragen.

Ich weiß, dass es Überwindung kostet, sich in ein ungewohntes Umfeld zu begeben (das ging mir bei meinem ersten Besuch in einer Moschee nicht anders), aber wer etwas oder mehr über Weihnachten wissen möchte, dem bietet sich hier eine Gelegenheit - und keine Angst, alle sind herzlich willkommen, niemand wird für eine Organisation oder Religion vereinnahmt, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und die regelmäßigen Besucher der kleinen Gemeinde sind lauter nette Menschen. (Falls jemand nicht nett zu einem meiner Blogbesucher sein sollte, falls sich solche zum Besuch der Veranstaltungen entscheiden, werde ich entsprechende drakonische Maßnahmen einleiten.)

Hier die Termine:
Sonntag, 4. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk der Freude
Dienstag, 6. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde
Sonntag, 11. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk der Freiheit
Dienstag, 13. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde
Sonntag, 18. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk des Friedens
Dienstag, 20. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde

Hier der Ort des Geschehens:

Berlin Steglitz, Wrangelstraße 6, Johannes-Gemeinde im Gartenhaus (Klick führt zu Google maps)

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Samstag, 26. November 2011

E

eEmma, eine erfolgreiche Englischlehrerin, erfand ein einmaliges Essen: Erbsen-Erdbeeren-Estragon-Eintopf. Es entspräche estländischer Eigenheit, erklärte Emma, etwas Efeu einzurühren. Ein Ei, erläuterte Emma, ergäbe eine exquisite Ergänzung.

Egbert, einst egerländischer Eisräumfahrzeugfahrer, erderwärmungsbedingt erwerbslos, erstmals eingeladen, Emmas Essen einzunehmen, ergriff etwas enttäuscht einen Esslöffel. Er, erfolgloser Erfinder erotischer Erzählungen, erhoffte eigentlich Emmas ernährungsbegleitende Eroberung. Ekliger Eintopf … er ertrug es ergeben, ein erotisches Erlebnis erhoffend. Erbsenessend, erdbeerkauend, efeuspuckend erläuterte er Emma einzelne Episoden eines erotischen Erstlingswerkes: »Exxxtasen«. Er entwarf Erklärungen einzelner Eskapaden, erläuterte eigentümliche Exerzitien, erlog erleuchtende Erfahrungen, erfand eschatologische Entsprechungen.

Emmas engelsgleiche Erscheinung, elfenhafte Eleganz - ein enganliegendes einteiliges Etuikleid erstklassiger Exportproduktion ermöglichte einige extravagante Einsichten - erregte Egbert enorm. Es erwuchs eine eisenharte Erektion.

Emma erkannte entnervt Egberts erhebliche Erregung, erahnte erotische Eroberungspläne. Entsetzlich! Ermüdende Einlassungen eines Eremiten, ellenlang elaborierte Erklärungen erotischer Examinierungen, emsig eingeübte Erregungstechniken, eingebildete Emotionen ... endlich entfleucht, erklärte »Exxxtasen«, Ejakulat einer elektrisch erregten Eichel ... ekelhaft! Emma erschauderte. Erwartete Egbert eventuell einfühlsames Ertasten erektionsbedingter Erhebung? Ein entwürdigender Einfall!

»Elender Esel!« entfuhr es Emma. »Egozentrischer erwerbsloser Eisräumfahrzeugfahrer! Erbärmliches Ekel!«

Emmas Ellbogen erwischte Egberts Erstlingswerk, »Exxxtasen« entglitt Egberts Eremitenfingern erdwärts. Emma exklamierte: »Entsorge es!«

Egbert erbleichte. »Exxxtasen«, Ergebnis ermüdender Entwurfsarbeiten, endlich erfolgreich einem Esoterikverleger eingereicht, europaweit erschienen, er erwartete erste Erfolgsmeldungen erheblicher Einkäufe ... »Exxxtasen« entsorgen? Er erklärte energisch: »Eskommtnichtinfrage!«

Emma erfragte: »Etwas Eintopf, Egbert?«

Er entgegnete: »Eklig!«

»Ein Eis?«

»Erst eine erotische Eskapade!«

Emma enteilte entnervt.

