Mittwoch, 1. Oktober 2008

Evangelium auf CNN

Weil »Evangelium« für »Gute Nachricht«, »Frohe Botschaft« oder »Siegesbotschaft« steht, hat Bono am Rande der UN-Vollversammlung auf CNN Evangelium zu verkünden gewusst:
»We got good news this week. I know normally I'm on your program with bad news -- the whingeing rock star -- but it's great. There's a disease, malaria -- it's 3,000 African kids die every day of mosquito bites. Sounds mad, but it's true. And people have committed and it looks like the funds are on the table so that that disease will be no more by 2015.« (Das ganze Interview gibt es zum Nachlesen hier: Bono praises McCain, Obama and America.)
Ein kleiner Schritt auf dem Weg, aber immerhin ein echter Sieg in der Schlacht. In wenigen Jahren wird kein Kind mehr an Malaria sterben - das benötigte Geld ist zusammengekommen. Ein Grund, sich zu freuen, und eine Ermutigung, weiter zu kämpfen für eine Welt, in der die Armut etwas ist, was es in der Vergangenheit mal gab.

Bono nützt seinen Status als Rockstar auf eine wunderbar unverschämte Weise aus, um mit anderen Prominenten, aber auch ganz normalen Menschen wie Günter Jott aus Berlin, den Mächtigen der Welt so lange keine Ruhe zu lassen, wie Menschen deshalb sterben, weil sie in Armut leben. Zu denen, die sich via ONE zu diesem Kampf zusammengeschlossen haben, gehören eine ganze Menge Menschen, deren letzte Sorge das Geld sein dürfte. Bill Gates, Michael Bloomberg, Bob Geldof und einige, die nicht einmal wollen, dass ihr Name genannt wird. Es fällt den Politikern zunehmend schwer, sich aus ihren öffentlichen Versprechen hinterher herauszuwinden...
Bono: »You know, politicians. They love signing checks, but they don't like cashing them. They love the photograph. These G-8 meetings, you'll see myself and my partner Bob Geldof arm-wrestling with politicians up against the wall.«
Mittlerweile hat Emergent Village mit ONE eine Partnerschaft begonnen (daher das Logo oben rechts bei diesem Beitrag). Auch andere christliche Gruppen und Organisationen sind inzwischen dabei. Das gibt mir Hoffnung, dass es womöglich doch gelingen wird, die Gemeinde der Endzeit aus den frommen Kuschelecken heraus zu bekommen.
Kürzlich war ich nach dem Hören einer Predigt ein wenig bedrückt. Der Pastor hatte ausführlich darüber gesprochen, wie die Gemeindemitglieder finanziellen Segen erwarten sollen und dürfen, um dann einerseits den Lebensbedarf zu decken (was völlig legitim ist), und andererseits ihre Gemeinde noch tatkräftiger unterstützen zu können. Irgendwie gewann ich den Eindruck, als sei das »Trachten nach dem Reich Gottes« gleichbedeutend mit den Belangen der örtlichen Gemeinde. Vielleicht habe ich mich beim Zuhören auch geirrt...
Wie dem auch sei. Ist es denkbar, dass auch die freikirchlich orientierte die Christenheit, bevor sie sich um die eigenen Belange kümmert, das tut, was letztendlich vor dem Richterstuhl des Königs über »links« oder »rechts« entscheiden wird? Das hat Jesus recht unmissverständlich so formuliert:
Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht.
Dann werden sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?
Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan. (Matthäus 25, 42ff)
Wird das auch in Deutschland gelingen? Warum eigentlich nicht! Man muss nicht Bono oder Bill Gates sein, um etwas zu tun. 
Haso schilderte gestern seine Gedanken über das Wohlstandsevangelium. Und gibt ganz praktische, für jedermann und jedefrau umsetzbare Tipps.