My name is Edgar Freemantle. I used to be a big deal in the building and contracting business. This was in Minnesota, in my other life. I learned that my-other-life thing from Wireman.
I want to tell you about Wireman, but first let's get through the Minnesota part.
So beginnt der Held der Erzählung seinen Bericht. Er ist ein ganz normaler amerikanischer Geschäftsmann, bis er bei einem Unfall fast zu Tode kommt. Er überlebt, allerdings verliert er seinen rechten Arm. Wäre das nicht passiert, hätte Stephen King jemand anderen erfinden müssen, um die Geschichte der Mädchen auf Duma Key zu erzählen. Um die geht es nämlich im Grunde, nicht so sehr um Edgar Freemantle oder Wireman - obwohl Stephen King mittels dieser beiden Personen eine wunderbare Freundschaft schildert. Eine Freundschaft im biblischen Sinne, einer trägt des anderen Last, ist zu jedem Opfer für den Freund bereit (und bringt es auch), die Freundschaft ist auf Ehrlichkeit, Offenheit und Liebe zum Freund gegründet. Keine Spur von Eigennutz. So etwa wie Freemantle und Wireman miteinander umgehen, stelle ich mir vor, dass Jesus und Johannes miteinander umgegangen sind.
Ein Romanheld, der ein ganz normaler Geschäftsmann ist, taugt nicht viel, wenn der Kampf und Sieg über das Böse beschrieben werden soll. Also lassen wir Autoren uns etwas einfallen, um unsere Figuren auszustatten oder zu berauben. Stepehn King fiel ein grausamer Unfall mit anschließender Amputation ein. Man möchte fast meinen, dass der Autor selbst einen Arm verloren hat, so eindrücklich beschreibt er die Gefühls- und Empfindungswelt seines Helden.
Or maybe the question was why I'd been so hungry afterward.
Maybe that was the question.
So hungry for meat.
"I took him in my arms," I whispered.
Your arm, you mean, because now one is all you've got. Your good left.
But my memory was taking him in my arms, plural. Channeling my anger
(it was RED)
away from that foolish woman with her cigarette and cell phone and somehow back into myself, in some kind of crazy closed loop . . . taking him in my arms . . . surely a hallucination, but yes, that was my memory.
Taking him in my arms.
Cradling his neck with my left elbow so I could strangle him with my right hand. Strangle him and put him out of his misery.
I slept shirtless, so it was easy to look at my stump. I only had to turn my head. I could wiggle it, but not much more. I did that a couple of times, and then I looked up at the ceiling. My heartbeat was slowing a little.
"The dog died of his injuries," I said. "And shock. An autopsy would confirm that."
Except no one did autopsies on dogs that died after being crushed to bones and jelly by Hummers driven by careless, distracted women.
I looked at the ceiling and I wished this life was over. This unhappy life that had started out so confidently. I thought I would sleep no more that night, but eventually I did. In the end we always wear out our worries.
That's what Wireman says.
Es ist einmal mehr die Erzählkunst, die mir diesen Roman aus vielen gelesenen Büchern herausragend werden ließ, nicht so sehr die Handlung. Ich übersetze selbst Bücher für mehrere Verlage, aber an Stephen King würde ich mich kaum herantrauen. Höchstens für ganz viel Geld. Ich rate jedem, wenn möglich das Original zu lesen. Manches, was Stephen King mit Worten und Redewendungen anstellt, ist im Deutschen einfach nicht ohne Verluste machbar. Warum die deutsche Ausgabe übrigens den unsäglich dämlichen Titel »Wahn« bekommen hat (ein wie auch immer gearteter Wahn spielt im Buch keine Rolle) wird ein ewiges Rätsel bleiben, genau wie der Schwachsinn, »Lisey's Story« in der deutschen Fassung ausgerechnet »Love« zu nennen. Dem deutschen Verleger scheint da jemand ein Brett vor den Kopf genagelt zu haben, auf dem steht, dass ein Roman von Stepehn King in alle Ewigeit nur ein Wort als Titel haben darf...
Die Geschichte von Duma Key wird in dem Moment unglaubwürdig, als Stephen King etwa ab Seite 500 in längt vergangen geglaubte Muster zurückfällt. Er lässt unglaubwürdige Gestalten aus dem Jenseits auftreten. So werden die letzten rund 100 Seiten leider, was die Handlung betrifft, durch Phantasy-Horror-Elemente beeinträchtigt. Das fand ich schade, denn dass er gute und anspruchsvolle Literatur zu schreiben vermag, die spannend ist und den Leser nicht loslässt, ohne in die Kiste mit den Billig-Effekten zu greifen, hat er in den letzten Jahren ja bewiesen. Es spricht überhaupt nichts dagegen, Übernatürliches in einen Roman einfließen zu lassen, aber in Duma Key geht das nach meinem Empfinden am Schluss ziemlich daneben. Das hat Stephen King schon besser gekonnt, sein es in »Desperation« oder in »The Green Mile«, ganz zu schweigen von »The Girl Who Loved Tom Gordon«.
Nun soll ein Leser seinem Autor nicht vorschreiben, wie eine Geschichte erzählt wird, niemand muss ja ein Buch lesen, wenn es ihm nicht gefällt (abgesehen von der Schulzeit, da bestimmt noch der Lehrer einen Teil der Lektüre). Die Schwächen der Handlung am Ende des Buches haben mein Lesevergnügen, das durch Stephen Kings virtuosen Umgang mit Worten schon auf den ersten Seiten entstanden ist, kaum gemindert. Sprachlich gesehen gibt es an »Duma Key« bis zum Schluss nichts auszusetzen. Vor allem Wireman legt er immer wieder herrliche Weisheiten in den Mund...
We fool ourselves so much, we could make a living out of it.
Dreimal auf knapp 600 Seiten unterläuft Stephen King übrigens der Fauxpas, dass sein einarmiger Held doch jemanden in die Arme (Plural) nimmt. Der fehlende rechte Arm spielt häufig eine Rolle, aber an diesen drei Stellen ist es eindeutig ein klitzekleiner Irrtum... Na ja, solche Fundstellen sind amüsant und machen mir einen Erzähler sympathisch. Stephen King ist eben auch nur ein Mensch. Und zwar einer der besten Erzähler unserer Zeit.
Stephen King: Duma Key: A Novel
Euro 18,95
Gebundene Ausgabe: 592 Seiten
Verlag: B&T;
Auflage: Export Ed. (22. Januar 2008)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 1416552510
ISBN-13: 978-1416552512