Emmas entschlossenes Entfleuchen erzeugte einen elementaren Emotionsabsturz. Egbert erwog erzürnt Emmas Ermordung.

Emma entfloh erfolgreich, eine Eingreiftruppe erschien, Egbert entwischte eilig.

Er entwarf eine Einladung: »Exklusives Event! Ein Eremit erläutert ein Erstlingswerk erstklassiger Erotik!«

Es erschienen Esther, Eva, Erna, Eleftheria, Esmeralda. Egbert erzählte erfreut, endlich eine erfolgreiche Eroberung erwartend.

Ernsthafte Evaluierungen ergaben ernüchternde Erkenntisse: »Exxxtasen« enttäuschte Esther, Eva, Erna, Eleftheria; Esmeralda ebenfalls eher empört. Egbert exculpierte einige Erzählelemente, erfand europaweiten Endzeitvorstellungen entsprechende Einsichten, erörterte eifrig Einzelheiten ... egal. Esther, Eva, Erna, Eleftheria, ebenso Esmeralda, erklärten, »Exxxtasen« enthielte eklatante erzähltechnische Erosionen, es entnervte, erboste, es enttäuschte Erwerberinnen eines Exemplars.

Egbert, erotischer Egoismus ersichtlich, erklärte: »Es entfache endlich eine eintrittsfrei Eingeladene eine Ejakulation! Es entspricht euren ererbten Eigenschaften, einem erregten Eremiten erfolgreich eine ekstatische Eruption einer euretwegen entstandenen enormen Erektion ermöglichen ... entfachen ... eh ... entladen ... erdbebengleich … eh ...«

»Ekelhafter egozentrischer Erotomane«, entgegneten Esther, Eva, Erna, Eleftheria. »Entarteter ehrloser eitler Ehebrecher!« Erst entfleuchte eine Erschienene, Esther, eisige Empörung ersichtlich. Es entfernte sich, ebenfalls echauffiert, Eva. Es entkam erschaudernd Erna. Endlich entschlüpfte Eleftheria, eingedenk eines eifersüchtigen Ehemannes errötend.

Esmeralda, epilierte Expertin exotischer Eskapaden, eruierte einstweilen eigene erotische Erlebnisse, elektrisch erzeugte Erregung eingeschlossen. Einem erregten Eremiten eine Entspannung ermöglichen? Eventuell entsprechendes Entgelt einstreichen?

Esmeraldas entnahm einer eierschalenfarbenen Einkaufstasche ein exquisites Erotikspielzeug. Egbert ergriff Esmeraldas elegantes Etui. Es enthielt eine elsterschwarze elliptische Errungenschaft emanzipierter Erforschung erfüllenden Erlebens erotischer Entspannung.

Egbert erahnte Elviras Einverständnis. Er erflehte Erbarmen, erklärte entschuldigend: »Es entstand ein extremer erotischer Engpass! Emma entfleuchte, ebenso Esther, Eva, Erna, Eleftheria; erbarmnungslose Eierköpfe!«

»Eigenhändiges Entladen erwogen?«

»Erfahrungsgemäß ein eher ernüchterndes Erlebnis.«

Esmeraldas Entwurf einer Erfolgsvereinbarung entsprang eigenen Erfahrungen elektrisch erregter Entspannung. »Einverstanden«, erklärte Esmeralda, »erfolgreiches Entspannen – entsprechendes Entgelt?«

Egbert erklärte eilig: »Einhundert Euro.«

»Ehrenwort?«

»Ein ehernes Eremitenversprechen!«

Es erfolgte eiliges Entkleiden, einer Expertin entsprechendes Ertasten, einfühlsames Eincremen einer empfindlichen Eichel. Esmeraldas Erotikspielzeug, ein eingebautes elektrisches Element eingeschaltet, erzitterte, erbebte, entfachte endlich einen ergiebigen Erguss eiweißhaltigen Ejakulates.

Egbert erschlaffte entzückt. Esmeralda erbat entsprechendes Entgelt. Er erhob Einwände. Er erlebe, erklärte Egbert, erwerbslosigkeitsbedingt eine Existenznotlage. Es entstand eine enorm ernüchternde Erkenntnis: Erspartes? Ebbe. Eigenkapital? Ebbe. Einkünfte? Ebbe.

