Der Autor Randall Arthur aus Georgia in den Vereinigten Staaten von Amerika war gestern in Berlin und wir, die beste aller Ehefrauen und meine Wenigkeit, hatte die Freude, seinem Vortrag zuhören zu dürfen. Den Vortrag könnte man mit Fug und Recht auch Predigt nennen, denn Randall Arthur ist ein Künstlername des Pastors Randy Dodd und die Ansprache fand im kirchlichen Rahmen eines Gottesdienstes statt.
Ich habe bisher nur ein Buch von Radall Arthur gelesen, Forgotten Road nennt es sich. Ich habe mir seinerzeit nach der Lektüre auf meiner Liste der gelesenen Bücher notiert: First quarter very semi-liquid, rest inspiring. Die gestrige Predigt fand ich durchgehend inspirierend; es ging darum, sich Erinnerungen zu bewahren, sei es in Form von Festen oder Dokumenten oder Symbolen. Erinnerungen an Mut machende, an kraft- und glaubensspendende Erlebnisse.
Mittags saßen wir mit unserem Freund Harald in einem Restaurant am Kurfürstendamm beim Essen. Er erzählte voller Freude von einer Begegnung, bei der er sofort an mich denken musste. Er hatte eine Dame kennen gelernt, die vor zehn Jahren an Darmkrebs erkrankte, operiert wurde, eine Chemotherapie durchmachte, dann von Lebermetastasen befallen wurde, eine zweite Operation durchmachte und anschließend sogar noch mit Lungenmetastasen und erneut Lebermetastasen ein drittes Mal operiert werden musste. Inzwischen ist die erste Diagnose zehn Jahre her und die Dame ist so gesund und munter, dass sie ihren Schwerbehindertenausweis abgeben musste oder konnte.
Abgesehen von der dritten Diagnose und Operation ist das ein meinen Erlebnissen sehr ähnlicher Verlauf, auf die Lungenmetastasen und erneuten Leberbefall verzichte ich auch sehr gerne. Unser Freund erzählte uns von der Dame, um uns zu ermutigen: Trotz Rückschlägen ist es möglich und keineswegs unrealistisch, den Krebs zu besiegen. Die Patientin hatte (genau wie wir) die Ernährung komplett auf gesunde Produkte umgestellt, achtete (genau wie wir) auf schadstofffreie Kleidung, Kosmetika und Wohnumfeld und darauf, dass Stress keine Chance bekommen konnte. Inzwischen ist sie längst über die fünf Jahre ohne Krebs hinaus gekommen und gilt daher medizinisch als geheilt.
Es tut Geist und Seele gut und macht nachhaltig Mut, solche Berichte zu hören. Und es stärkt, daran hat mich Randy Dodd alias Radall Arthur erinnert, ebenso die Seele und den Geist, wenn man sich erinnert an das Gute, das Wunderbare, das Gottgewirkte im eigenen Leben. In seiner Predigt erwähnte er Schriftrollen, jährliche Feste und sichtbare Symbole aus den biblischen Berichten. Er erzählte auch davon, dass er zwei 14seitige Briefe seit zwanzig Jahren aufbewahrt, die ihn an eine existentielle Krise und den göttlichen Zuspruch samt Herausfinden aus der Krise erinnern.
Ich habe ebenfalls solche Erinnerungshilfen. Zum einen habe ich viele meiner menschlich kaum hinreichend erklärbaren Erlebnisse in dem Buch Es gibt kein Unmöglich! aufgeschrieben - nicht nur für die Leser, sondern auch, um selbst nicht zu vergessen. Zum anderen ist der 21. März 2012, an dem die lebensrettende Darmoperation durchgeführt wurde, sozusagen mein zweiter Geburtstag. Und darüber hinaus gibt es auch einige Symbole in unserer Wohnung - unter anderem hat uns eine Freundin ein Gemälde geschenkt, das die Auferstehung vom Krankenlager symbolisiert. Es hängt in unserem Wohnzimmer.
Ich freue mich - gerade jetzt, wo die nächsten Nachsorgeuntersuchungen unmittelbar bevorstehen - über solche Mutmacher im Alltag, über solche Impulse, die Dankbarkeit nicht zu vergessen und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
Und meinen Lesern wünsche ich von Herzen, dass auch sie - Krebs oder nicht, Sorgen oder nicht, alles in Butter oder nicht - sich Erinnerungen bewahren und aufmerksam sind und bleiben für Mut machende Impulse. Das sind Lichtblicke als Vorrat für dunkle Zeiten..
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