Mit Superlativen gehe ich eher zurückhaltend um, doch in diesem Fall kann ich ohne Bedenken sagen, dass ich gestern eines der schönsten Konzerte meines Lebens zu besuchen die Freude hatte. Leonard Cohen war in Berlin und sein Auftritt in der Waldbühne war mehr als ein Konzert. In den Pressemeldungen liest sich das beispielsweise so:
Seine zum Teil 40 Jahre alten Hits wie Hallelujah, Partisan oder Sisters of Mercy sang Cohen mit einer Ergriffenheit, die weder aufgesetzt noch kitschig war. Man hatte das Gefühl, der junge Cohen hat diese Lieder für den alten Cohen geschrieben. (BZ)
Ein Abend mit Cohen ist ein Weihespiel. Es ist ein Eintauchen in seine Lieder, in die Verse und Melodien, die er seit 1968 veröffentlicht und die bei den meisten seiner Zuhörer längst zum Bestandteil der eigenen Biografie geworden sind. Man erinnert sich an die Umstände, als man vom Tod von Lady Di hörte, als man Neil Armstrong auf dem Mond sah - und als man das erste Mal Suzanne oder Bird on a Wire von Cohen lauschte. (Berliner Morgenbost)
Der Journalist hat recht – ich kann mich noch heute daran erinnern, wie ich im Zimmer meines Bruders saß und einer Schallplatte lauschte, die er eben gekauft hatte. Vor allem Teachers und One of us cannot be wrong nahmen mich neben So long, Marianne sofort gefangen, schon beim ersten Hören. Das war 1968 – ich war 13 Jahre alt. Seit damals hat mich Leonard Cohens Musik begleitet in guten wie in schlechten Zeiten.
Ich hatte gestern ein gutes Konzert erwartet, aber was uns in der Waldbühne erwartete, war – die Morgenpost hat mit »Weihespiel« nicht ganz unrecht – ein Erlebnis, das die Seele anrührt, den ganzen Menschen durchdringt. Freude schenkt. Frieden im Inneren herstellt. Tränen hervorbringt, die wohltuend sind. Man bemerkt auch auf den harten Bänken ohne Rückenlehne in der Waldbühne nicht, wie viel Zeit tatsächlich vergeht. Pünktlich um 18:30 kamen die Musiker auf die Bühne und erst um 22:10 Uhr war dann zu Ende, was mit dem Begriff Konzert nur unzureichend beschrieben werden kann. Die hervorragenden Musiker, die im Laufe des Abends auch selbst ersichtlich immer mehr begeistert waren, trugen erheblich zum Zauber bei.
Ich schwärme? Ja. Genau. Und ich bin sicher nicht der einzige Besucher, der diesen Abend nie vergessen wird.
Wer die Chance hat, ein Konzert mit Leonard Cohen zu besuchen, sollte nicht zögern. Es wird sich lohnen.