»Wie 2014 wird, das bleibt abzuwarten. Ich hoffe und wünsche mir und bete darum, am Ende des kommenden Jahres noch am Leben und bei robuster Konstitution zu sein, aber ich weiß auch, dass der Krebs innerhalb weniger Monate den Schlusspunkt unter mein Leben setzen kann. Meine Chancen, dauerhaft gesund zu bleiben, liegen bei 50 Prozent, dem Onkologen im Klinikum zufolge.«
Mit diesen Worten begann ich meinen Jahresrückblick 2013. Ich kann heute einfach die Jahreszahl austauschen … denn die gleiche Hoffnung, auf der »gesunden Seite« der 50 Prozent zu bleiben, wird die beste aller Ehefrauen und mich auch in das Jahr 2015 begleiten.
Mein Rückblick auf 2014 ist ein sehr dankbarer. Zunächst, weil ich noch lebe, denn das ist nicht selbstverständlich. Doch ich lebe nicht nur irgendwie gerade noch so, sondern es geht mir von einigen Malaisen abgesehen sogar sehr gut.
Ich hatte, abgesehen von einem Hörsturz mit seither anhaltendem Tinnitus im Februar, keine neuen gesundheitlichen Probleme. Dass mein Verdauungsapparat deutlich sensibler ist als vor der Krebserkrankung, daran habe ich mich längst gewöhnt und damit kann ich zurechtkommen. Dass der durch einen Unfall bei der Chemotherapie geschädigte rechte Arm mal mehr, mal weniger schmerzt, auch daran habe ich mich längst gewöhnt. Ich bin sogar froh, dass dies so ist, denn in vielen Fällen, das bestätigte meiner Frau kürzlich wieder unser Interviewer von der Krebsforschung der Charité, führt ein solcher, extrem seltener, aber dennoch nicht auszuschließender Unfall zum Verlust des Unterarms. Und ich habe meinen Arm behalten dürfen – das wiegt schwerer als Schmerzen, die auszuhalten sind. Und wer weiß, vielleicht bessert sich das auch im Lauf der Zeit noch. Es gibt zu wenige vergleichbare Fälle, um da Prognosen zu wagen.
Das gilt auch für die Zehen- und Fingerspitzen, die seit der Chemotherapie taub und kalt sind. Kürzlich in der Sauna fiel mir zum ersten Mal und eher zufällig auf, dass ich mit den Zehenspitzen die Unebenheiten der Fliesen fühlen konnte. Zumindest in der Hitze der Dampfsauna war das Gefühl vorübergehend zurückgekehrt. Daraus eine hoffnungsvolle Tendenz abzulesen will mir nicht gelingen, aber immerhin war es eine deutliche Veränderung des normalen Zustandes.
Meine Blutwerte haben sich seit Januar kontinuierlich gebessert. Der Gamma-GT-Wert ist zwar noch deutlich erhöht, aber im Vergleich zu den alarmierenden Gipfelstürmen nach der Leberoperation im Oktober 2013 ist er inzwischen fast schon im Tal der Normalität angekommen.
Viele Gründe also, dankbar zu sein. Für die verliehene Gesundheit.
Aber darüber hinaus gab es 2014 noch viele weitere Anlässe für dauerhafte Dankbarkeit. Wir konnten zwar keine »große« Urlaubsreise unternehmen, aber statt dessen hatten wir an etlichen verlängerten Wochenenden Gelegenheit, uns bisher unbekannte Gegenden und Orte zu erkunden. Im Müritz-Nationalpark und im Erzgebirge waren wir unterwegs, aber auch in und um Berlin haben wir manche wunderschönen und interessanten Ausflüge erlebt, vom Dahlienfeuer und Teufelsberg bis Caputh und Potsdam, vom Straßenfest bis zu mehreren Theater- und Ausstellungsbesuchen. Auch ein paar wunderbare Konzerte konnten wir genießen.
Nicht alles, was wir uns an Unternehmungen so ausgemalt und vorgenommen hatten, haben wir dann auch verwirklicht, denn manchmal ist es einfach schöner, einfach nur zu Hause zu entspannen und manchmal gibt es zu viel zu tun (wer selbständig arbeitet, kennt eben in der Regel keine »ordentlichen« Arbeitszeiten sondern richtet sich nach den Anforderungen der Kunden).
Viel Freude gemacht hat mir im Mai die Teilnahme am Benefizlauf »Joggathon 2014«. Dass ich nur acht Monate nach der Leberoperation immerhin zehn Runden schaffen (und damit 245 Euro für den guten Zweck erlaufen) würde, hätte ich vorher nicht erwartet. Jetzt, am Jahresende 2014, fallen mir zehn und mehr Kilometer Dauerlauf in 60 Minuten nicht sonderlich schwer. Falls es also 2015 wieder einen Benefizlauf gibt und ich gesund bleibe, könnte ich aus heutiger Sicht von einem noch besseren Ergebnis ausgehen. Doch das ist Zukunftsmusik. Zurück zum Rückblick auf das vergangene Jahr.
Dankbar bin ich auch für ausreichende finanzielle Versorgung, denn dass man Arbeit hat, beziehungsweise Aufträge von zahlungsfähigen Kunden, ist heutzutage nicht selbstverständlich. Neben meiner 40-Stunden-Woche als Personalreferent hatte ich Kraft genug, im Rahmen unserer selbständigen Tätigkeit neben kleineren Textarbeiten auch umfangreiche CD-Produktionen und mehrere Übersetzungen zu fertigen.
Einiges, was mir vorschwebte, habe ich nicht verwirklicht – vielleicht komme ich ja 2015 dazu? Zum Beispiel die Überarbeitung und Neuauflage meines Romans »Es gibt kein Unmöglich!« und die Arbeit an einem gemeinsamen Buch mit der besten aller Ehefrauen über unser Leben und Erleben seit und mit der Krebsdiagnose.
Der Blick auf das beinahe vergangene Jahr ist jedenfalls geprägt von sehr viel Dankbarkeit und der Blick auf das kommende Jahr ein hoffnungsvoller: Ich werde weiter für die Kräftigung meines Immunsystems und Körpers tun, was in meiner Macht liegt - wenn Gott mir dazu weiterhin Gesundheit verleiht, darf ich auch 2015 wieder Weihnachten feiern.
Meinen geschätzten Blogbesuchern wünsche ich von Herzen ein gutes und gesundes und frohes neues Jahr.
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