Donnerstag, 5. Februar 2009

Der Papst und die Medien

Im Streit über die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners ...
So beginnt eine Schlagzeile vom Vortag. Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen in diesen Tagen den Papst angreifen, die überhaupt nichts mit dem christlichen Glauben - oder irgend einem Glauben - zu tun haben. Da wollen Journalisten und Politiker einem Kirchenoberhaupt vorschreiben, was zu tun und zu lassen ist, obwohl sie weder Mitglieder noch Sympathisanten der Kirche sind.

Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Auch Josef Ratzinger, a.k.a. Benedikt, ist ein Mensch. Im vorliegenden Fall ist aber einiges von einschlägigen Medien auch völlig verzerrt dargestellt worden, wohl um der Sensation willen. Es ging überhaupt nicht um die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners.

Tatsächlich sind und bleiben die strittigen Bischöfe suspendiert, es war nie die Absicht des Papstes, ihnen die Amtsausübung wieder zu gestatten. Er hat lediglich den Ausschluss aus der Kirche rückgängig gemacht, und das ist ja nun eindeutig im Sinne Jesu, dass man auch bei gegensätzlichen Lehrauffassungen (und um die geht es ja bei der Wiederaufnahme in die Kirche, nicht um das Leugnen des Holocaust) nicht ausgrenzt, sondern miteinander spricht.

Dass ein Holocaust-Leugner unter den wieder in die Kirche aufgenommenen Bischöfen war, konnte der Papst womöglich nicht wissen. Er hat den Fehler gemacht, seinen Mitarbeitern zu vertrauen. Er kann unmöglich alle Details einer solch riesigen Organisation wie der katholischen Kirche selbst im Auge haben und auch nicht Lebenslauf und Äußerungen tausender Bischöfe kennen. Womöglich hätte er in diesem Fall, der ja nicht an der Tagesordnung ist, mehr Informationen anfordern sollen. Die zuständigen Mitarbeiter wiederum haben den Fehler gemacht, sich nicht ausreichend zu informieren oder die Informationen falsch einzuschätzen.

Jedoch: Fehler kann man beheben, sich dafür entschuldigen. Gegen die aufgestachelte Journaille kommt man vermutlich auch damit nicht weit...

Josef Ratzinger ist alles andere als ein Feind der Juden, das hat er ja schon sein Leben lang deutlich gezeigt, nicht erst als Papst. Aber die Meute der einschlägigen Journalisten lässt sich natürlich ein gefundenes Fressen nicht entgehen, recherchiert kaum und wiederholt unermüdlich die Falschmeldungen, die andere bereits gebracht haben. Für sachliche Argumente sind derartige Medienmitarbeiter nicht zugänglich.

Gott sei Dank gibt es auch seriöse Medien. In der F.A.Z. bringt es Heinz Joachim Fischer auf den Punkt:
Am meisten betroffen ist der deutsche Kurienkardinal Kasper, der von Amts wegen die „religiösen Beziehungen zum Judentum“ fördert. Bei der Sensibilität von Juden, wenn es um den Holocaust geht, muss er zunächst wieder erklären, dass es „nicht so gemeint“ war, dass es keine Beziehung zwischen der „Ex-Exkommunikation“ des Bischofs Williamson und seinen antisemitischen Äußerungen gibt. Kasper kann die Rabbiner, seine Gesprächspartner, darauf hinweisen, dass es einer besonderen Wahrnehmung bedürfe, bei jenem Papst Antisemitismus zu vermuten, der am 28. Mai 2006 im Vernichtungslager Auschwitz erschüttert, fast verzweifelnd an seinem Gott, des millionenfachen Mordes an den Juden gedachte. (Quelle)
Nun ist es ohne Frage so, dass jeder, der etwas öffentlich tut, sich der Kritik der Öffentlichkeit stellen muss. Die Kirche, ob nun in ihrer katholischen, evangelischen oder freikirchlichen Ausprägung, ist davon nicht ausgenommen. Auch kirchen- und glaubensferne Menschen dürfen selbstverständlich ihre Meinung kundtun. Nur sollte das in jedem Fall sachlich richtig und ausreichend informiert geschehen.