Esmeralda: »Es existiert eine einvernehmliche Entgeltvereinbarung!«

Egbert: »Egal.«

Esmeralda: »Entweder einhundert Euro …«

Egbert: »Ein Exemplar »Exxxtasen« eventuell …«

Esmeralda: »Elender Ehrenwortbrecher!«

Egbert: »Eklige Emanze!«

Einwände eskalierten, ein eigentlich einsichtiges Ende erfolgte: Esmeralda ergriff ein Edelstahlküchenmesser, entmannte Egbert erbarmungslos. Er erblasste, erahnte einen Exitus, es entrannen etliche Eimer existenznotweniger Energieflüssigkeit, endlich entschlief er ermattet.

Esmeralda entnahm Egberts Eisschrank einen Efeurest, erflocht einen Ehrenkranz.

»Ein exquisites Emblem«, erklärte Esmeralda einem eben entleibten Egbert, »einer exklusiven Erdbestattung entsprechend.«

Egberts Erwiderung entfiel erwartungsgemäß.

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P.S.: Falls jemand sucht, hier sind [A] [B] [C] [D]

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Donnerstag, 24. November 2011

Den Hausherrn dieses Blogs ...

... kann man leibhaftig treffen, falls man sich beim emergenten Forum einfindet.

Emergent Forum 2011

Herzlich willkommen! [Infos]

Mittwoch, 23. November 2011

Platz im Regal für Weihnachtsgeschenke

Menschen in und um Steglitz-Zehlendorf können jetzt Platz in der CD- und Büchersammlung schaffen und dabei Gutes tun:

image

Mein Kommentar: Daumen hoch! Die Tea Lounge liegt allerdings nicht in Zehlendorf, sondern in Lichterfelde, und zwar hier: [Google Maps]

Quelle: Ein Herz für Afrika

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Dienstag, 22. November 2011

Stephen King: 11.22.63

sk Now and then there is a book that you just can't put down in order to do something else instead of reading, because while you are busy cleaning the house or go shopping or even get some work done, bad bad things might happen in the book. And you wouldn't be there to at least witness them.

Stephen King wrote a few of these very special books. He wrote lots of books, and I enjoyed reading all of them with one exception (Hearts in Atlantis), but although they were all good or very good, a few stand out as special. My favorite has been The Stand. Now it shares the # 1 position with 11.22.63, and who knows, when I read the latest novel again next year, it might give The Stand a little shove down to #2.

I won't spoil anybody's reading experience by writing about what goes on in the book. You can read the outline anywhere on the world wide web if you want to. I suggest that you don't read too much about the novel, you're gonna meet the yellow card man soon enough, and you'll get to Derry in a little while, like it or not - remember Pennywise? Good.

11.22.63 has a few references to older novels, but you don't need to know them. It adds to the fun, but you'll understand everything even if this should be your first Stephen King novel.

You will not be able to leave the book on the table for longer periods of time, so be prepared. Do your shopping before you start reading. If you don't, you'll have to call a pizza later or starve, there will be no other options. And forget about sleep, there won't be time for such nonsense.

Okay, now I said enough; if you believe my enthusiasm is a little out of place, I suggest you find out by yourself whether I praised this novel too much. I didn't. But you can check anytime. Get yourself a copy and start reading. You won't regret it.

Now rush to your local book store or klick here: 11.22.63

Montag, 21. November 2011

Die Sache mit dem E ...

... wäre ja so gut wie fertig, aber ich weiß nicht so recht, ob den geschätzten Blogbesuchern die nur aus E-Wörtern bestehende Geschichte so wie sie sich geschrieben hat wirklich präsentieren kann ... Erotik, Ejakulation, esoterisch ... vielleicht sind ja nicht alle erwachsen? Hmmmm....

