Ich war skeptisch, aber da ich grundsätzlich Unbekanntes gerne vom Un befreie, habe ich mich vor drei Wochen bei Facebook angemeldet, um das Ganze kennen zu lernen. Man kann ja jederzeit wieder verschwinden, wenn man möchte.
Positiv auf jeden Fall: Ich habe mit etlichen Menschen wieder Kontakt, elektronischen zumindest, die vor Jahren oder Jahrzehnten aus meinem Blick gerieten. Bei Facebook heißen (ich benutze die englische Oberfläche) solche Kontakte »Friends«. Nach nunmehr drei Wochen habe ich 104 Freunde – wobei ich etliche überhaupt nicht kenne. Die haben mich kontaktiert, und ich habe die Anfrage bestätigt. Aber mehrheitlich sind das Menschen, die ich tatsächlich aus dem echten Leben kenne.
Man stellt – so geht es los – bei Facebook zunächst das persönliche Profil zusammen. Welche Informationen man dabei preisgeben will, ist dem eigenen Ermessen überlassen. Es gab ja reichlich Diskussionen über die Privatsphäre, die Sicherheit und wasnochalles, aber liebe Leute, also wirklich: Es muss doch jedem auch nur halbwegs vernünftigen Menschen klar sein, dass das Internet nirgends und niemals sicher ist. Wer etwas zu verbergen hat, möge sich in Hinterzimmern von Kneipen tummeln, aber doch nicht in »sozialen Netzwerken«.
Zurück zum Profil. Meins sieht etwa so aus, wie hier abgebildet. Etwa deshalb, weil das Profil lebt. Mit jedem Beitrag, Kommentar, mit jeder Aktion ändert sich das Profil, da alles auf der persönlichen »Wall« zu sehen ist.
Was ich dort so treibe, erscheint bei allen meinen »Friends« im »Newsfeed«. Und das ist auch gut so, denn das ist ja der Grund, überhaupt bei Facebook zu sein: Menschen sollen lesen und sehen, was mir so einfällt.
In meinem »Feed« wiederum sehe ich, was andere so anstellen. In den ersten Tagen war da allerlei dabei, was mir nur den Bildschirm unübersichtlich machte. Es gibt wohl eine Menge »Friends«, die nur Spiele (Farmville, Dreamworld & Co.) spielen oder irgendwelche Tests absolvieren, kitschige »Geschenke« verschicken oder zufallsgenerierte Sprüche zum besten geben – was mich aber alles überhaupt nicht interessiert. Da kommen dann solche weltbewegenden Nachrichten zustande, wie diese im Bild rechts.
Zum Glück hat jedoch Facebook eine Funktion, mit der man derartige Behelligungen unterbinden kann. Einmal auf »Hide« geklickt, dann beispielsweise »Hide Farmville«, und schon bleibt der eigene Bildschirm frei davon.
Interessanter sind die Gruppen, na ja, mehr oder weniger interessant zumindest. Ich war vor gefühlten 50 Jahren mal am Nolli, dann am Südstern. Wer mit den Begriffen nichts anfangen kann, war nicht dabei – macht ja nichts. Wer allerdings dabei war, kann bei Facebook andere finden, denen die Begriffe ein Begriff sind und – wie es mir erging – den jahrzehntelang erloschenen Kontakt zu selbigen wieder herstellen, wenn gewünscht.
Die Gruppen sind Legion, da jeder und jede eine Gruppe ins virtuelle Leben rufen kann, ich neige nicht dazu, zahlreichen Gruppen beizutreten. Daher sind derzeit auch nur drei in meiner Liste zu finden.
Man kann auch »Fan« von jemanden / etwas werden oder bei Beiträgen »Like« anklicken… – mache ich hin und wieder, wenn ich etwas mag. Der Urheber weiß dann, dass jemand seinen Beitrag mag. Ist doch schön.
So. Klingt ja alles wie eine Lobeshymne. Gibt es denn gar nichts zu meckern?
Jein. Natürlich ist die Verlockung groß, viel Zeit mit Facebook zu verbringen, vor allem am Anfang war das bei mir so. Da der Tag nur 24 Stunden hat, mit oder ohne Facebook, fehlt die Zeit womöglich für andere Aktivitäten oder die Inaktivität des Schlafens. Jedoch: Das ist wie mit der Sicherheit und der Privatsphäre. Der vernunftbegabte Mensch weiß selbst über sich und sein Tun zu entscheiden. Wenn nicht, dann fehlt es ihm an Vernunft. Da kann man nichts machen.
Mein Fazit nach drei Wochen: Macht Spaß, erweitert die Kontakte, werde ich einstweilen weiter nutzen.