Die Fakten sind eigentlich ganz simmpel: Todd Bentley ist ein Mensch. Kein Gott, kein Engel vom Himmel, kein Wesen aus einer anderen Welt. Ein Mensch.
Das mag manchen überrascht haben. Aus der ganzen Welt pilgerte man nach Florida, um das mitzuerleben, was mal als Outpouring, mal als Erweckung bezeichnet wurde. Um einen Menschen auf den Bühne zu sehen? Nein, sicher nicht, werden die meisten sagen, sondern um Gottes Wirken zu erleben und, Stichwort Impartation, etwas davon mit nach Hause zu bringen.
Die Medienmaschinerie half fleißig mit. Bücher, DVDs, Life-Sendungen, Podcasts und allerlei mehr wurden flugs veröffentlicht. Da witterte und machte mancher auch in Deutschland ein schnelles Geschäft.
Es wurde jedoch nicht nur verdient, sondern auch gestritten. Selten gab es eine solche Polairisation wie in den vier Monaten, in denen Lakeland den einen zum Synonym für die langersehnte Erweckung, anderen zum Synonym für Dämonisches wurde.
Nun hat Todd Bentley sich vorerst völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und seinen Posten als Leiter von Fresh Fire Ministries niedergelegt. Zögerlich, wie es scheint, und wohl unter erheblichem Druck, denn zuerst war ja nur die Rede davon, dass die Ehe in einer Krise stecken würde, nun wurde nachgereicht, dass die Ehekrise Auswirkungen oder Ursachen hat. Die Verlautbarung des Leitungskreises:
We wish to acknowledge, however, that since our last statement from the Fresh Fire Board of Directors, we have discovered new information revealing that Todd Bentley has entered into an unhealthy relationship on an emotional level with a female member of his staff. In light of this new information and in consultation with his leaders and advisors, Todd Bentley has agreed to step down from his position on the Board of Directors and to refrain from all public ministry for a season to receive counsel in his personal life. (Quelle: Fresh Fire Ministries)Was immer eine »ungesunde Beziehung auf emotionaler Ebene« auch sein mag, damit ist jedenfalls einstweilen der Dienst eines Mannes zu Ende, der über vier Monate im Rampenlicht stand wie kaum jemand zuvor. Und auf einmal wird deutlich, was viele nicht begreifen wollten: Todd Bentley ist ein Mensch. Kein Gott, kein Engel vom Himmel, kein Wesen aus einer anderen Welt. Ein Mensch.
Gott hat sich nun einmal entschieden, durch Menschen zu wirken. Dass übernatürliche Wesen in das irdische Geschehen direkt eingreifen, ist in der Bibel kaum zu finden. Es erscheinen zwar Engel, aber die geben Menschen Aufträge, Erklärungen und Anweisungen. Nur selten, wie in Apostelgeschichte 5, 19, übernimmt ein Engel das, was der Mensch nicht schafft. Jesus selbst sagte, er könne selbstverständlich eine himmlische Streitmacht herbeibefehlen (Matthäus 26, 53), aber er tat es nicht.
Ein Evangelist ist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Genau wie ein Pastor, ein Apostel, eine Krankenschwester oder ein Busfahrer. Und Menschen, so unglaublich das auch für manchen Zeitgenossen klingt, machen Fehler. Menschen irren sich. Menschen schlagen falsche Wege ein. Menschen fürchten sich. Menschen überschätzen sich. Menschen lassen sich verleiten. Menschen meinen es gut, und tun das Falsche. Menschen sind nicht unfehlbar.
Manches an den Ereignissen rund um Todd Bentley erinnert mich an eine Rock-Oper aus meiner Jugendzeit. Tommy wird, nachdem ihm Übernatürliches widerfahren ist, von Fans, Medien und Geschäftsleuten zum Superstar gemacht, immer höher gehoben und dann fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Alle haben sie an ihm verdient, sich in seinem Glorienschein gesonnt, und dann ist er plötzlich völlig allein mit dem Scherbenhaufen. Niemand hört mehr seine verzweifelte Bitte: See me, feel me, touch me, heal me...
Ich wünsche Todd Bentley und seiner Frau, dass er nicht völlig alleine dastehen muss, dass sie echte Freundschaft findet. Dass es Menschen in der Umgebung des Paares gibt, die sich als wahrhaftige Schwestern und Brüder erweisen. Ein Bruder wird dir nicht deine Fehler aufzählen, sondern dich in die Arme nehmen, trösten, ermutigen und dir bei einem neuen Anfang helfen. Eine Schwester wird dich nicht verurteilen, sondern lieben, dir helfen, die Scherben zusammenzukehren und dich unterstützen.
Leute, die ohne Sünde sind und deshalb den ersten, zweiten und dritten Stein werfen, gibt es genug. Den letzten, tödlichen Stein werfen sie gerne noch hinterher, wenn du schon am Boden liegst.