Freitag, 18. November 2011

Moderne Psalmen 9: Nick Cave & The Bad Seeds

Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!
Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!
Vor allen Dingen geschieht niemals besonders viel, Gott ist weit oben über dem normalen Himmel unterwegs,bis wir uns irgendwann so sehr abgelenkt haben, dass das versprochene Wunder leise an uns vorüber geht.
Jeder Junge, jedes Mädchen sei angesprochen,
rings um die Welt erschallt der Ruf:
Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!
Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!
Die Machthaber winken mit ihren Taschentüchern aus ihren hohen Palastfenstern, verteilen Betrübnis und Freude in haltbarer Dosierung.
Wir aber suchen oben und unten gnadenlos und ohne Tücke, während das Tor zum Königreich zuschwingt und sich schließt.
Jeder Junge, jedes Mädchen sei angesprochen,
rings um die Welt erschallt der Ruf:
Preist ihn, bis ihr vergessen habt, wofür ihr ihn preist!
Preist ihn, bis ihr vergessen habt, wofür ihr ihn preist!
Und dann preist ihn noch ein bisschen mehr.
Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!
Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!
Ich habe die Weltmeere abgesucht und unter den Teppich geschaut, sogar die Broschüren durchforstet, die mit dem Himmel zu tun haben.
Dann, als ich einfach gar nichts tat, mich nur entspannte und aufsah, brannte Sein Gesicht auf der Netzhaut deiner Augen.
Jeder Junge, jedes Mädchen sei angesprochen,
rings um die Welt erschallt der Ruf:
Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!
Bereitet euch auf Liebe vor! Preist ihn!

Hier geht es zum Musikvideo:


https://youtu.be/7V97ahVeoas

Donnerstag, 17. November 2011

Are you up to some up-thing?

To the topEinige Leser haben sich besorgt über die 54-fache Häufung eines vierbuchstabigen Wortes in einem älteren Beitrag geäußert. So sah ich mich veranlasst, nachzuforschen, ob jene inkriminierte Vokabel denn wirklich the most functional word der Englischen Sprache sei. Und siehe da: Zum Vorschein kommt ein zweibuchstabiges Wort:

Now there is a two-letter word that perhaps has more meaning than any other two-letter word, and that is“UP”.

It’s easy to understand UP, meaning towards the sky or at the top of the list, but when we awake in the morning, why do we wake UP? At a meeting, why does a topic come UP? Why do we speak UP and why are the officers UP for election and why is it UP to the secretary to write UP a report?

We call UP our friends. And we use it to brighten UP a room, polish UP the silver, we warm UP the leftovers and clean UP the kitchen. We lock UP the house and some guys fix UP the old car.

At other times the little word has real special meaning. People stir UP trouble, line UP for tickets, work UP an appetite, and think UP excuses. To be dressed is one thing but to be dressed UP is special.

And this UP is confusing: A drain must be opened UP because it is stopped UP. We open UP a store in the morning but we close it UP at night.

We seem to be pretty mixed UP about UP! To be knowledgeable about the proper uses of UP, look the word UP in the dictionary. In a desk-sized dictionary, it takes UP almost 1/4th of the page and can add UP to about thirty definitions. If you are UP to it, you might try building UP a list of the many ways UP is used. It will take UP a lot of your time, but if you don’t give UP, you may wind UP with a hundred or more.

When it threatens to rain, we say it is clouding UP. When the sun comes out we say it is clearing UP. When it rains, it wets the earth and often messes things UP. When it doesn’t rain for a while, things dry UP.

One could go on and on, but I’ll wrap it UP, for now my time is UP, so … time to shut UP!

Aber warum erzähle ich das, wer weiß, maybe nobody gives a shit - ooooooooooops!

P.S.: Die wunderbare UP-Glosse ward gefunden bei hilairious.

Mittwoch, 16. November 2011

Alle sind herzlich willkommen ...

hach-nee-aberauch

... auf meinem Blog. Das Bild oben zeigt die Zugriffsherkunft dieser (noch recht kurzen) Woche. Zur Zeit bin ich beim Lesen eines Buches so gefesselt, dass ich gar nicht daran denke, selbst zu schreiben. Aber meine treuen Blogbesucher haben dafür natürlich vollstes Verständnis.

Ihr seid alle - you all are - unvergleichtlich!

Dienstag, 15. November 2011

Gastbeitrag Jon Birch: Vom Senfkorn und vom Berg

Nachdem das mit dem Berg nicht funktioniert hatte, probierte Billy seinen Glauben an einem Senfkorn aus.

