Eine Blogleserin schenkte mir diese CD, die ihr ausnehmend gut gefiel und von der sie annahm, dass sie auch meinen Ohren gut bekäme. Was in der Tat der Fall ist.
»Wien bleibt Krk« nennt sich die heiße Scheibe voller Überraschungen. Der Künstler, der dieses einmalige Wiener Mischmasch aus »Klassik, Gipsy, Polka, Wienerliedern, Walzern und Schnörtzenbrekker«, was immer letzteres auch sein mag, mit einigen Freunden aufgenommen hat, ist ein Multitalent.
Georg Breinschmid studierte klassischen Kontrabass an der Wiener Musikhochschule und war während des Studiums als Substitut in verschiedenen Wiener Orchestern (Wiener Philharmoniker, Wiener Symphoniker u.a.) sowie auch kammermusikalisch tätig. Von 1994 bis 1996 war er im Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester engagiert, von 1996 bis 1998 bei den Wiener Philharmonikern. Ein Mann, der mit seinem Instrument umzugehen weiß und - »Wien bleibt Krk« zeigt es mir - ein Mann mit sehr viel Humor und Talent für weit mehr als die Klassik.
Die CD enthält überwiegend instrumentale Stücke, aber die haben es auch ohne Texte faustdick hinter den Ohren, falls Stücke Ohren haben. Was ganz harmlos als Caféhausmusik daherkommt, überrascht plötzlich mit schrägen Tönen oder dem Wechsel in ein völlig anderes Genre. Da ist keine Tradition heilig, selbst des Wieners liebstes Kind Mozart bekommt sein Fett weg. Breinschmid hat wohl auch mit dem »Fußball-Aversions-Wienerlied« den Erfolg der österreichischen Mannschaft bei der EM 2008 vorausgeahnt:
Schauts eich den Deppn an, der wos ned kickn kann / Wiara am Rasn steht / Sogoa zum Schlatzn is er z'bled.»Schlatzn« soll wohl Spucken heißen, wie man dem unmissverständlichen O-Ton nach dieser Zeile entnehmen kann. Besonders angetan hat es mir auch »Komisches Wienerlied«, weil man da endlich erfährt, warum ein G erst mit einem Gis zusammen etwas Hörenswertes darstellt.
Irgendwie haben sich einige Wiener schon seit vielen Jahren in mein musikalisches Herz »einigschlichn«, von Wolfang Ambros über Georg Danzer bis zu DÖF (was für Deutsch-Österreischisches-Feingefühl steht). Georg Breinschmid hat sich nun dazugesellt.
Fazit: Unbedingt empfehlenswert für Menschen, die sich gerne überraschen und aufs musikalische Glatteis führen lassen, jenseits aller Genregrenzen. Und für Fußballverächter sowieso Pflicht.
- Die CD gibt es zum Beispiel hier: Georg Breinschmid - Wien bleibt Krk
- Die Webseite des Künstlers: Servus begrüße dich d'Ehre Mahlzeit!