Samstag, 12. November 2011

D

dDadurch, dass die Durchlässigkeit des Dünndarms, durch Dickleibigkeit deutlich dezimiert, dauerhaft die Drainagetätigkeit des Dickdarms degenerierte, drückte den dämlichen Detlef Dauerverstopfung. Doch dann: Diverse Diäten, diszipliniert durchgehalten, durchbrachen den diabolischen Defekt.  Dinkelmahlzeiten, dazu durstlöschend Doppelkammerbeuteltee, die DonaldsMac Dickmacher deportiert - das Damoklesschwert des Darmverschlusses diffundierte.

Deutlich drahtiger durchkreuzte Detlef darüberhinaus durch die Dünnwerdung die Dominanz der drallen Dorothea, der diplomierten Direktionsassistenten. Des Direktors Devise dekoriert dickgedruckt die Dienstzimmertür: Dicke dürfen draußen darben! Dünne dürfen drinnen diensttun!

Der Direktor, Direktkandidat der deutschen Demokratiepartei, diktierte Dorothea derartig diffizile Dokumente: »Du Dödel die? Du Dödel du! Diri diri dö.«

Der Daniel, dünenwanderungsverliebter Dalaianhänger, daneben Dorfpfaffe, dudelte derweil draußen, das digitale Dateiabspielgerät deichwärts deponiert: De do do do, de da da da ...

Dorotheas dem Direktor dargebotenes Dokument demonstrierte dann deutliche Defizite: Du Dödel da da da? Du Dödel du du du! Diri dideldidumdidei dö.

Der Direktor durchkreuzte dessenthalben Dorotheas Dienstbesoldungsgruppenaufstiegspläne: »Dummdreiste Dilletantin! Denkfaule Deern! Dämliche dumme Dame!«

Der dünngewordene Detlef durfte dem Direktor danach die Diktattauglichkeit demonstrieren. Der Direktor dozierte: »Der Durchschnittbürger denkt: Demokratie dient Deutschland. Denkste! Dreiste Diebe, dubiose Dunkelmänner, diese Demokraten!«

Draußen dudelt der Daniel derweil Dylan: Dignity. Doch Detlef dachte dessenungeachtet diktatgemäß, demonstrierte diszipliniert Durchblick.

Des Detlefs Dokument, dem Direktor demütig dargereicht, durchtrennte dolchstoßgleich dauerhaft Dorotheas Dominanz, degradierte die Direktionsassistentin deutlich. »Donnerwetter!«, deklamierte der Direktor. »Das deutschfehlerfreie Diktat des dickgewesenen, dünngewordenen Dingsbums - Donnerlüttchen!«

Derweil drückten Dorothea Depressionen. Durch Daniel, den draußen dudelnden Droschkenkutscher, daneben Dorfpfaffe, degradiert! Der Direktor, dieser deutschtümelnde Deibel, dieser demente Diktator, darf dem denkfaulen Dünnbrettbohrer Detlef den Dienst darbieten, den doch dienstvertraglich der Dorothea delegierten! Düstere Denkspiele: Detlef duellierend durchbohren? Dreister Diebstahl der Dienstwaffe des Dorfpolizisten? Detlef des Drogenmissbrauchs denunzieren?

Doch das Driften der Depressionsgefühle durch die Denkmuster der drallen Dorothee diente dreifach dem Detlef: Durch Dickmacherfressorgien dachte Dorothea, dem Dauerfrust davonzulaufen, doch dadurch deformierte das dralle Dekolleté, Dickleibigkeit drückte die deprimierte Dame detomehr darnieder.

Detlefs Dauerstress durch delegierte doppelte Dienstschichten dagegen durchbrach die defätistischen Darreichungen darmträgheitsfördernder Döner, der Detlef, drahtig, druckresistent, demonstrierte durchtrainierte Diensttauglichkeit durch druckreife Diktatabschriften, daneben dienten detailgenau durchdachte Dokumente der Datenverarbeitungstechnik dem dienstlichen Durchbruch. Dann dekorierte das Diplom Detlefs Dienstzimmer: Doktor Detlef D., Dienststellenleiter der deutschen Demokratiepartei.

Dorothea darbte derweil daheim, dottergelbe Daunendecken dienten der Dekubitusprophylaxe. Daniels digital dargebotenes De do do do, de da da da drang durch das Delirium. De do do do, Du Dödel du, de da da da, Du Dödel die …

… … …

P.S.: Falls jemand sucht, hier sind [A] [B] [C]

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Donnerstag, 10. November 2011

Unterhaltsames aus dem Alltag

Ein Kollege hofft auf meine Fremdsprachenkenntnisse und fragt:

1

Ich schreibe, denn in der Kürze liegt bekanntlich die Würze, drei Buchstaben als Antwort:

2

Er ist misstrauisch und begehrt weitergehende Aufklärung:

3

Ich ziehe die Stirn in Falten, entschließe mich zur umfassenden sprachwissenschaftlichen Beratung und tippe:

4

Er ist offenbar nunmehr überzeugt und tippt immerhin fünf Buchstaben:

5

Beruhigt kann ich mich wieder an meine sonstige Arbeit machen.

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Dienstag, 8. November 2011

C

image Ach ja, das C. Ich capituliere bei dem Versuch, eine wenn auch nur kurze Episode ausschließlich mit C-Wörtern zu verfassen.

Christina, charming chorusgirl, Claus, cool computergeek, cozy cuddeling, camping-tent. Chaos comes: creme colored cocker chases cat, china breaks, Claus comes close ...
Christina chimes: »Ceterum censeo: cave canem!«
Claus: »Citing can't cure cut chin, cherí!«
Christina colores chinese computerprints. »Cannot care, Claus, cannot.«
»Cellphone?«

Aus. Auch in deutscher Sprache blieb es bei Fragmenten.

Campinpplatz Cuxhaven, christliches Clubferienlager.
Corinna, charmante Chemikerin, Carl, cholerischer Chirurg, campieren; charismatische Chorgesänge, chaotische Cantaten ...
Carl cujoniert Corinna: »Confuse Clarinettistin! C-Dur! Chromatisch!«
Corinna, cidergesättigt, curtisiert: »Carlileinichen ...«

Aus. Wohin jetzt mit all den gesammelten Worten? Canaster, Ceder, Celsius, Cent, Charakter, Chemnitz, Chimäre, Chlor, Chrom, Chronik, Chur, Cicero, circa, Citrone, Citroen, City, Coitus, Collage, colorieren, Commerzbank, Computer, contra, Creme ...

Das C, ach ja das C. O weh!

Montag, 7. November 2011

Drei Schüsse in der Abbey Road

Im April Jahres 2009 flogen wir für eine Woche nach London, um ein wenig auszuspannen. Nicht, dass wir Urlaub nötig hatten, aber auch das gehörte dazu, um den Schein eines normalen Lebens zu wahren. Jede Familie, zumindest wenn sie es sich leisten kann, fährt in Urlaub und erzählt dann den Nachbarn und Bekannten, wie es gewesen ist. So also auch wir drei.

Als eingefleischter Beatles-Fan war London für mich wegen eines gewissen Zebrastreifens schon lange verlockend gewesen. Viktor, jetzt 15 Jahre alt, liebäugelte mit dem Gedanken, ein Austauschschuljahr in England zu verbringen, da war ein Hineinschnuppern in die britische Hauptstadt ganz in seinem Sinne. Christine wollte einfach einkaufen. Nun ja. Es gab zwar in Hamburg meines Wissens auch Geschäfte, aber das gehörte zu den weiblichen Geheimnissen, die ein Mann nie im Leben begreifen wird.

In London waren wir am 3. April, einen Tag nach der Ankunft, mit Waffen versorgt worden. Ich hatte mich daran inzwischen so gewöhnt wie an das morgendliche Zähneputzen. Wenn wir Flureisen unternahmen, blieben unsere eigenen Waffen zu Hause im Safe, am Zielort wartete jemand mit Ersatz auf uns. Vor dem Abflug wurde dann die Ausrüstung wieder abgeholt. Unbewaffnet waren wir so gut wie nie, lediglich während der Flugreise.

Wir schlenderten durch die Carnaby Street, aßen trotz der feuchten Kälte Eis am Picadilly Circus, besuchten Ausstellungen, Kathedralen und Paläste, absolvierten das übliche Touristenpensum. Wir genossen die Freizeit, ließen es uns gut gehen.

Ich legte größten Wert darauf, dass wir vor der Heimreise unbedingt die Abbey Road aufsuchten und Fotos auf dem legendären Zebrastreifen machten. Da ausnahmsweise einmal die Sonne über London schien, fuhren wir recht früh am vierten Morgen mit der U-Bahn zur Station St. John’s Wood und bummelten dann gemütlich über die Grove End Road zu unserem Ziel.

Die Abbey Road war relativ unbelebt. Ab und zu kam ein Auto, aber es gab ausreichende Lücken im Verkehr, um unser Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn zumindest einer der beiden überlebenden Beatles mit auf dem Bild gewesen wäre, aber man kann nicht alles haben.

Ich wollte im weißen Anzug, die Hände in den Taschen, über die Straße marschieren und versuchen, wie John Lennon auszusehen, obwohl natürlich meine Haare mit denen des Beatles auf dem Cover nicht konkurrieren konnten. Das bisschen, was auf meinem Kopf noch übrig war, umrahmte eine wachsende Glatze wie schwindender Strand bei Flut das Meer umsäumt. Aber immerhin: Ich trug eine Brille.

Als wir die Aufnahmen vorbereitet hatten und auf die nächste größere Verkehrslücke warteten, hielt ein weißer Volkswagen Käfer hinter dem Zebrastreifen. Ich fragte Christine spaßeshalber, ob wohl die ICP für mich das Auto bestellt hatte.

»Nein«, lachte sie, »ob du es glaubst oder nicht, es gibt auch noch Zufälle und Dinge auf der Welt, die ohne unsere Mitwirkung passieren.«

Das Bild der Straße glich trotz inzwischen längst geänderter Fahrbahnmarkierungen und anderer Details dem auf dem Beatles-Album einigermaßen, wenngleich wir natürlich zu dieser Jahreszeit keine grün belaubten Bäume vorgefunden hatten. Das Auto wurde jedenfalls zu meiner großen Freude an genau der Stelle abgestellt, an der auf dem Cover ein weißer VW parkt.

Perfekter konnte die Szene nicht werden. Ich war bereit, der Volkswagen stand am richtigen Platz und es kam weit und breit kein Fahrzeug.

Christine und Viktor standen mit Camcorder beziehungsweise Fotokamera bereit. Der Junge hielt alles, was nun folgte, auf dem digitalen Video fest. Es ging so schnell, dass ich viele Einzelheiten erst später beim Betrachten der Aufnahmen bemerkte.

Christine blickte durch den Sucher des Fotoapparates, visierte mich an und ich ging los. Sie drückte den Auslöser und warf einen Blick auf den Mann, der jetzt hinter mir aus dem Volkswagen stieg. Ich ging langsam über den Zebrastreifen, hörte das Klicken der Kamera. Christine steckte den Apparat in die Manteltasche, griff in ihr Achselhalfter. Der Mann schaute zu ihr hinüber. Sie zielte, äußerlich völlig gelassen, und feuerte drei Schüsse ab.

»Weg hier!«, rief sie und rannte los.

Ich starrte auf den Körper, der neben dem Fahrzeug auf der Fahrbahn lag. Ein älterer Herr in dunklem Anzug mit tadellos gepflegtem Äußeren, wenn man einmal von den beiden Löchern im Schädel und dem rasch wachsenden Blutfleck auf der ansonsten blütenweißen Hemdbrust absah. Ich starrte und rührte mich nicht.

»Lauf!«, schrie Christine über ihre Schulter – und ich lief. Viktor war mir bereits einige Schritte voraus, wir verschwanden um die nächste Ecke. Wir hörten Schreie und erste Rufe nach der Polizei hinter uns, es hatte zahlreiche Zeugen gegeben, aber niemand schien uns zu verfolgen. Wer läuft auch schon jemandem hinterher, der eben bewiesen hat, dass er bewaffnet und bereit zum Töten ist.

… … …

Dies ist ein Ausschnitt aus meinem Roman »Sabrinas Geheimnis«. Den kann man käuflich erwerben für den Amazon Kindle:

 

... und auch als Taschenbuch:

Sabrinas Geheimnis (German Edition)

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